Nachdem die Salzburger in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation souverän die Hürde Hibernians nahmen, wartet nun eine schwierigere Aufgabe auf Marco Rose und seine... Endlich Meister: Das ist der HNK Rijeka

Nachdem die Salzburger in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation souverän die Hürde Hibernians nahmen, wartet nun eine schwierigere Aufgabe auf Marco Rose und seine Mannschaft. Wir stellen euch den kroatischen Meister HNK Rijeka in diesem Artikel genauer vor.

Aller Anfang ist schwer

Der NK Rijeka wurde nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 gegründet und startete in der ersten Saison gleich in der obersten Spielklasse, nachdem Unione sportiva operaia, der Konkurrent um einen Platz in der höchsten Liga, im direkten Duell geschlagen wurde. Es sollten schwierige Jahre folgen, denn der neugegründete Verein wurde prompt bis in die dritte Spielklasse durchgereicht. Erst in der Saison 1957/58 gelang der Aufstieg in die höchste Liga, allerdings sollte der Klub eine längere Zeit keine besonders tragende Rolle spielen.

Die ersten Titel

Immerhin gewann die Mannschaft Ende der 70er-Jahre zweimal hintereinander den nationalen Pokalbewerb.  1978 wurde im Finale der FK Trepča bezwungen, ein Jahr danach hatte Partizan das Nachsehen. In der Saison 1984/85 hätte der Verein beinahe Real Madrid in der zweiten Runde des UEFA Pokals eliminiert. Nach einem sensationellem 3:1-Heimsieg folgte eine 0:3-Niederlage in Spanien, wobei der Unparteiische drei Spieler der Gästemannschaft ausschloss und einen fragwürdigen Elfmeter verhängte. Besonders kurios war der Ausschluss von Damir Desnica, der zuerst eine gelbe Karte sah, da er nach einem Pfiff des Schiedsrichters weiterspielte und dann erneut den gelben Karton erblickte, da er angeblich den Unparteiischen beschimpfte. Blöd nur, dass Desnica seit seiner Geburt taubstumm war.

Meistertitel gestohlen?

In der neu gegründeten kroatischen Liga war der HNK Rijeka immer in der obersten Spielklasse vertreten. Auf den ersten Meistertitel mussten die Fans aber bis zur Saison 2016/17 warten. Dabei wäre es schon beinahe 1999 so weit gewesen, allerdings wurde am letzten Spieltag der Mannschaft in der 89. Minute ein reguläres Tor aberkannt und NK Croatia (heute Dinamo Zagreb) gewann die Meisterschaft. Viele Fußballfans in Kroatien vermuten, dass der damalige Präsident Franjo Tuđman seine Hände im Spiel hatte und sogar mittels seines Geheimdienstes auf die Schiedsrichter einwirkte. Nach diesem Skandal pfiff Referee Šupraha jedenfalls kein einziges Spiel mehr.

Erfolge in Europa

Neben der kuriosen Partie in Madrid zeigte der HNK Rijeka gerade in der jüngeren Vergangenheit gute Leistungen in den Europapokalspielen. So wurde in der Saison 2013/14 der VfB Stuttgart im Playoff um den Einzug in die Europa League mit einem Gesamtscore von 4:3 besiegt. In der EL-Gruppenphase glückte jedoch in sechs Spielen kein einziger Sieg und man wurde hinter Lyon, Real Betis und Vitória de Guimarães nur Vierter. Ein Jahr später schaffte man nach Siegen gegen Ferencvaros, Vikingur und Sheriff Tiraspol erneut den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase und erreichte in der starken Gruppe mit Sevilla, Feyenoord und Standard Lüttich immerhin Platz 3. Dabei konnten die Kroaten jeweils ein Spiel gegen Feyenoord und Lüttich gewinnen, sowie ein 2:2-Unentschieden gegen Sevilla, den späteren Sieger der Europa League, abtrotzen. In den beiden vergangenen Jahren scheiterte man allerdings stets im ersten Qualifikationsspiel an Aberdeen beziehungsweise İstanbul Başakşehir.

Money, money, money…

Gabriele Volpi ist zu 70 Prozent Eigentümer des Vereins. Der 74-jährige Geschäftsmann aus Italien, der in den 70er-Jahren nach Nigeria auswanderte und mit Erdöl-Geschäften reich wurde, ist auch Eigentümer des Serie B-Vereins Spezia Calcio, weshalb Transfers zwischen diesen beiden Klubs in der Vergangenheit keine Seltenheit waren. Volpis Investitionen in den Verein ermöglichten den Höhenflug der vergangenen Jahre.

Autoritärer Trainerstil

Der Trainer von HNK Rijeka ist hierzulande kein Unbekannter. Matjaž Kek spielte zwischen 1988 und 1995 beim GAK, bevor er beim NK Maribor seine aktive Karriere in seiner Heimat ausklingen ließ. Bei diesem Klub begann er auch als Co-Trainer zu arbeiten und wurde nach nur einem Jahr zum Cheftrainer befördert. Er wechselte als Nachwuchscoach in den slowenischen Verband und wurde 2007 zum Trainer der slowenischen Nationalmannschaft befördert. Nach vier Jahren als Teamchef folgte ein kurzes Gastspiel in Saudi Arabien bei Al-Ittihad, ehe er 2013 nach Rijeka wechselte.

Matjaž Kek war in seiner aktiven Karriere ein Abwehrspieler und auch als Trainer legt er sehr großen Wert auf eine geordnete Defensive. Er hat einen recht autoritären Führungsstil, verlangt von den Spielern viel Disziplin, stellt sich aber in der Öffentlichkeit immer vor seine Mannschaft. Rijeka spielt unter ihm meist ein 4-2-3-1, wobei er gegen schwächere Teams immer wieder auch ein 4-4-2-System spielen lässt. Ballbesitz ist ihm dabei nicht wichtig – er will aus einer geordneten Abwehr heraus ein schnelles Umschaltspiel sehen und direkt den Weg zum gegnerischen Tor finden.

Schmerzhafte Abgänge

Auch wenn der HNK Rijeka dank seines Präsidenten keine Geldsorgen hat, kann der Klub nicht verhindern, dass es den einen oder anderen schmerzhaften Abgang gibt. Besonders weh tat der Transfer von Franko Andrijašević, denn der offensive Mittelfeldspieler war in der vergangenen Saison der beste Spieler in der Liga. In 28 Meisterschaftsspielen gelangen dem 26-Jährigen 16 Treffer und 5 Assists. Der kroatische Nationalspieler wechselte für 4,5 Millionen Euro zu KAA Gent und wird mit den Belgiern am Donnerstag auf Altach treffen. Mit Roman Bezjak verlor der Klub einen Stürmer, der letzte Saison immerhin elf Treffer beisteuerte, an den SV Darmstadt.

Starker angeschlagener Tormann

Sehen wir uns nun die Mannschaft des kroatischen Meisters etwas genauer an. Im Tor war in der vergangenen Saison der 30-jährige Andrej Prskalo gesetzt, der zum besten Tormann der Liga gewählt wurde. Prskalo verfügt über tolle Reflexe und kommt bei Flanken beziehungsweise Eins-gegen-Eins-Situationen explosiv aus dem Tor heraus. Am 14. Jänner 2017 debütierte der Schlussmann sogar für die kroatische Nationalmannschaft. Prskalo ist die unumstrittene Nummer Eins im Klub, hatte jedoch in den letzten Wochen Probleme mit den Adduktoren und bestritt deshalb in der neuen Saison noch kein einziges Pflichtspiel.

Sein Ersatzmann heißt Simon Sluga, ist 24 Jahre alt und galt vor fünf Jahren als eines der allergrößten Talente im kroatischen Fußball. Rijeka verlieh den jungen Mann in der Saison 2011/12 an Juventus, wo er jedoch prompt an Verona weiterverliehen wurde. Es folgten weitere Leihgeschäfte und beim NK Pomorac und Lokomotiva Zagreb avancierte er schließlich zum Stammspieler. Sluga ist mit einer Größe von 1,91 Metern um sechs Zentimeter größer als Prskalo, allerdings verfügt er nicht über die gleiche Explosivität wie die Nummer Eins von Rijeka.

Mazedonische Außenverteidiger

Die beiden Außenverteidiger Stefan Ristovski und Leonard Zuta stammen aus Mazedonien. Ristovski spielt auf der rechten Außenbahn und gehört zu den besten Spielern im Kader der Kroaten. Der 25-Jährige hat einen ausgeprägten Offensivdrang, ist technisch versiert und reißt seine Mitspieler immer wieder mit. Ein lauter Spieler am Platz, der in der Hackordnung weit oben steht. Hier seht ihr einen Treffer von ihm gegen Spanien.

Leonard Zuta hat seinen Stammplatz auf der linken Abwehrseite gefunden und wurde fälschlicherweise in den österreichischen Medien mit dem SK Rapid in Verbindung gebracht. Zuta ist ein sehr engagierter Spieler, der auch öfters den Weg nach vorne sucht und mit beiden Füßen gute Flanken schlägt. Gegen den Ball wirkt er jedoch nicht immer so souverän wie Ristovski.

Riesiges Talent in Innenverteidigung

Josip Elez stammt aus dem Hajduk-Nachwuchs und wechselte schon früh zu Lazio Rom. Für die Römer sollte er jedoch keine einzige Partie bestreiten und nach einigen Leihgeschäften fand er sich in Rijeka wieder, wo er vergangenen Saison großen Anteil an der defensiven Stabilität seiner Mannschaft hatte. Elez wäre diesen Sommer beinahe um 4.2 Millionen Euro zum FC Schalke gewechselt, doch Neo-Coach Domenico Tedesco legte in letzter Sekunde ein Veto ein. Der 23-jährige Innenverteidiger ist mit seinen 1,90 Metern eine Macht in der Luft und man wird auch bei gegnerischen Standards auf den Hünen aufpassen müssen. Elez ist technisch stark, sorgt von hinten für einen sicheren Spielaufbau und gilt als sehr intelligenter Spieler.

Sein Partner im Abwehrzentrum ist der 25-jährige Bosnier Dario Župaric, der drei Jahre lang in Pescara in der Serie B Stammspieler war, eher er vergangene Saison von Rijeka ausgeliehen wurde. So wie Elez ist auch Župaric ein großer und körperlich wuchtiger Innenverteidiger, der sich bei Standards nach vorne einschaltet und erst zuletzt beim Ligaspiel gegen den NK Rudeš einen Treffer beisteuerte.

Athleten im zentralen Mittelfeld

Filip Bradarić ist ein typischer Sechser, der von allen Mittelfeldspielern die tiefste Position einnimmt.   Bradarić stammt aus dem Hajduk-Nachwuchs, absolvierte zwei Länderspiele für Kroatien und spielt seit Anfang 2015 in Rijeka. Er lebt von seiner Athletik und verfügt über einen guten Distanzschuss. Neben ihm könnte entweder Josip Misic oder Mate Males auflaufen – eventuell sogar beide, wenn Trainer Matjaž Kek sich für eine sehr defensive Variante entscheidet. Misic ist dabei der technisch versiertere Spieler, während Mate Males ein richtiger Kämpfer ist, der sehr oft am Rande eines Ausschlusses steht.

Ein Fan-Liebling am Flügel

Auf dem rechten Flügel kämpfen Marko Vesovic und Zoran Kvržić um einen Stammplatz. Geht es nach den Fans dann sollte der 28-jährige Kvržić die Nase vorne haben, denn der trickreiche, schnelle Flügelspieler ist der absolute Publikumsliebling. Allerdings versteht er sich mit Trainer Matjaž Kek nicht besonders gut, weshalb es möglich ist, dass Vesovic den Vorzug bekommt. Vesovic ist ein wenig defensiver orientiert, gibt seinen Mitspielern lautstark Kommandos, kann aber auch leicht die Nerven verlieren.

Auf der linken Seite hat mit Florin Matei ein 24-jähriger Rumäne die besten Karten auf einen Platz in der Startaufstellung gegen RB Salzburg. Matei ist wahrscheinlich der beste Techniker bei Rijeka und kann perfekte Pässe in die Schnittstelle der Abwehr spielen. Eine Alternative wäre auch der brasilianische Neuzugang Héber Araujo dos Santos von Slaven Belupo, der in der vergangenen Saison immerhin zehn Meisterschaftstore für seinen Ex-Klub erzielte. Héber kann auf beiden Flügeln und im Sturmzentrum eingesetzt werden, ist technisch versiert und immer für Überraschungen gut. Der Brasilianer ist aber manchmal noch zu verspielt und braucht zu lange für den Abschluss.

Das Sturmzentrum

Für Neuzugang Matej Jelic kommt diese Partie noch zu früh, er wird wohl frühestens in einem möglichen Playoff-Spiel sein internationales Debüt für seinen neuen Arbeitgeber feiern. Einen Stammplatz sollte der Ex-Austrianer Alexander Gorgon haben, der sich gut bei seinem neuen Klub einlebte und vergangene Saison zwölf Meisterschaftstore erzielte. Gorgon wird momentan meistens als hängende Spitze hinter dem Schweizer Mario Gavranović eingesetzt. Sollte Trainer Matjaž Kek im Auswärtsspiel gegen Salzburg jedoch sehr defensiv agieren, dann wäre Gorgon wohl die alleinige Sturmspitze vor dem Mittelfeldtrio Bradaric, Misic und Males. Ansonsten startet Gorgon als hängende Spitze hinter Gavranović, der ein kompletter Stürmer ist und auch über internationale Erfahrung verfügt. In elf Länderspielen für die Schweiz erzielte er vier Treffer.

Fazit

Matjaž Kek ist ein pragmatischer Trainer, der von einer gesicherten Abwehr heraus schnell nach vorne kommen möchte und dabei versucht die individuellen Qualitäten seiner Spieler, die zweifelsohne vorhanden sind, gut einzusetzen. Rijeka wird im ersten Spiel in Salzburg kein Risiko gehen, sondern auf Konter lauern und dem Gegner über weite Strecken den Spielaufbau überlassen. Es ist kein Zufall, dass die Mannschaft von Kek im vergangenen Jahr den Meistertitel holte, denn selbst nach dem Abgang von Andrijašević verfügt das Team wahrscheinlich über den stärksten Kader in der kroatischen Liga. Salzburg ist Favorit, die Aufgabe ist jedoch keinesfalls einfach!

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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