Der erste Schritt von Bayern München zur Mission Titelverteidigung in der Champions League ist vollbracht, ein lockeres 3:0 zu Hause gegen ZSKA Moskau wurde... Champions League – der Fluch des Titelverteidigers

Champions League TrophyDer erste Schritt von Bayern München zur Mission Titelverteidigung in der Champions League ist vollbracht, ein lockeres 3:0 zu Hause gegen ZSKA Moskau wurde eingefahren. Die Münchner sind die 21. Mannschaft, die versuchen wird, woran sich bislang noch jeder Titelträger die Zähne ausgebissen hat, nämlich Europas wichtigste Klubtrophäe zweimal in Folge zu gewinnen. Vom Fluch des Titelverteidigers ist daher schon länger die Rede, wir blicken zurück auf 20 erfolglose Versuche in Europas Königsklasse. Wer war am nächsten dran? Wer scheiterte frühzeitig? Welche Gegner sorgten am Öftesten für das Aus des Champions?

Skandaldebütant und die Serie an Finalspielen

Gleich der erste Titelverteidiger scheiterte noch vor dem ersten Anpfiff: Olympique Marseille wurde im Zuge des Bestechungsskandals vom Wettbewerb der Saison 1993/94 ausgeschlossen. So richtig los ging es mit der Mission Titelverteidigung also mit dem AC Milan in der Saison 1994/95. Die Italiener verloren das Finale gegen Ajax Amsterdam mit 0:1 und eine Serie von drei Finalspielen wurde gestartet, in denen der amtierende Sieger jeweils den Kürzeren zog. Ajax verlor 1996 gegen Juventus Turin, die Italiener wiederum 1997 gegen Borussia Dortmund. Nur ein weiteres Mal sollte der Titelverteidiger noch ins Endspiel einziehen –  Manchester United verlor in der Saison 2008/09 den FC Barcelona mit 0:2. Eine weitere Serie ging noch ein Jahr weiter, Dortmund scheiterte als vierte Mannschaft in Folge am späteren Titelträger, diesmal im Halbfinale an Real Madrid.

Das Ende vom Aus gegen den neuen Champion und die Serie des Scheiterns im Achtelfinale

Die Madrilenen waren 1999 das erste Team, das nicht am neuen Titelträger scheiterte, Dynamo Kiew sorgte bereits im Viertelfinale für das frühzeitige Ende des weißen Balletts. Nach diesem Intermezzo war dann aber wieder drei Jahre in Folge für den Titelverteidiger Endstation beim künftigen neuen Champion, die Königlichen aus Madrid waren 2000 und 2002 jeweils im Viertelfinale gegen Manchester United und Bayern München der Nutznießer, die Münchener wiederum bezwangen Real im Halbfinale der Saison 2000/2001 mit einem Gesamtscore von 3:1. Real Madrid ist auch die einzige Mannschaft, die dreimal einen Titelverteidiger eliminieren konnte, außerdem holten sie in allen drei Saisonen, wo dies gelang, später den Titel.

Mit Reals Scheitern 2003 im Halbfinale an Juventus Turin begann eine Serie von sechs Jahren, in denen der amtierende Champion nicht gegen den späteren Titelgewinner verlor. Barcelona durchbrach dies 2009 mit dem Finalsieg gegen Manchester United, um ein Jahr später wiederum im Halbfinale am Beton des späteren Titelträgers Inter Mailand zu zerbrechen. Dasselbe Kunststück gelang den Katalanen erneut im Halbfinale 2012, wieder gegen einen Betonriegel, diesmal jenen des FC Chelsea. Weiters trat der FC Porto 2005 eine unrühmliche Serie los, in welcher vier Mal in Folge der Titelverteidiger bereits im Achtelfinale die Segel streichen musste. Liverpool, Barcelona und der AC Milan folgten den Portugiesen mit dem frühzeitigen Aus in der Runde der letzten 16.

Chelseas Rekord für die Ewigkeit?

Im Achtelfinale scheitern ist was für Schwächlinge, dachten sich in der Saison 2012/13 wohl die Millionäre des FC Chelsea und sorgten für eine Premiere, die das Zeug dazu hat, noch sehr lange Bestand zu haben. Erstmals schied der Titelverteidiger bereits nach der Gruppenphase aus, die Sargnägel lauteten Juventus Turin, Schachtjar Donezk und der FC Nordsjaelland aus Dänemark. Das Aus wurde denkbar knapp besiegelt, nur aufgrund der Auswärtstore in den direkten Duellen wurden die Ukrainer Gruppenzweiter vor den punktgleichen Londonern, die sich allerdings in der Europe League schadlos hielten und dort siegreich den Pokal stemmen durften.

Exit am Häufigsten gegen die großen vier Nationen

Untersucht man Mannschaften und Herkunftsländer der Gegner, die zum Aus des Titelverteidigers geführt haben, gibt es erwartungsgemäß keine großen Überraschungen. 15 von 18 Mal (ohne Chelseas Gruppenphase) war ein Team der großen vier Nationen die unüberwindbare Hürde, im Detail Spanien fünf Mal, gefolgt von Italien mit vier Mal und Deutschland und England mit je drei Mal. Neben den bereits erwähnten Teams aus den Niederlanden (Ajax) und der Ukraine (Kiew) verabschiedete mit Benfica Lissabon noch ein Team aus Portugal einen Titelträger, in diesem Fall den FC Liverpool im Achtelfinale 2006.

Neben Real Madrid, die dreimal für das Aus des Champions sorgten, waren nur noch Juventus Turin und Inter Mailand mit je zwei Begegnungen öfter als einmal die Nemesis der Titelträgers. Rechnet man Chelseas Scheitern in der Gruppenphase hinzu, kommen die Turiner ebenfalls auf drei Begegnungen.

Auch die Runde des Ausscheidens verteilt sich gleichmäßig: vier Niederlagen in Finalspielen stehen je fünf Ausscheiden in Halb- und Viertelfinale und wieder vier Ausscheiden im Achtelfinale gegenüber. Komplettiert wird die Bilanz mit einem einmaligen Scheitern in der Gruppenphase.

Fazit

Zehnmal zog der Titelträger gegen seinen Nachfolger den Kürzeren, neunmal gegen eine andere Mannschaft. Die Bilanz in den entscheidenden Partien (ohne Chelseas Gruppenspiele) liest sich erschreckend schwach: in 32 Begegnungen setzte es satte 21 Niederlagen, nur fünf Spiele konnten gewonnen werden (zweimal Barcelona, weiters Milan, Real und Bayern), sechs Mal wurde remisiert. Auch das Torverhältnis ist mit 26:54 (-28) klar negativ. Wenn der regierende Champion also scheitert, dann mit Pauken und Trompeten. Am knappsten dran an der Titelverteidigung war noch Ajax Amsterdam, das 1996 erst im Elfmeterschießen gegen Juventus den Kürzeren zog.

Titelverteidiger Bayern München ist sowohl in die neue neue Champions-League-Saison als auch in die heimische Meisterschaft beeindruckend gestartet. Zusätzlich zum Fluch des Titelträgers haben die Münchner aber noch gegen einen weiteren, bereits analysierten Fluch anzukämpfen: sie spielen in der Gruppenphase gegen Manchester City, und noch kein Team konnte den Titel holen, das in der Gruppenphase gegen eine Mannschaft aus England oder den Niederlanden antreten musste. Nichtsdestotrotz haben die Bayern mit dem neuen Trainer Pep Guardiola, den geholten Verstärkungen und natürlich den Triple-Siegern der letzten Saison so große Chancen wie seit langem kein Titelverteidiger, gleich beide Flüche zu durchbrechen.

Christian Ditz, abseits.at

Christian Ditz

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