{"id":94122,"date":"2024-08-24T11:50:03","date_gmt":"2024-08-24T09:50:03","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=94122"},"modified":"2024-08-22T18:48:35","modified_gmt":"2024-08-22T16:48:35","slug":"kommentar-das-verflixte-zweite-jahr-als-bayern-trainer","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-international\/deutschland\/kommentar-das-verflixte-zweite-jahr-als-bayern-trainer\/","title":{"rendered":"Kommentar: Das verflixte zweite Jahr als Bayern-Trainer"},"content":{"rendered":"\n\n
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In Anbetracht der Tatsache, dass bisher kaum ein Bayern-Trainer der letzten Jahre zwei Saisons im Amt war, ist die Frage berechtigt: H\u00e4lt der neue Trainer, Vincent Kompany, zwei Jahre durch? Und warum hat sich seit Pep Guardiola kein Bayern-Trainer mehr \u00e4hnlich lange gehalten?<\/i><\/span><\/p>\n

Der FC Bayern geht \u2013 wieder einmal \u2013 mit einem neuen Trainer in die neue Spielzeit. Vincent Kompany ist allerdings nicht der gro\u00dfe Name, den man von einem Verein wie den Bayern erwarten d\u00fcrfte. Diese gro\u00dfen Namen sind vor der Bestellung Kompanys aber durchaus kolportiert worden: Zin\u00e9dine Zidane, Jos\u00e9 Mourinho, Ralf Rangnick, Xabi Alonso, um nur einige zu nennen. Selbst mit dem fr\u00fcheren Bayern-Trainer Julian Nagelsmann soll es Gespr\u00e4che gegeben haben. Und als ,Kr\u00f6nung\u2018 der Posse hatte die Vereinsf\u00fchrung der M\u00fcnchner sogar beim damaligen Noch-Trainer Thomas Tuchel angefragt, blitzte aber ab.<\/span><\/p>\n

Nun ist es mit Vincent Kompany ein Trainer geworden, der bisher wenig Erfolge eingefahren, aber viel Lob erhalten hat<\/a>. Der nunmehrige Ex-Trainer des FC Burnley hat selbigen Verein von der englischen Zweitklassigkeit wieder in die Premier League gef\u00fchrt, aus der er umgehend wieder abstieg. Zuvor war der Belgier rund drei Jahre bei seinem Jugendverein RSC Anderlecht am Werk, unter anderem als Spielertrainer. Dabei schauten etwa zwei dritte Pl\u00e4tze heraus.<\/span><\/p>\n

Betrachtet man die Pl\u00e4tze, auf denen Kompanys Mannschaften gelandet sind, stellt man fest: Die Ergebnisse waren nicht \u00fcbertrieben gut, aber sicher nicht unter dem Durchschnitt. Anderlecht stabilisierte er nach einem Abw\u00e4rtstrend; auf seinen Abgang aus der Br\u00fcsseler Hauptstadtregion folgte der elfte Platz. Mit Burnley, das gerade aus der h\u00f6chsten Spielklasse abgestiegen war, wurde er auf Anhieb Zweitligameister. Warum holt der deutsche Rekordmeister also ausgerechnet Kompany? Und warum dauerte es drei Monate, ehe er nicht nur Kompany, sondern \u00fcberhaupt einen Trainer fand?<\/span><\/p>\n

Dieser Text wird keine taktische Analyse, die darlegt, dass Vincent Kompany bisher m\u00f6glicherweise unter dem Radar gelaufen ist. Stattdessen wirft er einen Blick in die j\u00fcngere Vergangenheit, der zeigen soll, dass die S\u00e4bener Stra\u00dfe keine Wunschadresse (mehr) ist. Und das liegt nur bedingt daran, dass die Chefetage des Vereins den ersten Platz in der deutschen Bundesliga als selbstverst\u00e4ndlich erachtet.<\/span><\/p>\n

Das Muster<\/span><\/h3>\n

Pep Guardiola \u2013 just jener Mann, der dem neuen Bayern-\u00dcbungsleiter Rosen streute \u2013 war der letzte Bayern-Trainer, der l\u00e4nger als zwei Saisonen \u00fcberlebt hat. Er war von 2013 bis 2016 im Amt und verlie\u00df die Bayern nach Vertragsende. Nach ihm hielt kein einziger Coach zwei Spielzeiten durch. Bei genauerer Betrachtung wird ein noch deutlicheres Muster als dieses erkennbar.<\/span><\/p>\n

