In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 1. Runde der tipico Bundesliga 2015/2016 | Pink, Aigner

Markus Pink - SV Mattersburg_abseits.atIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 1. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Markus Pink (SV Mattersburg) und Hannes Aigner (Altach) unter die Lupe.

SV Mattersburg – Red Bull Salzburg 1:0, Markus Pink (1. Minute)

Der SV Mattersburg sorgte für den ersten Knalleffekt der neuen Saison. Im Eröffnungsspiel besiegten die Burgenländer nicht nur den amtierenden Doublesieger sondern trafen gegen Red Bull Salzburg gleich nach Anpfiff. Dabei hatten sie noch nicht mal selbst Anstoß. Ivica Vastic sprach davon, dass man die Salzburger mit ihren eigenen Waffen schlagen wollte. Das klappte in dieser Aktion sehr gut, wie man in der Analyse sieht.

Die Salzburger wollen, wie man in diesem Bild sehen kann, nach dem Anstoß sofort nach vorne spielen. Die vier Außenspieler positionieren sich an der Mittellinie und sprinten mit Anpfiff sofort los. Dabei ist es für sie wohl unerheblich, ob sie direkt durchkombinieren oder den Ball per Gegenpressing nach vorne bringen. Als Absicherung gibt es zwei Ebenen, bestehend aus den Innenverteidigern und den Sechsern.

Zu beachten ist hier der Lauf von Marco Djuricin (schwarz), der nach dem Anstoß nach links geht und damit wohl die Mattersburger in diese Richtung locken will. Die Gastgeber lassen sich davon aber nicht irritieren und antizipieren den Pass auf die andere Seite. Wie man im Bild sehr gut sehen kann orientieren sie sich schon früh auf ihre linke Seite und bauen damit – vermutlich unbewusst – eine kleine Pressingfalle auf.

Der Pass kommt nicht perfekt an, sondern geht in den Rücken des angespielten Salzburgers, weshalb der Angriff gleich ins Stocken gerät. Die Mattersburger verschieben sofort aus dem Zentrum mit drei Spielern nach, unterstützen den Linksverteidiger im Zweikampf und holen einen Einwurf heraus. Die Absicherung der Salzburger beginnt hier zu bröckeln. Der ballnahe Sechser muss nämlich zur Unterstützung auf den aktiven Flügel gehen, während der zweite Sechser seine Position nicht verlassen kann, weil Markus Pink (gelb) das Zentrum besetzt hält.

Den Einwurf führen die Mattersburger dann sehr schnell aus und kommen so in eine Überzahlsituation. Michael Perlak (blau) hat sich gut zwischen den Linien positioniert, während Karim Onisiwo (weiß) und Pink das Spiel breit machen um die Innenverteidiger auseinanderzuziehen. Der ballferne Sechser schiebt daher ebenfalls nach, was Pink jedoch viel Freiraum gibt, weil der linke Außenverteidiger von Salzburg nicht schnell genug nach hinten kommt. Nach einem überragenden Steilpass von Perlak setzt sich Pink dann gegen zwei Salzburger durch und erzielt das erste Tor der Saison 2015/2016.

SV Grödig – SCR Altach 0:1, Hannes Aigner (16. Minute)

Auch der SV Grödig setzte ein Ausrufezeichen. Die Salzburger gelten neben der Admira als heißester Abstiegskandidat, schieden im Cup schon in der ersten Runde aus. Gegen den Europacupstarter aus Altach gewannen die Grödiger dennoch mit 2:1 – und das obwohl sie in Rückstand gerieten. Bei diesem Gegentor konnte man sehen, dass vom einstigen aggressiven Angriffspressing aus der Aufstiegssaison kaum was übrig ist.

Grödig hätte hier prinzipiell sehr gute Voraussetzungen für eine Balleroberung. Der ballführende Gegner ist nahe der Seitenlinie festgefangen und hat ein sehr ungünstiges Sichtfeld. Jedoch fehlt dem Pressing der Hausherren hier jegliche Kompaktheit. Es übt hier effektiv nur ein Spieler Druck aus. Lucas Venuto (schwarz) steht hier ohne große Körperspannung da, belauert denn Passweg in die Mitte nicht. Timo Brauer (weiß) rückt zwar von der Sechserposition nach, orientiert sich aber eher absichernd nach hinten. Ein erstes Indiz dafür, dass Peter Schöttel auf einen höheren Stabilitätsfokus setzt.

Ein weiterer Punkt, der zeigt, warum Grödig keinen Zugriff bekommt, sieht man in diesem Bild. Stürmer Roman Wallner (rot) ist die gesamte Aktion über anteilslos, hätte hier durch ein aktiveres Auftreten das Zentrum schließen können. Der linke Flügelspieler könnte ebenfalls einrücken, bleibt aber breit. Dadurch kann Altach ohne Druck nach vorne spielen und das Tempo erhöhen, was dazu führt, dass Grödig noch abwartender wird.

Die Altacher kommen über ihre linke Seite nach vorne, wo Grödig an und für sich in Überzahl ist. Venuto hat zwar das Rückwärtspressing spät aufgenommen, wäre aber durchaus in der Lage, Druck auf den Ballführenden auszuüben. Allerdings doppelt Grödig in dieser Situation nicht den ballführenden Altacher, sondern den eingerückten Flügelspieler. Würde Tobias Kainz (blau) hier ebenfalls nach außen rücken, hätte man den Konter schon früher verzögern können und den anschließenden Rückpass verhindern können oder zumindest in einer ungefährlicheren Zone erzwingen können.

Das hätte natürlich ein höheres Risiko bedeutet, da der durchstechende Flügelspieler Brauer wohl enteilt wäre. Insofern steht dieses Gegentor also stellvertretend für den grundlegenden Unterschied in der Spielphilosophie zwischen dem risikofreudigen Adi Hütter und dem pragmatischen Schöttel.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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