{"id":94061,"date":"2024-08-20T18:44:08","date_gmt":"2024-08-20T16:44:08","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=94061"},"modified":"2024-08-20T18:44:41","modified_gmt":"2024-08-20T16:44:41","slug":"teamanalyse-das-ist-rapids-playoff-gegner-braga","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-international\/europa-league\/teamanalyse-das-ist-rapids-playoff-gegner-braga\/","title":{"rendered":"Teamanalyse: Das ist Rapids Playoff-Gegner Braga!"},"content":{"rendered":"\n\n
\n\"\"\/\n<\/div>\n\n

\"\"<\/a><\/p>\n

Ins Playoff zur UEFA Europa League gegen den SC Braga kann der SK Rapid sowohl entspannt, als auch zuversichtlich gehen. Die Teilnahme an einer europ\u00e4ischen Gruppenphase haben die H\u00fctteldorfer n\u00e4mlich schon sicher. Wir haben den Gegner der Gr\u00fcn-Wei\u00dfen im Detail analysiert!<\/em><\/p>\n

Eine Sache haben der kommende und der letzte Rapid-Gegner \u2013 Braga und Trabzonspor \u2013 gemeinsam. Beide sind in ihren Herkunftsl\u00e4ndern die \u201evierte Kraft\u201c. W\u00e4hrend Trabzonspor die drei Istanbuler Gro\u00dfklubs zu \u00e4rgern versucht, steht Braga zumeist den drei Topklubs Benfica, Porto und Sporting nach. Das zeigt auch ein langfristiger Blick auf die Endergebnisse der Primeira Liga: In den letzten zehn Jahren wurde Braga zweimal Dritter, siebenmal Vierter und einmal F\u00fcnfter.<\/p>\n

Einen Meistertitel konnte Braga noch nicht feiern, allerdings gewann mal dreimal den portugiesischen Cup und schaffte es 2011 bis ins Finale der Europa League, wo man im Finale ausgerechnet gegen Porto den K\u00fcrzeren zog.<\/p>\n

Umbruch nach schmerzhaften Abg\u00e4ngen<\/h3>\n

Die neue Saison bringt f\u00fcr den portugiesischen Klub durchaus einen kleinen Umbruch mit sich. Mit \u00c1lvaro Djal\u00f3 (Bilbao), Rodrigo Gomes (Wolverhampton), Moatasem Al-Musrati (Besiktas) und Abel Ruiz (Girona) verlor man vier hochveranlagte Spieler, f\u00fcr die man insgesamt 50 Millionen Euro an Abl\u00f6sen lukrierte. Die teuersten von ihnen, Djal\u00f3 und Gomes, waren die sechstteuersten Verk\u00e4ufe der Vereinsgeschichte. Teurer waren nur Rafa, Paulinho, David Carmo, sowie die beiden allerteuersten Trincao und Vitinha. Ersterer wechselte 2020 um 31 Millionen Euro nach Barcelona und Letzterer ging um 32 Millionen nach Paris.<\/p>\n

Braga zahlt keine Wucherpreise<\/h3>\n

Selbst kauft Braga meist in einer Range zwischen zwei und sechs Millionen Euro ein. Einzig f\u00fcr Abel Ruiz (acht Millionen) und den jungen Brasilianer Wallace (neun Millionen) bezahlte der Klub mehr. Der teuerste in der neuen Saison war der deutsche Verteidiger Bright Arrey-Mbi, der um 6,2 Millionen aus Hannover kam. Im Vergleich zu anderen Klubs dieser Gr\u00f6\u00dfenordnung gibt Braga also recht wenig Geld auf dem Transfermarkt aus. Mit 21 Millionen Euro Gesamtabl\u00f6sen bekam Braga diesen Sommer sieben neue Spieler dazu.<\/p>\n

Vier Trainer seit April<\/h3>\n

Der Trainer des Teams ist der 58-j\u00e4hrige Portugiese Carlos Carvalhal, der bei kleineren portugiesischen Klubs gut funktionierte, aber etwa bei Sporting, im walisischen Swansea, sowie zuletzt bei Celta Vigo und Olympiakos floppte. Er betreute Braga bereits zwischen 2020 und 2022 und holte mit dem Team den Cup und den Ligapokal, war insgesamt ein beliebter Trainer.<\/p>\n

