{"id":93567,"date":"2024-07-28T11:50:48","date_gmt":"2024-07-28T09:50:48","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=93567"},"modified":"2024-07-26T16:20:40","modified_gmt":"2024-07-26T14:20:40","slug":"anekdote-zum-sonntag-233-das-jahrhundertderby","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/sonstiges\/anekdote-zum-sonntag-233-das-jahrhundertderby\/","title":{"rendered":"Anekdote zum Sonntag (233) \u2013 Das Jahrhundertderby"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Rapid-Edelfan Florian Scheuba ist wohl einer der wenigen Gr\u00fcn-Wei\u00dfen, die behaupten, bei einem Wiener Derby nicht zwingend mehr Aufregung zu versp\u00fcren als bei einem anderen Match. Tats\u00e4chlich bedeutet das Aufeinandertreffen der Erzrivalen f\u00fcr den Gro\u00dfteil der Anh\u00e4ngerschar der letzten beiden Wiener Gro\u00dfvereine mitunter das Spiel der Saison – dies vor allem in j\u00fcngster Zeit, weil die einstigen Titelsammler in der anderweitig dominierten Liga stetig um ihren Platz an der Sonne k\u00e4mpfen m\u00fcssen. Das Wiener Derby bleibt aus historischen Gr\u00fcnden ein Match, das Fu\u00dfball\u00f6sterreich bewegt. Rapidler:innnen und Austrianer:innen schnapsen sich in diesem die Vormachtstellung in der Hauptstadt aus; wobei sie oft nur mit Stimmgewalt, Choreos und Pyroshow gl\u00e4nzen k\u00f6nnen. Ihre Mannschaften bleiben ein Spektakel auf dem Rasen nicht nur gelegentlich schuldig.<\/p>\n

Dass sich ausgerechnet das Duell Austria-Rapid als gro\u00dfes Wiener Derby herauskristallisieren w\u00fcrde, war nicht immer klar. So war der erste Feind Rapids der – heute in der Regionalliga Ost beheimatete – Wiener Sportclub. Die Schwarz-Wei\u00dfen gr\u00fcndeten sich 1883 aus einem Radfahrverband im 17. Wiener Gemeindebezirk; in r\u00e4umlicher N\u00e4he dazu begann Rapid sechzehn Jahre sp\u00e4ter als \u201eErster Wiener Arbeiter-Fu\u00dfball-Club\u201c auf dem ehemaligen k.u.k. Exerzierplatz auf der Schmelz zu kicken. Die Rivalit\u00e4t zu den Veilchen, die sich 1911 gr\u00fcndeten, begann erst in den 1920ern zu bl\u00fchen: Die Austria – damals noch Wiener Amateur-Sportverein – verf\u00fcgte zun\u00e4chst \u00fcber keine feste Heimst\u00e4tte und wurde erst 1914 in Ober St. Veit ans\u00e4ssig. Als beide Klubs fest etabliert waren, wurden die Spiele zwischen den Bezirksrivalen – H\u00fctteldorf geh\u00f6rte damals zum 13. Wiener Gemeindebezirk – zum Publikumsmagneten. So warteten einmal 20.000 Zuschauer:innen in Ober St. Veit vergeblich um Einlass als ein Spiel gegen die Gr\u00fcn-Wei\u00dfen anstand. In dieser Zeit manifestierten sich auch die den Klubs bis heute zugeschriebenen Attribute: Rapid als k\u00e4mpfender Arbeiterklub da, die Austria, der Upperclass-Verein mit dem sch\u00f6nen Spiel, dort.<\/p>\n

Das wohl legend\u00e4rste Duell der Stadtrivalen sollte 1950 \u00fcber die B\u00fchne gehen und bleibt wegen seines Spielverlaufes als \u201eJahrhundertderby\u201c fester Bestandteil \u00f6sterreichischer Fu\u00dfballgeschichte. Am 17. September 1950 blieb 55.000 Zuschauer:innen im Praterstadion der Mund offen stehen, als Rapid die Austria mit 7:5 besiegte. Das Duell war ein echter Schlagabtausch, das ein Rapid-Spieler nach Schlusspfiff auf den Punkt brachte: \u201eEs regnete zwar in Str\u00f6men, trotzdem haben die Leute vergessen die Schirme aufzuspannen.\u201c<\/em> Um 16:15 Uhr wurde das Match angepfiffen und Rapids Gernhardt erzielte rasch einen Doppelpack. In der 12. Minute f\u00fchrten die H\u00fctteldorfer bereits mit 2:0, doch die Veilchen gaben sich nicht geschlagen und verk\u00fcrzten durch Adolf Huber eine Minute sp\u00e4ter auf 2:1. In der zwanzigsten Minute erzielte Alfred K\u00f6rner das 3:1 ehe postwendend wieder Huber der Anschlusstreffer gelang. Austrias Melchior stellte kurz vor der Halbzeit sogar auf 3:3, das Publikum tobte. Knapp vor der Pause gelang der Austria sogar der F\u00fchrungstreffer durch Richter; manche Fans waren dem Herztod nahe. Die Violetten schienen das Momentum nun auf ihrer Seite zu haben und gingen mit einer F\u00fchrung in die Katakomben. Doch die Gr\u00fcnen beschworen in der Halbzeit den Rapid-Geist und Robert Dienst konnte in der 47. Minute den (erneuten) Ausgleich erzielen. Als Melchior die Violetten in der 55. Minute wieder in F\u00fchrung brachte, wusste er nicht, dass dies das letzte Austria-Tor an diesem Nachmittag sein sollte, denn jetzt drehte der SCR auf: Robert K\u00f6rner egalisierte, dann netzte Dienst erneut und den Schlusspunkt – das 7:5 – besorgte – ausgerechnet zu Beginn der Rapid-Viertelstundewieder – wieder Robert K\u00f6rner. Nach 90 auslaugenden Minuten gingen die Rapidler schlie\u00dflich als Sieger vom Platz. Das \u201eJahrhundertderby\u201c sorgte noch einige Zeit lang f\u00fcr Gespr\u00e4chsstoff und ist bis heute Teil der Derby-Historie. Den Titel \u201eSpiel der Spiele\u201c hat sich dieses Match schlie\u00dflich redlich verdient.<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Rapid-Edelfan Florian Scheuba ist wohl einer der wenigen Gr\u00fcn-Wei\u00dfen, die behaupten, bei einem Wiener Derby nicht zwingend mehr Aufregung zu versp\u00fcren als bei einem anderen Match. Tats\u00e4chlich bedeutet das Aufeinandertreffen der Erzrivalen f\u00fcr den Gro\u00dfteil der Anh\u00e4ngerschar der letzten beiden Wiener Gro\u00dfvereine mitunter das Spiel der Saison – dies vor…<\/p>\n","protected":false},"author":65,"featured_media":86235,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_expiration-date-status":"","_expiration-date":0,"_expiration-date-type":"","_expiration-date-categories":[],"_expiration-date-options":[]},"categories":[12],"tags":[8076,10370,55,29792,14116,108],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/93567"}],"collection":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/65"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=93567"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/93567\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":93568,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/93567\/revisions\/93568"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/86235"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=93567"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=93567"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=93567"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}