{"id":94870,"date":"2024-09-27T10:24:13","date_gmt":"2024-09-27T08:24:13","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=94870"},"modified":"2024-09-27T10:24:13","modified_gmt":"2024-09-27T08:24:13","slug":"analyse-austria-rettet-in-ueberzahl-punkt-gegen-sturm","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/bundesliga\/analyse-austria-rettet-in-ueberzahl-punkt-gegen-sturm\/","title":{"rendered":"Analyse: Austria rettet in \u00dcberzahl Punkt gegen Sturm"},"content":{"rendered":"\n\n
<\/a>W\u00e4hrend die Austria die Derbynachwehen vor allem abseits des Platzes besch\u00e4ftigte, stand sportlich unter der Woche bereits das Nachtragsspiel gegen den Doublesieger SK Sturm auf dem Programm und es galt den Fokus schnellstm\u00f6glich neu auszurichten.<\/em><\/p>\n Im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Rapid gab es dabei nur eine einzige Ver\u00e4nderung, bei der Vinl\u00f6f f\u00fcr den leicht angeschlagenen Guenouche die Position des Linksverteidigers \u00fcbernahm. Somit blieb es bei der gewohnten 4-2-3-1\/4-3-3 Formation. Auch beim SK Sturm gab es nach dem vergangenen Wochenende Nachwehen, verlor man doch \u00fcberraschend deutlich vor heimischer Kulisse gegen den WAC mit 0:3. In der Offensive pr\u00e4sentierte man sich dabei insgesamt zu zahnlos und wirkte das Gesamtauftreten nicht wirklich rund.<\/p>\n Sturm-Trainer Ilzer nahm vier Ver\u00e4nderungen vor, wobei die interessanteste zweifellos die systematische Anpassung war. Gegen die Austria setzte man auf ein flaches 4-4-2, bei dem Gorenc-Stankovic und Kiteishvili das Zentrum besetzten, B\u00f6ving und Yalcouye als Fl\u00fcgel aufliefen und die Doppelspitze Jatta und Camara flankierte. Dabei versuchte man in der Anfangsphase die gewohnte Spielanlage durchzubringen, indem man die Austria hoch anpresste und aggressiv attackierte. Die Formation der Grazer gegen den Ball kann man im n\u00e4chsten Bild erkennen:<\/p>\n <\/a><\/p>\n Die Formation vom SK Sturm gegen den Ball, wo man sich in einem klaren und flachen 4-4-2 aufstellt.<\/em><\/p>\n Die Austria auf der anderen Seite versuchte in der Anfangsphase die intensive Spielweise der Grazer quasi zu spiegeln und sich in dieser Hinsicht mit den Steirern zu messen. Man versuchte ebenfalls aus einem 4-4-2 die G\u00e4ste hoch zu attackieren und die erste Pressinglinie bestehend aus Prelec und Fitz sollte Druck auf die Innenverteidiger aus\u00fcben, um einen kontinuierlichen Spielaufbau zu unterbinden. Dadurch entwickelte sich ein hohes Tempo und viele lange B\u00e4lle pr\u00e4gten zun\u00e4chst das Spielgeschehen, wodurch es hin und her ging.<\/p>\n Die Violetten versuchten mit Chipb\u00e4llen hinter die Abwehr Prelec und Malone in Szene zu setzen und so zu Torchancen zu kommen. Die erste Chance des Spiels gab es dann auch genau nach diesem Muster, als Fitz einen tollen Chipball auf Prelec spielte und dieser aber recht deutlich verzog.<\/p>\n Nach gut einer Viertelstunde begann das Spiel dann allm\u00e4hlich in Richtung des SK Sturm zu kippen. Das hing vordergr\u00fcndig damit zusammen, dass die Austrianer ihre Pressingh\u00f6he nach hinten verschoben und deutlich passiver im Anlaufen wurden. Die erste Pressinglinie bewegte sich wie im Derby fortan im Bereich des Mittelkreises und sollte die beiden \u201eSechser\u201c von Sturm in den Deckungsschatten nehmen. Dadurch hatten die Verteidiger der G\u00e4ste im Spielaufbau nun mehr Zeit am Ball und konnten das Spiel nicht nur beruhigen, sondern dem eigenen Team zu einem Rhythmus verhelfen.<\/p>\n Hier zeigte sich der amtierende Meister sehr \u00fcberlegt und aus dem Spielaufbau heraus gelang es immer wieder die Linien der Violetten zu \u00fcberspielen und in die gegnerische H\u00e4lfte einzudringen. Meist gelang dies mit kurzen Kombinationen und anschlie\u00dfenden Verlagerungen auf die ballferne Seite, mit der man immer wieder die Wiener aufrei\u00dfen konnte. Hier zeigte sich die Austria in mehreren Sequenzen nicht gut organisiert, da die Abst\u00e4nde zwischen den Mannschaftsteilen zu weit waren und vor allem die Abwehr zu tief stand.<\/p>\n Doch nicht nur in dieser Hinsicht gab es Schwierigkeiten f\u00fcr die Defensive der Violetten. Auch der offene R\u00fcckraum vor der Abwehr wurde h\u00e4ufig nicht besetzt und zeigte die \u201eDoppelsechs\u201c bestehend aus Fischer und Barry Nachl\u00e4ssigkeiten in der R\u00fcckw\u00e4rtsbewegung. Eine der ersten guten M\u00f6glichkeiten von Sturm entstand genau aufgrund dieser Tatsache, da keiner der beiden schnell genug nach hinten schob und die beiden Innenverteidiger unterst\u00fctzte, weshalb B\u00f6ving vollkommen frei zum Abschluss kam. Das kann man beim n\u00e4chsten Bild gut erahnen:<\/p>\n <\/a><\/p>\n Sturm im Angriff, die beiden \u201eSechser\u201c der Austria (roter Strich) verschlafen die Situation und r\u00fccken zu langsam nach um den R\u00fcckraum zu schlie\u00dfen, weshalb B\u00f6ving (gelber Strich) vollkommen frei steht und auch zum Abschluss kommt, der von Dragovic gerade noch abgelenkt werden kann. <\/em><\/p>\n Es gab immer wieder Phasen, wo Sturm mit den Einr\u00fcckbewegungen der Fl\u00fcgelspieler B\u00f6ving und Yalcouye R\u00e4ume fand und das Zentrum der Austria nicht kompakt genug war. Dadurch nahm Sturm von Minute zu Minute immer mehr Fahrt auf und es schien so, als w\u00e4re es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Treffer fallen w\u00fcrde. Der fiel dann auch und zwar genau nach dem eben beschriebenen Muster.<\/p>\n Barry verfehlte einen Abpraller im Zentrum, B\u00f6ving kam dadurch an den Ball und konnte ungehindert knapp 30 Meter in Richtung Tor sprinten und da die Innenverteidiger einen Tick zu lange z\u00f6gerten, um herauszur\u00fccken, konnte der Offensivspieler abziehen und zum 1:0 treffen. Hier brachten die Favoritner ihre Abwehr schlicht in eine undankbare Situation und es wurde die eigene Naivit\u00e4t knallhart bestraft.<\/p>\n Mit der F\u00fchrung im R\u00fccken konnten die Grazer nun etwas abwartender agieren und verlagerten ihrerseits die Pressingh\u00f6he weiter nach hinten. Die beiden St\u00fcrmer liefen abwechselnd die Innenverteidiger an und sollten gleichzeitig den Sechserraum abdecken, w\u00e4hrend der restliche Mannschaftsverbund tiefer verblieb und kompakt zum Ball verschob. F\u00fcr die Austrianer war das verheerend, wurde doch recht schnell deutlich, dass man heillos damit \u00fcberfordert war, \u00fcberhaupt hinter die erste Pressinglinie der Grazer zu gelangen. Die beiden St\u00fcrmer Jatta und Camara zeigten wunderbar auf, wie man durch gutes Verschieben, dem Gegner enorme Probleme bereiten kann und einen nummerischen Vorteil f\u00fcr den gesamten Mannschaftsverbund generiert.