Die Bedeutung statistischer Daten in der Fußballwelt nimmt immer schneller zu. Während manche Fußballklubs bereits eigene Abteilungen dazu eingerichtet und Spezialisten angestellt haben, sind... Statische Methoden zur Leistungsbewertung im Fußball: PDO

Bilanz Statistik GraphDie Bedeutung statistischer Daten in der Fußballwelt nimmt immer schneller zu. Während manche Fußballklubs bereits eigene Abteilungen dazu eingerichtet und Spezialisten angestellt haben, sind auch für die breite Öffentlichkeit mittlerweile zahlreiche Statistiken leicht verfügbar. War in der Vergangenheit noch in erster Linie der Ballbesitz von Bedeutung, wird nun tiefer gegraben und es kristallisieren sich die ersten stichhaltigen Bewertungsmethoden heraus.

Eine Besonderheit im Fußball ist es, dass der Zufall aufgrund der in aller Regel geringen Anzahl an Toren einen durchaus großen Einfluss auf das Spiel hat. Der Sportwissenschaftler Martin Lames wertete 2306 Tore aus und kam zum Ergebnis, dass bei 44,4 Prozent der Zufall eine besondere Rolle spielt. Der Begriff wurde dabei sehr weit gezogen. So wurden Fehlpässe des Gegners, abgefälschte Schüsse und auch Abpraller berücksichtigt. Bei letzteren spricht man landläufig von Glück. In der Statistik werden zur Beschreibung von Glück jedoch andere Indikatoren verwendet.

Was bedeutet PDO?

Als Maß für das Glück gilt der PDO. Dabei ist PDO keine Abkürzung eines Begriffs sondern das Internetsynonym seines Erfinders Brian King. Ursprünglich fand er im Eishockey seine Anwendung, wurde jedoch von James Grayson auf den Fußball übertragen. Wie bei der Bewertung der fußballerischen Fähigkeit mittels Total Shot Ratio geht die Torschussstatistik in hohem Maße in die Berechnung mit ein. Die Formel lautet:

Damit werden auch Faktoren berücksichtigt, auf die das eigene Team keinen Einfluss hat. So drückt ein starker gegnerischer Torwart den PDO nach unten, während ein abschlussschwacher gegnerischer Stürmer den gegenteiligen Effekt erzielt. Vergibt der Gegner beispielsweise viele gute Chancen hört und liest man immer wieder, man hätte Glück. Der Prozentsatz an gehaltenen Schüssen steigt, dementsprechend auch der Wert des PDO.

Glück und Pech heben sich auf

Ein besonderes Merkmal des PDO ist, dass er schnell und selbst nach relativ wenigen Spielen bereits dem Mittelwert entgegenstrebt. In der Statistik wird dieses Verhalten als Regression zur Mitte bezeichnet. Der Grenzwert ist, wie Graysons Untersuchung zeigte, stets 1000, womit die vorherrschende Meinung, dass sich Glück und Pech über längere Zeit wieder aufheben, erheblich gestärkt wird. Er untersuchte dies anhand einer vollständigen Saison der englischen Premier League.

Der Grund dafür ist, dass sowohl der Anteil an verwandelten als auch an gehaltenen Schüssen weit gestreut ist und ebenfalls gegen einen Mittelwert strebt. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich Glück und Pech aufheben, ist die Tatsache, dass beide Variablen, und in weiter Folge demnach auch der PDO, in zwei auf einander folgenden Jahren fast keine Korrelation zeigen. Das Bestimmtheitsmaß für die gehaltenen Schüsse ist in Graysons Auswertungen R²=0,0976 und für die verwandelten Schüsse R²=0,1502.

Markante Werte der bisherigen Saison

Dass der PDO stets gegen den Wert 1000 geht, wurde bereits erwähnt. Travis Timmons untersuchte vor kurzem die Daten der deutschen Bundesligisten bis zum 8. Spieltag. Neben der Tatsache, dass der PDO keinerlei direkten Einfluss auf die Tabellenposition hat, fällt auf, dass Borussia Dortmund als Zweitplatzierter mit 920 einen sehr niedrigen PDO aufweist. Nur fünf Teams weisen einen schlechteren Wert auf. Verantwortlich dafür ist insbesondere die schlechte Chancenauswertung des BVB.

Nur 28 Prozent aller Schüsse aufs Tor des Gegners finden den Weg ins Netz, was die weitverbreitete These, der BVB gehe verschwenderisch mit seinen Torchancen um, bestätigt. Den höchsten PDO, also das statistisch gesehen meiste Glück, bisher hatte Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen führen mit 1192 die Wertung recht deutlich vor dem VfB Stuttgart (1099), Bayer Leverkusen (1097), dem HSV (1094) und Bayern München (1084) an.

Große Aussagekraft gemeinsam mit Total Shot Ratio

Betrachtet man dieses Ergebnis kommt man zum Schluss, dass der PDO, ebenso wie die Total Shot Ratio, alleine zwar für sich mächtige Werkzeuge sind, der Fußball dadurch aber weder beschrieben noch erklärt werden kann. Beide zusammen rücken aber viele Dinge in ein verständliches Licht. James Grayson veröffentlichte beispielsweise am Ende der Premier-League-Saison 2012/2013 die nachstehende Grafik.

Je weiter rechts sich ein Punkt befindet, umso mehr Glück hatte eine Mannschaft; je höher er liegt, umso besser war sie. Zudem kennzeichnet die Größe des Kreises die Punkteanzahl und die Farbe die Tordifferenz. Je positiver diese ist, umso grüner; je negativer, umso roter. So hatte Manchester United als Meister den höchsten PDO, bei etwa durchschnittlicher Leistung, während Tottenham vergleichsweise wenig Glück hatte. Demnach wurde der fünfte Platz vor allem aufgrund starker Leistungen erreicht. Readings Abstieg hingegen scheint völlig verdient gewesen zu sein.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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