In dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich)... Die Welt der Spielerberater (Teil 4 ) – Kooperationen zwischen Spielerberatern

HandschlagIn dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich) konzentrieren. Wir sehen uns unter anderem an wer die Big Player am europäischen Markt sind, welche Leistungen sie ihren Klienten vermitteln, welche Organisationsformen ihre Unternehmen haben und wie der Karriereweg eines typischen Spielerberaters aussieht. Dabei stützen wir uns auf die Daten einer hierzulande eher unbekannten, aber äußerst interessanten Studie des CIES (Centre International d’Etude du Sport) Football Observatory, die ihr hier downloaden könnt.

Im letzten Teil unserer Spielerberaterserie sahen wir uns unter anderem an wie viele Spieler im Schnitt von einem Spielerberater betreut werden, wie viele Arbeitsstunden die Vermittler dafür aufwenden müssen und in welchen Ländern die Unternehmen Zweigstellen gründen. Nun widmen wir uns möglichen Kooperationen zwischen Spieleragenturen, die das Um und Auf sind, auch wenn sie nicht immer friedlich zu Ende gehen.

Eine Musterkooperation, die vor Gericht endete

Die Branche der Spielerberater ist heiß umkämpft, dennoch können sich Kooperationen als höchst profitabel erweisen. So gut wie alle Agenturen haben sich nämlich meist nur auf einen begrenzten Markt spezialisiert, sodass eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet. Ein Musterbeispiel einer Kooperation begann im März 2002 zwischen der englischen Agentur Formation und dem portugiesischen Unternehmen Gestifute, auf das wir in späteren Artikeln noch näher eingehen werden. Die Portugiesen waren am heimischen Markt bereits stark, ihnen fehlten aber Kontakte außerhalb der Landesgrenzen. Die Agentur Formation bot nun englischen Klubs Fußballer an, die von Gestifute vertreten wurden und im Falle eines Transfers wurden die Beraterhonorare geteilt. So geschah es dann auch als Hugo Viana um 8,5 Millionen  Pfund von Sporting zu Newcastle United wechselte. Für die Agenturen sprangen immerhin je 150.000 Pfund Beraterhonorare bei diesem Transfer heraus. In weiterer Folge fanden weitere Spieler dank dieser Zusammenarbeit einen neuen Arbeitgeber – unter anderem wurde auch der Wechsel vom damaligen Sporting-Star Cristiano Ronaldo auf diese Weise eingefädelt.

Die Zusammenarbeit endete jedoch vor einem portugiesischen Gericht, da Gestifute ohne Absprache mit Formation den Deal von Jose Mourinho alleine einfädelte. Im Rahmen dieses Transfers wechselten auch Ricardo Carvalho, Tiago und Paulo Ferreira nach Chelsea. Gestifute strich für diese Deals 2,9 Millionen Euro Beraterhonorare ein und wollte sie nicht mit Formation teilen. Die Portugiesen meinten, dass es sich nur um eine lose Kooperation handelte, die sich nicht auf alle Geschäfte am englischen Markt erstrecken würde. Auch wenn diese Zusammenarbeit kein Happy End mit sich brachte, so kann man doch ahnen, dass Kooperationen über die Grenzen hinweg zwischen spezialisierten Agenturen Sinn machen.

Das Anbieten von fremden Spielern

Immerhin 50% aller Spielerberater bieten Fußballer an, die bei einem Kollegen unter Vertrag stehen, der sie bei der Vermittlung um Hilfe bat. In den meisten Fällen grast der Spielerberater dann den heimischen Markt auf der Suche nach einem Käufer ab, oft wird aber auch nur ein bestimmter Klub ins Visier genommen, zu dem der zu Hilfe gerufene Spielervermittler gute Kontakte hat. Dabei verhandelt der heimische Berater in fast 90% aller Fälle selbst mit den Vereinsoffiziellen, da nur die wenigstens freiwillig ihre Kontakte den Kollegen überlassen. Das führt dazu, dass bei einigen Vereinen nur noch über bestimmte Berater Transfers abgewickelt werden können, die sich im Laufe der Jahre durch harte Arbeit oder Freunderlwirtschaft  ihren Status beim Verein einzementiert haben. Dass kann sogar so weit gehen, dass der Verein auf Spieler Druck ausübt, wenn dieser den Agenten wechseln möchte – so geschehen bei dem ehemaligen Fiorentina-Spieler Frederico Masi, dem von Seiten des Klubs mit Kündigung gedroht wurde, sollte er sich von seinem Agenten trennen.

In den kommenden Artikeln sehen wir uns die erfolgreichsten Agenturen an!

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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