Nach zwei Jahren Bundesliga wartet auf den SC Wiener Neustadt nun ein richtungsweisendes Jahr: Trainer Peter Schöttel wechselte zu Rapid, wurde durch Peter Stöger... Bundesliga-Vorschau: Schicksalssaison für Wiener Neustadt?

Nach zwei Jahren Bundesliga wartet auf den SC Wiener Neustadt nun ein richtungsweisendes Jahr: Trainer Peter Schöttel wechselte zu Rapid, wurde durch Peter Stöger ersetzt, zudem wurden gleich fünf Schlüsselspieler abgegeben – und auch „Onkel Frank“ muss Wiener Neustadt künftig vorgeben. Stronach investiert sein Geld nämlich ab sofort in Sturm Graz. Die abseits.at-Bundesliga-Vorschau behandelt heute einen Verein, bei dem keiner so richtig weiß, wie’s weitergeht.

TORHÜTER

Nachdem Saso Fornezzi den Verein in Richtung Türkei (Orduspor) verlässt, ist die Tormannfrage beim SC noch offen. Mit Ihsan Poyraz (23), Jörg Siebenhandl (21) und Routinier Manfred Razenböck (32) verfügt Peter Stöger über drei Torhüter, die sich um einen Platz streiten. Die größten Chancen auf das Einserleiberl hat Ex-Ried-Keeper Razenböck, der allerdings trotz seines etwas fortgeschrittenen Alters noch keine 15 Bundesligapartien in den Beinen bzw. Händen hat. Siebenhandl war zuletzt an Columbia Floridsdorf verliehen, stach in der Regionalliga jedoch nicht besonders heraus. Ebenso Poyraz, der in Profiligen überhaupt erst zweimal zum Einsatz kam. Mit einem echten Chef oder Hexer im Tor der Neustädter ist also nicht zu rechnen.

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ABWEHR

Mit dem Tschechen Pavel Kostal verliert Peter Stöger seinen Abwehrchef an Hansa Rostock und mit Christian Thonhofer einen Stammspieler für die Außenposition an Rapid. Mit Routinier Fernando Troyansky (33) holte man einen Allrounder. Der zweite Routinier in der Abwehr ist der trocken und solide spielende Wolfgang Klapf (32), dem man 2010/11 jedoch auch anmerkte, dass er in die Jahre kommt. Mit Ramsebner, Madl und Kral hat Wiener Neustadt einige Abwehrtalente in seinen Reihen, die aber auch immer wieder für einen oder mehrere Schnitzer gut sind, wie die Vergangenheit bewies. Die Abwehr der Neustädter hat sich personell im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert und könnte auch aufgrund der einschneidenden Änderungen im Mittelfeld zusätzliche Probleme bekommen.

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MITTELFELD

Die Wiener Klubs wilderten dieses Jahr in Wiener Neustadt: Guido Burgstaller wechselte zu Rapid, Alexander Grünwald zur Wiener Austria. Vom kompakten, spielstarken Mittelfeld der letzten beiden Jahre sind nun nur noch Mario Reiter (24) und Tomas Simkovic (24) übrig. Und diese beiden sind es auch, die ab 2011/12 in eine Chefrolle schlüpfen müssen, denn die Neuverpflichtungen fürs Mittelfeld sind mit Evseev (Hannover 96, 19), Pollhammer (GAK, 22) und Wolf (26, Admira) durch die Bank keine Führungsspieler. Vorallem der Abgang von Alexander Grünwald wird schmerzen, denn das vorweggenommen junge Mittelfeld wird sich nicht von alleine organisieren.

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ANGRIFF

Top-Torjäger Hannes Aigner wechselte zum LASK in die zweite Spielklasse – was aus den Vorsaisonen übrig bleibt, ist nicht viel: Mirnel Sadovic (27) muss kommende Saison explodieren, um dem totalen Stillstand in einer ohnehin sehr „langsamen“ Karriere zu entgehen – sofern er überhaupt beim Verein bleibt. Die Talente René Felix (20) und Christopher Tvrdy (20) sind von „First-Team-Football“ meilenweit entfernt. Hoffnungen ruhen auf Wiener-Sportklub-Kooperationsspieler Thomas Helly (20), der über den Sportklub und sporadische Einsätze in Wiener Neustadt den Sprung in das U21-Nationalteam schaffte. Die Neuen im Team sind durch die Bank Kicker aus unteren Ligen: Günter Friesenbichler (32) war in der Ersten Liga Zeit seiner Karriere ein solider Scorer, schaffte das „Upgrade“ zur Bundesliga jedoch nie richtig. Serkan Ciftci (21) kommt von den Rapid Amateuren und zeigte in der Regionalliga Ost, dass er weiß wo das Tor steht. Allerdings ist Ciftci ein Spieler, der wenig arbeitet, in modernen Systemen seine Probleme haben könnte. Von den Red Bull Juniors kommt außerdem der Kroate Danijel Prskalo (20), der von den neuen Angreifern das größte Potential haben dürfte, allerdings noch keine Minute in einer oberen Spielklasse absolvierte. Hinzu kommen mit Mattersburgs Matthias Lindner (22) und der in der Vergangenheit sehr blassen Sturm-Leihgabe Edin Salkic (22) zwei weitere Kicker, die bisher nur „weiter unten“ trafen. Ein absoluter No-Name-Sturm für den Abstiegskampf. Riskant, aber im Rahmen der künftigen Möglichkeiten des SC Wiener Neustadt vermutlich das Höchste der Gefühle…

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TEAM

Der größte, vielleicht einzige Strohhalm des SC Wiener Neustadt einem Abstiegskampf zu entgehen wird ein gut organisiertes Team sein, in dem einer für den anderen läuft und schwitzt. Trainer Peter Stöger kann sein Team sicher zu einem solchen formen, braucht dafür aber angesichts der sieben Abgänge und insgesamt neun Zugänge Zeit. Noch ist es schwer vorauszusehen, ob die vielen neuen Charaktere bei Wiener Neustadt schnell zueinanderfinden – ein Vorteil für das junge Team ist bestimmt, dass jeder Kaderspieler Deutsch spricht – auch die Legionäre Troyansky, Evseev, Prskalo und Sadovic. Ein Team mit einem durchschnittlichen Alter von etwa 23,5 Jahren zu einer bundesligareifen Truppe zu formen, könnte dennoch eine harte Aufgabe für Peter Stöger sein.

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TRAINER

Peter Stöger gilt als einer der „modernen Professoren“ im österreichischen Fußball, versteht sehr viel von Taktik, erkennt Zusammenhänge, ist ein guter Pädagoge. Beim GAK verrichtete der ehemalige Austria-Meistertrainer gute Arbeit, die Vienna führte er zuvor aus der Regionalliga in die Erste Liga. Stöger arbeitet unauffällig, aber durchaus erfolgreich, ist zudem für eine junge Truppe eine gute Trainerwahl, da er selbst noch vor wenigen Jahren spielte, die Eigenheiten junger Spieler besser nachvollziehen kann. Die Hoffnungen in Wiener Neustadt ruhen nicht auf einzelnen Spielern, sondern daraus, dass Peter Stöger aus einem Haufen junger Wilder eine gute Mannschaft formen kann.

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GESAMT

Wiener Neustadt wird es heuer sehr schwer haben die Klasse zu halten. Die Neuverpflichtungen wirken teilweise gezwungen, etwa so, wie sie in letzter Zeit beim LASK vollzogen wurden. Für ein eventuelles Aufstocken der Qualität im Winter ist kein Geld mehr vorhanden – der SC Wiener Neustadt muss die Saison mit dem bestreiten, was der Kader aktuell hergibt. Und das wird trotz eines guten Trainers sehr schwer, um nicht zu sagen, dass es eine Überraschung wäre, wenn der Klub heuer nicht in den Abstiegskampf verwickelt ist. Abseits.at meint: Der SC Wiener Neustadt beendet die Saison auf einem der Plätze 8, 9 oder 10.

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Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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