Der SK Rapid startet heute Abend mit dem Heimspiel gegen den SK Sturm Graz in die Frühjahrssaison. Man darf sich auf ereignisreiche 20 Spiele... Prognose: Mögliche Gewinner und Verlierer im Rapid-Frühjahr

Der SK Rapid startet heute Abend mit dem Heimspiel gegen den SK Sturm Graz in die Frühjahrssaison. Man darf sich auf ereignisreiche 20 Spiele bis zum Saisonende gefasst machen. Einige Spieler werden in eine gewichtigere Rolle hineinwachsen, andere eher in der Hierarchie zurückrutschen. Und auch mit einigen Comebacks darf man im Laufe des Frühlings rechnen.

Ein Schritt nach vorne

Yusuf Demir. Was im Herbst schon vielerorts gefordert wurde, könnte im Frühjahr nun endlich Realität werden – sofern der Star der Hütteldorfer überhaupt noch in Wien spielt. Yusuf Demir sollte sich im Frühjahr weitgehend zur Stammkraft entwickeln. Das heißt nicht, dass er in jedem Spiel von Beginn an dabei sein wird, aber zumindest, dass er es auf deutlich mehr Einsatzminuten als im Herbst bringt. Demir entwickelt sich stetig weiter und steht vor dem nächsten Schritt in seiner noch jungen Karriere – nun braucht es aber mehr als die knapp 600 Einsatzminuten im Herbst und das wird er wohl auch bekommen.

Ercan Kara. Beim zweiten türkisch-stämmigen Shootingstar der Hütteldorfer ist hingegen jede Partie, in der er nicht in der Startelf steht, eine Überraschung. Der unkonventionelle und beinhart agierende Mittelstürmer ist derzeit Rapids Torgarantie und Lebensversicherung, arbeitet auch hart an sich bzw. für das Team. Solange Kara fit bleibt, wird diese Entwicklung weitergehen. Das für Rapid Schöne am 25-Jährigen ist auch, dass völlig unklar ist, auf welchem Level diese Entwicklung ins Stocken gerät bzw. wann der Plafond erreicht ist.

Maximilian Hofmann. Es ist anzunehmen, dass sich einer der „heimlichen Kapitäne“ in der Innenverteidigung weiter konsolidieren kann. Seine kompromisslosen Leistungen sorgt für immer größer werdenden Respekt in der Fan-Base und mit fortschreitendem Alter scheint Hofmann auch für das Gefüge im Team immer wertvoller zu werden.

Dejan Petrovic. Der Slowene lag im Winter mit Pfeifferschem Drüsenfieber flach und kehrte kurz vor der Winterpause ins Team zurück. Dass auch Dejan Ljubicic ins Team zurückkehrt, ist eher ein Vorteil für Petrovic, zumal die beiden mehrfach bewiesen, einander gut zu ergänzen. Mit Grahovac, Schuster und Ritzmaier gibt es zwar noch weitere Kandidaten für Petrovic’ Position, aber wir gehen davon aus, dass der 23-Jährige nun wieder besser in einen Rhythmus finden wird.

Koya Kitagawa. Die Undiszipliniertheiten von Taxiarchis Fountas wirken sich positiv auf die Chancen des 24-jährigen Japaners aus. Kitagawa stand im Herbst kürzer auf dem Platz als Yusuf Demir, seine tatsächlichen Leistungsdaten sprechen allerdings durchaus für ihn. Allerdings stehen unterm Strich auch zu viele vergebene Chancen und Kitagawa ist noch immer auf der Suche nach seiner Selbstverständlichkeit im Abschluss. Angesichts dessen wie viele Chancen der Japaner aber bekommt, reicht nur ein kleiner „Knotenplatzer“, um das Pendel in seine Richtung ausschlagen zu lassen. Mehr Einsatzchancen wird er im Frühling vermutlich vorfinden.

Richard Strebinger. Für den Keeper mit dem markanten Cech-Helm kann es nur schwer weiter abwärts gehen, als es im Herbst der Fall war. Nach einer Serie von Missgeschicken, vor allem bei Standardsituationen, verlor er seinen sicher geglaubten Stammplatz an Paul Gartler. Allerdings ist es nur schwer vorstellbar, dass der 27-Jährige im gesamten Frühjahr keine Partie bestreitet. Wahrscheinlicher ist, dass er den Kampf ums Einserleiberl doch wieder für sich entscheiden kann.

Ein Schritt zurück

Taxiarchis Fountas. Der Grieche schoss sich mit einigen unüberlegten und egoistischen Aktionen selbst ins Aus. Die ersten vier Spiele der Frühjahrssaison gegen Sturm, St.Pölten, den LASK und Wolfsberg wird er aufgrund einer Rotsperre aus einem Testspiel (!) versäumen. Erst am 17.Februar könnte er also wieder ins Bundesligageschehen eingreifen – so er zu diesem Zeitpunkt noch Rapid-Spieler ist. Kühbauer würde dem Griechen, den er einst aus der Versenkung zurück ins Profigeschäft holte, sicher eine faire Chance geben. Aber ein wenig hinten anstellen und mit ehrlicher Arbeit in die Mannschaft zurückfinden müsste „Taxi“ trotzdem.

Deni Alar. Auch wenn Fountas sich in der Stürmerhierarchie gerade selbst schädigte, dürfte es für Deni Alar kaum Chancen geben, sich neu zu beweisen. Kühbauer würde wohl eher auf Kitagawa als ersten Ersatzmann setzen, während Kara ohnehin derzeit unantastbar ist. Und im Sommer fängt dann eine neuerliche Vereinssuche für den 31-Jährigen an, der weiterhin einen hochdotierten Vertrag bis 2022 besitzt.

Christoph Knasmüllner. Im November war der Edeltechniker wohl der stärkste Rapid-Spieler – unmittelbar danach kam aber wieder ein kleiner Absturz bzw. zumindest Einbruch. Unsere Einschätzung, dass Demir eine gewichtigere Rolle im Rapid-Frühjahr spielen wird, hat auch Auswirkungen auf Knasmüllner. Bei ihm ist anzunehmen, dass er wieder häufiger auf der Ersatzbank sitzen, als in der Startelf stehen wird.

Paul Gartler. Beim Auswärtsspiel in Molde Ende Oktober kam Gartler überraschend statt Richard Strebinger ins Tor und blieb nur beim 1:0-Sieg in der Südstadt in der letzten Runde des Jahres 2020 ohne Gegentor. Anfänglich strahlte der 23-Jährige etwas mehr Ruhe aus, aber mit der Zeit häuften sich auch bei ihm die Fehler. Es ist eher anzunehmen, dass der qualitativ bessere Strebinger den vier Jahre jüngeren Gartler wieder aus der Mannschaft spielen kann.

Das machen die Jungen

Lion Schuster kam im Herbst immerhin zu sieben Einsätzen in der Kampfmannschaft, wird aber aufgrund der Rückkehr von Ljubicic und Petrovic wieder eine Reihe zurückrücken. Dafür könnte Melih Ibrahimoglu zu etwas mehr Einsatzminuten kommen, nachdem er nun mit etwas etablierteren Sechsern zusammenspielen könnte. An Leo Greimls Standing im Team sollte sich nichts ändern und er wird mal spielen, mal zusehen. Häufiger als sonst könnte man Lukas Sulzbacher sehen, der etwa im Test gegen Lafnitz auch als Linksverteidiger getestet wurde, obwohl er etatmäßiger Rechtsverteidiger ist. Viele andere Talente wie Gobara, Hajdari, Savic oder Wunsch werden wohl in der zweiten Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt gebraucht werden. Die nächste Generation mit sehr jungen Spielern wie Tepecik, Kanuric, Querfeld oder Fallmann ist noch im Aufbau begriffen und es gibt vorerst keinen unerwarteten Kandidaten, der auf dem Sprung in die „Erste“ steht.

Die Comebacker

Dafür wird es im Frühjahr zu einigen Comebacks kommen, die Rapid durchaus weitere Stabilität bescheren könnten. Beim größten aller Pechvögel, Christopher Dibon, sollte sich im Laufe des Frühjahrs der eine oder andere Einsatz ausgehen. In den Stamm wird er sich in dieser Saison aber wohl nicht mehr zurückspielen können. Ähnliches könnte für Dalibor Velimirovic gelten, der seine letzte Partie am 5. Juli 2020 machte und sich nun langsam wieder herantasten könnte.

Das wohl mit am meisten Spannung erwartete Comeback betrifft Philipp Schobesberger, der bereits ins Mannschaftstraining einsteigen konnte und fast alle Übungen mitmacht. Das mittlerweile 26-jährige Schlitzohr machte seine letzte Partie am 9. November 2019, fehlt nun also schon seit über 14 Monaten. Ob man jemals wieder den „alten Schobi“ sehen wird, muss stark angezweifelt werden. Die eine oder andere, aktuell fehlende Facette könnte der Oberösterreicher den Hütteldorfern aber dennoch geben, etwa als Joker gegen angeschlagene, müde Gegner. Wohl nicht mehr sehen wird man hingegen Tamas Szanto, der seit drei Jahren nicht mehr spielte und mittlerweile praktisch von einer ganzen Generation an jungen Spielern „überholt“ wurde.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen