{"id":93431,"date":"2024-07-21T08:50:58","date_gmt":"2024-07-21T06:50:58","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=93431"},"modified":"2024-07-19T13:34:01","modified_gmt":"2024-07-19T11:34:01","slug":"anekdote-zum-sonntag-232-ruecktritt-vom-ruecktritt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/sonstiges\/anekdote-zum-sonntag-232-ruecktritt-vom-ruecktritt\/","title":{"rendered":"Anekdote zum Sonntag (232) \u2013 R\u00fccktritt vom R\u00fccktritt?"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Als die Wiener Austria 2016 in der Europa League gegen die AS Roma im Stadio Olimpico spielte, fehlte ausgerechnet jener Spieler, der Vereinslegende beider Klubs ist: Herbert Prohaska musste von einer Teilnahme wegen einer langgeplanten New York-Reise absehen. Dabei schien das Spiel f\u00fcr \u201eSchneckerl\u201c wie gemacht, holte er doch 1983 mit den Gelb-Roten den langersehnten scudetto<\/em>; als Austrianer stemmte der geb\u00fcrtige Simmeringer sieben Mal den \u00f6sterreichischen Meisterteller in die Luft und heimste vier nationale Cupsiege ein. Prohaska ist wohl der einzige gro\u00dfe Kicker, der die Klubs miteinander verbindet.<\/p>\n

Zwar verbrachte \u201eHerberto\u201c nur eine Spielzeit in der \u201eewigen Stadt\u201c, den Legendenstatus erarbeitete er sich aber, weil er zu jener Meistermannschaft geh\u00f6rte, die den Roma-Tifosi nach 41 Jahren endlich wieder den Titel schenkte. Bis heute erinnert sich der Mittelfeldspieler an jenen Moment, als er nach der Meisterfeier in den fr\u00fchen Morgenstunden todm\u00fcde mit seiner Frau ein Taxi bestieg, die Fans um ihn herum jedoch mit unersch\u00f6pflicher Energie einfach weiterfeierten. Prohaska hatte sich genau in dieses \u00fcberschw\u00e4ngliche Lebensgef\u00fchl verschaut. Damals plante er seine Zelte f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit in Rom aufzuschlagen: Nach Ende seiner Spielerkarriere, wollte er als Jugendtrainer den Giallorossi<\/em> treu bleiben. Erste Wohnungen bzw. H\u00e4user, die zum Kauf angeboten wurden, waren besichtigt worden, seine beiden T\u00f6chter hatte er in der deutschsprachigen Schule angemeldet. Doch ausgerechnet sein Freund und Teamkamerad Falcao sorgte daf\u00fcr, dass sich dieser Plan in Luft aufl\u00f6ste: Der Brasilianer drohte die AS Roma zu verlassen und flog zur\u00fcck in die Heimat. Roma verpflichtete daraufhin einen Ersatzmann. Als Falcao \u2013 der eigentlich nur um einen besseren Vertrag gepokert hatte \u2013 dies mitbekam, kehrte er reum\u00fctig nach Italien zur\u00fcck. Im Kader standen nun mit drei Ausl\u00e4nder mehr als in der Serie A erlaubt waren. Schweren Herzens musste Prohaska, jener Mann mit der k\u00fcrzesten Vertragslaufzeit, seine Koffer packen \u2013 kein Abschied in W\u00fcrde f\u00fcr einen verdienten Kicker. Prohaska spielte daraufhin noch sechs Jahre bei seiner Wiener Austria, ehe er die Fu\u00dfballschuhe an den Nagel h\u00e4ngte.<\/p>\n

Am 23. Mai 1991 feierte die Nummer 8 allerdings f\u00fcr 90 Minuten eine bombastische R\u00fcckkehr in der \u201eewigen Stadt\u201c: 80.000 Zuschauer:innen verfolgten ein Spiel des Roma-Meisterteams von 1982\/83 gegen eine S\u00fcdamerika-Auswahl. Der Anlass war der R\u00fccktritt der gelbroten Vereinslegende Bruno Conti. F\u00fcr Prohaska ein gro\u00dfartiges Gef\u00fchl. An diesem warmen Nachmittag kamen unz\u00e4hlige Erinnerungen und Emotionen in ihm hoch. Der Applaus der Fans, die den \u00d6sterreicher nicht vergessen hatte, war Balsam auf seine Seele und schien sein Spiel zu befl\u00fcgeln. Rund zwei Jahre nach seinem R\u00fccktritt hatte er wenig von seinem Spielwitz eingeb\u00fc\u00dft: Prohaska zauberte und spielte P\u00e4sse wie zu seiner Glanzzeit. Nicht nur deshalb feierten ihn die Roma-Fans ausgiebig.<\/p>\n

