{"id":94805,"date":"2024-09-24T18:23:54","date_gmt":"2024-09-24T16:23:54","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=94805"},"modified":"2024-09-24T18:24:20","modified_gmt":"2024-09-24T16:24:20","slug":"taktikanalyse-rapid-gewinnt-das-343-wiener-derby-mit-21","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/bundesliga\/taktikanalyse-rapid-gewinnt-das-343-wiener-derby-mit-21\/","title":{"rendered":"Taktikanalyse: Rapid gewinnt das 343. Wiener Derby mit 2:1"},"content":{"rendered":"\n\n
<\/a><\/p>\n Der SK Rapid gewann am Sonntagabend das sechste von sieben Heimpflichtspielen in der laufenden Saison. Mit dem 2:1 \u00fcber die Austria gelang zudem der zweite Derbysieg in Serie. Wir analysieren das Spiel wie immer in der \u201eDoppelkonferenz\u201c \u2013 Daniel Mandl analysiert das Spiel Rapids, Dalibor Babic das der Austria!<\/em><\/p>\n Rapid musste f\u00fcr das Derby von seiner Stammelf nur den weiterhin verletzten Isak Jansson vorgeben. An seiner Stelle spielte erneut Louis Schaub, wobei die beiden offensiven Mittelfeldspieler Schaub und Seidl stark rochierend auftraten, um keine klaren Zuteilungen aufkommen zu lassen. Burgstaller wurde f\u00fcr das Derby fit und startete neben Dion Beljo im Angriff.<\/p>\n Die Hausherren begannen in der typischen 4-2-2-2-Ausrichtung und w\u00e4hlten gegen den Ball eine 4-1-3-2-Pressingformation, in der auff\u00e4llig war, dass Sangar\u00e9 aus dem Sechserraum hochschob, w\u00e4hrend Grgic sich tief fallen lie\u00df, um Dominik Fitz eng am Mann zu decken.<\/p>\n Im Spielaufbau sorgte die Austria \u2013 wie sp\u00e4ter noch im Detail erkl\u00e4rt wird \u2013 f\u00fcr die Verdichtung der ballnahen Seite. Nahezu alle Spieler der Veilchen schoben auf die aktive Seite, um Rapids wichtigstem Aufbauspieler Serge-Philippe Raux-Yao die Passschneisen m\u00f6glichst stark zu verengen. Aktiv gepresst wurde Raux-Yao kaum, viel mehr setzte die Austria auf Raumverteidigung, um nach Ballgewinnen schnelle Gegenst\u00f6\u00dfe fahren zu k\u00f6nnen.<\/p>\n Allerdings er\u00f6ffnete dies Rapid eine andere vielversprechende Angriffsoption. Durch das Verschieben zum aktiven Fl\u00fcgel vernachl\u00e4ssigten die G\u00e4ste den ballfernen Fl\u00fcgel zusehends und Rapid belie\u00df die Spielformation weiterhin breit. Vor allem Jonas Auer profitierte von dieser Breite und fand weite R\u00e4ume vor, die auch dadurch zu einem Problem f\u00fcr die Austria wurden, weil der erneut b\u00e4renstarke Mamadou Sangar\u00e9 ausgezeichnete Spielverlagerungen zustande brachte.<\/p>\n Dieses \u201eZur\u00fcckverschieben\u201c nach erfolgreichen Spielverlagerungen sorgte auch daf\u00fcr, dass die Austria k\u00f6rperlich an ihre Limits gebracht wurde. Rapid zeigte spielerisch bei weitem nicht das beste Heimspiel der laufenden Saison, sorgte aber mit der Flexibilit\u00e4t im Ballbesitzspiel und vor allem dank der gr\u00f6\u00dferen individuellen Klasse daf\u00fcr, dass die Austria stets in Bewegung und hochkonzentriert bleiben musste.<\/p>\n Etwa eine Minute vor dem 1:0 f\u00fcr die H\u00fctteldorfer gelang Sangar\u00e9 auch eine derartige Verlagerungsaktion. Diese f\u00fchrte zwar nicht unmittelbar zum Tor, allerdings sorgte der Malier damit daf\u00fcr, dass die Austria nach einer eigenen Offensivszene als gesamte Mannschaft defensiv umschalten musste.<\/p>\n Indem man die Austria immer Bewegung hielt, konnte Rapid hohe Ballbesitzzeiten generieren und das aufbauen, worauf man in Heimspielen praktisch immer aus ist \u2013 n\u00e4mlich Kontrolle. Die Austria bekam zwar \u00fcber weite Phasen der Partie keinen Zugriff, war f\u00fcr Rapid aber dennoch ein unangenehmer Gegner, weil man es durchaus verstand, gut \u00fcber die Fl\u00fcgel anzugreifen. Das hatte wohl auch System, zumal die Austria die starken Zentrumsspieler Rapids nach au\u00dfen locken wollte, damit sie in der Mitte fehlen. Das wiederum gelang den Favoritnern in der letzten Aktion der ersten Halbzeit, die den Ausgleich durch Andreas Gruber erm\u00f6glichte.<\/p>\n Davon abgesehen hatte die Austria aber Spielphasen, in denen man einen extrem hohen PPDA-Wert (Passes per Defensive Action) aufwies und das Spiel gegen den Ball nicht funktionierte, weshalb Rapid Sicherheit gewinnen konnte. In den Minuten 16 bis 30 wies der PPDA-Wert der Austria unglaublich hohe 56 aus und in den Minuten 46 bis 60 waren es noch einmal 50 PPDA. In diesen Pressingschw\u00e4chen bzw. in der Passivit\u00e4t im Pressing lag auch der Knackpunkt und Rapid nutzte die eigenen St\u00e4rken am Ball bzw. das Selbstvertrauen der starken Heimpartien in der neuen Saison, um die Austria zu kontrollieren \u2013 allerdings ohne besonders gef\u00e4hrlich zu werden. Es haperte am letzten Pass, aber ansonsten hielt man den violetten Erzrivalen gut in Schach.<\/p>\n <\/a>Die PPDA-Werte zum Spiel (Screenshot von Wyscout S.p.a.<\/a>)<\/em><\/p>\n Und trotzdem war der Fl\u00fcgelfokus der Austria f\u00fcr Rapid stets unangenehm. Die Veilchen trugen nur 12% ihrer Angriffe \u00fcbers Zentrum vor. Am Fl\u00fcgel wiederum waren es zumeist Eins-gegen-Eins-Situationen, mit denen die grunds\u00e4tzlich starken, dynamischen Fl\u00fcgelspieler der Austria f\u00fcr die Kreation von Chancen sorgen konnten. Da die Austria h\u00e4ufig versuchte auf die Fl\u00fcgel umzuschalten, w\u00e4hlten auch Rapids Au\u00dfenverteidiger Auer und Bolla eine etwas tiefere Position als sonst, um f\u00fcr die n\u00f6tige Restverteidigung in diesen Umschaltmomenten sorgen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n Ein anderer Spieler war schlie\u00dflich aber einer der Hauptverantwortlichen, dass die Austria ihre Momente am Fl\u00fcgel oder in den Halbr\u00e4umen nur selten gef\u00e4hrlich zu Ende spielen konnte. Rapids Abwehr-H\u00fcne Nenad Cvetkovic lieferte im Derby eine seiner st\u00e4rksten Partien in Gr\u00fcn-Wei\u00df ab, war enorm aktiv und agierte sehr zweikampfintensiv. Insgesamt kam er auf 15 Balleroberungen und damit mehr als jeder andere Spieler auf dem Platz. Besonders hoch bewertet muss das auch deshalb werden, weil Cvetkovic ebender Spieler war, der h\u00e4ufig auf den Fl\u00fcgel hinaus musste, speziell um den aufger\u00fcckten Bolla zu entlasten. Gegen den Serben fanden die Austria-Offensivspieler aber zumeist kein Mittel und auch seine k\u00e4mpferische Art und teilweise Vorst\u00f6\u00dfe im Aufbauspiel mit Ball, waren auch mental ein wichtiger Anker f\u00fcr Rapid.<\/p>\n Bereits eingangs haben wir beschrieben, dass auch die Rochaden ein wichtiges Mittel Rapids waren, um klare defensive Zuteilungen durch die Austria zu verhindern. Ein ebensolches Zuteilungsproblem sorgte schlie\u00dflich f\u00fcr den Siegtreffer Rapids. Weil sich Sangar\u00e9 mit Druck in den Strafraum bewegte, orientierten sich gleich zwei Austria-Spieler an Rapids zentralem Mittelfeldspieler, der den Ball aber nicht in den Strafraum mitnahm, sondern Matthias Seidl \u00fcberlie\u00df. Dessen trockener Abschluss sorgte f\u00fcr den neuerlichen F\u00fchrungs- und schlussendlich Siegtreffer f\u00fcr Rapid.