{"id":95161,"date":"2024-10-20T11:50:03","date_gmt":"2024-10-20T09:50:03","guid":{"rendered":"https:\/\/abseits.at\/?p=95161"},"modified":"2024-10-18T17:48:24","modified_gmt":"2024-10-18T15:48:24","slug":"anekdote-zum-sonntag-245-textilvergehen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/fusball-in-osterreich\/sonstiges\/anekdote-zum-sonntag-245-textilvergehen\/","title":{"rendered":"Anekdote zum Sonntag (245) \u2013 Textilvergehen"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Jeden Sp\u00e4tsommer gibt es in \u00d6sterreich unterklassige Fu\u00dfballvereine, die das Gl\u00fcck haben in den ersten Cuprunden gegen namhafte Bundesligisten antreten zu d\u00fcrfen. Die ungleichen Duelle mutieren in vielen l\u00e4ndlichen Regionen zu Volksfesten und zum Spiel des Lebens f\u00fcr so manchen Amateur. Wenn Austria, Sturm Graz und Co. mit ihrem Fananhang in kleine Gemeinden reisen, dann sind die hiesigen Sportpl\u00e4tze voll, Gastronomen machen ein Bombengesch\u00e4ft und Gro\u00df und Klein k\u00f6nnen mit ihren Lieblingsspielern auf Tuchf\u00fchlung gehen. Rekordmeister Rapid ist dabei immer noch der beliebteste Gast; denn obwohl die H\u00fctteldorfer seit 2008 titellos sind, sorgt die gr\u00fcn-wei\u00dfe Faninvasion auch auf Dorfpl\u00e4tzen f\u00fcr eine unvergleichliche Fu\u00dfballstimmung. Zudem gibt es – vorrangig in den \u00f6stlichen Bundesl\u00e4ndern – zahlreiche \u201egr\u00fcne Nester\u201c, voller Exil-Rapidler:innen, deren Herzenswunsch in Erf\u00fcllung geht, wenn ihr Lieblingsverein gegen die lokale Mannschaft antritt: Rapid zu Gast bei Freunden. Besonders wenn die Wiener im Burgenland spielen, ist Ausnahmezustand vorprogrammiert:<\/p>\n

So auch am 15. August 2009 als die H\u00fctteldorfer in der ersten Cuprunde beim SC\/ESV Parndorf, dem damaligen Tabellenf\u00fchrer der Regionalliga Ost, gastierten. Pikanterweise stand der jetzige Austria-Trainer Stephan Helm im Kader der Burgenl\u00e4nder. Aus sportlicher Sicht sollte es eine klare Sache f\u00fcr Rapid werden, doch erst in der 120. Minute gelang es dem Favoriten dank eines Treffers von Christopher Drazan den Widerstand des Regionalligisten zu brechen. \u201eIch bin stolz auf die Burschen, das war eine tolle Leistung: 0:2 aufholen gegen Rapid und so mitzuhalten bis zur letzten Sekunde.\u201c<\/em>, res\u00fcmierte der damalige Trainer Roman M\u00e4hlich die knappe 2:3-Niederlage seiner Mannschaft.<\/p>\n

Anfangs spielte Rapid gut, erarbeitete sich viele Chancen und nach zwei Kopfballtoren des neuen Sturmduos Jelavi\u0107 und Maierhofer f\u00fchrten man schlie\u00dflich nach drei\u00dfig Minuten. Doch als Hofmann, Patocka und Co. in der Folge die Z\u00fcgel aus der Hand geben, kam Parndorf mit ebenfalls zwei (!) Kopfballtoren zur\u00fcck in die Partie. Pl\u00f6tzlich hatte der Underdog das Momentum auf seiner Seite und Rapid wurde nerv\u00f6s. Erst ein Foul an Mario Konrad direkt an der Strafraumgrenze f\u00fchrte in der Verl\u00e4ngerung zu jenem Freisto\u00df aus dem Drazan den Siegestreffer erzielte. Es war ein hei\u00dfer Cupfight am Feiertag mit toller Stimmung und dem gl\u00fccklicheren Ende f\u00fcr den gr\u00fcn-wei\u00dfen Goliath.<\/p>\n

Dass an diesem Tag nicht alles nach Plan f\u00fcr Rapid laufen sollte, k\u00fcndigte sich irgendwie bereits vor Anpfiff an: Das Parndorfer Heidebodenstadion war gesteckt voll; gef\u00fchlt verfolgte die gesamte Region das Match. Viele Burgenl\u00e4ndische Rapidfans und die traditionell zahlreich erschienene organisierte Fanszene der Wiener sorgten f\u00fcr einen dichte Atmosph\u00e4re. Weil die Sonne an diesem Augustnachmittag erbarmungslos stach, h\u00e4ngten die Rapid-Ersatzspieler ihre Trikots so \u00fcber die Auswechselbank, dass sie w\u00e4hrend der 90 Minuten nicht geblendet werden sollten ehe sie zum Aufw\u00e4rmen \u00fcbergingen. Als Verteidiger Christian Thonhofer jedoch von diesem zur\u00fcckkam, musste er feststellen, dass sein so drapiertes Dress verschwunden war. Nach Diskussionen mit den Mitspielern, blieb nur mehr die M\u00f6glichkeit offen, dass ein Fan hinter der Auswechselbank unbemerkt zugegriffen haben musste. Thonhofers Trikot blieb wie vom Erdboden verschluckt. Rapids Zeugwart Ramhapp sch\u00fcttelt erstaunt den Kopf: In 26 Jahren Arbeit im Dienste des Rekordmeisters hatte \u201eJohnny\u201c so etwas noch nicht erlebt: Einem Spieler das Trikot als Souvenir vor dem Match zu stehlen, ist ein Textilvergehen der besonderen Art. Gl\u00fccklicherweise blieb \u2013 der \u00fcbrigens damals im Burgenland wohnhafte \u2013 Thonhofer an diesem Nachmittag ohne Einsatz.<\/p>\n

Heute arbeitet Christian Thonhofer als Polizist und w\u00fcsste genau, wie in einem solchen Fall vorzugehen w\u00e4re. Den Dieb h\u00e4tte er aber vermutlich auch nicht erwischt; Verd\u00e4chtige gab es schlie\u00dflich an diesem Augustnachmittag genug. Eine Frage bleibt aber offen: Handelte es sich bei diesem Trikotklau um einen qualifizierten Diebstahl im Zuge von Religionsaus\u00fcbung? Schlie\u00dflich gilt f\u00fcr viele Gr\u00fcn-Wei\u00dfe: Rapid ist Religion; das Trikot eines Rapidspielers somit eine Art Reliquie. Ein Fall f\u00fcr das J\u00fcngste (Sport)gericht.<\/p>\n

Marie Samstag, abseits.at<\/em><\/p>\n\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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