Die LASK-Verantwortlichen hielten gestern eine Pressekonferenz ab und stellten sich den Fragen der Journalisten, die gespannt auf die Erklärungsversuche der Funktionäre warteten. Präsident Siegmund... Kommentar: Es war ein Blödsinn, aber…

Die LASK-Verantwortlichen hielten gestern eine Pressekonferenz ab und stellten sich den Fragen der Journalisten, die gespannt auf die Erklärungsversuche der Funktionäre warteten. Präsident Siegmund Gruber, Vizepräsident Jürgen Werner und Trainer Valerien Ismael entschuldigten sich mehrmals und sprachen von einer Blödheit. Gleichzeitig wurde aber viel relativiert und man verstrickte sich in Widersprüche.

Der Boss hatte keine Ahnung

LASK-Präsident Siegmund Gruber betonte auch auf Nachfrage eines Journalisten, dass er keine Ahnung von den Vorkommnissen am Trainingsplatz hatte und erst knapp vor dem Lostreten des Shitstorms von der Bundesliga kontaktiert wurde. Kurz danach bot ihm sein Vize Jürgen Werner den Rücktritt an, den er aber ablehnte, da die Arbeit der vergangenen Jahre nicht wegen einer Blödheit zunichtegemacht werden sollte.

Kann es aber sein, dass der mächtige LASK-Präsident nicht in die Vorgänge am Trainingsplatz eingeweiht war? Immerhin gab es zuvor bereits zahlreiche Gerüchte, dass der LASK die Auflagen des Kleingruppentrainings nicht besonders ernst nimmt. Spätestens nachdem eine Polizeistreife einige Tage zuvor dem LASK einen Besuch abstattete, müsste sich der Präsident bei seinem Trainer erkundigt haben, ob an den Vorwürfen etwas dran ist.

Der Verein zog sogar in Betracht ein Trainingslager in Schweden zu buchen, da es dort keinerlei Trainingseinschränkungen in rechtlicher Hinsicht gegeben hätte. In der Pressekonferenz stellte Gruber fest, dass der LASK darauf verzichtete, weil die mediale Aufmerksamkeit zu groß gewesen wäre. Der Präsident meinte danach noch, dass es im Nachhinein wohl gescheiter gewesen wäre, nach Schweden zu fliegen. Die Problematik des Kleingruppentrainings dürfte demnach schon länger ein großes Thema gewesen sein und wie wir gleich sehen werden, hätten Werner und Ismael ihrem Präsidenten drei Wochen lang die Verstöße gegen die Richtlinien verheimlichen müssen.

Ein Tag sind nicht drei Wochen

Jürgen Werner wurde gefragt, warum der LASK nicht besonders vorsichtig war, nachdem die ersten Gerüchte im Umlauf waren, dass die Regeln des Kleingruppentrainings nicht eingehalten wurden. Der Vizepräsident antwortete, dass diese Gerüchte nicht zu ihm vorgedrungen wären, was relativ unglaubwürdig ist, wenn die Polizei am Platz stand und viele Medien davon berichteten. Kurios wird es mit Werners Feststellung, dass es dumm war, einen Tag vor dem erlaubten Mannschaftstraining gegen die Regeln zu verstoßen. Zum Abschluss der Pressekonferenz wurde Trainer Valerien Ismael nämlich gefragt, wann genau die vier verbotenen Trainingseinheiten stattfanden. Seine Antwort: „Die letzte habt ihr auf Video gesehen, ansonsten in den letzten drei Wochen punktuell, wenn wir gespürt haben, wir brauchen einen Impuls.“ Der Coach wurde nach diesem Satz sofort von Präsident Gruber unterbrochen und es hatte den Anschein, dass dieser nicht glücklich mit der Menge der Informationen war, die sein Trainer ausplauderte.

Laut Jürgen Werner hat ihn Ismael vor der ersten verbotenen Trainingseinheit gefragt, ob es möglich wäre, der Mannschaft neue Reize zu verpassen und die Kleingruppen gegeneinander spielen zu lassen. Werner wusste demnach Bescheid, dass in den letzten drei Wochen immer wieder die Grenzen des Erlaubten absichtlich überschritten wurden. Dass nach dem Polizeibesuch einfach weitergemacht wurde, zeugt von großer Arroganz und einer übersteigerten Selbstsicherheit, die sich angesichts der fantastischen sportlichen Erfolge in den letzten Monaten manifestiert haben dürften. Und hier stelle ich mir auch noch einmal die Frage, ob es einem Präsidenten in Zeiten wie diesen verborgen bleiben konnte, dass seine Mannschaft innerhalb der vergangenen drei Wochen vier Mal gegen die strengen Richtregeln verstieß.

Es war ein Blödsinn, aaaaaber…

Alle drei Funktionäre entschuldigten sich mehrmals für die Verstöße, die aber dennoch immer wieder relativiert wurden.

Es war ein Blödsinn, aber es ging um die Gesundheit der Spieler, die die englischen Wochen sonst nicht verletzungsfrei überstanden hätten.
Es war ein Blödsinn, aber ich hab davon leider erst von der Bundesliga erfahren.
Es war ein Blödsinn, aber ich habe auch zahlreiche Videos und Fotos von anderen Bundesliga-Klubs erhalten, die sich ebenfalls ein Fehlverhalten leisteten.
Es war ein Blödsinn, wir haben aber vor dem Senat 1 eine gute Rechtsposition.
Es war ein Blödsinn, aber wir haben ja nichts gestohlen oder jemanden umgebracht [sic].
Es war ein Blödsinn, aber in Schweden wäre es rechtlich ok gewesen.

Es wurde übrigens weder von den LASK-Funktionären noch von den anwesenden Journalisten mit einem Wort erwähnt, dass man mit der Missachtung der Regeln den anstehenden Wiederbeginn der Bundesliga massiv gefährdete und damit die Existenz zahlreicher Vereine riskierte.

Der LASK hat durch seine erfolgreiche und aufopferungsvolle Spielweise österreichweit unzählige Sympathien erworben und ich glaube den drei Herrschaften, dass ihnen die ganze Geschichte unglaublich leidtut. Es tut ihnen aber nicht leid, dass gegen die Trainingsbestimmungen verstoßen wurde. Es tut ihnen leid, dass sie dabei erwischt worden sind. Es tut ihnen leid, dass sie nun bei den verbleibenden elf Bundesligisten zukünftig auf wenig Solidarität hoffen können. Es tut ihnen leid, dass sie womöglich die Meisterschaft verspielt haben. Es tut ihnen leid, dass sie bei Sponsoren und Fans Sympathien verspielt haben.

Mir tun in erster Linie die LASK-Fans leid, die brutal aus ihrem Fußballmärchen gerissen wurden. Der starke Grunddurchgang wird nun für immer von einem fahlen Beigeschmack überdeckt sein und ein möglicher Punkteabzug könnte sogar den ersten Meistertitel seit 1965 kosten.

Ich bin mir sicher, dass sich der LASK, könnte er die Uhren zurückdrehen, an die Regelungen halten würde. Nicht aus Solidarität gegenüber den anderen Vereinen, sondern einfach weil den handelnden Personen nun bewusst ist, dass sie erwischt werden können.

Es ist so wie beim Fremdgehen – den meisten tut es erst so richtig leid, wenn sie erwischt werden.

Drei kurze Sätze hätten bei der Pressekonferenz ausgereicht: Es tut uns leid. Wir waren so arrogant zu glauben, dass wir nicht erwischt werden. Wir werden mit Demut jede Strafe der Bundesliga akzeptieren.“

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger