{"id":94521,"date":"2024-09-22T11:50:46","date_gmt":"2024-09-22T09:50:46","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=94521"},"modified":"2024-09-06T12:14:13","modified_gmt":"2024-09-06T10:14:13","slug":"anekdote-zum-sonntag-241-maschine-brennt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/sonstiges\/anekdote-zum-sonntag-241-maschine-brennt\/","title":{"rendered":"Anekdote zum Sonntag (241) \u2013 Maschine brennt"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Irgendwie hat Martin Hiden etwas Altersloses: Nat\u00fcrlich ist der 51-j\u00e4hrige mittlerweile ergraut und es zeigt sich die eine oder andere Falte in seinem Gesicht, doch der Talente-Manager des SK Rapid hat seinen bubenhaften Charme behalten, weshalb er fast wie aus der Zeit gefallen wirkt. Hiden ist einer der erfolgreichsten Spieler der heimischen Bundesliga der letzten Jahre: Er holte vier Meistertitel, zwei Cupsiege, spielte auf der Insel, in der Champions League und zehn Jahre im Nationalteam. 2011 h\u00e4ngte er seine Schuhe bei den RB Juniors an den Nagel und stieg ins Trainergesch\u00e4ft ein.<\/p>\n

Begonnen hat alles in Graz: Der geb\u00fcrtige Weststeirer kam als F\u00fcnfzehnj\u00e4hriger ins Jugendinternat der Blackies; nicht einmal f\u00fcnf Jahre sp\u00e4ter war er Stammspieler in deren Kampfmannschaft. \u00dcber Austria Salzburg heuerte er als frischgebackener Meister 1997 bei Rapid Wien an: \u201eIch kann in der Abwehr alles spielen.<\/em>\u201c, sagte er zu seinem Einstand bei den Gr\u00fcn-Wei\u00dfen. Diese Flexibilit\u00e4t half, als der FC Liverpool in der Winterpause 97\/98 Erkundigungen \u00fcber den damals 24-j\u00e4hrigen einholte. Einmal in England zu spielen \u2013 das war Hidens Jugendtraum gewesen. Tats\u00e4chlich schien der Wechsel im Sommer schon fixiert und Hiden flog mit Rapid zur Saisonvorbereitung nach Dubai. Dort erz\u00e4hlte ihm sein Manager jedoch, dass es jemanden gab, der ihn kennenlernen wollte: Pl\u00f6tzlich sa\u00df der Defensivspieler der schottischen Trainerlegende George Graham gegen\u00fcber, der gleich zur Sache kam: \u201eI want you!\u201c<\/em>, lie\u00df ihn der Leeds-Coach wissen. Die Vereine einigten sich auf einen Transfer.<\/p>\n

Der Kultklub aus West Yorkshire war eine ehrenwerte Station f\u00fcr den Verteidiger und der Ex-Rapidler wusste sich zu behaupten: \u201eBis zu meinem Kreuzbandriss gegen Manchester habe ich eigentlich immer gespielt.\u201c,<\/em> bemerkt Hiden in seiner n\u00fcchternen Art. Obwohl die ganz gro\u00dfen Zeiten f\u00fcr Leeds damals schon vorbei waren, war der Verein noch fest in der Premier League etabliert: Im Tor stand mit Nigel Martyn Englands Nummer Zwei, vorne spielte Kultst\u00fcrmer Jimmy Floyd Hasselbaink, der 1999 Premier-League\u2011Torsch\u00fctzenk\u00f6nig werden sollte. Die schillerndste Figur bei den Peacocks<\/em> war aber Lee Bowyer: Bowyers S\u00fcnderregister begann als er 17-j\u00e4hrig positiv auf Cannabis getestet wurde und aus dem U18-Nationalteam Englands flog. Sp\u00e4ter stand er wegen Schl\u00e4gereien mehrfach vor dem Strafrichter und h\u00e4lt bis heute den Rekord f\u00fcr die meisten gelben Karten in der Premier League.<\/p>\n

F\u00fcr Martin Hiden waren die drei Saisonen, die er in England verbrachte, zwar sportlich durchwachsen, insgesamt aber \u201eeine coole Zeit\u201c<\/em>. Das, obwohl er eine massive Schrecksekunde \u00fcber sich ergehen lassen musste: Hiden und seine Leads-Teamkollegen erlebten den Albtraum vieler Flugreisender: Es war der 30. M\u00e4rz 1988 und ein Ausw\u00e4rtsspiel bei West Ham stand auf dem Programm. Leeds United flog nach London, verlor 0:3 und hetzte wieder zum Flughafen zur\u00fcck. So weit, so normal. Doch als die Chartermaschine in London-Stansted abhob, kam es zu Schreien in der Kabine. Hiden sah zum Fenster hinaus und musste feststellen, dass das rechte Triebwerk brannte. Der Flieger war bereits in der Luft, die Piloten mussten notlanden. Die wenigen Sekunden, die diese Prozedur in Anspruch nahm, wurden f\u00fcr das Team und den Staff zu einer qualvollen Ewigkeit: Das Flugzeug rutschte \u00fcber die Landebahn hinaus mitten ins Gras, das Rad unter der Nase brach ab und selbige kippte in die Erde. \u201eF\u00fcr mich dauerte es furchtbar lang, bis ich durch den Notausgang aus der Maschine kam.\u201c<\/em>, erinnerte sich der 50-fache \u00d6FB-Teamspieler. Den hartgesottenen Leeds-Spielern schlotterten anschlie\u00dfend die Knie, es soll auch der eine oder andere eine Tr\u00e4ne verdr\u00fcckt haben. Der Schock sa\u00df so tief, dass die Spieler den angebotenen Ersatzflieger sausen lie\u00dfen und mit dem Bus zur\u00fcck nachhause zockelten. Die Bruchlandung war eine echte Watschen nach einer desastr\u00f6sen Niederlage. Das Sportliche r\u00fcckte naturgem\u00e4\u00df in den Hintergrund.<\/p>\n

Auch Hidens Eltern erlebten unruhige Stunden: Als sie fr\u00fchmorgens in den Nachrichten von dem Ungl\u00fcck h\u00f6rten, versuchten sie sofort ihren Sohn zu erreichen. Doch der Verteidiger hatte sein Handy abgedreht, nachdem es nicht mehr zu klingeln aufh\u00f6rt hatte. Nach grausamen Stunden des Wartens bekamen die Hidens Martin endlich an den H\u00f6rer, der ihnen versicherte, es sei alles gut gegangen. Die englische Presse titelte \u201eThe Great Escape\u201c und strich das herausragende Verhalten der Piloten hervor. Martin Hidens weitere Zeit in England verlief gottseidank weniger spektakul\u00e4r \u2013 zumindest in dieser Hinsicht.<\/p>\n

Marie Samstag, abseits.at<\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Irgendwie hat Martin Hiden etwas Altersloses: Nat\u00fcrlich ist der 51-j\u00e4hrige mittlerweile ergraut und es zeigt sich die eine oder andere Falte in seinem Gesicht, doch der Talente-Manager des SK Rapid hat seinen bubenhaften Charme behalten, weshalb er fast wie aus der Zeit gefallen wirkt. Hiden ist einer der erfolgreichsten Spieler…<\/p>\n","protected":false},"author":65,"featured_media":49769,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_expiration-date-status":"","_expiration-date":0,"_expiration-date-type":"","_expiration-date-categories":[],"_expiration-date-options":[]},"categories":[12],"tags":[8076,10370,9785,11849,916,29921,29922,292],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/94521"}],"collection":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/65"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=94521"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/94521\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":94522,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/94521\/revisions\/94522"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/49769"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=94521"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=94521"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/abseits.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=94521"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}