{"id":93797,"date":"2024-08-06T09:53:59","date_gmt":"2024-08-06T07:53:59","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=93797"},"modified":"2024-08-06T09:53:59","modified_gmt":"2024-08-06T07:53:59","slug":"analyse-austria-legt-auch-in-der-liga-einen-fehlstart-hin","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/bundesliga\/analyse-austria-legt-auch-in-der-liga-einen-fehlstart-hin\/","title":{"rendered":"Analyse: Austria legt auch in der Liga einen Fehlstart hin"},"content":{"rendered":"\n\n
<\/a>Nach dem blamablen Ausscheiden aus dem Europacup und der damit hergehenden Kritik, stand f\u00fcr die Wiener Austria nun der Saisonauftakt in der Bundesliga bevor. Der Gegner war dabei pikanterweise der FC Blau-Wei\u00df Linz, dessen Trainer Scheiblehner bekanntlich der eigentliche Wunschkandidat der sportlichen F\u00fchrung der Austria war, jedoch absagte. F\u00fcr den Neo-Trainer Helm stand nach dem Ausscheiden gegen Ilves Tampere schon viel auf dem Spiel und es lastete bereits ein gro\u00dfer Druck auf ihn, weshalb man auf die Reaktion der Mannschaft gespannt war. Gab es diese Reaktion? Das verraten wir euch in dieser Analyse.<\/em><\/p>\n F\u00fcr den FK Austria Wien gab es nach dem Ausscheiden gegen Ilves Tampere einiges aufzuarbeiten, wie wir in unserer ausf\u00fchrlichen Analyse<\/a> bereits dargestellt haben. Vor allem das gruppentaktische Verhalten und die Organisation gegen den Ball waren dabei besonders inferior und sorgten daf\u00fcr, dass man gegen den finnischen Underdog vor heimischen Publikum drei Gegentore kassierte. Daher war man nun gespannt, wo die Schwerpunkte im Matchplan gegen Blau-Wei\u00df Linz liegen w\u00fcrden. Versucht man die kompletten Ressourcen in die Defensive zu legen, um hinten die \u201eNull\u201c zu halten?<\/p>\n In dieser Situation w\u00e4re das nicht unverst\u00e4ndlich. Doch Austria-Trainer Stephan Helm entschied sich einen anderen Weg zu gehen. Zun\u00e4chst warf die Aufstellung einige Fragen auf, da man mit Malone, Prelec und Gruber nicht nur mit drei Angreifern auflief, sondern auch noch Dominik Fitz in der Mannschaft verblieb und mit Kapit\u00e4n Fischer stattdessen ein zentraler Mittelfeldspieler rausrotiert wurde. Der Verdacht, man w\u00fcrde Potzmann aus der Verteidigung ins defensive Mittelfeld ziehen und auf eine Viererkette umstellen lag nahe, doch sollte nicht eintreffen.<\/p>\n Letztlich blieb es bei der klassischen 3-4-3\/5-2-3 Grundformation. Es r\u00fcckte einzig Fitz eine Etappe zur\u00fcck ins zentrale Mittelfeld neben Barry, was auf dem Papier eine extrem offensive Variante war. Sonderlich neu ist diese Idee allerdings auch nicht, griff doch ironischerweise Ex-Trainer Michael Wimmer beim 2:1-Ausw\u00e4rtssieg im M\u00e4rz bei BW Linz an Ort und Stelle zu quasi der gleichen Variante – und hatte damit Erfolg. Das war sicherlich auch ein Signal an die Mannschaft, dass man mit offensivem Fu\u00dfball zum Erfolg kommen will. Anderseits lag dies auch am Gegner, wie wir im Verlauf erkl\u00e4ren werden. Die Linzer setzen von der Grundformation her zum Auftakt auf ein klares 4-3-3, womit man vom oftmals praktizierten 3-4-3 der vergangenen Saison abkehrte.<\/p>\n Der Fokus bei diesem 4-3-3 war es dabei, gegen den Ball das Zentrum v\u00f6llig zu verschlie\u00dfen. Es wurden zwei engmaschige Dreierketten aufgebaut, die im Raum standen, wobei die drei St\u00fcrmer der Ober\u00f6sterreicher sich zus\u00e4tzlich an der Dreierkette des Gegners orientierte. Die Pressinglinie wurde tief positioniert und erst im Bereich der Mittellinie wurden die Violetten aus Wien angelaufen. Die Grundformation von Blau-Wei\u00df kann man beim n\u00e4chsten Bild gut erkennen:<\/p>\n <\/a><\/p>\n Die Austria im Spielaufbau, hinten gibt es eine Dreierkette, davor versuchen sich Fitz und Barry (gelb) freizulaufen. BW Linz empf\u00e4ngt die G\u00e4ste aus einem engen 4-3-3, mit kurzen Abst\u00e4nden und dem Fokus, das Zentrum zu verschlie\u00dfen.<\/em><\/p>\n Das Ziel der Gastgeber war es, die Austrianer weg vom Zentrum und auf die Seite zu lenken. Dort wollte man dann aggressiver anlaufen und den Pressingausl\u00f6ser aktivieren, um den Ball zu erobern oder zumindest einen unkontrollierten Ball des Gegners zu erzwingen. Doch damit rechneten die Wiener offensichtlich und \u00fcberlegten sich etwas, um dem zuvorzukommen.<\/p>\n Eine Problematik des 4-3-3, welches BW Linz praktiziert, ist, dass man zwar im Zentrum massiv steht (\u00e4hnlich wie es sich in einer 4-Raute-2 Formation verh\u00e4lt), allerdings sich auf den Fl\u00fcgelzonen R\u00e4ume anbieten. Das liegt daran, dass die drei St\u00fcrmer sich auf die aufbauenden drei Innenverteidiger konzentrieren und damit zentraler agieren m\u00fcssen. Wer \u00fcbernimmt dann aber das Rausschieben auf die Fl\u00fcgelzone? In den meisten F\u00e4llen die ballnahen Achter, die gezwungen sind weite Wege zu gehen und aus dem Zentrum heraus die Au\u00dfenspieler zu attackieren. Eine herausfordernde Aufgabe, f\u00fcr die es laufstarke Akteure braucht. Alternativ k\u00f6nnten auch die Au\u00dfenverteidiger nach vorne rausschieben, was allerdings dann die eigene Abwehr schw\u00e4cht.<\/p>\n Und genau in diese Zwickm\u00fchle setzten die Austrianer an. Ein Mitgrund, warum man diesmal mit einem 3-4-3, statt einem 3-4-1-2 auflief war es, dass man klassische Fl\u00fcgelst\u00fcrmer aufbieten wollte, die einerseits im Strafraum f\u00fcr erh\u00f6hte Pr\u00e4senz sorgen, andererseits aber auch die gegnerischen Au\u00dfenverteidiger binden sollten, damit diese nicht herausr\u00fccken k\u00f6nnen. Ein beliebtes strategisches Muster war es dabei, dass die Violetten den Ball in der Dreierkette ruhig zirkulieren lie\u00dfen, Dominik Fitz auf die linke Seite kippte und den Gegner zum ballorientierten Verschieben anlockte, um dann mit einer Spielverlagerung die ballferne Seite zu attackieren, wo Ranftl lauerte. Diese Praxis kann man in der n\u00e4chsten Bildsequenz gut erkennen:<\/p>\n <\/a><\/p>\n Die Austria im Spielaufbau, der Gegner lauert in der eigenen H\u00e4lfte und verschiebt Richtung Ball, Fitz l\u00e4sst sich aus dem Zentrum auf die linke Seite fallen. Auf der ballfernen Seite k\u00f6nnen wir erkennen, dass der rechte Fl\u00fcgel Andreas Gruber seinen Gegenspieler bindet(rote Linie)\u2026<\/em><\/p>\n <\/a><\/p>\n \u2026und ihn mit ins Zentrum zieht. Fitz setzt zur Spielverlagerung auf den v\u00f6llig freien Ranftl an(gelbe Linie), f\u00fcr den sich keiner zust\u00e4ndig sieht und dieser bekommt einen perfekt getimten Ball des Spielmachers\u2026<\/em><\/p>\n <\/a><\/p>\n \u2026und findet viel Freiraum vor, \u00fcber die rechte Seite Tempo auf die Abwehrkette zu machen und diese zu attackieren. Die Strafraumbesetzung ist prinzipiell auch gut, da man bereits drei St\u00fcrmer im Strafraum hat und diese auf den Ball lauern. <\/em><\/p>\n Durch dieses Muster gelang den \u201eVeilchen\u201c ein ums andere Mal die Linzer aufzurei\u00dfen und kontinuierlich ins letzte Drittel einzudringen. Das Problem an der Sache? Man machte viel zu wenig aus diesen Situationen. Das hatte mehrere Gr\u00fcnde. Zum einen lag es individuell an Schienenspieler Ranftl, der schon seit Monaten mit einer enormen Fehlerquote im letzten Drittel auff\u00e4llt und es fast so scheint, als w\u00fcrde er die B\u00e4lle nur blind in den Strafraum spielen. Auch in diesem Spiel brachte Ranftl im ersten Durchgang von f\u00fcnf Flanken nur eine einzige an den Mitspieler an. Nicht einberechnet sind da die Fehlp\u00e4sse\/Ballverluste, wenn Ranftl an Gegenspielern h\u00e4ngen bleibt. Aus dem Grund wundert man sich, warum der hochveranlagte Pazourek nicht allm\u00e4hlich den Vorzug vor Ranftl bekommt, ist dieser doch sowohl physisch als auch spielerisch mehr als nur bereit f\u00fcr diese Rolle.<\/p>\n Ein anderer Grund ist es, dass man sich viel zu sehr auf Flanken verlie\u00df und wenig einstudierte Abl\u00e4ufe im Strafraum zu erkennen waren. Die St\u00fcrmer \u00f6ffneten sich nicht konstant gegenseitig die R\u00e4ume und es kamen auch zu wenig Kreativit\u00e4t und Ideen, wenn sie an den Ball kamen. Hier machte sich das Fehlen von Dominik Fitz im letzten Drittel wiederum bemerkbar und wenn stattdessen ein Spieler wie Gruber kaum ein Faktor ist und in 90 Minuten nur auf 29 Ballkontakte kommt, hemmt das nat\u00fcrlich eine Offensive. Dadurch war man eben auf Flanken und den Faktor Zufall angewiesen, denn statistisch sind Flanken wenig erfolgsversprechend und im Durchschnitt f\u00fchrt nur jede 20. Hereingabe zu einem Tor. Ein kleiner Spoiler: Die Austria sollte in diesem Spiel 29 Flanken schlagen und keine davon zu einem Tor verwerten.<\/p>\n Aber zumindest konnten man sich einen klaren strategischen Vorteil erarbeiten und sich in der gegnerischen H\u00e4lfte festsetzen. Man hatte BW Linz v\u00f6llig unter Kontrolle und die Gastgeber fanden \u00fcberhaupt keine L\u00f6sungen, um sich aus der Umklammerung der Austria zu befreien. Das lag auch daran, dass die Violetten gegen den Ball ein wesentlich besseres Gesicht zeigten. Das 4-3-3 von Blau-Wei\u00df wurde von den Wienern gegen den Ball mit einem 3-4-2-1 gekontert, in dem der Mittelst\u00fcrmer den ballf\u00fchrenden Innenverteidiger anlief, die beiden Halbst\u00fcrmer dahinter die Halbr\u00e4ume und den Passweg ins Zentrum verschlossen und der Fl\u00fcgelverteidiger nach vorne auf den Au\u00dfenverteidiger schob. Das kann man beim n\u00e4chsten Bild gut erkennen:<\/p>\nViolett setzt auf Durchschlagskraft<\/strong><\/h3>\n
Schienenspieler Ranftl im Fokus und mit viel Freiraum<\/strong><\/h3>\n