Der in Braga geborene Carvalhal spielte selbst auch jahrelang f\u00fcr den Klub. Er sa\u00df erst zweimal auf der Bank, denn noch in der ersten Runde der Meisterschaft und auch im Hinspiel gegen Servette war mit Daniel Sousa noch ein Interimscoach der \u00dcbungsleiter, nachdem Artur Jorge entlassen wurde und der vorherige Interimstrainer Rui Duarte keinen langfristigen Vertrag bekam. Braga hat demnach jetzt seinen vierten Trainer seit Anfang April. Dass die Wahl dabei auf Carvalhal fiel, erfreute die Fans grunds\u00e4tzlich, wirkte dennoch wenig fantasievoll.<\/p>\n

Sch\u00fctzenfest zum Quali-Start, danach Ladehemmung<\/h3>\n

Dennoch startete Braga gut in die Saison, was auch mit dem ersten Europacup-Auftritt zusammenhing. Gegen Maccabi Petah Tikva gab man sich keine Bl\u00f6\u00dfe, gewann zu Hause mit 2:0 und ausw\u00e4rts mit 5:0, wobei die Gegenwehr der Israelis nicht europacupreif war. F\u00fcr das Playoff gegen Rapid qualifizierte man sich mit einem 2:1-Ausw\u00e4rtssieg bei Servette Genf, nachdem man beim 0:0 zu Hause \u00fcber weite Strecken die schw\u00e4chere Mannschaft war.<\/p>\n

In die Liga startete Braga mit einem entt\u00e4uschenden 1:1 bei Estrela Amadora. Am vergangenen Wochenende konnte man mit einem 1:0-Arbeitssieg bei Boavista Porto aber wieder vertretbare Verh\u00e4ltnisse herstellen. In den n\u00e4chsten Wochen warten mit Moreirense und Gil Vicente auch eher kleine Gegner auf Braga. Gegen die echten Top-Teams geht es erst ab Oktober.<\/p>\n

Nur 0.94 xG pro Spiel in den letzten vier Partien<\/h3>\n

Die xG-Werte der bisherigen Partien zeigen aber auch, dass Braga bisher Probleme hatte, sich zahlreiche klare Torchancen herauszuarbeiten. Das Team wirkt in den Abl\u00e4ufen noch nicht perfekt eingespielt und ist noch stark von individuellen Einf\u00e4llen und Aktionen abh\u00e4ngig. Vieles war noch brotlose Kunst. Wenn man nur die beiden bisherigen Ligaspiele und die Duelle mit Servette Genf heranzieht, so kam Braga nur auf 0.94xG pro Partie. Hier alle Werte der bisherigen Saison im Detail (xG-Quelle: Wyscout).<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n
\n

Datum<\/strong><\/p>\n<\/td>\n

\n

Spiel<\/strong><\/p>\n<\/td>\n

\n

Ergebnis<\/strong><\/p>\n<\/td>\n

\n

xG<\/strong><\/p>\n<\/td>\n<\/tr>\n

\n

25.7.2024<\/p>\n<\/td>\n

\n

SC Braga \u2013 Maccabi Petah Tikva<\/p>\n<\/td>\n

\n

2:0<\/p>\n<\/td>\n

\n

3.34 : 0.08<\/p>\n<\/td>\n<\/tr>\n

\n

1.8.2024<\/p>\n<\/td>\n

\n

Maccabi Petah Tikva \u2013 SC Braga<\/p>\n<\/td>\n

\n

0:5<\/p>\n<\/td>\n

\n

0.33 : 1.98<\/p>\n<\/td>\n<\/tr>\n

\n

8.8.2024<\/p>\n<\/td>\n

\n

SC Braga \u2013 Servette Genf<\/p>\n<\/td>\n

\n

0:0<\/p>\n<\/td>\n

\n

0.44 : 0.92<\/p>\n<\/td>\n<\/tr>\n

\n

11.8.2024<\/p>\n<\/td>\n

\n

SC Braga \u2013 Estrela Amadora<\/p>\n<\/td>\n

\n

1:1<\/p>\n<\/td>\n

\n

1.72 : 0.76<\/p>\n<\/td>\n<\/tr>\n

\n

15.8.2024<\/p>\n<\/td>\n

\n

Servette Genf \u2013 SC Braga<\/p>\n<\/td>\n

\n

1:2<\/p>\n<\/td>\n

\n

1.33 : 0.92<\/p>\n<\/td>\n<\/tr>\n

\n

18.8.2024<\/p>\n<\/td>\n

\n

Boavista Porto \u2013 SC Braga<\/p>\n<\/td>\n

\n

0:1<\/p>\n<\/td>\n

\n

0.39 : 0.70<\/p>\n<\/td>\n<\/tr>\n<\/tbody>\n<\/table>\n

Auff\u00e4llig war dabei auch, dass Braga in allen Spielen mehr Ballbesitz hatte \u2013 teilweise deutlich. Die Quote an erfolgreichen P\u00e4ssen bewegte sich zwischen 80 und 86% und sowohl im Heimspiel gegen Servette, als auch am vergangenen Wochenende bei Boavista spielte das Team jeweils 598 P\u00e4sse, also ausgesprochen viele. Die Ballverluste, die Braga zu verzeichnen hatte, passierten h\u00e4ufig in hohen Zonen des Spielfelds. Den Ballbesitz nutzt man also um als Block hochzuschieben und den Gegner sowohl vom Zugriff, als auch vom eigenen Tor fernzuhalten. Das allerdings hat auch seine T\u00fccken, wie wir sp\u00e4ter analysieren wollen.<\/p>\n

Klare, einfache Passmuster<\/h3>\n

Wie es bei derart hohen Passzahlen zu erwarten ist, sind die Passmuster des Teams eher kurz und sicher. Das zeigt auch die Passmatrix vom Spiel gegen Boavista am vergangenen Wochenende:<\/p>\n

\"\"<\/a>Die Innenverteidiger interagieren sehr viel, schieben den Ball h\u00e4ufig hin und her um den Gegner zum Verschieben zu zwingen. Vor allem Linksverteidiger Mar\u00edn steht eher tief und sucht im Spielaufbau den einfachen, aber progressiven Pass, sodass das spielstarke Mittelfeld aufdrehen und sich entfalten kann. Die Positionierungen der Offensivspieler sind stark darauf ausgerichtet, Fl\u00fcgel\u00fcberzahl zu generieren, damit die dribbelstarken Fl\u00fcgel in Eins-gegen-Eins-Situationen kommen und die Chance auf Stanglp\u00e4sse auf den Zielspieler haben. (Screenshots von WyScout S.p.a.<\/a>)<\/em><\/p>\n

Systematisch klar, mit Kapit\u00e4n Horta als offensiven Freigeist<\/h3>\n

Das 4-2-3-1 als Grundordnung ist grunds\u00e4tzlich unumst\u00f6\u00dflich, allerdings orientiert sich der \u201eZehner\u201c mit der Nummer 21, Ricardo Horta, immer wieder ins Sturmzentrum und agiert wie ein zweiter St\u00fcrmer. Dahinter sorgt eine klare Sechs-Acht-Staffelung f\u00fcr ausreichende Absicherung in der Tiefe.<\/p>\n

Die Besonderheiten in der Grundordnung sind im Allgemeinen stets dieselben, wie die Durchschnittspositionen vom 1:1 gegen Estrela Amadora zum Ligaauftakt zeigen.<\/p>\n

\"\"<\/a>Obwohl Horta (21) hier als etatm\u00e4\u00dfiger Rechtsau\u00dfen aufgeboten war, zog es ihn stark in die Mitte, wodurch Au\u00dfenverteidiger Mendes (17) hochschieben konnte bzw. musste. Anders ist es auf der anderen Seite. Hier hatte in diesem Fall der hochtalentierte Roger (11) eine sehr hohe Durchschnittsposition am linken, offensiven Fl\u00fcgel, die dahinter vom sehr tief bleibenden Mar\u00edn (19) abgesichert wurde.<\/em><\/p>\n

Die Rolle von Linksverteidiger Mar\u00edn<\/h3>\n

Die Position und Rolle von Mar\u00edn ist eine Facette im Spiel Bragas, die genauer beleuchtet werden muss. Der Spanier riskiert nur wenig Tiefe in seinem Spiel, weil seine Vorderleute Roger oder Bruma zumeist sehr offensiv denken und wenig nach hinten arbeiten. Wenn man auf der linken Abwehrseite Bragas demnach eine \u00dcberzahl schaffen und Mar\u00edn anlaufen kann, kann man die Ordnung des Teams massiv st\u00f6ren \u2013 einerseits, weil die Absicherung durch die Offensivspieler unzureichend ist, andererseits, weil ein Innenverteidiger oder ein Spieler aus dem Sechserverbund herausr\u00fccken muss, um den oft alleine gelassenen Mar\u00edn zu unterst\u00fctzen. Hinzu kommt, dass der Spanier allgemein nicht die besten Defensivwerte hat und schon mal \u00fcberlaufen werden kann. Auch seine oft zu weit nach innen kippenden Bewegungen k\u00f6nnen zu einem Problem f\u00fcr Braga werden.<\/p>\n

