{"id":9737,"date":"2012-07-09T12:00:44","date_gmt":"2012-07-09T10:00:44","guid":{"rendered":"http:\/\/www.abseits.at\/?p=9737"},"modified":"2015-03-16T09:59:16","modified_gmt":"2015-03-16T08:59:16","slug":"pressing-das-moderne-taktische-werkzeug-zur-dominanz-ohne-ball","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/abseits.at\/in-depth\/taktik-theorie\/pressing-das-moderne-taktische-werkzeug-zur-dominanz-ohne-ball\/","title":{"rendered":"Pressing \u2013 das moderne taktische Werkzeug zur Dominanz ohne Ball"},"content":{"rendered":"\n\n
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\"\"<\/a>Dass es im Fu\u00dfball nicht mehr auf die individuellen Qualit\u00e4ten der einzelnen Akteure sondern das Zusammenspiel dieser ankommt ist kein Geheimnis. Schon in der Jugend lernt man, dass der Ball der Mitspieler mit der h\u00f6chsten Ausdauer ist und man diesen laufen lassen soll anstatt sich selbst die Lunge aus dem Leib zu rennen. Gerade deswegen kommt es auch im Spiel gegen den Ball auf eine hohe Eingespieltheit an. Die modernste Technik den Ball wiederzuerlangen ist das Pressing, das eben jene Anforderung an die Mannschaft stellt. In diesem Artikel stellt abseits.at diese Abwehrtaktik vor und demonstriert sie anhand zweier Beispiele.<\/em><\/p>\n

\u201ePressing ist eine kollektive Spieltaktik (wird also von mehreren Spielern durchgef\u00fchrt). Man braucht sie, wenn man sich nicht im Ballbesitz befindet<\/em>\u201c, definiert der italienische Fu\u00dfballexperte Massimo Lucchesi das Pressing in seinem gleichnamigen Buch und sieht seinen Zweck darin, \u201eden Spielern der gegnerischen Mannschaft, die den Ball besitzt, Spielraum und Spielzeit wegzunehmen, um den Plan des gegnerischen Angriffsman\u00f6vers zu st\u00f6ren und den Ball wieder in den Besitz der eigenen Mannschaft zu bringen.<\/em>\u201c<\/p>\n

Pressing <\/strong>\u2260 Verschieben<\/strong><\/p>\n

Bevor auf die verschiedenen Arten des Pressings eingegangen wird, soll der Unterschied zwischen Pressing und Verschieben erl\u00e4utert werden. Diese beiden Dinge werden gerne in einem Atemzug genannt und sind sich in einem hohen Ma\u00dfe auch \u00e4hnlich, dennoch besteht ein grundlegender Unterschied zwischen ihnen. Beide Techniken sind Anforderungen an die kollektiven Eigenschaften eines Teams, folgen den Prinzipien des Zonenfu\u00dfballs und sollen es dem Spieler erlauben eine taktisch g\u00fcnstigere Position einzunehmen. Allerdings ist das Verschieben mehr eine passive Methode, w\u00e4hrend man beim Pressing aus einer aktiven Position heraus versucht den Gegner unter Druck zu setzen und die Entwicklung des gegnerischen Spiels zu st\u00f6ren \u2013 zum Beispiel mit Zweik\u00e4mpfen. Ein Beispiel, das diesen Unterschied demonstriert war das DFB-Pokal-Duell<\/a> des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern M\u00fcnchen, als die Schwaben zwar viel liefen, es aber verabs\u00e4umten das Aufbauspiel der M\u00fcnchner entscheidend zu behindern.<\/p>\n

Die verschiedenen Arten des Pressings<\/strong><\/p>\n

\"\"<\/a>Je nachdem in welchem Abschnitt des Spielfelds das Pressing angewandt wird, unterscheidet man zwischen Abwehr-, Mittelfeld- und Angriffspressing. Die Entscheidung welche Ma\u00dfnahme eine Mannschaft anstrebt ist stark mit der Philosophie des Trainers und des Vereins verkn\u00fcpft. Au\u00dfenseiter bevorzugen zum Beispiel in erster Linie ein tiefes Mittelfeld- oder sogar Abwehrpressing, da sie nach dem Ballgewinn gro\u00dfe R\u00e4ume in der Hintermannschaft des Gegners orten, die qualitativ schw\u00e4cheren Spieler zugutekommen sollen. Durch die hohe Spielerdichte im Bereich um den Strafraum ist daher ein aggressives und engagiertes Zweikampfverhalten der verteidigenden Spieler unerl\u00e4sslich. Zudem werden Gegenspieler, die als besonders einflussreich gelten meist gedoppelt beziehungsweise manngedeckt. Weiters unterscheidet man zwischen Vorw\u00e4rts- und R\u00fcckw\u00e4rtspressing, das sich \u00fcber die Position des Balls und des jeweiligen Spielers definiert. Beide Variationen werden vor allem beim sogenannten Gegenpressing praktiziert, wenn man den Ball verliert und ihn unverz\u00fcglich zur\u00fcckgewinnen will.<\/p>\n

Wann und wo wird gepresst?<\/strong><\/p>\n

Neben der obigen Frage in welchem Abschnitt das Pressing angewandt wird, was von der Spielphilosophie des Teams abgh\u00e4ngt, gibt es noch weitere Faktoren, die das Einsatzgebiet bestimmen und f\u00fcr eine effiziente Anwendung wichtig sind. So ist es erfolgsversprechender wenn sich der ballbesitzende Gegenspieler auf der Au\u00dfenbahn befindet als im Zentrum, da so eine Vielzahl an Abspielm\u00f6glichkeiten aufgrund der Spielfeldbegrenzung entf\u00e4llt. Durch ballseitiges Verschieben kann der Druck zus\u00e4tzlich erh\u00f6ht werden. Weiters verspricht Pressing gegen\u00fcber technisch schw\u00e4cheren Spielern und Spielern, die gerade einen schwer anzunehmenden Ball empfangen haben (hoch, schnell, etc.) sowie jenen, die das Leder in einer schwierigen Position erhalten (Unterzahl, schwache R\u00fcckendeckung, etc.) eine h\u00f6here Erfolgsquote.<\/p>\n

Bespiel I: Borussia Dortmund<\/strong><\/p>\n

Wie sieht es nun aus wenn eine Mannschaft Pressing praktiziert? Um das zu demonstrieren werden zwei Teams als Beispiele herangezogen, die zu den besten Vertretern der Pressingtaktik z\u00e4hlen. Als erstes m\u00f6chten wir uns das Verhalten von Borussia Dortmund ansehen. Seitdem J\u00fcrgen Klopp das Traineramt im Ruhrpott \u00fcbernommen hat, wird st\u00e4ndig die hohe Laufleistung und das Verhalten im Spiel gegen den Ball positiv hervor gestrichen. Mit akribischer und schwei\u00dftreibender Arbeit wurden die Mechanismen perfektioniert und in den letzten zwei Jahren drei Titel eingefahren. Besonders das Gegenpressing hat es dem Meistercoach angetan. Dabei ist oft nicht mal entscheidend den Ball gleich im Zweikampf oder durch einen kurzen Abspielfehler zu bekommen, sondern oft zwingt man den Gegner dadurch zu blinden Befreiungsschl\u00e4gen, die im Seitenaus oder den F\u00fc\u00dfen der Verteidiger landen. Hier ein Beispiel aus dem Spiel gegen den HSV.<\/p>\n

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Nachdem Kacar das Zuspiel empf\u00e4ngt orientieren sich prompt die vier Mittelfeldspieler sowie die beiden Angreifer zum Ball um den Raum zu verengen und potentielle Passwege zuzustellen.<\/p>\n

Beispiel II: Athletic Bilbao<\/strong><\/p>\n

Als zweites Beispiel soll der spanische Klub Athletic Bilbao, der sich ebenfalls mit seiner laufintensiven Pressingstrategie in das Herz mancher Taktikfans gespielt hat, herhalten. W\u00e4hrend der BVB versucht durch Raumverknappung dem Gegner das Leder abzuluchsen, w\u00e4hlt Marcelo Bielsa hingegen einen manndeckungsorientieren Pressingstil. Jedem Spieler ist also ein entsprechender Gegenspieler zugeordnet, der vor allem in Balln\u00e4he angelaufen wird um diesen bereits bei der Annahme zu behindern. Diese 1:1-Zuteilung hat aber auch entscheidende Nachteile. Zum einen wird der Spielbereich bedeutend gestreckt und zum anderen reicht es oft einen Gegner zu \u00fcberspielen und dadurch beachtlichen Raum zu bekommen. Au\u00dferdem nimmt bei einer deratig aggressiven Spielweise der Faktor \u201eFitness\u201c eine noch wichtigere Rolle ein. Zur Veranschaulichung des Spiels der Basken sei auf folgendes Video verwiesen.<\/p>\n