Neo-Pensionist Stefan Kießling liebäugelte einst mit einem harten Arbeitsalltag von sechzehn, siebzehn Stunden zwischen heißen Töpfen und Pfannen, Lärm, scharfen Messern, Schweiß, Rückenschmerzen und... G’schichterln ums runde Leder (1) – Tischlein deck dich!

Neo-Pensionist Stefan Kießling liebäugelte einst mit einem harten Arbeitsalltag von sechzehn, siebzehn Stunden zwischen heißen Töpfen und Pfannen, Lärm, scharfen Messern, Schweiß, Rückenschmerzen und „Tisch Sieben, sofort!“- Rufen. Geworden ist der Ex-Leverkusen-Stürmer dann doch lieber Fußballprofi. Selbst als zweites Standbein schloss er das Kochhandwerk aus und erlernte lieber den Beruf des Lageristen. Einer seiner bayerischen Landsmänner ist heute als Gastronom höchst erfolgreich und bekocht nebenbei auch den berühmtesten deutschen Fußballverein: Alfons Schuhbeck, bekannt als TV-Koch, Restaurantbesitzer und Werbeträger, zaubert Müller, Ribéry und Co. das Essen auf den Tisch.

Schuhbeck sieht man sein hartes Tagewerk nicht an. Der barocke Typ mit rotblondem Haarkranz und tiefblauen Augen ist ein echter Workoholic, den Hektik und Stress nicht stören. Schuhbeck schafft es ohne Hysterie autoritär sein Personal zu befehligen. Als Erfolgsrezept gibt er an: „Disziplin und Leidenschaft sind zusammen unschlagbar.“

Brotzeit in blau-weiß

Die Roten zu bekochen ist für Alfons Schuhbeck eine Möglichkeit sein Hobby mit dem Beruf zu verbinden. Oft reist er mit dem deutschen Rekordmeister zu Champions League-Abenteuern. Schon als kleiner Bub deklarierte sich der gebürtige Traunsteiner als Fan der Münchner: „Obwohl die damals viel schlechter waren als die 60er!“. Heute betreut Schuhbeck mit seinem Team nicht nur das Leistungszentrum der Profis, sondern kocht auch für sämtliche Angestellte des Vereins. Das kulinarische Programm für die Spieler stellt er nach Absprache mit Trainer und Teamarzt zusammen. Auswärts wird auf landestypische Besonderheiten geachtet. Auf Reisen beschäftigt Schuhbecks Betrieb vier Mitarbeiter: Zwei machen das Service, zwei kochen. Einer der Köche reist schon früher an um die ortsüblichen Gewohnheiten und Märkte auszukundschaften und leicht verderbliche Lebensmittel einzukaufen. Aus der Heimat werden immer Reis und De-Cecco-Nudeln sowie Fleisch importiert.

Alfons Schuhbecks Menüplan hat sich über Jahre etabliert. Das Frühstück lässt der Sternekoch immer gleich servieren: Es wird als Buffet mit Müsli, Schwarzbrot, Brot aus dem jeweiligen Gastland, Butter, Marmelade, Schinken, Eiergerichten und Obst gestaltet. Eierspeis und Spiegelei erfreuen sich bei den Profis großer Beliebtheit. Kaffee ist für die meisten in der Früh ein Muss, weswegen Schuhbeck stets gemahlene Bohnen und eine eigene Maschine mitbringt um den Kickern ihr gewohntes Heißgetränk anbieten zu können. Mittags wird auf kohlehydratreiche Nahrung mit Eiweiß gesetzt: Schuhbeck kredenzt verschiedene Vorspeisen wie Fleisch- oder Fischsülze, Caprese und seine eigene Kreation, den „FC-Bayern-Salat“. Letzterer besteht aus einem geheim gehaltenen Mischverhältnis von Chicorée, Radicchio und leichten Blattsalaten. Bittersalate wirken anregend, während Feldsalate müde machen. Der Salat ist mittlerweile so begehrt, dass er sogar bei Münchner  Meisterfeiern kredenzt wird. Zu Nudeln und Erdäpfelbeilagen gibt es als Hauptspeise Geflügel oder Fisch. Im hohen Norden greifen die FCB-Köche gerne auf einheimischen Lachs zurück, ansonsten gibt es Zander, Saibling oder Seezunge. Dreieinhalb Stunden vor Anpfiff wird ein letzter Snack serviert um die Energiereserven zu füllen. Sandwich und Sandkuchen kommen auf den Tisch. Echte Fleischtiger können ein Steak bestellen. Nach getaner Arbeit laben sich die meisten Spieler wieder an Nudeln und Salat, ehe es in die Heimat oder ins Hotelbett geht.

Echt sportlich-gesund klingt auch jenes Menü mit dem die Bayern ihren Champions League-Sieg 2001 im Münchner Restaurant Käfer feierten: Man labte sich an Languste-Melonen-Salat, gratinierten Spargelspitzen, Milchkalbsrückenfilet mit Salbei und sautierten Eierschwammerl, ehe als Dessert Herzkirschen mit Hollersorbet und Griesflammerie auf den Tisch kamen. Da kann man nur sagen: Guad woars!

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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