Benfica-Wunderkind João Félix ist eine der heißesten Aktien im aktuellen Transferfenster und es ist gut möglich, dass der Portugiese bei Atlético Madrid landen wird.... 126 Millionen: Deshalb will Atlético unbedingt João Félix

Benfica-Wunderkind João Félix ist eine der heißesten Aktien im aktuellen Transferfenster und es ist gut möglich, dass der Portugiese bei Atlético Madrid landen wird. Der LaLiga-Klub gab nämlich ein Angebot ab, das alle Vereinsrekorde der Colchoneros brechen würde.

Das Erbe von Griezmann

Diego Simeone wird in der kommenden Saison ohne Antoine Griezmann auskommen müssen, denn der Franzose wird wohl gegen eine Ablöse von rund 120 Millionen Euro seinen Arbeitgeber wechseln. Wohin es geht ist offiziell noch nicht geklärt, allerdings pfeifen die Spatzen schon seit längerer Zeit von den Dächern, dass er beim FC Barcelona landen wird. Der Transfer zieht sich in die Länge, da der aufnehmende Klub bis zum 1. Juli 2019 rund 200 Millionen Euro Ablöse bezahlen müsste. Dieser Betrag reduziert sich danach um ganze 80 Millionen.

Atlético Madrid hat nicht vor die 120 Millionen Euro aufs Sparbuch zu legen. Der Betrag soll gleich in einen Nachfolger investiert werden, womit der Klub alle Vereinsrekorde brechen würde. João Félix würde damit um 54 Millionen Euro mehr kosten als Thomas Lemar, der mit 72 Millionen Euro der bisher teuerste Atlético –Transfer war. Nebenbei sei angemerkt, dass João Félix damit auch Cristiano Ronaldos Ablöse übertrifft, die Juventus an Real Madrid überwies. Hier spielt aber natürlich der Altersunterschied eine signifikante Rolle.

Ausgemustert

Am meisten wird sich der FC Porto über die jüngsten Entwicklungen ärgern, denn der 126-Millionen-Mann spielte zwischen 2008 und 2014 im Porto-Nachwuchs. Seine Trainer trauten dem schmächtigen Jungen den Sprung in den Erwachsenen-Fußball nicht zu, sodass er den Klub verlassen musste. Nach einem kurzen Gastspiel bei Padroense F.C. kam er mit 16 Jahren zu Benfica, wo er zwischen 2016 und 2018 in der B-Mannschaft zum Einsatz kam und in 30 Partien sieben Treffer erzielte. In dieser Zeit streckte auch der Hamburger SV mehrmals seine Fühler nach dem Jungen aus, doch Benfica ließ ihn nicht nach Deutschland ziehen.

Vom Joker zum Schlüsselspieler

Zu Beginn der vergangenen Saison debütierte er in der Benfica-Kampfmannschaft, wo er zu Beginn nur als Ergänzungsspieler eingeplant war. Nach starken Einsätzen als Joker und einigen Toren in der U21-Nationalmannschaft mauserte er sich nach und nach zum Leistungsträger und war spätestens im Frühjahr nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Die Zahlen sprechen für sich: In seiner ersten Profi-Saison erzielte er in insgesamt 43 Pflichtspielen 20 Tore und elf Assists! In der Meisterschaft kam er auf 15 Treffer und neun Torvorlagen und trug damit einiges dazu bei, dass sein Klub am Ende der Saison mit zwei Punkten Vorsprung vor dem FC Porto Meister wurde.

Seine Stärken

Bei Benfica kam João Félix in einem 4-4-2-System als hängende Spitze zum Einsatz. Er harmonierte sehr gut mit Zielspieler Haris Seferović, der mit 23 Treffern Torschützenkönig wurde und die mit Abstand beste Saison seines Lebens spielte. Die meisten Treffer gelangen dem Schweizer in der zweiten Saisonhälfte, als João Félix hinter ihm spielte und ihn immer wieder perfekt in Szene setzte.

João Félix kann viele Sachen sehr gut, aber seine größte Stärke ist es Lücken in der gegnerischen Abwehr auszumachen und diese mit seiner perfekten Passtechnik zu bespielen. Er bewegt sich sehr weiträumig hinter dem vordersten Stürmer, zieht gegnerische Verteidiger auf sich und provoziert geradezu, dass sich Räume öffnen.

João Félix verfügt über eine bärenstarke Technik, die man insbesondere bei seinen Ballannahmen bewundern darf. Er ist beidbeinig, äußerst kreativ und immer wieder für spektakuläre Aktionen gut, mit denen er die Zuschauer in den Bann zieht. Er ist äußerst agil und verfügt über einen schnellen Antritt. Gefährlich macht ihn außerdem, dass er auch selbst einen guten Torriecher hat und über eine starke Schusstechnik verfügt. Ein weiterer Vorteil ist seine Polyvalenz, denn er kann nicht nur als zweiter Stürmer agieren, sondern auch auf beiden Flügeln zum Einsatz kommen. Weiters wäre es möglich ihn als klassischen Zehner oder Achter auflaufen zu lassen.

Seine Schwächen

Der 19-Jährige verbesserte sich zwar in den vergangenen Monaten in physischer Hinsicht, muss aber im körperlichen Bereich unbedingt weiter zulegen. Am meisten Verbesserungsbedarf ist allerdings beim Spiel gegen den Ball gegeben, denn João Félix unterlaufen immer wieder Stellungsfehler beim Pressing. Während er bei Ballbesitz instinktiv alles richtig zu machen scheint, wird es sich im Spiel gegen den Ball vieles hart erarbeiten müssen. Bei Benfica verlor er immer wieder seine Gegenspieler aus den Augen, oder er startete die Pressing-Aktionen zu unpassenden Gelegenheiten. Der Wille war stets zu sehen, denn er geht regelmäßig weite Wege und war in den Zweikämpfen trotz körperlicher Unterlegenheit oftmals nur schwer abzuschütteln, doch rein taktisch wartet einiges an Verbesserungsbedarf auf ihn. Sollte er aber wirklich zu Atlético wechseln, dann hat er mit Diego Simeone einen Trainer, der in diesem Bereich einer der größten Experten ist.

Fazit

Bei Atlético Madrids 4-4-2-System könnte er so wie bei Benfica als hängende Spitze agieren, wobei insbesondere ein Zusammenspiel mit Diego Costa als Zielspieler interessant erscheint. Will Simeone mit zwei „echten“ Stürmern auflaufen, dann kann João Félix auf die Flügel ausweichen, wobei man in diesem Fall beobachten muss, ob der junge Offensivspieler dort genauso effektiv eingebunden werden kann. Bei Benfica funktionierte er jedenfalls in seiner Rolle als hängende Spitze mit Abstand am besten.

Sollte João Félix gesund bleiben dann wäre es überraschend, wenn sein Marktwert in den kommenden Jahren stark fallen wird. Natürlich ist es ein wenig verrückt 126 Millionen für einen Spieler zu bieten, der gerade einmal eine Saison in der portugiesischen Liga absolvierte und noch dazu erst in der zweiten Saisonhälfte zum unumstrittenen Stammspieler avancierte. Aber wir leben nun mal in verrückten Zeiten und wenn Atlético die Griezmann-Ablöse in ein junges Talent stecken möchte, dann wird es nicht viele Spieler auf diesem Planeten geben, die mehr Potential als João Félix haben.

Stefan Karger

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