Guardiolas Nachfolger hie\u00df Carlo Ancelotti. <\/span>Der Mann, der zwei Jahre zuvor Real Madrid zum Champions-League-Titel gef\u00fchrt hatte und dies 2022 sowie 2024 erneut schaffte, wurde mit den Bayern in seinem ersten Jahr Meister. Im September des zweiten Jahres wurde er, an dritter Stelle drei Punkte hinter Tabellenf\u00fchrer Dortmund liegend, entlassen. Punkteschnitt in seiner Amtszeit: 2,28, derselbe Wert, den er derzeit bei Real aufweist. Jupp Heynckes \u00fcbernahm interimistisch und f\u00fchrte die Bayern zum Gewinn der Meisterschaft.<\/span><\/p>\n

Nach Heynckes \u00fcbernahm im Juli 2018 Niko Kovac, der gerade mit Frankfurt den DFB-Pokal gewonnen hatte. Kovac wurde mit den Bayern in seinem ersten Jahr Meister und Pokalsieger. Im November des zweiten wurde er nach einem 1:5 gegen Frankfurt entlassen. Die Bayern standen zu diesem Zeitpunkt an vierter Stelle und hatten vier Punkte R\u00fcckstand auf Spitzenreiter Gladbach. Kovacs Punkteschnitt: 2,26. Co-Trainer Hansi Flick sprang ein, wurde nicht nur Meister und Cupsieger, sondern holte mit der Mannschaft auch die Champions League.<\/span><\/p>\n

Flick blieb noch eine volle Saison, wiederholte den Erfolg in der Bundesliga, schied aber in der im DFB-Pokal gegen den damaligen Zweitligisten Kiel und in der Champions League gegen Paris St.-Germain aus. Flick verlie\u00df den Verein vor Vertragsende aus eigenen St\u00fccken. Punkteschnitt: 2,53.<\/span><\/p>\n

Auf Flick folgte 2021 Julian Nagelsmann. Dieser wurde mit den Bayern in seinem ersten Jahr Meister und Cupsieger. Im M\u00e4rz 2023 wurde er gek\u00fcndigt, nachdem man die Tabellenf\u00fchrung an Dortmund abgegeben hatte. Punkteschnitt: 2,31.<\/span><\/p>\n

Thomas Tuchel l\u00f6ste Nagelsmann ab. Die Bayern setzten sich in einem dramatischen Saisonfinale gegen Dortmund durch, das den Titel in der letzten Runde verspielte. Heuer beendeten die Bayern die Saison zum ersten Mal seit 13 Jahren nicht unter den ersten Zwei. Das schlug sich auch in Tuchels Punkteschnitt nieder, der nur 1,95 betr\u00e4gt. Der Ex-Coach von Chelsea, PSG und Dortmund verlie\u00df den Verein mit Saisonende.<\/span><\/p>\n

Was lief \u2013 oder l\u00e4uft \u2013 schief?<\/span><\/h3>\n

Keiner der letzten sechs Bayern-Trainer hat also zwei volle Saisons in M\u00fcnchen erlebt. Drei von ihnen mussten w\u00e4hrend der zweiten Saison gehen. Einer, Heynckes, war interimistisch weniger als eine Spielzeit im Amt. F\u00fcr die zwei anderen war die zweite Saison die vollst\u00e4ndige, doch beide verlie\u00dfen den Verein vor Vertragsende. Es ist eher kein Zufall, dass sich dieser Prozess seit acht Jahren wiederholt. Taktische Gr\u00fcnde f\u00fcr dieses Muster mag es durchaus geben, als alleinige Erkl\u00e4rung reichen sie wohl nicht. Auch \u00f6ffentlich ge\u00e4u\u00dferte Kritik von Spielern am jeweiligen Trainer ist per se nicht ungew\u00f6hnlich: Kritik \u00fcbt man f\u00fcr gew\u00f6hnlich dann, wenn es gerade nicht l\u00e4uft. Nichtsdestotrotz k\u00f6nnte man das zur Schau gestellte Ausrichten von Vereinskollegen als heimliches Hobby der Rot-Blauen bezeichnen.<\/span><\/p>\n

Als Sprachrohr der Mannschaft k\u00f6nnte \u00fcber all die Jahre hinweg Thomas M\u00fcller gelten. Die Identifikationsfigur \u00e4u\u00dfert Kritik recht h\u00e4ufig \u00f6ffentlich \u2013 insbesondere dann, wenn es nicht nur f\u00fcr die Mannschaft, sondern auch f\u00fcr ihn schlecht l\u00e4uft. M\u00fcller kritisierte Kovac<\/a> ebenso wie Ancelotti<\/a>, als er in deren Planungen nur eine untergeordnete Rolle spielte. Allerdings \u00e4u\u00dferten sich auch andere Spieler negativ \u00fcber Ancelotti.<\/span><\/p>\n

Was an den Zielen von M\u00fcllers Kritik \u00fcberrascht, ist die Unterschiedlichkeit der taktischen Ausrichtung jener. Kovac setzt \u00fcblicherweise auf relativ strikt organisierte Teams. Ein schwer berechenbarer Instinktspieler wie Thomas M\u00fcller hat es in einem solchen System naturgem\u00e4\u00df schwer. Fraglich ist hingegen, weshalb M\u00fcller mit Ancelotti nicht zurechtkam: Ancelotti legt zwar das Augenmerk auf eine hochstabile Defensive, doch in eigenem Ballbesitz schiebt er seinen Spielern keinen Riegel vor, sofern diese die notwendige Kreativit\u00e4t besitzen. Au\u00dferdem gilt Ancelotti als bei den Spielern beliebter Trainer.<\/span><\/p>\n

Vielleicht ist es aber genau umgekehrt? Vielleicht war, um beim letzten Beispiel zu bleiben, Ancelotti gar nicht das Problem, sondern die Spieler \u2013 oder gar die Vereinsf\u00fchrung. \u201eUmso verwunderlicher wirkt es, dass sich Ancelotti ausgerechnet beim FC Bayern nicht dauerhaft durchsetzen konnte, obwohl gerade der deutsche Rekordmeister seit Jahrzehnten als ,Spielerverein\u2018 gilt, in dem die Trainer im Normalfall vor allem darauf zu achten hatten, dass die Stimmung gut war und die Profis ansonsten irgendwie den Ball ins Tor brachten\u201c, schrieb etwa der \u201eFocus\u201c im Mai 2022.<\/span><\/p>\n

Vielleicht ist dieses ,Prinzip Spielerverein\u2018 im Fall von Bayern aus dem Ruder gelaufen. Wenn Athleten wie M\u00fcller, Manuel Neuer oder Joshua Kimmich einem Klub lange \u2013 oder gar die gesamte Karriere lang \u2013 die Treue halten, bietet das Identifikationspotenzial f\u00fcr die Fans; der Verein (er)h\u00e4lt dadurch Wiedererkennungswert. Doch in den letzten Jahren konnte man den Eindruck bekommen, gestandene Spieler st\u00fcnden \u00fcber dem Trainer, ja mehr noch, \u00fcber dem Management. Als etwa Manuel Neuer Ende 2022 verletzt ausfiel und Sven Ulreich f\u00fcr nicht gut genug befunden wurde, holten die Bayern Yann Sommer als Ersatz \u2013 planten aber, dass Neuer, sobald er wieder fit sein w\u00fcrde, den Stammplatz im Tor haben w\u00fcrde. Daf\u00fcr nahm der Verein sogar in Kauf, dass am Beginn der Saison 2022\/23 Ulreich im Tor stand, also jener Tormann, dem attestiert worden war, als Nummer eins nicht gut genug zu sein. Sommer wollte nicht die zweite Geige spielen hinter einem Konkurrenten, der mit Ende 30 schon damals auf sein Karriereende zuging und von dem man zu jenem Zeitpunkt nicht wissen konnte, wie gut er nach der Verletzung sein w\u00fcrde.<\/span><\/p>\n

Fazit<\/span><\/h3>\n

Vincent Kompany geht nun in seine erste Saison als Bayern-Trainer. W\u00e4hrend viele hiesige Trainer der vergangenen Jahre renommiertere Klubs in ihrem Lebenslauf stehen haben, sind die Bayern f\u00fcr Kompany der erste gro\u00dfe Verein. Vor zehn Jahren h\u00e4tte man vielleicht noch gesagt, dass jeder Trainer froh sein kann, wenn er eine Mannschaft wie die Bayern trainiert. Jetzt gilt das vielleicht nur noch f\u00fcr aufstrebende Neulinge wie Vincent Kompany. Angesichts der ihm attestierten taktischen F\u00e4higkeiten scheint die gr\u00f6\u00dfere Herausforderung, mit den Spielern klarzukommen. Dann k\u00f6nnte er der erste Trainer seit Guardiola sein, der bei den Bayern mehr als eineinhalb Saisonen amtiert.<\/span><\/p>\n

Moritz Hell, abseits.at<\/span><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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