In der zweiten Episode dieser Serie geht es um die Mannschaft, mit der Manchester United in der Saison 1998/99 als erste englische Mannschaft das... Legendäre Teams (2): Die Triple-Helden aus Manchester

In der zweiten Episode dieser Serie geht es um die Mannschaft, mit der Manchester United in der Saison 1998/99 als erste englische Mannschaft das europäische Triple gewinnen konnte. Die Trainerlegende Sir Alex Ferguson hatte in seinen 27 Saisonen als United-Coach einige erfolgreiche Jahre, aber diese Saison ist wohl die Beste in der Vereinsgeschichte.

Dominante Zeit von Manchester United

Die Saison 1998/99 war definitiv die erfolgreichste Saison der Red Devils, wobei die Zeit um die Jahrtausendwende generell eine sehr erfolgreiche Ära war. Nachdem Alex Ferguson in seinen ersten sechs Jahren als Chefcoach die Liga nicht gewinnen konnte und zwischenzeitlich schon fast gekündigt wurde, konnte er in der Saison 1992/93 erstmals die höchste englische Spielklasse gewinnen. Das war aber nur der Anfang. Von da an bis zum Ende der Saison 2002/03 konnte Manchester United acht der möglichen elf Ligatitel gewinnen.

Ein Grund für diese Dominanz war die Spielanlage der Engländer. Sie spielten schon damals einen Fußball, der auf Mittelfeldkontrolle und Passqualität ausgelegt war. In ihrem 4-4-2-System hatten sie in der Zentrale mit den Mittelfeldspielern Nicky Butt, United-Eigengewächs Paul Scholes und Roy Keane zweikampfstarke und lauffreudige Spieler, wobei Kapitän Keane als verlängerter Arm des Trainers galt. Er verlangte nicht nur von sich selbst immer alles ab, sondern spornte auch seine Mitspieler zu Höchstleistungen ab und wurde regelrecht wütend wenn ein Mannschaftskollege im Training oder Wettkampf nicht an die Grenzen ging.

Eigengewächse als Stammspieler

Obwohl Manchester United bereits in den 90ern eine gut gefüllte Vereinskasse hatte, vertraute Sir Alex Ferguson schon damals auf Spieler aus der eigenen Akademie. Diese Entscheidung sollte Früchte tragen. Denn wenn man heute sieht, welchen Spielern er so zum Durchbruch verhalf, blickt man auf die Namen einiger Vereinslegenden. Gary und Phil Neville, Paul Scholes, Ryan Giggs und David Beckham sind alle unter Alex Ferguson zu Stammspielern geworden und konnten auf ihrem jeweiligen Karrierehoch das Triple mit United gewinnen.

Besonders das Gespann David Beckham/Gary Neville auf der rechten Seite wusste immer durch seine gute Abstimmung und ihr ausgezeichnetes Verständnis für die Laufwege des Anderen zu glänzen. Diese gute Harmonie entstand auch, weil die beiden gleich alt sind und sich seit der Manchester-Jugend kannten. Außerdem passt die Spielweise von einem Spieler, der gerne nach innen zieht, wie David Beckham, besser zu einem klassischen Außenverteidiger mit sehr geradlinigem Offensivspiel. als die eher traditionelle Auslegung der Flügelposition, wie sie beispielsweise Ryan Giggs praktizierte. Diese gute Abstimmung mit seinen Vordermann ist wahrscheinlich ein Grund warum Gary Neville als Außenverteidiger immer höher angesehen war als sein Pendant auf der linken Seite, Denis Irwin, der aber ebenfalls sehr wichtig für die Mannschaft war.

Gute Transfers und erfahrene Spieler

Um junge Fußballer zu fördern ist es immer gut, wenn ihnen auf dem Platz Spieler zur Seite stehen, die eine gewisse Erfahrung mitbringen und schon ein paar Jahre beim Verein sind. Einer dieser Spieler war der damalige Kapitän Roy Keane. Der zentrale Mittelfeldspieler galt als unermüdlicher Kämpfer und als Zweikampfmonster. Was ihn jedoch noch mehr auszeichnete war sein Charakter. Er war, wie bereits oben erwähnt, bekannt als Anführer und wurde auch öfters mal laut auf und neben dem Platz.

Ein weiterer Eckpfeiler des Teams war der damalige Stammtorhüter Kasper Schmeichel. Er spielte seine letzte Saison in Manchester und war die unumstrittene Nummer Eins im Tor. Auch er war für seine Präsenz bekannt. Mit gut 100 Kilo auf 1,90m hatte er auf die Stürmer des Gegners immer eine einschüchternde Wirkung. Auch gegenüber seinen Vordermännern war er nicht gerade zimperlich. Er dirigierte diese über 90 Minuten und wurde auch gerne mal laut.

Außerdem wurden zu Saisonbeginn der Innenverteidiger Jaap Stam von der PSV Eindhoven und der Stürmer Dwight Yorke von Aston Villa verpflichtet, um den Kader zu ergänzen. Beide wurden sofort zu Stammspielern.

Drei Topstürmer und der Mann für die wichtigen Tore

Besonders auf der Stürmerposition war Manchester United zu dieser Zeit exzellent besetzt. Ihre drei Topstürmer Dwight Yorke, Andrew Cole und der heutige United-Coach Ole Gunnar Solskjaer konnten zusammen 61 Saisontore erzielen. Besonders für den schnellen Dwight Yorke waren die 18 Liga-Tore ein guter Wert, da er erst in dieser Saison zur Mannschaft stieß.

Der Hauptgrund für die Verpflichtung des Mannes aus Trinidad und Tobago waren die Streitigkeiten zwischen Andy Cole und Teddy Sheringham. Sheringham wechselte im Vorjahr erst zu Manchester United und spielte eine gute Saison. Aber schon während seiner Debutsaison zerstritten er und Cole so schlimm, dass sie gar nicht mehr miteinander redeten.

Der Transfer war auch ein weiter Beleg dafür, dass das System von Alex Ferguson damals vorteilhaft für schnelle, wendige Stürmer war. Das rührte daher, dass zu dieser Zeit viele lange und mittellange Pässe über und hinter die Abwehr gespielt wurden. Teddy Sheringham war vom Typ her eher ein klassischer Stoßstürmer und passte deshalb nicht so gut ins damalige Spiel von United. Dieses Spiel mit den längeren Bällen war gerade zu dieser Zeit charakteristisch für den englischen Fußball.

Der „Verlierer“ des Streites war Sheringham, der in der Triple-Saison nur zu 1350 Einsatzminuten kam. Andy Cole absolvierte hingegen fast dreimal so viele Minuten. Trotzdem war Sheringham ein Mann für die ganz wichtigen Momente. Erst erzielte er zwei Minuten nach seiner Einwechslung den Führungstreffer im FA-Cupfinale. Und dann gelangen ihm im Finale der Champions League je ein Tor und eine Vorlage.

Die legendärste Nachspielzeit

Es war der 26.Mai 1999, an dem die Mannen von Trainer Ferguson zu Legenden und der Coach selbst zum „Sir“ wurde. In der 90. Minute lag der FC Bayern München noch mit 1:0 in Führung. Doch ein gewisser Teddy Sheringham hatte noch etwas im Köcher. Erst erzielte er selbst den Ausgleichstreffer in der 91.Minute. Und dann in der 93.Minute legte er den Siegtreffer von Ole Gunnar Solskjaer per Kopf auf.

Dieses Champions-League-Finale ist bis heute eines der verrücktesten Fußballspiele. Damit war Manchester United der erste englische Verein, der das Triple gewinnen konnte. Nicht nur, dass sich alle Beteiligten damit unsterblich machten. Alex Ferguson wurde aufgrund dieses Erfolges vom britischen Königshaus zum „Sir“ geschlagen.

Hier ein seltenes „Pitch-Side-Video“ von den wohl verrücktesten drei Minuten der Champions-League-Geschichte!

Kristian Müller