Am heutigen Freitagabend kommt es in der ersten Runde des DFB-Pokals zum Duell zwischen Drittligist KFC Uerdingen und Borussia Dortmund. Dabei trifft Weltmeister Kevin... „Für 90 Minuten kenne ich keine Freunde“: Kevin Großkreutz trifft auf den BVB

Am heutigen Freitagabend kommt es in der ersten Runde des DFB-Pokals zum Duell zwischen Drittligist KFC Uerdingen und Borussia Dortmund. Dabei trifft Weltmeister Kevin Großkreutz auf seine große Liebe.

Wohl wenig andere Fußballer in Deutschland erlebten sportlich in den letzten fünf Jahren einen größeren Abstieg als Kevin Großkreutz. 2014 stemmte Großkreutz noch den WM-Pokal in den Nachthimmel von Rio. In den Jahren zuvor gewann er zwei deutsche Meistertitel und einen DFB-Pokal mit Borussia Dortmund, seinem Herzensverein. 2013 stand er mit dem BVB sogar im Finale der Champions League.

Mittlerweile ist Großkreutz 31 Jahre alt und spielt in der Dritten Liga für den KFC Uerdingen. Neben dem Platz hat er sich zudem zu einer echten „Skandalnudel“ entwickelt. Aktuell muss Großkreutz nach einer Tätlichkeit eine Sperre von sechs Spielen – zwei davon auf Bewährung – absitzen. Die gilt aber nicht für den DFB-Pokal, sodass dem Wiedersehen mit dem BVB nichts im Wege steht.

„Das war unüberlegt von mir“, sagte Großkreutz über seine Aktion im Spiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach. „Aber jetzt zählt nur das Spiel gegen Dortmund. Wir möchten den BVB ein bisschen ärgern.“ Für Freunde und Familie hat er gleichmal 200 Tickets organisiert. „Ich habe meinen eigenen Block im Stadion“, so Großkreutz.

Die Geschichte des Kevin Großkreutz, sie war auch immer eine für Fußball-Romantiker. So hat er das geschafft, was sich doch alle Fans insgeheim wünschen: einmal für den Lieblingsverein auflaufen. Denn ein größerer Anhänger von Borussia Dortmund wird wohl nicht zu finden sein.

Großkreutz wechselte 2009 vom LR Ahlen zu den Schwarz-Gelben. Bis Ende August 2015 trug er das Trikot der Profimannschaft. Zuvor hatte er bereits in der Jugend für den BVB gespielt. Großkreutz galt zwar als fußballerisch limitiert, machte diesen Malus aber durch unermüdlichen Einsatz wieder wett.

So geht zumindest die Legende. Doch Großkreutz war in seiner Dortmunder Zeit mehr als nur ein „Mentalitätsmonster“. „Er hat einen sehr guten Sinn für die Strukturen der Spielzüge und kann somit hervorragend antizipieren, wann und wie sich Angriffe in welche Räume entwickeln“, schrieb der Taktikblog Spielverlagerung 2013 über ihn.

Der Autor dieser Zeilen, Martin Rafelt, lobte zudem sein Verhalten im Gegenpressing: „Durch die Antizipation der Angriffsverläufe kann er auch Ballverluste erahnen und positioniert sich besser oder reagiert schneller darauf als seine Gegenspieler.“ Rafelt bezeichnete Großkreutz dabei sogar als „wohl einen der besten Spieler der Welt im defensiven Umschaltmoment.“

Damit passte er perfekt in das Spielsystem unter Jürgen Klopp. Das Problem: nach dem Abgang von Klopp zeigte die Leistungskurve von Großkreutz steil nach unten. Unter Nachfolger Thomas Tuchel sah er keine Perspektive mehr und wechselte in die Türkei, zu Galatasaray Istanbul. Dort blieb er jedoch nur ein halbes Jahr – Großkreutz wurde in der Liga nicht einmal eingesetzt -, wechselte anschließend zum VfB Stuttgart.

Dort wurde sein Vertrag 2017 aufgelöst, weil er mit mehreren Jugendspielern durch das Rotlichtviertel zog und dabei in eine Schlägerei geriet. Es folgte ein weiteres glückloses Engagement bei Darmstadt 98.

Doch bereits zuvor war Großkreutz in einige Skandale verwickelt. So soll er 2014 einem Mann einen Döner ins Gesicht geworfen haben. Im selben Jahr urinierte er nach dem verlorenen Finale im DFB-Pokal in eine Hotellobby. Zuletzt geriet er während eines Kreisligaspiels erneut in eine Schlägerei.

Der Spruch „du kriegst den Jungen von der Straße, aber die Straße nicht aus dem Jungen“ passt perfekt zum Verhalten von Großkreutz in den letzten Jahren. Aber: „Sie können bei meinen Mitspielern, Freunden und allen, die mich wirklich kennen, nachfragen. Sie werden bestätigen, dass ich kein schlechter Mensch bin“, erzählte Großkreutz zuletzt in einem Interview.

Zu seinem alten Verein unterhält er noch gute Kontakte. Mit Marco Reus ist er weiterhin befreundet, will mit ihm nach dem Spiel das Trikot tauschen. Genau wie Reus ist Großkreutz ein echter Dortmunder Junge. Er lebt in der Stadt und besitzt dort die Gaststätte „Mit Schmackes“.

Für das kommende Duell wird er aber alle alten Freundschaften ruhen lassen: „Es ist für mich ein ganz großes Spiel. Ich bin seit meiner Kindheit Fan von Borussia Dortmund und werde es immer sein. Aber für die 90 Minuten kenne ich keine Freunde. Danach werde ich wieder Fan von Dortmund sein.“

Ral, abseits.at