George Orwell wusste: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als andere.“ Klarerweise ist der Fußballplatz kein natürlicher Lebensraum für Tiere aller Art,... G’schichterln ums runde Leder (9) – Animal Farm: Tierisches am Fußballplatz

George Orwell wusste: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als andere.“ Klarerweise ist der Fußballplatz kein natürlicher Lebensraum für Tiere aller Art, dennoch verirren sich insbesondere Eichhörnchen, Frettchen oder Vögel ab und zu ins Stadion. Diese sorgen dann für unvorhergesehene Unterbrechungen. Torwartlegende Sepp Maier legte sich sogar einmal mit einer Ente an, Kollege Damir Grloci von Sturm Graz fing eine Maus. Heute präsentieren wir eine kleine Auswahl an tierischen Stelldicheins:

Es war zum „in-den-Hintern-beißen“!

Den wohl berühmtesten „animalischen“ Zwischenfall in der Bundesliga musste Schalke-Legende Friedel Rausch ertragen. Man schrieb den 6. September 1969. „Plötzlich habe ich einen wahnsinnigen Schmerz verspürt.“, erinnerte sich der Linksverteidiger später. Ein Blick nach hinten brachte Gewissheit: Ein Polizeischäferhund hatte sich in den Allerwertesten des Schalkers verbissen. Was war passiert? Borussia Dortmund empfing an diesem Herbsttag seinen Erzrivalen zum Revierderby im legendären Stadion „Rote Erde“. Der Platz verfügte über keine Begrenzungen und so saßen die Zuschauer direkt am Spielfeldrand. Die Partie war – einem Derby angemessen – aufgeheizt und so passierte es, dass nach dem 1:0-Treffer der Gäste die Freude bei den königsblauen Fans überkochte. Einige Auswärtsfahrer liefen aufs Spielfeld und feierten mit ihrer Mannschaft. Die Polizei schritt sofort ein und versuchte mithilfe ihrer Hunde die Anhänger zurück auf die Tribünen zu lotsen. Einem Hund kann man jedoch nicht klar machen, wen er beißen soll und wen nicht und so bekam der Spieler Rausch die Zähne eines Vierbeiners zu spüren. Rausch kroch auf den Knien mit schmerzverzerrtem Gesicht Richtung Bank. Nach einer Tetanusspritze spielte der tapfere Knappe jedoch weiter. Vermutlich aber nicht so mopsf(r)i(e)del, wie er einst eingelaufen war. Das Match endete 1:1. Zum Rückspiel auf der Glück-auf-Kampfbahn begrüßte die Heimmannschaft Borussia aus Rache mit einem kleinen Tiger, den Rausch an der Leine ins Stadion führte. Der Abwehrspieler behielt eine fünf Zentimeter lange Narbe zurück. Hunde mochte er aber sowieso nie. Der spätere Trainer erklärte: „Meine Lieblingsstiere sind Schweine und Kühe!“ Rausch starb 2017 77-jährig in seiner Wahlheimat Schweiz.

Papillon-Invasion

Schmetterlinge gehören zu den beliebtesten Tieren. Kaum jemandem gefallen, die Insekten mit den hübsch verzierten Flügeln nicht. Fußballpoet Franzobel begründete seine Leidenschaft für den französischen Kicker Lilliam Thuram unter anderem damit, dass sein Name „wie ein mit Veilchensorbet-Atem auf Schmetterlingsflügel gehauchter Liebesbrief“ klinge. Von Hermann Hesse bis Wilhelm Busch beschäftigten sich viele Dichter mit den Faltern und assoziierten Liebe, Leichtigkeit und Süße mit ihnen. Jeder weiß, dass ein einzelner Schmetterling oder zwei „Butterfliegen“ im Paarungsflug schön anzusehen sind. Ja, selbst ein Schwarm Falter auf schattigen Brombeerblättern kann bezaubern. Treten die fliegenden Insekten jedoch in Riesengruppen auf, werden sie genauso lästig, wie jedes andere Getier. Einmal störten Falter ein ganzes Stadion und wurden für 60.000 afrikanische Fans zur Landplage: Am 18. April 1993 schlug Kamerun Guinea in einem WM-Qualigruppenspiel mit 3:1. Überschattet – im wahrsten Sinne des Wortes – wurde die Partie durch hunderttausende schwarze Falter, die sich ins Stadion verirrt hatten. Die vom Licht angezogenen Tiere störten den Matchablauf immer wieder und verließen den Ort des Geschehens erst nach Ende der Spielzeit.

Im Adlerhorst

Klaus Toppmöller hat sich selbst zum „Experten für schwierige Fälle“ erklärt. Der ehemalige FCK-Profi begann seine Trainerkarriere beim FSV Salmrohr und kam über Ulm, Petersberg und Aue zu Waldhof Mannheim. Im Sommer 1993 fing der Ex-Stürmer an Eintracht Frankfurt zu trainieren. Nicht nur Fans der Hessen erinnern sich gerne an jenes grandiose Tor von Jay-Jay Okocha, das in diese Zeit fiel: Der Nigerianer vernaschte in seinem ersten Einsatz unter Toppmöller mehrmals Karlsruher Abwehrspieler und einen gewissen Oliver Kahn bevor er satt einschoss. ARD-Zuschauer wählten das Tor zum Tor des Jahres. Die schwarz-weißen Adler spielten damals sensationell und holten die Herbstmeisterschaft. Die Fans fieberten einem Meistertitel entgegen und ganz Frankfurt war im Fußballfieber. Auch Toppmöller hatte Blut geleckt und versuchte mit allen Mitteln seine Kicker zu motivieren: Nach dem Abschlusstraining vor dem Spiel gegen die Bayern bat er seine Mannschaft nochmals in die Kabine. Er selbst verschwand in einem Nebenraum. Als er wiederkam, staunten Okocha, Stein und Co. nicht schlecht: Auf Toppmöllers Arm saß ein handzahmer Steinadler, das Wappentier der Mannschaft. Der Trainer hatte tatsächlich einen Falkner kommen lassen um seinen Worten besondere Bedeutung zu verleihen. Beschwörend sprach Toppmöller: „Ihr müsst den Gegner packen wie ein Adler seine Beute!“ Es reichte aber nur zu einem 2:2-Unentschieden. Die Eintracht verpasste schlussendlich mit Platz 5 klar die Meisterschaft und der Vogelhändler in spe musste seinen Arbeitsplatz räumen.

A mans best friend

„Pickles“ war einst ein ganz normaler schwarz-weißer Mischlingsrüde, der eines Abends im Jahr 1966 mit seinem „Herrl“ David Corbett einen Spaziergang im Süden Londons machte. Bevor „Pickles“ sein business auf einem Fleckerl Wiese erledigen konnte, erschnüffelte der vife Vierbeiner jedoch etwas und begann zu graben: Der Hund förderte einen in Zeitungspapier eingeschlagenen Pokal hervor. Sein Besitzer brachte ihn mit den Worten „Pickles hat ihn gefunden. Der kleine Schatz!“ zur Polizei. Der Hund hatte den vor wenigen Tagen aus der Westminster Central Hall gestohlenen Jules-Rimet-Pokal entdeckt. Weltweit überschlugen sich die Zeitungen: Die WM war dank eines „Straßenköters“ gerettet.

„Pickles“ wurde berühmt: Sein Halter bekam 6000 Pfund Finderlohn und besuchte in Begleitung des Hundes das WM-Eröffnungsbankett. Für den Vierbeiner gab es gratis Hundefutter, er trat im TV auf und hatte Gastrollen in Kinofilmen. Ein Jahr später starb er, als er sich während des Laufens mit seinem Halsband strangulierte. Sein fast achtzigjähriger Besitzer hält sein Andenken bis heute in Ehren.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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