<\/p>\n Durch das gestaffelte Anlaufen der beiden St\u00fcrmer, konnten sie einerseits den ballf\u00fchrenden Innenverteidiger unter Druck setzen, womit dieser sich schnell vom Ball trennen musste, andererseits aber auch den ballnahen Sechser (in dem Fall Fischer) aus dem Spiel nehmen, wodurch dieser erfolgreich isoliert wurde. Damit konnten die beiden Angreifer von Sturm konstant drei Spieler der Austria binden. Diese Vorgehensweise kann man bei der n\u00e4chsten Bildsequenz erkennen:<\/p>\n <\/a><\/p>\n Die Austria im Spielaufbau, mit einem Dreieck (rote Markierung) versucht man die erste Pressinglinie von Sturm auszuspielen. Die beiden Angreifer von Sturm (gelbe Markierung) verschieben jedoch musterg\u00fcltig, einer schiebt zum Ballf\u00fchrenden heraus, w\u00e4hrend der andere das Zentrum bzw. den Sechser deckt. Galvao bleibt nur der Querpass und nun r\u00fcckt der andere St\u00fcrmer auf Dragovic hinaus, w\u00e4hrend sein Kollege dessen Part \u00fcbernimmt und sich an den \u201eSechser\u201c orientiert.<\/em><\/p>\n Das Resultat davon war, dass die Austria keine Anspielstationen nach vorne fand und sich die Abwehrspieler die B\u00e4lle nur in die Breite zuspielten. Raumgewinn? Ein erfolgreiches \u00dcbergangsspiel in die gegnerische H\u00e4lfte? Fehlanzeige. Das Positionsspiel war hier schlicht viel zu statisch und man machte es Sturm zu leicht, den Aufbau abzuw\u00fcrgen. In solchen F\u00e4llen muss man die Verteidigungsprinzipien des Gegners herausfordern und andere L\u00f6sungen finden. Hier h\u00e4tte es ein recht einfachen L\u00f6sungsansatz gegeben, n\u00e4mlich Fischer aus diesem Deckungsschatten zu beordern und z.B. zwischen die Innenverteidiger abkippen zu lassen. Dadurch h\u00e4tten die St\u00fcrmer von Sturm nun die gesamte Breite zu verteidigen gehabt und w\u00e4ren die Wege wesentlich gr\u00f6\u00dfer geworden.<\/p>\n Die Austria tat das nicht, weshalb man de facto bis zur Halbzeit die meiste Zeit mit dem Spielaufbau besch\u00e4ftigt war, ohne gef\u00e4hrlich in der gegnerischen H\u00e4lfte einzudringen, geschweige denn sich festsetzen zu k\u00f6nnen. Wenn es dann doch mal gelang, fand man sich auf dem Fl\u00fcgel wieder und Sturm war aber auch hier bestens vorbereitet, ist den G\u00e4sten doch der enorme Fl\u00fcgelfokus der Austria in ihren Spielen auch nicht entgangen. Dementsprechend sah es dann nummerisch f\u00fcr die Gastgeber am Fl\u00fcgel oftmals so aus:<\/p>\nSturm \u00fcberrascht mit Formation<\/strong><\/h3>\n
Intensive Anfangsphase auf beiden Seiten<\/strong><\/h3>\n
Offener R\u00fcckraum der Austria sorgt f\u00fcr Probleme<\/strong><\/h3>\n
Un\u00fcberwindbare erste Pressinglinie f\u00fchrt zu violetter Hilflosigkeit<\/strong><\/h3>\n
Statisches Positionsspiel<\/strong><\/h3>\n