Rekordmeister Bayern München triumphierte im Viertelfinale des DFB-Cups bei Bayer Leverkusen. Die Münchner gewannen nach torloser regulärer Spielzeit und Verlängerung mit 5:3 im Elfmeterschießen.... Sieg im Elferschießen – Bayern überwindet die Hürde Leverkusen

_Pep Guardiola - FC Bayern MünchenRekordmeister Bayern München triumphierte im Viertelfinale des DFB-Cups bei Bayer Leverkusen. Die Münchner gewannen nach torloser regulärer Spielzeit und Verlängerung mit 5:3 im Elfmeterschießen. Eines vorweg: Die Entscheidung vom Elferpunkt fällt im Regelfall zugunsten der glücklicheren Mannschaft. Trotzdem fesselte das Spiel über 90 bzw. 120 Minuten die Zuseher sowohl im Stadion, als auch vor den TV-Geräten. Und es kristallisierten sich einige interessante Aspekte heraus, die wir im folgenden Artikel näher beleuchten.

Schon bei den Aufstellungen pokern die Trainer

Startrainer Pep Guardiola wusste schon vor dem Spiel um die Stärken von Leverkusen unter Coach Roger Schmidt Bescheid. Vor einem Jahr überrumpelte der damals noch für Salzburg tätige Schmidt den Spanier Guardiola in einem Freundschaftsspiel in taktischer Hinsicht. Deshalb ging Bayern – auch aufgrund der Ausfälle von Robben, Ribéry, Schweinsteiger, Alaba und Martinez – defensiver als gewohnt in das Spiel. Dante, Boateng und Benatia bildeten eine Dreierkette in der Abwehr, Lahm und Alonso sowie die beiden Außenverteidiger Bernat und Rafinha sicherten davor ab. Götze, Müller und Lewandowski durften sich offensiv frei bewegen und Chancen kreieren.

Bei den Hausherren vertraute Trainer Roger Schmidt den bewährten Kräften, lediglich auf den Flügelspieler Son musste er wegen dessen Rotsperre verzichten. Spahic rückte wieder neben Toprak in die Innenverteidigung, auch Hilbert kehrte an die rechte Defensivseite zurück. Wendell komplettierte links die Viererkette. Auf der Sechserposition agierten Rolfes und Bender, in der offensiven Dreierreihe Bellarabi, Castro und Brandt. Stoßstürmer Kießling behauptete seinen Platz in der Startelf gegen Drmic.

Leverkusen bietet den Bayern Paroli

Von der ersten Minute an drückte Leverkusen aufs Gaspedal, ließ dem Favoriten kaum Raum zum Atmen. Hau-Ruck-Fußball zeichnet die Werkself seit Schmidts Engagement aus. Technisch beschlagen und leichtfüßig probierten die Bayern immer wieder mit flachem Kurzpassspiel nach vorne zu kommen. Dort endeten dann zumeist die Aktionen, auch weil Leverkusen das Pressing gnadenlos praktizierte. Bezeichnend für die starke Anfangsphase war ein 50-Meter-Sprint von Bellarabi, der nach einem Einwurf von Müller auf der Gegenseite den Ball gestohlen hatte und auf und davon gelaufen war. Sein Schuss fiel jedoch zu überhastet aus. Um dieses permanente Attackieren des Ballführenden durchziehen zu können, gingen die Gastgeber erhöhtes Risiko im Spiel in die Spitze und nahmen auch einige ungenaue Abspiele in Kauf. Tempobolzerei wäre als Bezeichnung wohl etwas zu überzogen, doch der rasante Spielschwung Leverkusens stach ins Auge. Nach einer halben Stunde wurde es Guardiola zu bunt, er nahm Innenverteidiger Benatia vom Feld und schickte Rode als zusätzlichen Mittelfeldspieler in den Cupfight. Offensichtlich erhoffte sich der Coach dadurch mehr Stabilität im Zentrum, wollte die Spielkontrolle wieder an sich reißen. Alonso beorderte er als hintersten Mann zurück, quasi als eine Art Libero. Das zeigte Wirkung: Bayern spielte – anders als bisher – direkter und schneller, unterließ Querpässe tunlichst, wenn es möglich war. Die Systemumstellung trug beinahe sofort Früchte. Müller stand nach einer Flanke von Bernat sträflich alleine im Sechzehner, seinen Abschluss parierte Keeper Leno im Nachfassen. Das torlose Remis zur Pause schmeichelte dennoch eher den Gästen aus München.

Das Match gewinnt an Intensität

Mit Seitenwechsel setzen die Bayern dort fort, wo sie in der ersten Halbzeit aufgehört hatten. Sie verlagerten das Spiel geschickt, fächerten sich auf und zogen das Feld in die Breite. Auch banden sie ihre Flügelspieler, die die Gegenspieler hinterliefen, vermehrt in Angriffsaktionen ein. Leverkusen gönnte sich in dieser Phase eine Künstlerpause, fand nicht mehr so gut in die Zweikämpfe. Lewandowski wähnte sich nach einer Stunde schon als Torschütze auf der Anzeigentafel, seinen Kopfballtreffer nach einer Ecke erkannte Schiedsrichter Zwayer wegen Foulspiels zu Recht ab. Das Spiel selbst erfreute nun keineswegs die Taktikfeinschmecker – innerhalb weniger Augenblicke wechselte der Ballbesitz vom einen zum anderen Team. Hektik dominierte das Geschehen auf dem Platz, Nicklichkeiten unter den Akteuren häuften sich. Bellarabi und Lewandowski sorgten binnen einer Minute auf beiden Seiten für fußballerische Akzente, ihre guten Torgelegenheiten vereitelten Neuer beziehungsweise Leno. Guardiola wechselte erneut, brachte den bis vor kurzem noch verletzten Thiago für den ebenfalls nicht völlig fitten Lahm. Leverkusen und Bayern klappten nun die Visiere hinunter, kämpften mit allen erlaubten und auch unlauteren Mitteln. Der Spielfluss litt merklich unter den häufigen Pfiffen des Unparteiischen. Thiago, der bei seinen Pässen noch nicht ganz sattelfest gewirkt hatte, erregte die Gemüter in der BayArena in der Nachspielzeit. Er traf Kießling – wohl unbeabsichtigt – mit gestrecktem Bein hart am Brustkorb. Referee Zwayer zückte sehr zum Unmut des Publikums nur die gelbe Karte, Schmidt tauschte den angeschlagenen Kießling für Drmic aus.

Verlängerung – eine Frage der Fitness

Dreißig Minuten Verlängerung erwartete die 22 Akteure auf dem Rasen, die in den 90 Minuten zuvor hohes Tempo angeschlagen hatten. Nun standen die körperliche Verfassung und mentale Frische im Fokus. Das bemerkte der interessierte Beobachter auch sogleich. WM-Finaltorschütze Götze hatte die Führung auf dem linken Fuß, setzte seine Direktabnahme nach Flanke von Rafinha aber ins Seitennetz. Kraftreserven schwanden bei beiden Teams, einige Spieler plagten arge Krämpfe. Der Pokalfight hinterließ Spuren, Spahic bei Leverkusen musste ebenso angeschlagen und ausgepumpt raus wie Boateng bei Bayern. Im Kopf waren alle noch willig und frisch, einzig die Beine spielten nicht mehr mit. Lediglich Brandt lief wie ein Schweizer Uhrwerk auf und ab, der 18-Jährige vergab die letzte Chance der Nachspielzeit, als er nach präzisem Lochpass von Drmic die Kugel über das Tor gejagt hatte. Beachtlich war jedoch, dass jede Mannschaft bis zuletzt die Entscheidung suchte, was für das Engagement der Spieler – auch nach 120 intensiven Minuten – sprach. Das Ergebnis des Elfmeterschießens ist bekannt.

Schiedsrichter Zwayer im Mittelpunkt

Wie vor so ziemlich jedem wichtigem Fußballspiel gebührte auch diesmal dem Unparteiischen gesteigerte Aufmerksamkeit. Felix Zwayer gilt als erfahrener Mann in der Branche, er und seine Assistenten zählen zu den besten Schiedsrichtergespannen Deutschlands. Mit dem Duell Leverkusen gegen Bayern halste die Kommission dem Berliner wahrlich keine leichte Begegnung auf. Zwayer gelang wie Leverkusen ein guter Start ins Spiel, er ließ vorerst die Karten stecken und Gnade vor Recht walten. Man sagt, dass ein guter Schiedsrichter normalerweise nicht zu sehen ist – so liefen die ersten 45 Minuten auch ab. Als sich die Zweikämpfe im zweiten Durchgang mehrten, glitt dem Schiri die Partie zunehmend aus den Händen. Fragwürdige und kleinliche Entscheidungen brachten die Trainer Schmidt und Guardiola an der Seitenlinie an den Rand der Verzweiflung. Zwayer musste neben den Spielern nun auch noch die Coaches beruhigen. Bei der kniffligsten Szene dieser Partie, dem vorher näher beschriebenen Einsteigen von Bayerns Thiago gegen Leverkusens Kießling, trennte der Referee zuerst die Spielertraube um den Ort des Fouls auf, ehe er in Absprache mit dem Linienrichter Gelb zückte. Obwohl sich Thiago sofort bei Kießling entschuldigt hatte, kam er mit einem blauen Auge davon. Es gab schon Schiedsrichter, die den Spieler für ein solches Foul vom Platz stellten. Ungeachtet dessen zeigte Zwayer keine schlechte Leistung, die Akteure auf dem Feld erleichterten ihm seinen Job jedoch nicht unbedingt.

Martin Roithner, abseits.at

Martin Roithner

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