{"id":93265,"date":"2024-07-14T11:50:14","date_gmt":"2024-07-14T09:50:14","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=93265"},"modified":"2024-07-11T19:05:22","modified_gmt":"2024-07-11T17:05:22","slug":"anekdote-zum-sonntag-231-wetten-dass","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/sonstiges\/anekdote-zum-sonntag-231-wetten-dass\/","title":{"rendered":"Anekdote zum Sonntag (231) \u2013 \u201eWetten, dass\u2026?\u201c"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Als 1920 die erste Steirische Meisterschaft ausgetragen wurde, waren der GAK und Sturm auch nur zwei von vielen Klubs, die in der gr\u00fcnen Landeshauptstadt beheimatet waren: In der Liga kickten neben dem SC Hakoah Graz (aufgel\u00f6st: 1938) oder dem heute in der Gebietsliga Mitte agierenden Grazer Sportclub auch Vereine wie die mittlerweile nicht mehr existierenden Rapid Graz oder die Amateure Graz. Schon bald kristallisierten sich aber der 1902 gegr\u00fcndete und als \u201eAkademikerverein\u201c geltenden Grazer Athletiksportklub und der etwas j\u00fcngere Grazer Fu\u00dfballclub \u201eSturm\u201c, der seinen Namen einem Prager Verein entlehnt hatte, als die tonangebenden Mannschaften der Stadt heraus. In den kommenden Jahren sollten sich die beiden Teams die Meisterschaft fast immer untereinander ausmachen und etablierten sich so als Rivalen, deren Derby das ultimative Kr\u00e4ftemessen darstellte. In dieser Zeit \u2013 in den 30ern des vergangenen Jahrhunderts \u2013 gr\u00fcndete sich auch eine steirische Fleischerei, die sp\u00e4ter eine gewisse Rolle in diesem Konkurrenzkampf spielen sollte. Der Sohn des Gr\u00fcnders des Familienunternehmens, Franz Zotter junior, begann n\u00e4mlich viele Jahrzehnte sp\u00e4ter die Grazer Stadtderbys auf sehr spezielle Art zu zelebrieren:<\/p>\n

Der eingefleischte Sturm\u2011Anh\u00e4nger Zotter arrangierte erstmals 1968 mit dem K\u00fcchenchef eines Lokals der Innenstadt, Peter Bumsenberger, eine flotte Wette f\u00fcr das kommende \u201eSpiel der Spiele\u201c, die Zotter prompt verlor. Um seinen Wetteinsatz einzul\u00f6sen, musste der schwarz-wei\u00dfe Fleischermeister in der Folge ein geschlachtetes Schaf aus seinem K\u00fchlraum auf den Schultern von der legend\u00e4ren \u201eGruabn\u201c bis in die Gleisdorfer Gasse tragen. W\u00e4hrend der Prozedur baumelte Zotter zum Gaudium des anwesenden Stra\u00dfenpublikums ein Riesenschild mit der Aufschrift: \u201eWir zwei Hammel glaubten an einen STURM SIEG!\u201c<\/em> vom Hals. Dieser \u201eCabanossi\u201c- \u00e4h \u201eCanossa\u201c-Gang wurde mit gro\u00dfem Zuschauerinteresse verfolgt und auch medial dokumentiert. Letztendlich r\u00fchrte er die Werbetrommel f\u00fcr Zotters Fleischerei, sodass der Chef plante seine kreativen Wetten zur Tradition zu machen: So kam es, dass schon nach dem n\u00e4chsten Derbyduell, das keiner der Vereine gewinnen konnte, beide Wettpartner den ca. 1,6 km langen Fu\u00dfmarsch zusammen bew\u00e4ltigten – – jeder mit Schild und totem Tier im Nacken.<\/p>\n

Getreu dem Werbeslogan \u201eWetten in einer anderen Liga\u201c spann Zotter an immer absurderen Ideen als Wetteinsatz und fand sich immer neue Herausforderer, die gegen ihn auf einen GAK-Sieg setzten, w\u00e4hrend er auf einen vollen Erfolg seiner \u201eSchwoazn\u201c baute. Im Laufe der n\u00e4chsten Jahre rollte der Verlierer des inszenierten Derby-Wettstreites u.a. ein riesiges Weinfass durch die Gassen der Grazer Innenstadt oder schleppte selbiges den ber\u00fchmten Schlossberg hoch. Auch einen Esel namens \u201eSusi\u201c sowie alte Ochsen, die sp\u00e4ter von Zotter verarbeitet wurden, wurden zum Gaudium Schaulustiger durch die Stra\u00dfen getrieben – ein Unterfangen, das heute wohl beh\u00f6rdlich untersagt werden w\u00fcrde. F\u00fcr sp\u00f6ttische Lacher sorgten dabei stets die \u201eSchilder der Schande\u201c, die der jeweilige Verlierer vor sich trug: So hie\u00df es w\u00e4hrend des Spazierganges mit Huftier Susi etwa: \u201eWir zwei Esel, Gro\u00df und Klein, wollen Derbysieger sein.\u201c<\/em> Die h\u00e4rteste Aufgabe war aber ein Fu\u00dfmarsch vom Grazer Stadtzentrum nach Gleisdorf \u2013 schlappe viereinhalb Stunde lang. Die Niederlage im Duell der Stadtrivalen tat dem Verlierer damals doppelt weh.<\/p>\n

Zotter hatte es geschafft: Der Schlusspunkt der jeweiligen Wetten –\u00a0die \u201eBezahlung\u201c der Ehrenschulden\u00a0– war bald eine Art Tradition und f\u00fchrte zu Massenaufl\u00e4ufen in der Altstadt. Als gewiefter Gesch\u00e4ftsmann hatte der Fleischer damit seine helle Freude; er schenkte Freibier aus und verkaufte W\u00fcrstel, Leberk\u00e4se und Co. aus seinem Gesch\u00e4ft. Fast jede Grazer Derbywette m\u00fcndete so in einem \u201eFest der Feindschaft\u201c bei dem sich GAK- und Sturm-Fans trafen, bei Speis und Trank miteinander plauderten und sich gegenseitig aufzogen. \u201eGesunde Rivalit\u00e4t\u201c war damals \u2013 abgesehen von Einzelf\u00e4llen \u2013 kein Fremdwort. Irgendwann war jedoch Schluss mit Zotters Sp\u00e4\u00dfen; er \u00fcberlie\u00df die Fleischhauerei seinem Sohn und veranstaltete auch seine legend\u00e4ren Derbywetten nicht mehr.<\/p>\n

Ein gewisser Hannes Kartnig versuchte in den 90ern Zotters Inszenierung als PR-Gag neu aufleben zu lassen: So musste der wortgewaltige Sturm-Pr\u00e4sident nach einer Niederlage im Stadtduell in rotem Trainingsanzug Fanartikel des Stadtrivalen feilbieten. GAK-Pr\u00e4sident und Intimfeind Fischl fands witzig. Auch 2005 verlor der Werbeunternehmer eine Wette \u00fcber den Ausgang des steirischen \u201eSpiels der Spiele\u201c und fand sich deswegen hinter der Budel eines Franchise-Fastfood-Lokals, das seinem (neuen) Kontrahenten S\u00fckar geh\u00f6rte, wieder. Letztendlich machte Kartnigs kratzige Art und insbesondere sein r\u00fccksichtsloser Umgang mit der Fanszene der Hoffnung, er k\u00f6nne an die irren Wetten des Franz Z. und somit an die alte Zeit ankn\u00fcpfen, aber schnell den Gar aus. Alles hat eben ein Ende – nur (Zotters) Wurst hat zwei.<\/p>\n

Marie Samstag, abseits.at<\/em><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Als 1920 die erste Steirische Meisterschaft ausgetragen wurde, waren der GAK und Sturm auch nur zwei von vielen Klubs, die in der gr\u00fcnen Landeshauptstadt beheimatet waren: In der Liga kickten neben dem SC Hakoah Graz (aufgel\u00f6st: 1938) oder dem heute in der Gebietsliga Mitte agierenden Grazer Sportclub auch Vereine wie…<\/p>\n","protected":false},"author":65,"featured_media":50312,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_expiration-date-status":"","_expiration-date":0,"_expiration-date-type":"","_expiration-date-categories":[],"_expiration-date-options":[]},"categories":[12],"tags":[8076,10370,9783,29746,466,519],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/93265"}],"collection":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/65"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=93265"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/93265\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":93266,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/93265\/revisions\/93266"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/50312"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=93265"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=93265"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=93265"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}