Es wird seine dritte Weltmeisterschaft und wohl sein letzte Ereignis auf der ganz großen Bühne werden. David Villa-Sánchez lässt es in den nächsten Jahren... David Villa – Ein Weltstar auf Abschiedstournee

Spanien - FlaggeEs wird seine dritte Weltmeisterschaft und wohl sein letzte Ereignis auf der ganz großen Bühne werden. David Villa-Sánchez lässt es in den nächsten Jahren nach all den Erfolgen ruhig angehen. Oder auch nicht. In New York und vorher kurz in Melbourne geht der Rekordtorjäger der Selección ein wirkliches Abenteuer an. Und doch wird er wohl aus unserem europäischen Blickfeld verschwinden. Wir bringen euch Spaniens „Guaje“ in diesem Artikel gen Ende seiner unfassbar erfolgreichen Karriere näher.

David Villa, schon im Kindheitsalter vom Fußball fasziniert, stammt aus Tuilla, einem der Acht Parroquias der Gemeinde Langreo in Asturien. Sonst eine Region, der wenige der spanischen Fußballstars entspringen. Santi Cazorla von Arsenal kommt von dort her, Luis Enrique ebenso. Der neue Barça-Coach war und ist seit Jahren das große Idol von „Maravilla“ (Wunder) Villa. Jener kleine Junge musste einiges auf dem langen Weg hin zum Profifußball auf sich nehmen. Als er noch nicht lange spielte, brach er sich das Bein. Doch das warf ihn nie wirklich aus der Bahn. Für ihn selbst gab es noch nie etwas Schöneres als Tore zu schießen. Als er langsam wieder fit wurde fokussierte er sich darauf, sein verletztes Bein zu schonen. Immer wieder übte er mit seinem schwachen Fuß zu schießen und noch heute ist „El Guaje“, der Junge mit erfülltem Kindheitstraum, beidfüßig auf dem Platz zur Stelle.

Erste Stationen einer Karriere

Im Alter von 18 Jahren wechselt der schnelle Stürmer in die zweite Mannschaft Sporting Gijóns, erhält seinen ersten Profivertrag. Heute spielen die Profis Gijóns in La Liga, damals nicht. Der alsbald in die erste Mannschaft versetzte Villa wechselt 2003 nach Saragossa in Spaniens höchste Spielklasse. Die erste Saison gerät zum absoluten Erfolg. Die Copa del Rey, Spaniens Pokalwettbewerb, wird nach Verlängerung 3:2 gegen die übermächtigen Galaktischen Real Madrids gewonnen. Eine Sensation. Saragossas Nummer 20 darf dabei den Elfmeter zum 2:1 im Bernabeú verwandeln. Auch in der folgenden Saison zeigt sich Villa gewohnt treffsicher als positive Überraschung im Stürmer-Pool des Landes.

Das erste Jahr Valencia – Die Welt lernt einen Superstürmer kennen

2005 dann folgt der millionenschwere Wechsel zum FC Valencia, 2004 noch letzter spanischer Meister vor einer langen Periode des Zweikampfs zwischen Real und Barcelona. Auch hier schafft er gleich in der erste Saison den Durchbruch. 25 Saisontoren und der Auszeichnung zum Spieler des Jahres folgt ein Stammplatz neben Torres bei der WM in Deutschland. Superstar Raúl muss leicht verletzt auf der Bank Platz nehmen. Und das nicht ohne Grund: Villa wird bester Torjäger einer Mannschaft, die zwar zu begeistern weiß, aber sich im Achtelfinale zu wenig abgeklärt gegen Frankreich zeigt. Ein tolles Turnier ist für die Iberer urplötzlich beendet.

Villa etabliert sich: Die Folgejahre und die Euro 2008

Villa glänzt in den darauf folgenden Spielzeiten weiter beim FC Valencia, trifft konstant den gegnerischen Kasten. Dennoch ist seine Mannschaft nicht stark genug, um wirklich durchschlagende Erfolge zu feiern. Eine Ausnahme stellt der Pokalsieg 2008 dar, bei dem der Stürmer im Finale torlos blieb. Im gleichen Jahr dann der erste große Titel. Die Furia Roja, in der er sich mittlerweile mit Torres als Sturmduo Nummer Eins etabliert hat, gewinnt die Europameisterschaft 2008. Villa wird Torschützenkönig des Turniers, obwohl er im Finale aufgrund einer Verletzung nicht mitwirken kann und auch im letzten Gruppenspiel nicht spielte. Spanien erobert in einer Art und Weise Fußballeuropa, die bezaubert. Fluides Kurzpassspiel und hohes Pressing setzen neue Maßstäbe. Auf Jahre wird Villa der mit am meisten umworbene Stürmer Europas. Und doch hält er Valencia die Treue. Mittlerweile ist es sein Verein geworden, er ist Kapitän und Schlüsselspieler.

Der ganz große Traum

Doch mit dem bedingungslosen Halten von Schlüsselspielern wie David Silva und Villa häuft Valencia einen immer größeren Schuldenberg an. Irgendwann dann wird für alle offensichtlich, dass ein Wechsel Villas das Beste für alle Seiten ist. Er schließt sich kurz vor der WM 2010 dem FC Barcelona an, schon damals im Kandidatenkreis zur besten Mannschaft aller Zeiten. Daraufhin folgt der WM-Titel mit Spanien. Nachdem er seinem großen Idol Enrique, damals Trainer der zweiten Mannschaft, mit dem Wechsel zum FCB nacheiferte, stellt er ihn nun in den Schatten. Weltmeister, das durfte sich zuvor noch kein spanischer Stürmer nennen. Mittlerweile hängt die Nationalmannschaft am Tropf seiner Nummer 7, Torres hat nach einer Verletzung seine Form verloren. Mit fünf von gerade einmal acht Toren seiner Mannschaft ist er Gesicht der Offensive. Es folgt in einer guten, aber von ihm selbst nicht überragenden Saison Champions League und Meisterschaft in Barcelona. Er hat nun alles gewonnen, fast alles.

Der letzte Titel wird zum Waterloo

Auf der Jagd nach dem letzten noch möglichen Titel seiner Karriere erleidet Villa eine folgenschwere Verletzung. Wieder erleidet er einen Beinbruch im Halbfinale der Klub-WM. Eine Saison, in die er mit torloser Krise gestartet war, gerät zum Fiasko. Auch die Europameisterschaft im Sommer verpasst er. Er sieht als Zuschauer, wie seine Selección nur im Finale wirklich überzeugt und oft für unproduktives Ballgeschiebe Pfiffe erntet. Dann in der neuen Saison werden die Folgen der Verletzung sichtbar. Unter Neu-Trainer Vilanova, vorher Co-Trainer von Pep Guardiola, kommt er nicht so oft zum Einsatz wie zuvor und scheint auch an Geschwindigkeit eingebüßt zu haben. Dennoch ist er zweitbester Schütze Barças, weit hinter Leo Messi. Im Confed-Cup dann zeigt Villa beispiellos blutleere Minuten nach einer Einwechslung, Spanien ist chancenlos gegen Brasilien und der mittlerweile als Rekordtorjäger des Landes auflaufende Stürmer ist alles andere als sicherer Kandidat für die WM im nächsten Jahr.

Die Befreiung bei Atlético

Entsprechend will Barcelona seinen alternden Großverdiener loswerden. Neymar soll ihn als neuer Star ersetzen. Es zieht ihn zu Atlético Madrid, zu Fitnessfanatiker und Motivationskünstler Diego Simeone. Sein Ex-Coach Vilanova musste zurücktreten, erlag mittlerweile seinem Krebsleiden. Gewiss etwas das dem bodenständigen dreifachen Vater nahe ging. Und dennoch tut ihm die viele körperliche Arbeit unter seinem neuen Chef sichtlich gut, er blüht topfit zu Beginn der Saison richtig auf. In der Winterpause dann folgt ein kleiner Leistungseinbruch und eine Verletzungspause. Zum damaligen Zeitpunkt steht eine WM-Teilnahme dennoch auf der Kippe: Diego Costa wurde gerade eingebürgert und gilt als sicherer Kaderkandidat, Negredo weiß bei Manchester City zu beeindrucken. Dieser verliert seine Form mit Ablauf der Saison dann aber wieder völlig, Villa gewinnt sie zurück. Gar 120 Minuten im intensiven Champions-League-Finale darf der Routinier bestreiten. Und so folgte wenig überraschend dann doch die Nominierung.

Seine Rolle bei der Weltmeisterschaft

Und plötzlich könnte sich der Stürmer gar zum Start des Turniers auf dem Platz wiederfinden. Während Fernando Torres nur per Elfmetertor gegen Bolivien Gefahr ausstrahlte und aus Gewohnheit nominiert wurde zeigte sich Costa gegen Fußballzwerg El Salvador eindimensional in der Spielanlage und entsprechend abgeschnitten vom Kollektiv. Villa wurde eingewechselt und entschied prompt mit einem Doppelpack das Spiel. Auch die Kombination aus den beiden Stürmern Atléticos wirkte erfrischend. So wird der Oldie wohl doch noch einmal als das in Erscheinung treten, was man von ihm gewohnt ist: Spaniens personifizierte Torgefahr.

Lennart Kühl, www.abseits.at

Lennart Kühl

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