Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (51): Liebe Fußball-Bundesliga!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag schicken wir unseren Brief an unsere Bundesliga…

Liebe Fußball-Bundesliga!

Dass diese Situation außergewöhnlich ist, zeigt sich daran, dass eure Statuten in diesem Fall keine fixe Vorgangsweise für eine Saisonunterbrechung (oder den Worst Case: einen Saisonabbruch) vorsehen. Es ist eine haarige Angelegenheit, die ihr jetzt entscheiden müsst: Eingebettet in Fristen, andere Wettbewerbe und jede Menge finanzielle Fragen. Das ist ein organisatorischer Kabelbrand der Extraklasse.

Ich hoffe, die Situation verursacht euch kein Dauerbauchweh. Ihr müsst mehrere mögliche Szenarien durchdenken: Beispielsweise könnte man die Bundesligasaison einfach annullieren. Oder Play-Offs spielen, um einen Meister bzw. Absteiger zu bestimmen. Soll die restliche Rückrunde zur Geistertour verkommen? Liga aufstocken, EC-Plätze auslosen, Vorjahreswertung einfließen lassen – zurzeit wird mit den wildesten Ideen herumjongliert. Von Ligaverlängerung bis Ligaverbreiterung ist wirklich alles dabei. Und man wird das Gefühl nicht los, dass am Ende doch die UEFA hineinpfuschen könnte – so wie sie das im Fall Belgien getan hat. Sollte die Saison – die aktuell bis Mitte Mai pausiert – abgebrochen werden, liegt die Entscheidung wie es weitergeht jedenfalls beim ÖFB‑Präsidium. Momentan stößt sauer auf, dass zwar von Solidarität à la „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“ gesprochen wird, die Vereine aber – laut Medienberichten – aktuell jene Lösungen favorisieren, die ihnen selbst am meisten von Nutzen sind.

Liebe Fußball-Bundesliga, was tun? Sicher ist eines: Es steht eine Entscheidung an mit der nicht alle zufrieden sein können: Es wird Gewinner und Verlierer geben. So what?! Von der geistigen Bürde Herr über das Schicksal der Klubs zu sein, müsst ihr euch befreien, denn Gewinner und Verlierer gibt es auch nach jeder fertiggespielten Saison. Eine Meisterschaft ist immer ein Konstrukt. Kein Wettbewerb ist fair. Ligareformen haben immer ins sportliche Geschehen eingegriffen und es verändert. Was soll Fairness überhaupt sein? Jeder definiert sie anders. Gerade im Fußball wird ständig gejammert. Allein nach jedem Punktespiel gibt es ein Lamentieren (meist nicht über die eigenen Versäumnisse), sondern über den Schiedsrichter, den Gegner, die Platzverhältnisse, das (Un)glück. Sprich: Über die vermeintliche Ohnmacht von außen. Jetzt ist euch der Schwarze Peter zugeschoben worden, aber einer muss es ja machen. Befreit euch von der Idee, es allen Recht machen zu können. Diese Option ist jedenfalls keine mögliche Lösung der Situation. In diesem Sinne:

Eine weise Entscheidung wünscht sich

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag