Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (70) – Lieber FC Bayern!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag adressieren wir unseren Brief an den deutschen Rekordmeister …

Lieber FC Bayern!

Gestern habe ich meinen 5-km-Rekord am Laufband pulverisiert (stolze minus drei Minuten!) während ihr den großen FC Barcelona gedemütigt habt. Das waren beides stille Triumphe. Der Unterschied: Bei mir jubelt nie jemand, ihr wähnt euch aber immer unter tausenden Augen, hört, seht und spürt die Fans und ihre Emotionen. Das ist jetzt durch das grassierende Corona-Virus anders. Deshalb bleibt der 2:8-Sieg etwas Besonderes, denn ihr habt (beim Volkssport Nummer Eins) auch ohne Volk mehr als nur abgeliefert. Selbst nachdem Barcas Ausscheiden praktisch besiegelt war, habt ihr nicht zurückgeschaltet – angetrieben vom „Man of the Match“ Thomas „derzeit kein Thema in der Nationalmannschaft“ Müller. Dieses Spiel hat bewiesen wie wunderbar Fußball sein kann. Wie lehrreich.

Liebe Bayern, man hasst oder liebt euch. Und hat allen Grund dazu: Als Ligakrösus kauft ihr den Konkurrenten gerne die besten Spieler weg, zelebriert schamlos den Bayern-Dusel und lasst eure polternde Geschäftsführung Wasser predigen und Wein trinken. Und das obwohl, Vereine, die persönlichen Umgang mit euch hatten, bestätigen wie sympathisch eure Führungsetage sein kann. Grauslich!

Trotz allem: Das sportliche „mia san mia“ hat schon was. Bei euch sind Fußballmillionäre engagiert, die trotzdem rackern. Sportler, die nie aufgeben und wissen, dass Stillstand Rückschritt bedeutet. Ihr seid so professionell, dass es fast schmerzhaft ist. Hier verlässt sich niemand nur auf sein Talent. Hansi Flick hat erklärt, dass sich nur dann ein Sieg für euch wirklich gut anfühlt, wenn ihr alles gegeben habt. Recht hat er. Talent mag rar gesät sein, Fleiß auch. Talent, Fleiß, der Wille an sich zu arbeite, Mut und Durchhaltevermögen – diese Mischung ist so selten anzutreffen, wie ein Schneeleopard. Ein Klub, der diese Einstellung seinen Arbeitnehmern einzuimpfen weiß, kommt so oft vor, wie ein Sechser im Lotto.

Der einzige Stolperstein dieser CL-Saison könnte für euch jetzt nur mehr darin liegen, dass der Gewinn des Silberpokals für die deutsche Öffentlichkeit reine Formsache zu sein scheint. Doch so leicht wird es nicht werden. Bedenkt, dass euer Gegner gegen den vermeintlichen Favoriten top motiviert sein wird. Denn das Maß aller Dinge seid im Moment ihr. Das rät euch

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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