Die Performance des Mittelfeldspielers sorgte auch auf der Ehrentrib\u00fcne f\u00fcr Gespr\u00e4chsstoff: Corrado Ferlaino, Pr\u00e4sident des SSC Napoli, war aus S\u00fcditalien angereist und nun ob der Leistung des \u00f6sterreichischen Jahrhundertfu\u00dfballers hingerissen. Sp\u00e4ter \u2013 beim Ehrenbankett \u2013 wurde Ferlaino bei \u201eSchneckerl\u201c pers\u00f6nlich vorstellig. Der Bauunternehmer, Eigent\u00fcmer und Pr\u00e4sident des SSC Napoli war gerade auf der Suche nach einem Nachfolger f\u00fcr einen gewissen Diego Maradona und etwas geknickt: Mit dem argentinischen Superstar hatte er \u2013 quasi aus dem Nichts \u2013 zwei Serie A-Titel, einmal die Coppa Italia und den Uefa-Cup gewonnen, nun war Maradona aber wegen einer positiven Kokainprobe gesperrt und versteckte sich in seiner s\u00fcdamerikanischen Heimat. Ferlaino brauchte einen neuen Superstar und dachte damals ihn gefunden zu haben: Er gratulierte dem Ex-Roma-Profi Prohaska zun\u00e4chst zu seinem tollen Spiel und fiel dann gleich mit der T\u00fcr ins Haus: \u201eHerberto, bitte spiel f\u00fcr Napoli! Ich brauche einen Routinier, der meine junge Truppe f\u00fchrt.\u201c<\/em> Prohaska dachte zun\u00e4chst an einen Scherz und musste laut lachen. Der Napoli-Boss machte daraufhin einen verwunderten Gesichtsausdruck und fragte, was denn an dieser Bitte so witzig sei. Da begriff Prohaska, dass die Anfrage des Klubpr\u00e4sidenten wohl tats\u00e4chlich ernst gemeint war. Nun riss sich der Fu\u00dfballpensionist zusammen und erkl\u00e4rte Corrado Ferlaino, dass er seine Karriere schon vor zwei Jahren beendet hatte. Seine marode Achillessehne hatte ihm die Abschiedssaison zur H\u00f6lle gemacht; an einen R\u00fccktritt vom R\u00fccktritt war nicht zu denken. Prohaska erz\u00e4hlte mit Grauen, wie er seine Schwachstelle vor jedem Training ausgiebig vom Masseur bearbeiten hatte lassen und auch nach jeder Einheit mit schmerzverzerrtem Gesicht zur\u00fcck auf die Massagebank gehumpelt war. \u201eMeine Karriere ist einfach vorbei.\u201c<\/em>, seufzte er. Ferlaino nahm das nickend zur Kenntnis. Nach dem Jahrhundert-Coup mit Maradona waren seine Versuche den einstigen Mittelfeldregisseur zum Pensionsausstieg zu \u00fcberreden zum Scheitern verurteilt.<\/p>\n

Damals wusste der Napoli-Boss noch nicht, dass auch seine Bem\u00fchungen die Azzurri <\/em>mit einem neuen Leader als Topklub zu etablieren vergeblich sein w\u00fcrden. Die gro\u00dfe Zeit von Napoli war damals schon pass\u00e9. 2002 kappte Ferlaino endg\u00fcltig alle Verbindungen zum Verein. Der heute 93-j\u00e4hrige, der sich mehrfach u.a. wegen Steuerhinterziehung oder Betr\u00fcgerei vor Gericht verantworten musste, hat sich nunmehr ganz aus der \u00d6ffentlichkeit zur\u00fcckgezogen. Maradona starb 2020 und Herbert Prohaska \u2013 die lebende Austria- und Roma-Legende \u2013 ist mittlerweile schon l\u00e4nger TV-Experte als seine gesamte Profikarriere gedauert hat. Wie die Zeit vergeht\u2026<\/p>\n

Marie Samstag, abseits.at<\/em><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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