„Schurli“ Schreitl war bereits öfters Protagonist dieser Serie und auch in der Neuauflage der Anekdoten darf der legendäre FAK-Masseur nicht fehlen und sorgt bereits... Anekdote zum Sonntag (152) –  Thank you for smoking

„Schurli“ Schreitl war bereits öfters Protagonist dieser Serie und auch in der Neuauflage der Anekdoten darf der legendäre FAK-Masseur nicht fehlen und sorgt bereits heute für den Schmäh dieser Geschichte. Was aus dem 1929 Geborenen geworden ist, ist übrigens nicht bekannt. Herbert Prohaska meint, „Schurli“ lebe heute in einem Alten- bzw. Pflegeheim; mittlerweile ist der „Hexer der Fischhofgasse“ immerhin rüstige 93 Jahre alt.

Prohaska ist es auch der diese Anekdote überliefert hat: Schauplatz ist ein britischer Flughafen Anfang der 80er-Jahre. „Schneckerl“ lebte sich damals nach seiner Zeit als Italien-Legionär gerade wieder bei der Wiener Austria ein. Als zweifacher Vater siedelte er ins beschauliche Klosterneuburg über und versuchte bei seinem Stammklub an alte Erfolge anzuknüpfen. Es sollte dem gebürtigen Simmeringer jedoch nicht gelingen international mit seinen Veilchen für Furore zu sorgen, obwohl er in seiner zweiten Schaffensperiode in Wien X letztendlich noch drei Meistertitel sowie einen Cupsieg holte. Der Traum von einem weiteren Europacupfinale wie 1978, blieb eine Wunschvorstellung.

Im ersten Jahr seiner Rückkehr führte das internationale Geschäft die violette Nummer 8 und seine Mannen auf die britische Insel, wo man die Spurs zugelost bekommen hatte. Nach überragendem Sieg gegen Herberts Ex-Klub Inter blieb Tottenham an der White Hart Lane– nach einem respektablen 2:2 in Wien – jedoch eine Nummer zu groß für die Veilchen. Die Klubführung um Joschi Walter hatte zwar sogar eine Art Mini-Tournee in England organisiert, doch die Siege gegen Southend United und Fulham brachten letztendlich keine Punkte. Im Viertelfinale flog man am 7. März aus dem Europacup und am nächsten Tag zurück nachhause.

Das gesamte Team traf sich an einem Londoner Flughafen – mit dabei natürlich auch Masseur Schreitl. Ganz Mann von Welt trug „Schurli“ seinen beigen Übergangsmantel über den Arm gelegt, in der anderen Hand hatte er den Reisekoffer. Er checkte vor seinen Schützlingen ein. Die Stewardess fragte freundlich nach dem Ticket, worauf es ihr Schreitl bereitwillig reichte. Doch damit war die Prozedur – zum Leidwesen Schreitls – noch nicht beendet: Anno 1984 durfte man in Passagiermaschinen nämlich noch zur Zigarette greifen, weswegen es eigene Raucherplätze gab. Die englische Stewardess fragte Schreitl deshalb: „Smoking oder non-smoking?“ „Schurli“ war der Sprache Shakespeares und Churchills aber nicht mächtig (es reichte gerade für „yes“ und „no“ ), schließlich hatte der gelernte Bäcker in einer Zeit die Schulbank gedrückt, als auf Fremdsprachenkenntnisse noch nicht viel Wert gelegt wurde. Der Masseur sah die Luftfahrtangestellte fragend an. Diese wiederholte die Frage. Doch „Schurli“ war sich immer noch nicht klar, was die junge Dame von ihm wollte.

Sie fragte schließlich ein drittes Mal – diesmal mit nachdrücklichem Unterton –: „Sir! Smoking oder non-smoking?“ Nun war sich der Wiener sicher verstanden zu haben: Er deutete auf das Kleidungsstück über seinem Arm und antwortete mit deutlichen Mundbewegungen „No! M-A-N-T-E-L!“ So feierlich war der Kurztrip nach London nun auch nicht gewesen, dass man dafür extra einen schicken Smoking anziehen hätte müssen, dachte der Masseur. Die Austria-Spieler, die die Szene mitbekommen hatten, wussten natürlich, was die Stewardess eigentlich von Schreitl wissen wollte, und bogen sich vor Lachen. Die junge Dame schaute betreten. Irgendein Spieler erbarmte sich schließlich und orderte für Schreitl einen Sitzplatz auf dem man nicht rauchen durfte. Rauchen gefährdet sowieso die Gesundheit.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag