Am 23. Spieltag der österreichischen Bundesliga begann der Finaldurchgang für die beiden Mannschaften von der Wiener Austria und dem SCR Altach, die die restlichen... Analyse: Austria knackt Altacher Bollwerk

Am 23. Spieltag der österreichischen Bundesliga begann der Finaldurchgang für die beiden Mannschaften von der Wiener Austria und dem SCR Altach, die die restlichen zehn Runden in der Qualifikationsgruppe bestreiten werden. Für die Violetten ist das nun zum zweiten Mal in Folge der Fall und sorgt für Unmut und Unbehagen. Doch der sportliche Bereich ist bei der Austria aktuell ohnehin kaum im Fokus, sondern abseits des Platzes dominieren die Violetten die Schlagzeilen, in denen es einige Themen und Fragezeichen betreffend der Zukunft gibt. Auf der anderen Seite ist beim SCR Altach dagegen endlich etwas Ruhe eingekehrt, was vor allem mit der Rückkehr von Trainer Canadi zusammenhängt. Dieser konnte die Mannschaft schnell stabilisieren und holte zuletzt drei Siege aus den letzten vier Spielen, womit die Vorarlberger sich im Aufwärtstrend befinden.

Austria startet dynamisch und mit Tempo

Dass es dem Altacher Neo-Trainer Canadi vor allem mit seinem defensiven Ansatz gelang, die Vorarlberger zu stabilisieren, überrascht sicherlich die wenigsten. Zwar wendete sich sein Vorgänger Pastoor bereits vom Ballbesitzfußball ab und zu einem destruktiven Spiel hin, jedoch kehrte dadurch dennoch kein Erfolg im Ländle ein. Anders dagegen unter Canadi, dessen Philosophie darauf basiert, einen stabilen Defensivverbund auf das Feld zu bringen und wenige Gegentore zu kassieren. Das gelang Canadi in den bisherigen Spielen auch prompt und mit seiner bekannten Fünferkette brachte er Stabilität in die Mannschaft. Daher waren die Vorarlberger in den letzten Spielen ein unangenehmer Gegner und ließen wenige Chancen zu, weshalb man einige enge Partien für sich entscheiden konnte. Auch gegen die Wiener blieb man den eigenen Prinzipien treu, lief in einem 5-2-2-1 auf und legte den Fokus auf das Spiel gegen den Ball.

Man verzichtete auf jegliches Offensivpressing, zog sich in die eigene Hälfte zurück und verdichtete den eigenen Strafraum. Die beiden Flügelspieler Meilinger und Fischer positionierten sich dabei zwischen dem Sturm und Mittelfeld und sollten die Halbräume abdecken, aber auch im Umschaltverhalten als Anspielstationen dienen. Für die Austria war dies also keine einfache Aufgabe, ist man doch in dieser Saison auch nicht gerade durch ein gutes Ballbesitzspiel aufgefallen. Meist hatte man sogar weniger Ballbesitz als der Gegner und konzentrierte sich selbst vordergründig auf die Defensive. Gegen Canadis Altacher war dies nicht möglich und man musste selbst die Initiative ergreifen. Das taten die Wiener auch von Anfang an, wobei man auch mit einigen Umstellungen auf das schlechte letzte Spiel gegen den WAC reagierte. Peter Stöger verwarf das System mit einer Doppelspitze und setzte stattdessen auf ein 4-2-3-1, in dem Demaku sein Startelfcomeback neben Martel gab, Sarkaria hinter der Solospitze Monschein postiert wurde, während Fitz auf dem linken Flügel auflief.

Vor allem die Positionierungen von Sarkaria und Fitz überraschten, da ihre Idealpositionen eigentlich auf jener des jeweils Anderen lagen. Andererseits machte das dann doch Sinn, da gleichzeitig Wimmer als Linksverteidiger aufgeboten wurde, der durch sein Laufpensum eine Seite alleine bearbeiten kann. Das ermöglichte Fitz, vermehrt in den Halbraum zu rücken und nicht als klassischer Flügelspieler zu agieren. Die Überlegungen von Stöger fruchteten in der Anfangsphase und führten zu einem guten und forschen Beginn der Violetten. Es wurde flott und mit kurzen Ballkontaktzeiten kombiniert, wobei sich vor allem „Zehner“ Sarkaria hier hervortat und viele enge Situationen im Zentrum auflöste und so Raumgewinne für seine Mannschaft generierte. Doch die Austria hatte auch einen klaren Plan, mit dem man die Vorarlberger zu knacken gedachte. Dabei zielte man vor allem auf schnelle Spielverlagerungen ab, womit man das Mittelfeld der Altacher aushebeln wollte.

Die Gäste verschoben im Mittelfeld recht ballorientiert um einen hohen Balldruck zu gewährleisten, wodurch allerdings auf der ballfernen Seite Räume entstanden. Diese Löcher suchten die Wiener immer wieder gezielt und so wurde speziell Rechtsverteidiger Zwierschitz im ballfernen Halbraum mit Spielverlagerungen bedient und konnte in weiterer Folge mit Tempo in Richtung Strafraum ziehen. Dadurch entstand bei der Austria eine dynamische Anfangsphase, in der man schnell in einen guten Rhythmus hineinfand und Tempo ins eigene Spiel bekam. Allerdings machte man aus dieser Feldüberlegenheit zunächst recht wenig, da man zu inkonsequent im letzten Drittel agierte und ein Bein der Altacher immer wieder dazwischenkam, bevor es gefährlich werden konnte. Dennoch hätten die Violetten ihre gute Phase mit einer Führung nach einer Standardsituation belohnt, doch der Schiedsrichter erkannte ein vermeintliches Foul und verweigerte dessen Anerkennung.

Canadi nimmt Anpassungen vor

Die Austria hatte in dieser Phase alles unter Kontrolle und dominierte die Partie klar. Die Altacher hatten alle Hände voll zu tun, den eigenen Strafraum zu verteidigen, weshalb man auch kaum für Entlastungsangriffe sorgte. Altach-Trainer Canadi konnte mit dem Auftreten seiner Mannschaft nicht zufrieden sein und reagierte auch nach einer guten Viertelstunde. Das Mittelfeld sollte fortan nicht so extrem ballorientiert verschieben und besser die ballfernen Halbräume verteidigen, womit man eine Stärke der Austria unterbinden wollte. Des Weiteren wurde die allgemeine Positionierung des Mittelfelds angepasst und dieses daraufhin stand nicht mehr so tief, sondern rückte wesentlich weiter nach vorne – teilweise bis vor die Mittellinie. Dadurch wurde eine bessere Raumaufteilung gewährleistet und der Austria nicht mehr so viel Platz im Spielaufbau offeriert. Daher mussten die Gastgeber den Ball länger zirkulieren und noch mehr Geduld aufbringen, was den eigenen Zug und das Tempo im Spiel etwas nahm.

Die Altacher konnten durch die Umstellungen nun die Austria auch öfter in Zweikämpfe verwickeln und für Ballgewinne sorgen. Dadurch fuhr man zumindest einige im Ansatz gefährliche Konter, die man jedoch nicht vollenden konnte und wo meist die letzte entscheidende Konsequenz fehlte. Allerdings gelang es zumindest, die Wiener zunehmend zu neutralisieren und kaum Chancen zuzulassen. Die Austria tat sich fortan schwer, Lösungen gegen die gut organisierten Gäste zu finden und rannte sich immer wieder fest. Vor allem im Zwischenlinienraum fehlte es an Präsenz und an Durchsetzungsvermögen, da Sarkaria besser gedeckt wurde und kein anderer in die Bresche sprang. Man versuchte es immer wieder mit diagonalen Pässen ins Zentrum auf Monschein, der die Bälle zwar gut prallen ließ, allerdings die Folgeaktionen sich im engmaschigen Netz der Altacher hängen blieben.

Am besten sah das Offensivspiel der Austria noch aus, wenn Linksverteidiger Wimmer seine Dynamik ausspielte und mit Tempo ins Zentrum zog, wo er mehrmals gute Situationen initiieren konnte. So auch kurz vor der Halbzeit bei der besten Chance der Austria, in der er Fitz einsetzte, der Monschein freispielte und so eine Doppelchance entstand. Da daraus kein Tor resultierte, ging es mit einem 0:0 in die Pause.

Neutralisierende Mannschaften führen zu Kampf und Krampf

Wer auf eine spielerische Besserung im zweiten Durchgang hoffte, der wurde rasch eines Besseren belehrt. Im Gegenteil, die Gäste aus dem Ländle nahmen weitere defensive Anpassungen in der Halbzeitpause vor, mit der man die Austria noch besser unter Kontrolle bringen wollte. Die Altacher zielten dabei auf die beiden Außenverteidiger der Violetten ab und speziell den starken Wimmer, der in vielen Situationen nicht zu bremsen war. Das lag auch daran, dass er immer wieder mit Anlauf aus der Etappe seine Dynamik ausspielen konnte und so seine Stärken passend kanalisierte. Das wollten die Vorarlberger nun unterbinden, wofür man die beiden eigenen Flügelverteidiger wesentlich weiter nach vorne beorderte und zu einer „pendelnden Viererkette“ griff. So rückte der rechte Flügelverteidiger Anderson teilweise auf eine Höhe mit dem Mittelfeld und in die Nähe von Wimmer, damit dieser nicht mehr so einfach angespielt werden und vor allem Tempo aufnehmen konnte.

Mit diesem Kniff passten sich die Altacher noch besser an die Austrianer an und nahmen den Veilchen quasi nahezu sämtliche Ansätze, wie man offensiv gefährlich werden konnte. Dazu streuten die Gäste immer wieder geschickte, kleine Fouls ein und all das führte dazu, dass die Austria nicht mehr wirklich in einen Rhythmus fand. Das Spiel plätscherte dadurch immer mehr nur vor sich hin und Chancen waren auf beiden Seiten Mangelware. Die violetten Gastgeber fanden keine wirklichen Lösungsansätze mehr, wie man den Beton der Altacher knacken konnte. Auch die Wechsel führten zu keiner spürbaren Verbesserung, weshalb alles auf ein torloses Unentschieden hindeutete.

Doch in einer Aktion zeigten die Austrianer dann doch noch ihr spielerisches Potenzial und nach einem Ballgewinn von Martel, ging es über mehrere Stationen schnell nach vorne, ehe der eingewechselte Djuricin überlegt zum 1:0 einschob.

Dieser Lucky Punch war damit quasi auch die Vorentscheidung, denn die Altacher machten im gesamten Spiel nicht den Eindruck, ein Tor erzielen zu können. Die Violetten holten nach einem Konter sogar noch einen Elfmeter heraus und erzielten so letztlich den 2:0-Endstand.

Fazit

Die Austria startete also mit einem ersten Sieg in diese Qualifikationsgruppe und holte damit wichtige drei Punkte. Dabei kam man zwar gut ins Spiel und zeigte gute Ansätze, ehe man sich dauerhaft die Zähne an den Gästen ausbiss. Die Altacher fanden im Verlauf des Spiels immer mehr Lösungen gegen die Offensive der Austria und schafften es diese förmlich lahmzulegen. Hier könnte man die mangelnden Lösungsansätze der Austria kritisieren, allerdings war dies gegen einen solch destruktiven Gegner auch alles andere als einfach und die Aufgabenstellung schwierig. Letztlich sorgte dann eine einzelne, schön herausgespielte Aktion für den entscheidenden Treffer und reichte, um die drei Punkte einzufahren, die sicherlich auch verdient waren. Allerdings muss man sicherlich am Offensivspiel feilen, wird man doch in der Qualifikationsgruppe meistens das Spiel machen und damit auch Lösungen finden müssen.

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Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic