Die Transferzeit endete am 31.August um Mitternacht – doch auch nach diesem Datum dürfen österreichische Spieler auf dem Transfermarkt aktiv werden, sofern das Objekt... Eine Woche nach Ende der Transferzeit: Das Geschäft mit den vertraglosen Kickern

Die Transferzeit endete am 31.August um Mitternacht – doch auch nach diesem Datum dürfen österreichische Spieler auf dem Transfermarkt aktiv werden, sofern das Objekt der Begierde ein Spieler ist, der keinen laufenden, gültigen Vertrag hat, also vereinslos ist. So mancher heimische Klub könnte diese Sonderregelung noch ausnützen.

So etwa Red Bull Salzburg, das seine Fühler nach dem 29-Jährigen Finnen Mika Väyrynen ausstreckte. Der 55fache finnische Teamspieler ist ein flexibler Mann fürs Mittelfeld und kickte zuletzt für den SC Heerenveen. Insgesamt spielte Väyrynen bereits über neun Jahre in Holland, zunächst 3 ½ Jahre in Heerenveen, dann drei Jahre erfolglos für PSV Eindhoven und seit Sommer 2008 wieder für den Ex-Klub des heutigen Rapidlers Thomas Prager, für den er über 30 Pflichtspieltore erzielte. Der Rechtsfuß gilt als guter Freistoß- und Elfmeterschütze, spielte beim SC Heerenveen im Mittelfeld auf allen denkbaren Positionen, ist zwar Teamplayer, wurde in Holland jedoch immer wieder für seine teils schwache Defensivarbeit kritisiert.

Wacker „testet“ Peter Hackmair

Wacker Innsbruck schlug bereits zu, verpflichtete Ex-Ried-Mittelfeldspieler Peter Hackmair. Vor etwa drei Jahren galt der zentrale Mittelfeldakteur und ehemalige U20- und U21-Teamspieler als eine der heißesten Aktien im Innviertel. Doch der gebürtige Vöcklabrucker, heute 24 Jahre alt, wurde immer wieder durch Verletzungen, unter anderem einen Kreuzbandriss zurückgeworfen und absolvierte in der Saison 2010/11 nur vier Spiele für die SV Ried. Sein Vertrag wurde nicht verlängert und so „stand“ Hackmair in den letzten Monaten. Wacker Innsbruck nützte dies und gab dem flexiblen Kicker einen Vertrag bis zum Ende der Herbstsaison mit Option auf weitere 1 ½ Jahre. Schwer zu sagen, ob Hackmair in dieser kurzen Zeit zu überzeugen weiß, immerhin bestritt er sein letztes Pflichtspiel vor über vier Monaten, am 25.Mai 2011 beim 2:0-Heimsieg der SV Ried über den Kapfenberger SV. Sein letztes Spiel über volle 90 Minuten bestritt er gar am 24.April 2010, als Ried sich mit 1:2 in Wiener Neustadt geschlagen geben musste.

Sturm baut Scouting- und Kooperationskonzepte aus

Auch Meister Sturm Graz schlug nach Ende der Transferzeit noch einmal zu, holte den 19-jährigen Brasilianer Carlos Eduardo Sousa für vier Monate auf Probe. Der junge Innenverteidiger stammt aus der Fußballschule des ehemaligen AC-Milan- und Bayer-Leverkusen-Profis Roque Junior, mit der auch eine Kooperation nicht ausgeschlossen wird. Damit versucht Sturm einen Weg einzuschlagen, der einem österreichischen, im internationalen Vergleich kleinen Verein durchaus gute Möglichkeiten eröffnet, an talentierte Spieler heranzukommen. Kooperationen mit derartigen Einrichtungen sind im modernen Fußballgeschäft absolut notwendig, sollten bei jedem ambitionierten Klub Teil des Scoutingkonzepts sein. Selbstläufer sind derartige Transfers jedoch nie, zumal es einen angemessenen Aufwand an Relocating-Maßnahmen erfordert, um junge Spieler aus Übersee in eine Mannschaft, aber auch in eine neue Kultur zu integrieren.

Afolabi zum Champions League Finalisten von 2003/04

Auch einige Ex-Kicker der heimischen Bundesliga nutzten ihre Vertragslosigkeit um sich stressfrei einen neuen Verein zu suchen. Salzburgs zuletzt wechselhaft agierender Abwehrspieler Rabiu Afolabi wechselt in die zweite französische Liga zum AS Monaco, der nach dem überraschenden Abstieg den sofortigen Wiederaufstieg anpeilt. Vor seinem zweijährigen Salzburg-Engagement kickte der 31-Jährige bereits vier Jahre für den FC Sochaux. Auch die anderen von Red Bull Salzburg aussortierten Spieler fanden bereits neue Klubs – allerdings noch innerhalb der Transferperiode: Gerhard Tremmel wechselte in die englische Premier League zu Swansea City, wo er hinter Einserkeeper Michel Vorm und dem Portugiesen José Moreira nur die Nummer Drei sein dürfte. Nikola Pokrivac holt in den nächsten Monaten das nach, was er mit Salzburg verabsäumte und wird mit Dinamo Zagreb, wo er einen Vertrag bis 2015 unterschrieb, an der Champions League teilnehmen.

Hildebrand, Asamoah, Jensen und Co. – die Vereinssuchenden Europas

Europas Fußballbühne der Vertraglosen enthält auch einige prominente Namen, die sich derzeit um neue Engagements umsehen: Der siebenfache deutsche Teamkeeper Timo Hildebrand ist im Moment ebenso ablösefrei zu haben, wie der 43fache Teamspieler Gerald Asamoah, der weder zu Schalke 04 zurückkehrte, noch beim FC St.Pauli bleiben durfte. Die ehemaligen Deutschland-Legionäre Pierre Womé (32, zuletzt 1.FC Köln) und Daniel Jensen (32, zuletzt Werder Bremen) sind ebenso auf der Suche wie der Ex-Frankfurter Ioannis Amanatidis (29) oder Ex-Hannover-Stürmer Mikael Forssell (30). Ehemalige Österreich-Legionäre auf Vereinssuche: Jan Vennegoor of Hesselink (zuletzt Rapid), Wilfried Sanou (zuletzt 1.FC Köln, 2001 beim FC Tirol), Mirnel Sadovic (zuletzt SC Wiener Neustadt), Fabian Lamotte (zuletzt Sturm Graz) und Olivier Nzuzi (zuletzt UR Namur, von 2002 bis 2008 bei Schwarz-Weiß Bregenz und Sturm Graz).

Die freien Österreicher

Und auch österreichische Spieler suchen nach wie vor neue Vereine: Andreas Lasnik ist nach dem Abstieg von Willem II Tilburg vereinslos, ebenso wie die Abwehrspieler Daniel Dunst, der nach einem kurzen St.Gallen-Engagement keinen Verein fand, und der von Rapid ausgemusterte Andreas Dober. Auch die beiden 33-jährigen Routiniers Muhammet Akagündüz (zuletzt Admira) und Sanel Kuljic (zuletzt AE Larisa) sind aktuell auf Vereinssuche. Weitere Österreicher mit der Chance auf einen „schnellen Transfer“ (in Klammer der letzte Arbeitgeber): Manuel Schmid (Wacker Innsbruck), Michael Wojtanowicz (St.Pölten), Christian Haselberger (SC Wiener Neustadt), Daniel Gramann (Grödig), Florian Sturm (Vaduz), Bernhard Morgenthaler (Admira) und auch Elias Wagner, der einst als eines der größten heimischen Talente gehandelt wurde, zwischenzeitlich im Nachwuchs von Hearts of Midlothian in Schottland spielte, nun aber bei den Admira Amateuren keine Rolle mehr spielt und zudem vor zwei Jahren durch ein gebrochenes Bein zurückgeworfen wurde. Wagner ist erst 20 Jahre alt und spielte noch vor kurzer Zeit in Österreichs U19-Nationalteam…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert