Auch in diesem Jahr lohnt sich ein Blick auf die Anstoßzeitenverteilung in den verschiedenen europäischen Ligen, um Klarheit zu diesem bei vielen Fans umstrittenen... Anstoßzeitenanalyse zur LaLiga 2020/21

Auch in diesem Jahr lohnt sich ein Blick auf die Anstoßzeitenverteilung in den verschiedenen europäischen Ligen, um Klarheit zu diesem bei vielen Fans umstrittenen Thema zu schaffen. Die spanische Liga verteilt ihre Spiele auch weiterhin maximal.

Zehn Spiele, zehn verschiedene Anstoßzeiten – so sieht in der Regel ein Regelspieltag in Spaniens höchster Spielklasse aus:

Freitag: 1 Spiel um 21:00 Uhr
Samstag: je 1 Spiel um 14:00, 16:15, 18:30 und 21:00 Uhr
Sonntag: je 1 Spiel um 14:00, 16:15, 18:30 und 21:00 Uhr
Montag: 1 Spiel um 21:00 Uhr

Die aktuelle Rechteperiode läuft von 2019 bis 2022, befindet sich also in der zweiten Saison. Neben dem Free-TV-Spiel auf dem Sender GOL, welcher zum Medienunternehmen Mediapro gehört, zeigt die spanische Tochter des Mobilfunkbetreibers Telefónica, Movistar, jeweils das Topspiel eines jeden Spieltags in der Regel am Samstag oder Sonntag um 21 Uhr. In der Regel ist dies natürlich mit Beteiligung von Real Madrid, dem FC Barcelona oder Atlético Madrid. Die restlichen acht Spiele eines jeden Spieltags laufen ebenso bei Movistar.

Die letzten beiden Spieltage fanden wie in vielen Ligen abweichend von den Regelanstoßzeiten statt. Des Weiteren flossen die sechs englischen Wochen nicht mit in die Wertung ein.



Wenig überraschend sind die drei Großen vorne zu finden. Außer Cádiz – Osasuna am 1. Spieltag gab es auch kein Topspiel des Spieltags ohne die großen Drei. Die Spiele dieser am 1. Spieltag wurden wegen des CL-Finalturniers auf später verschoben, weshalb es überhaupt erst dazu kommen konnte.


Im Free-TV dürfen grundsätzlich keine Spiele von Real Madrid, Barcelona, Atlético, Valencia und Teams, die europäisch spielen, zu sehen sein. In dieser Saison waren das also noch Sevilla, Villarreal, Real Sociedad und Granada. Grund dafür ist, dass das Pay-TV bei diesen Klubs die Exklusivrechte besitzt. Scheidet einer der drei letztgenannten Klubs im Saisonverlauf aus einem europäischen Wettbewerb aus, darf er dann in der Restsaison im Free-TV gezeigt werden.



Generell lässt sich bei Freitags- und Montagsterminen die geringe Beteiligung der Topklubs feststellen. Wie im Diagramm genannt, hängt dies damit zusammen, dass meistens das Freitags- (7x) oder das Montagsspiel (13x) für das Free-TV ausgewählt wird. Weil die angesprochenen Teams nicht für eine Übertragung infrage kommen, weicht man auf die nachfolgend beliebten Klubs aus. Dies führt zu der hohen Anzahl an Spielen von Real Betis und Athletic Bilbao. Sevilla (CL-Achtelfinale), Granada (EL-Viertelfinale) und Real Sociedad (EL-Sechzehntelfinale) konnten im Free-TV erst im Frühjahr vom Free-TV gezeigt werden, als sie aus den europäischen Wettbewerben ausgeschieden waren. Villarreal blieb durchgehend gesperrt, erreicht das „gelbe U-Boot“ doch das EL-Finale. Ansonsten wären alle vier sicherlich häufiger selektiert worden.

Abschließend fällt auf, dass die vier CL-Teilnehmer Real Madrid, Barcelona, Atlético Madrid und Sevilla mindestens ein Montagsspiel bekamen, wohingegen sie freitags nie spielten.




Während um 14:00 Uhr Mittelfeld- und Abstiegskandidaten die Wertung anführen, ist es beim Termin um 16:15 Uhr ganz anders. Die großen Klubs liegen hier vorne. Es wurde sogar ein El Clásico zu der Zeit ausgetragen. Einerseits ist natürlich der Fokus auf den asiatischen Markt ein Grund für diese Spielansetzungen, andererseits haben die CL-Teilnehmer vor CL-Spieltagen mehr Vorbereitungszeit als zu den späteren Terminen. Zudem wünscht das spanische Pay-TV sich die Topklubs lieber hier als am frühen Samstagstermin aufgrund besserer Einschaltquoten. Hinzu kommt, dass die Premier League und die Bundesliga hier keine Topspiele haben.

Der 18:30-Uhr-Termin stellt dagegen eine Art „Sandwich“ mit kleinen Klubs dar, welche zwischen den Spielen von Real Madrid/Barça/Atlético, die meistens um 16:15/21 Uhr ihre Spiele haben, aktiv sind. Den meisten Leuten kommt so eine Pause nach dem ersten Spiel ganz recht, bevor man abends wieder Fußball schaut. Außerdem hat man um 18:30 Uhr als Konkurrenz die Topspiele der Premier League und Bundesliga, sodass das Vorgehen verständlich ist. Sevilla dagegen findet sich am häufigsten um 16:15 Uhr, ist aber im Gegensatz zu den anderen drei CL-Teilnehmern Real Madrid, Barcelona und Atlético nicht oft um 21 Uhr vertreten.

Einen Sonderfall stellt Eibar dar. Laut Ligapräsident Tebas ist dies nach Real Madrid und Barça der drittbeliebteste Klub in Japan, was an dem Ex-Spieler Takashi Inui liegt, der von 2015 bis 2018 und wieder seit 2019 dort spielt(e). Als Folge davon hatte Eibar die meisten Spiele am Samstag um 14 Uhr und die drittmeisten am Sonntag um 14 Uhr (siehe unten), damit sie in der Primetime in Japan stattfanden. Selbst die halbjährige Leihe von Inui zu Deportivo Alavés im Jahr 2019 scheint sich nachhaltig ausgewirkt zu haben, bekam Alavés am Sonntag um 14 Uhr doch die zweitmeisten Spiele.




Im Gegensatz zum Samstag existiert am Sonntag nur eine Anstoßzeit, zu der die absoluten Topteams gehäuft antreten und das ist der Termin um 21 Uhr. Wie am Samstag ist die Anstoßzeit um 16:15 Uhr die zweitattraktivste, wenn auch aufgrund der Besetzung nicht ganz so gut wie am Samstag. Dies zeigt sich mit den EL-Teilnehmern Real Sociedad und Villarreal sowie Valencia, Atlético und Real Betis, die allesamt mit verhältnismäßig vielen Spielen versehen wurden.

Der 14:00- und 18:30-Uhr-Termin haben gemeinsam, dass dort die Topklubs fast nie bis nie antreten. Um 16:15 Uhr spielen dagegen gehäufter größere Klubs wie Sevilla, Valencia, Atlético und Real Madrid, aber nicht so ausgeprägt wie am Sonntagabend, weil sonntagnachmittags starke Konkurrenz durch die Premier League besteht. Ferner sticht das Fehlen von Real Madrid und Barcelona um 18:30 Uhr heraus (auch Atlético bekam hier nur ein Spiel) sowie das Fehlen von Real und Atlético Madrid um 14 Uhr (Barcelona kommt hier immerhin auf zwei Spiele), was unterstreicht, dass dies die unattraktiven Termine am Sonntag sind.

Christoph Trompeter