R\u00e4ume auch hinter dem Rechtsverteidiger zu finden<\/h3>\n

W\u00e4hrend die linke Abwehrseite der Portugiesen also durch \u00dcberladung bespielt werden kann, sind es auf der rechten Abwehrseite B\u00e4lle hinter den Au\u00dfenverteidiger, die f\u00fcr Probleme bei Braga sorgen k\u00f6nnen. Auch hier hat die Mannschaft von Carvalhal das Problem, dass die Offensivfl\u00fcgel auch sehr offensiv denken, h\u00e4ufig invers agieren und den Fl\u00fcgel in der R\u00fcckw\u00e4rtsbewegung nicht gut genug absichern. Zudem steht mit Mendes der Rechtsverteidiger grunds\u00e4tzlich eher h\u00f6her, weshalb hinter ihm R\u00e4ume aufgehen k\u00f6nnen. Etwas ausbalancierter agiert hier mit dem Spanier G\u00f3mez die zweite und wahrscheinlichere Option f\u00fcr diese Position.<\/p>\n

Gro\u00dfes Potential in der Innenverteidigung \u2013 aber noch mit M\u00e4ngeln<\/h3>\n

In der Innenverteidigung hat Braga mit den beiden Neuverpflichtungen Arrey-Mbi und Robson Bambu offenbar Gl\u00fccksgriffe get\u00e4tigt, aber auch die beiden sind noch nicht perfekt abgestimmt und bekommen in den Zwischen- und Halbr\u00e4umen immer wieder Probleme. Das Potential der beiden Abwehrspieler ist definitiv hoch, aber auch die beiden erwischt Rapid wohl noch zur richtigen Zeit, zumal man sie mit zwei St\u00fcrmern durchaus besch\u00e4ftigen kann. Zudem haben sie beim Herausschieben aus der Kette phasenweise noch Abstimmungsschwierigkeiten oder r\u00fccken beide gleichzeitig zu weit hinaus. Der Ausfall des malischen Abwehrchefs Niakat\u00e9 schmerzt Braga durchaus.<\/p>\n

Teilweise \u201ezu engmaschig\u201c<\/h3>\n

Man kann die Innenverteidiger vor allem dann vor Probleme stellen, wenn man es schafft, Tiefgang herzustellen. Braga zeigte in den letzten Wochen immer wieder, dass man Ballkontrolle in m\u00f6glichst hohen Positionen haben m\u00f6chte. Das impliziert aber auch, dass die Innenverteidiger in Ballbesitz sehr hochschieben und das Zentrum der Portugiesen bei eigenem Ballbesitz sehr dicht und engmaschig ist \u2013 die Sechser und die Innenverteidiger stehen sich schon mal auf den F\u00fc\u00dfen. Nach Balleroberungen durch den Gegner kann das zu Problemen in der R\u00fcckw\u00e4rtsbewegung f\u00fchren.<\/p>\n

\"\"<\/a>Hier ein Beispiel aus dem Spiel gegen Estrela Amadora, das zeigt, wie der Gegner (schwarze Trikots) die Tiefe sucht. Das Zentrum von Braga ist hier massiv \u00fcberladen und Amadora sucht beidseitig die Tiefe. Mar\u00edn (19) orientiert sich am ballfernen Fl\u00fcgel zu sehr zum Ballf\u00fchrenden bzw. zum aktiven Fl\u00fcgel und der offensive Bruma (7) ist teilnahmsloser Zuschauer. Amadora-St\u00fcrmer Kikas (98) kann sich ohne Probleme davonstehlen und wird Sekunden sp\u00e4ter zum 1:1 ausgleichen, weil Mar\u00edn keine Unterst\u00fctzung von Bruma bekam und nach der entscheidenden Flanke den einen Schritt zu nahe am aktiven Fl\u00fcgel stand.<\/em><\/p>\n

In diesem Video k\u00f6nnt ihr die ganze Szene ab 2:35 sehen:<\/p>\n