<\/p>\n Durch Stephan Helms Wechsel, die auch mit k\u00f6rperlichen Verschlei\u00dferscheinungen oder Verletzungen zu tun hatten, ging bei der Austria danach die Ordnung zusehends verloren und Rapid war n\u00e4her am 3:1 dran, als die Austria am Ausgleich. Rapid-Trainer Klau\u00df wechselte vor der Schlussphase cleverer als sein Gegen\u00fcber.<\/p>\n Zun\u00e4chst brachte der deutsche Rapid-Coach Nikolaus Wurmbrand statt Guido Burgstaller \u2013 ein Position-f\u00fcr-Position-Wechsel, der schon vor der Partie fr\u00fcher oder sp\u00e4ter erwartet wurde. Statt Louis Schaub brachte Klau\u00df kurz darauf mit Moritz Oswald seinen Tausendsassa, der ebenfalls f\u00fcr eine gute Defensiv-Offensiv-Balance sorgte und vor allem gegen den Ball unangenehmer f\u00fcr den Gegner war, als Schaub. Als bis zur 80. Minute noch kein weiterer Treffer fiel, sorgte Klau\u00df zudem f\u00fcr etwas mehr Lufthoheit, brachte Tobias B\u00f6rkeeiet f\u00fcr Lukas Grgic und stellte in der Schlussminute mit Maximilian Hofmann statt Mamadou Sangar\u00e9 auf ein 5-3-2 um.<\/p>\n Interessant ist auch, dass die xG-Dynamik trotzdem erst in der absoluten Schlussphase zugunsten von Rapid ausschlug. Nach 85 Minuten lag diese noch bei 1.07 : 1.08 zugunsten der Austria. Erst danach kam Rapid zu den Chancen, um den Sack zuzumachen, w\u00e4hrend die Austria nicht mehr gef\u00e4hrlich wurde. Am Ende hie\u00df es 1.59 : 1.08 f\u00fcr Rapid, womit das schlussendliche Endergebnis auch im erwartbaren Rahmen war. Den Unterschied machten faktisch aber nur ein Zufallsprodukt, das zum 1:0 f\u00fchrte und das bisschen mehr Bewegung ohne Ball vor dem 2:1.<\/p>\n <\/a>Die xG-Dynamik des 343. Wiener Derbys (WyScout) Rapid war unterm Strich der verdiente Derbysieger, weil man frischer wirkte als die Austria und mehr f\u00fcrs Spiel tat. Dennoch war das Spiel lange auf des Messers Schneide und man hatte \u2013 anders als beim 3:0-Sieg Rapids im Februar \u2013 durchaus das Gef\u00fchl, dass auch die Austria noch einen Lucky Punch raushauen k\u00f6nnte. Am Ende k\u00f6nnte man den Momentum-Vorteil Rapids nach den vielen erfolgreichen Heimspielen aber auch als Grund bezeichnen, wieso man in einem durchaus engen Duell der Erzrivalen das kleine bisschen mehr auf den Platz brachte.<\/p>\n Durch die L\u00e4nderspielpause und die witterungsbedingte Absage des Spiels gegen den SK Sturm Graz, hatte die Wiener Austria unverhofft eine l\u00e4ngere Auszeit, um sich auf dieses gro\u00dfe Wiener Derby einzustellen. Gro\u00dfe \u00dcberraschungen in der Aufstellung gab es bei den Violetten keine, wobei ein kleines Fragezeichen im Raum stand, ob man nicht zur Dreierkette zur\u00fcckkehren w\u00fcrde und Innenverteidiger Wiesinger in die Mannschaft rutscht \u2013 auch im Hinblick auf eine anbahnende R\u00fcckkehr von Schl\u00fcsselspieler Johannes Handl. Das war vorerst nicht der Fall und so stellte man sich dem Stadtrivalen in einer 4-2-3-1\/4-3-3-Formation entgegen. Gegen den Ball wurde aus dem 4-2-3-1 ein klassisches 4-4-2, in dem Spielmacher Dominik Fitz an die Seite von St\u00fcrmer Nik Prelec rutschte, um mit ihm die erste Pressinglinie zu bilden.<\/p>\n Die Pressingh\u00f6he beorderte man dabei im Bereich des Mittelkreises und lie\u00df den Spielaufbau des Erzrivalen zun\u00e4chst gew\u00e4hren. Man presste diesen also nicht hoch an, sondern versuchte stattdessen den Innenverteidigern den vertikalen Passweg ins Zentrum zu blockieren, damit diese auf den Fl\u00fcgel spielen mussten. Wenn dies geschah, verschob man in Richtung Ball und stellte die Optionen nach vorne zu. Diese Verhaltensweise kann man beim n\u00e4chsten Bild gut erkennen:<\/p>\n <\/a>Rapid im Ballbesitz, die Austria formiert sich zu einem klaren raumorientierten 4-4-2, bei dem die beiden St\u00fcrmer den Sechserraum zustellen sollen, damit der Gegner \u00fcber die Au\u00dfen das Spiel aufbauen muss.