Die Fans des spanischen Zweitligisten Rayo Vallecano sind bekannt für ihren Aktivismus und ihr resolutes Engagement gegen die Auswüchse des modernen Fußball. Oft trifft... Rayo Vallecano und seine Fans: Schweigen ist keine Option

Die Fans des spanischen Zweitligisten Rayo Vallecano sind bekannt für ihren Aktivismus und ihr resolutes Engagement gegen die Auswüchse des modernen Fußball. Oft trifft ihr Protest dabei auch den eigenen Verein.

Rayo Vallecano ist zumindest rein sportlich betrachtet kein sonderlich bemerkenswerter Verein. Der Klub aus dem Madrider Arbeiterviertel Vallecas ist vielmehr eine klassische Fahrstuhlmannschaft, die in den letzten Jahren stets zwischen den ersten beiden Ligen hin und her pendelte.

Was Rayo (spanisch für „Blitz“) dabei aber so besonders macht: seine Fans. Oder besser gesagt: die  antifaschistische Ultragruppierung Los Bukaneros. Sie ist für ihre Leidenschaft bekannt – aber auch für ihren teils resoluten Aktivismus.

Für internationale Schlagzeilen sorgten die Fans von Rayo vor allem im Sommer 2017, als sie den bereits sicheren Transfer des Ukrainers Roman Zozulya von Betis Sevilla zu ihrem Verein verhinderten. Der Grund: Zozulya gilt als Sympathisant einer ukrainischen rechtsextremen und paramilitärischen Gruppierung. Und so jemand kann eben nicht für Rayo Vallecano auflaufen. Punkt.

Die Proteste der Rayo-Fans richteten sich dabei aber nicht nur gegen fragwürdige Transfers, sondern auch gegen die Montagsspiele in La Liga. So wurden sie verdächtigt, vor einer Partie zu Wochenbeginn gegen Nachbar Real Madrid 2012, die Flutlichtanlagen sabotiert zu haben. Die Begegnung musste letztlich wiederholt werden.

Aktuell gehen die Fans gegen die Preispolitik ihres Vereins bzw. die Führungsetage um Klubchef Raul Martin Presa auf die Barrikaden. Teile der Anhängerschaft haben mittlerweile ihre Dauerkarten zurückgegeben und boykottieren die Spiele von Rayo.

Schon zuvor war das Verhältnis zwischen Aficionados und Klubführung kein einfaches. Zum endgültigen Bruch kam es dann im Sommer, als die Eintrittspreise für Behinderte und Jugendliche stark erhöht wurden.

Auch die Preise der Trikots ihres Vereins sind den Anhängern ein Dorn im Auge. Ihre Reaktion: sie entwarfen kurzer Hand einfach eigene. „Die Vereinsführung versteht den Geist von Rayo Vallecano und unserem Viertel einfach nicht. Wir haben Trikots entwickeln lassen, die dem Klub gerecht werden und die sich jeder Fan leisten kann“, werden die Initiatoren im Fußballmagazin 11Freunde zitiert. Die selbstgestalteten Leiberln sollen 30 Euro kosten.

Die Trikot-Aktion wird von der Initiative „VCN 1924“ im Ehrenamt umgesetzt: „Wir verdienen nichts daran. Das Geld, das übrig bleibt, stecken wir in Protestaktionen.“ Die Fans von Rayo sind also im besten Sinne Fußballromantiker, für die Mündigkeit und Selbstbestimmung im Fan-sein inkludiert sind.

Die Gruppierung VCN 1924 bringt es auf den Punkt: „Wir sind ein kleiner Klub in einer armen Nachbarschaft. Aber wir haben den Glauben, dass Fußballwerte noch immer über den ökonomischen Interessen stehen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ral, abseits.at