Sieben Wochen oder besser gesagt 49 Tage nach dem letzten Bundesligaspiel im Jahre 2017 kehrt die österreichische Liga gleich mit einem Kracher aus der... Derby-Vorschau: Rapid empfängt Austria zum Frühjahrsauftakt

Sieben Wochen oder besser gesagt 49 Tage nach dem letzten Bundesligaspiel im Jahre 2017 kehrt die österreichische Liga gleich mit einem Kracher aus der Winterpause zurück. Dabei kommt es zum 325. Wiener Derby im Allianz-Stadion, in welchem Rapid den Erzrivalen Austria empfängt. Die Ausgangslage dabei ist relativ klar. Beide Mannschaften wollen sich nach oben orientieren, wobei dies für beide Teams eines Kraftakts bedarf. Rapid schielt noch auf den zweiten Tabellenplatz und hofft auf einen Einbruch bei Sturm Graz unter Neo-Trainer Heiko Vogel, während die Austria kleinere Brötchen backt und den Einzug in den Europacup als Ziel ausgegeben hat, wofür höchstwahrscheinlich aber auch noch der fünfte Tabellenplatz reichen könnte. Um diese jeweiligen Ziele zu erreichen, wäre ein guter Start natürlich Gold wert. Deshalb blicken wir auf das Spiel am Sonntag und gehen der Frage nach, was sich die Fans von diesem Duell erwarten können.

Austria gestärkt aus der Vorbereitung und zurück zur alten Stärke?

Viel wurde in der Winterpause über die Gründe diskutieren, die zu dem durchwachsenen Herbst auf Seiten der Austria führten. Der größte Faktor war dabei zweifellos die lange Verletztenliste, in der bis zu zwölf (!) Spieler gleichzeitig vertreten waren. Nach dem letzten Spiel des Herbstes regierte das Prinzip Hoffnung in Wien-Favoriten darauf, dass man nach der Winterpause wieder aus dem Vollen schöpfen kann und die Verletzten wieder in die Mannschaft zurückkehren werden, damit man wieder nahezu vollzählig in die Meisterschaft gehen kann. Doch dem Optimismus weicht nun die Ernüchterung und verdeutlicht nochmal die Anzahl der schweren Verletzungen, die die Veilchen zu schlucken hatten. Von den zahlreichen langfristigen Ausfällen wird für den Sonntag wohl niemand rechtzeitig fit und ein Thema für die Startelf werden. Einzig Florian Klein dürfte wohl wieder in den Kader rutschen, hat jedoch noch Trainingsrückstand und trainiert erst seit zwei Wochen wieder mit der Mannschaft mit. Spieler wie Grünwald, Westermann und Ruan könnten in den nächsten Wochen wieder ein Thema sein, allerdings werden sie noch Zeit brauchen und dies könnte sich auch noch hinziehen.

Immerhin konnte sich die Austria in der Winterpause gut verstärken und hatte bis auf Tajouri keine nennenswerten Abgänge zu verkraften. Während man Tajouri durch Rückkehrer Venuto adäquat ersetzen wird, stießen mit Stefan Stangl und Michael Madl zwei Neuzugänge zu den Violetten dazu und sollen von Anfang an wichtige Rollen einnehmen. Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, dass der Verletzungsteufel ausgerechnet bei einem wichtigen Baustein und in der Innenverteidigung mal wieder zuschlägt. Nachdem der Zeitpunkt von Heiko Westermanns Rückkehr offenstand, entschied man sich auf die geplante Verpflichtung von Michael Madl vorzugreifen und diese bereits im Winter zu tätigen. Madl verletzte sich allerdings im letzten Testspiel am Oberschenkel und wird wohl zwei Wochen pausieren müssen, womit er das Wiener Derby definitiv verpassen wird. Immerhin kehrte mit Patrizio Stronati eine Leihgabe wieder zurück an den Verteilerkreis, nachdem der Tscheche in seiner Heimat Spielpraxis sammeln durfte. Nun wird der Rückkehrer gleich im ersten Saisonspiel zeigen dürfen, ob er während seiner Leihe Fortschritte in seiner Entwicklung machte und es im zweiten Anlauf bei der Austria klappt.

Die Vorbereitung verlief für die Violetten relativ geräuschlos und man konnte vor allem im Trainingslager in Zypern intensiv am letzten Feinschliff arbeiten. Zwar waren die Ergebnisse in den Testspielen nicht überragend, jedoch zeigte sich Trainer Thorsten Fink überaus zufrieden mit dem Erarbeiteten und sprach von einem „hervorragenden Trainingslager“, welches man absolvierte. Der Coach der Veilchen formulierte seine Ziele für die Vorbereitung folgendermaßen: ,, „Wir wollen am System feilen, werden viel im taktischen Bereich machen und natürlich werden wir am Positionsspiel und den Automatismen arbeiten. Wir mussten im Herbst mit den vielen Verletzten etwas von unserem Spiel abweichen, jetzt wollen wir wieder zu unserem System zurückfinden.“ Zu den Gewinnern der Vorbereitung sollen dabei vor allem Michael Blauensteiner und Abdul Kadiri zählen. Blauensteiner bekam erst gegen Ende des Herbstes durch die vielen Ausfälle die Chance und nutzte diese prompt, indem er mit guten Leistungen Werbung in eigener Sache machte. Auch in der Vorbereitung konnte er an seiner Form anschließen und scheint die Nase knapp vor Petar Gluhakovic zu haben, der ebenfalls zu den Lichtblicken des Herbstes zählte.  

Die Erwartungen und Ziele sind also klar definiert und offen kommuniziert. Die Austria soll wieder für den klassischen Ballbesitzfußball stehen und zu ihren Grundprinzipen unter Fink zurückkehren. Nun hat man 16 Spiele Zeit, den durchwachsenen Herbst geradezubiegen und die Qualifikation für den Europacup zu schaffen, um dann ab dem Sommer in der neuen Generali-Arena wieder internationale Luft einatmen zu können. Der Druck wird also nicht weniger werden in Wien-Favoriten.

Was spricht für die Austria?

Da ein Derby bekanntlich immer eigenen Gesetzten unterliegt, sind Vorhersagen in der Tat gar nicht so einfach. Die Tabellensituation und Form sagen über den Ausgang wenig aus und oft kommt es sogar völlig anders, als man im Vorfeld dachte. Dennoch ist vor allem folgende Statistik interessant – in den letzen elf Begegnungen ging ganze acht (!) Mal die Gastmannschaft als Sieger vom Feld, bei zwei Remis und nur einem Sieg der Heimmannschaft. Diese Bilanz spricht eine deutliche Sprache, nämlich dass sich der Gastgeber meist sehr schwer tut und das Auswärtsteam scheinbar mit der Drucksituation und der gewählten Spielanlage wesentlich besser umgeht. Hinzu kommt, dass die Austria in den bisherigen drei Spielen im Allianz-Stadion noch ungeschlagen ist (2S,1X) und vom Erzrivalen nicht bezwungen werden konnte.

Ein weiterer entscheidender Faktor könnte die Rückkehrer von Lucas Venuto sein. Der Brasilianer, der sich vor neun Monaten am selben Ort einen Kreuzbandriss zuzog, wird am Sonntag seine Rückkehr in der Startelf feiern. Der Flügelflitzer ging den Veilchen vor allem mit seinem Tempo und seiner Dribbelstärke ab, mit der er jedem Gegner Probleme bereiten kann. Das bringt der Austria wieder Geschwindigkeit in die Mannschaft zurück und könnte dem Umschaltspiel nach vorne einen Schub geben, den man im Herbst zum Teil doch schmerzlich vermisste.

Mögliche Aufstellung:

Rapid auf Kurs Richtung Europa und mit Vertrauen in die Mittelstürmer

Nach der katastrophalen letzten Saison, in der bei Rapid alles schief lief was schief laufen konnte und man nur auf den fünften Tabellenrang landete, gab es im Herbst wieder bessere Zeiten in Wien-Hütteldorf. Nach anfänglichen Problemen zum Saisonstart, legte man vor allem im zweiten Saisonviertel eine starke Bilanz hin und Trainer Goran Djuricin  führte seine Mannschaft wieder in die Spitzengruppe der Liga zurück. Auch wenn man zum Schluss hin einige Punkte liegen ließ und etwas den Anschluss nach ganz oben verlor, so landete man auf dem guten dritten Platz und war damit klar auf Kurs in Richtung Europacup. Nicht nur das, auch spielerisch konnte man ebenfalls eine positive Weiterentwicklung verzeichnen , weshalb auch ein Hauch der “ Barisic-Ära“ im Allianz-Stadion wieder einkehrte und Erinnerungen an diese erfolgreiche Zeit wurden wieder wach, als man mit den schönsten Ballbesitzfußball der Liga praktizierte.

Jedoch hatte man vor allem in zwei Bereichen große Probleme. Einerseits die mangelnde Konstanz, die man an den Tag legte und andererseits vor allem die mangelhafte Chancenverwertung, mit der sowohl die Verantwortlichen, als auch die Rapid-Fans haderten. So standen speziell die Stürmer der Grün-Weißen in ständiger Kritik und mussten sich einiges anhören. Weder Neuzugang Berisha und Kvilitaia, noch Joelinton konnten sich als klare Nummer eins im Sturm etablieren und für reichlich Tore sorgen. Immerhin konnte letzterer in den letzten beiden Spielen drei Treffer erzielen, womit Joelinton auch schon zweitbester Torschütze und der mit Abstand treffersicherste Mittelstürmer der Hütteldorfer war. Das Problem bei Joelinton ist auch, dass er als Solospitze den Strafraum nicht immer besetzt, sondern viel nach hinten zurückarbeitet, um sich von tieferen Zonen den Ball zu holen. Auch deshalb wurde die Hoffenheim-Leihgabe in einigen Partien als Zehner bzw. hängende Spitze hinter einem anderen Angreifer eingesetzt.

Trotz der durchwachsenen Trefferquote der Stürmer verzichtete Sportdirektor Freddy Bickel auf einen Neuzugang und schenkte lieber dem vorhandenen Personal das Vertrauen und vertagte diese Personalentscheidung auf den Sommer. Dennoch konnte man eine andere wichtige Neuverpflichtung tätigen, nämlich die von Thomas Hickesberger, der aus Altach wieder zurückkehrt und das Trainerteam um Goran Djuricin mit seiner hohen Fachkompetenz ergänzen soll. Dadurch erhofft man sich vor allem zusätzlichen Input im Offensivspiel und den Standardsituationen, die zu den Lieblingsthemen von Hickesberger zählen, aber auch die kreativen Trainingsformen, die der neue Co-Trainer immer wieder neu einbaut.

Die Vorbereitung der Hütteldorfer ging ebenfalls relativ ruhig über die Bühne, abgesehen natürlich von der Geschichte um Dejan Ljubicic, die für viel Wirbel sorgte. Bis auf die Abgänge von Malicsek, Keles und Schrammel blieb der Kader weitestgehend zusammen, während man mit Müldür, Arase und Mujakic sogar noch drei Akteure von der zweiten Mannschaft in den Trainingsbetrieb der Kampfmannschaft integrierte. Als „Neuzugänge“ könnte man auch die Langzeitverletzten Mocinic und Dibon zählen, die langsam wieder an die Mannschaft herangeführt werden sollen und mittelfristig wieder ein Thema werden könnten. Die Ziele für die weitere Entwicklung der Mannschaft in Vorbereitung formulierte Trainer Djuricin folgendermaßen: „Wir wollen mannschaftlich noch kompakter und dominanter auftreten, uns im letzten Drittel verbessern und weniger Chancen des Gegners zulassen.“

Über die Zielsetzung für das Frühjahr äußerte man sich unterschiedlich. Während Trainer Djuricin den zweiten Platz noch im Auge hat und es als „unseriös“ erachtet, „Prognosen über den Verlauf der weiteren Saison zu geben“ , drückte sich Sportdirektor Bickel deutlicher aus und meinte, es wäre eher „ein Fall für zwei, da müssen wir der Realität leider ins Auge blicken“. So oder so bleibt das Minimalziel Platz Drei und die Qualifikation für den Europacup, damit man im nächsten Jahr endlich wieder internationale Luft schnuppern kann.

Was spricht für Rapid?

Da die Bilanz der letzten Jahre eher in Richtung der Auswärtsteams tendierte und es den Hütteldorfern noch nicht gelang den Erzrivalen Austria im heimischen Stadion zu schlagen, wäre es langsam überfällig, diese Serie zu durchbrechen. Dabei ist wohl der größte Trumpf von Rapid vor allem die eingespielte Mannschaft, die eine weitere volle Vorbereitung miteinander absolvieren und in Ruhe an der Weiterentwicklung des eigenen Spiels feilen konnte. Dabei haben die Hütteldorfer im Herbst bereits gezeigt, dass sie sowohl über den Ballbesitz, als auch über das Konterspiel und eine defensivere Ausrichtung zum Erfolg kommen können und so eine gewisse Flexibilität besitzen. Das zeigte sich auch in den letzten beiden Derbys, als man nicht unbedingt die dominantere Mannschaft war, aber dennoch zwei Siege einfahren konnte. Dies könnte also erneut ein Schlüssel zum Erfolg sein.

Ein weiterer hängt mit der eigenen Stärke in der Offensive und den Problemen des Gegners in der Defensive zusammen. Die Austria wird wohl mit einer völlig neuen Viererkette auflaufen, wobei das Duo Kadiri/Stronati in der Innenverteidigung zum ersten Mal gemeinsam beginnen dürfte. Das wird wohl nicht ohne Abstimmungsprobleme vonstatten gehen, insofern könnten vor allem Schobesberger und Murg ihre Freude haben und jeden kleinen Fehler bitter bestrafen. Aber auch Joelinton könnte ein Schlüsselspieler sein, sollte er seine gute Form aus der Vorbereitung konservieren können. Rapid besitzt also genügend Waffen in der Offensive, um Probleme in der Defensive des Gegners ausnutzen zu können.

Mögliche Aufstellung:

Statt Auer könnte auch der offensivere aber auch fehleranfälligere Pavelic zum Zug kommen. Die Position im Mittelfeld neben Schwab ist auch noch offen – sollte Ljubicic matchfit sein, dann wird dieser den Vorzug gegenüber Petsos erhalten.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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