<\/em><\/p>\n Zun\u00e4chst hatte man jedoch einen Schreckmoment zu \u00fcberstehen, denn nach nicht mal zehn Sekunden tauchte Burgstaller frei vor dem Tor auf, nachdem Sechser Barry einen Ball ungl\u00fccklich in dessen Laufweg abf\u00e4lschte, jedoch konnte Sahin-Radlinger den Schuss gerade noch parieren. Von diesem Schrecken erholten sich die Austrianer jedoch sehr schnell und waren in den ersten zehn Minuten folglich gut im Spiel. Speziell \u00fcber die linke Seite konnte man einige Ballgewinne in der gegnerischen Spielh\u00e4lfte erzielen und zeigte sich im Zweikampf pr\u00e4sent. Das lag auch daran, dass man gegen den Ball im Vergleich zu den letzten Spielen wesentlich besser organisiert war und die Abst\u00e4nde zwischen den Mannschaftsteilen enger verblieben. Das wirkte sich vor allem auf das Gegenpressing positiv aus, wo man nach Ballverlust immer wieder aggressiv nachsetzen konnte, kompakt zum Ball verschob und so einen hohen Druck aufbaute, der auch zu Balleroberungen f\u00fchrte. Dieses aggressive Gegenpressing und das kollektive Nachr\u00fccken kann man beim n\u00e4chsten Bild gut erkennen:<\/p>\n <\/a>Die Austria verliert den Ball, setzt aber sofort nach und so pressen nicht nur gleich drei Spieler den Ballf\u00fchrenden an, sondern schiebt der gesamte Mannschaftsverbund in die gegnerische H\u00e4lfte.<\/em><\/p>\n Durch diese Ballgewinne, kam man auch immer wieder in gute Umschaltsituation und tauchte einige Male gef\u00e4hrlich im Strafraum auf und zwang die Verteidiger zu Kl\u00e4rungsaktionen. Linksau\u00dfen Malone klopfte erstmals mit einem Schuss von der Strafraumgrenze an und setze den Ball nur knapp neben den Kasten.<\/p>\n Nach diesen starken ersten zehn Minuten, verloren die Violetten den Zugriff auf die Partie und Rapid wurde st\u00e4rker. Das lag in erster Linie daran, dass die H\u00fctteldorfer begannen, mehr Ruhe in ihr Ballbesitzspiel zu bekommen, da Sechser Grgic links neben die beiden Innenverteidiger abkippte, um den Spielaufbau zu unterst\u00fctzen. Dadurch formierten sich die Gastgeber in der Spieler\u00f6ffnung zu einer Dreierkette und Sangar\u00e9 verblieb als einziger Mann im Sechserraum.<\/p>\n Das hatte zur Folge, dass Fitz und Prelec in der Zwickm\u00fchle waren, denn durch diese breite Dreierkette wurden sie entweder auseinandergezogen, oder verblieben im Zentrum und lie\u00dfen die Verteidiger ins Mittelfeld dribbeln. Sie hatten schlicht eine 4-gegen-2 Unterzahl zu l\u00f6sen. Das kann man bei der n\u00e4chsten Bildsequenz erkennen:<\/p>\nGrgic stellt Fitz zu, Austria stellt ballnahe Seite zu<\/span><\/h3>\n
Gefahr durch Sangar\u00e9s schnelle Verlagerungen<\/span><\/h3>\n
Rapid h\u00e4lt die Austria in Bewegung<\/span><\/h3>\n
Wenig violetter Zugriff<\/span><\/h3>\n
Fl\u00fcgelfokus der Austria stets unangenehm f\u00fcr Rapid<\/span><\/h3>\n
Cvetkovic als Leithammel<\/span><\/h3>\n
Seidl sorgt f\u00fcr neuerliche Rapid-F\u00fchrung<\/span><\/h3>\n
Klau\u00df wechselt cleverer als Helm<\/span><\/h3>\n
xG-Werte schlugen erst zum Ende zugunsten Rapids aus<\/span><\/h3>\n
\n<\/em><\/p>\nAustria startet ambitioniert und giftig<\/span><\/h3>\n
Passives Pressing mit gro\u00dfer Raumorientierung in der Etappe<\/span><\/h3>\n
Austria arbeitet sich \u00fcbers Gegenpressing in die Partie<\/span><\/h3>\n
Zugriffsprobleme in der ersten Pressinglinie<\/span><\/h3>\n