David Moyes, die fehlerhafte Manchester-United-Kaderplanung und das Van-Persie-Problem
England 19.März.2014 Lukas Haider 6

Robin van Persie ist zweifelsohne ein exzellenter Stürmer. Diesen Beweis hat er in der vergangenen Saison eindrucksvoll erbracht und Manchester United zum Titel geschossen. Jedoch muss die Verpflichtung des abschlussstarken Niederländers auch aus einer anderen Perspektive gesehen werden.
Geniestreich
Der Deal wird von der britischen Presse als einer der ganz großen Geniestreiche von Sir Alex Ferguson gesehen. Der Schmerz den Titel nur aufgrund der Tordifferenz an die „Noisy Neighbours“ verspielt zu haben saß tief und der Sir schwor sich das ihm das nicht mehr passieren werde. Mit der Ankunft von RVP änderte sich das sofort und er schoss United mit 26 Treffern zum Meistertitel und kürte sich nebenbei noch zum Torschützenkönig in Englands Eliteliga.
Problemzone
Zu Beginn der Saison 2013/14 übernahm David Moyes das Ruder beim englischen Rekordmeister. Er kam mit einer guten Reputation von Everton, wo er zehn Jahre tätig war, und übernahm einen höchst erfolgreichen Kader.
Jedoch ging von hier an vieles schief. Die Saison verlief bisher nicht sehr erfolgreich, „Höhepunkte“ waren ein blamables 0:2 im Hinspiel des Achtelfinales der Champions League bei Olympiakos Piräus und eine 0:3-Heimniederlage gegen den Erzrivalen aus Liverpool. Viele Fans sehen im neuen Trainer den Schuldigen und fordern mittlerweile seine Ablöse.
Jedoch kann Moyes nicht alleine für die Misserfolge der letzten Monate belangt werden. Die Probleme sitzen tiefer und entstanden schon in Fergusons Amtszeit. Er hinterließ seinem schottischen Nachfolger einen inhomogenen und überalterten Kader. Dennoch kann ein Spieler für viele Probleme Uniteds belangt werden, obwohl seine Leistungen über dem Durchschnitt anderer liegen.
Sir Alex Ferguson, der die bittere Pille den Titel an City verspielt zu haben nicht schlucken konnte, verpflichtete einen zusätzlichen Stürmer, obwohl es gravierende Probleme im zentralen defensiven Mittelfeld gab.
Bei vielen Topmannschaften finden sich Weltklassekicker wie Busquets bei Barcelona, Xabi Alonso/Modric bei Real Madrid, Javi Martinez/Schweinsteiger/Lahm bei Bayern, Yaya Toure/Fernandinho bei City. Uniteds Mittelfeld besteht hingegen aus dem 24-jährigen Tom Cleverley, dem mittlerweile inkonstanten Michael Carrick sowie dem Dauerverletzen Fletcher. Eine offensichtliche Problemzone die jedoch beide Trainer gekonnt „übersahen“. Stattdessen wurden Stürmer und Spielmacher verpflichtet, obwohl in der Mannschaft kaum Bedarf an ihnen herrschte.
Bei RVPs Ankunft tummelten sich Rooney, Chicharito und die Zukunftsaktie Welbeck im Sturm. Als Mata verpflichtet wurde, gab es bereits den dauernd falsch eingesetzten Kagawa und den Sommertransfer Fellaini, der bei Everton meistens als Zielspieler agierte.
Desweiteren führte die Verpflichtung des Niederländers zu Verstimmungen bei Wayne Rooney, der sich um seinen Platz als Star der Mannschaft sorgte. Dies wurde mit einem neuen Vertrag, der ihm 300.000 Pfund pro Woche einbringt, ausgemerzt.
In den letzten fünf Spielen (Arsenal, Crystal Palace, Olympiakos, West Bromwich, Liverpool) gab lediglich zwei Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen. In vier dieser Spiele wurde auf das ein 4-3-2-1 zurückgegriffen, wobei sich die Adaptierungen als wenig flexibel erwiesen und einige Spieler sogar eher bremsten (Juan Mata auf der für ihn ungewohnten Position am Flügel).
Zukunft
Manchester United hat diese Saison extreme Probleme mit der Kreativität aus dem Mittelfeld, der Pressingresistenz desselben und auch im Aufbauspiel. So gesehen war die Entscheidung einen kreativen Mittelfeldspieler zu verpflichten die richtige. Jedoch wurde nur an der Oberfläche des Problems gekratzt und der einfache Weg gegangen. Im Sommer steht Moyes, sofern er noch Übungsleiter ist, ein weitaus radikalerer Umbruch bevor da bei einigen früheren Leistungsträgern (Vidic, Ferdinand, Evra) die Zeichen auf Abschied stehen.
Ferguson bescherte sich mit der 30 Millionen Euro teuren Verpflichtung von RVP einen letzten Meistertitel und übergab ein erfolgreiches Team seinem Nachfolger. Da er es jedoch verpasste, die Mannschaft schon früher an den richtigen Stellen zu verstärken und sich rechtzeitig von ehemaligen Stützen zu trennen übernahm Moyes ein Team das unausgewogen und in gewissen Mannschaftsteilen überaltert ist. Diese Mannschaft einmal mehr zum Meistertitel zu führen, war eine Meisterleistung des Sirs, der zu den Red Devils passte, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Für Fergusons Hauruck-Meistertitel büßt nun aber Moyes.
Lukas Haider, abseits.at
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Lukas Haider
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C
19.März.2014 #1 AuthorSchon pervers Leute wie Van Gaal die ihre Mannschaft verjüngt und auf langfristigen Erfolg ausgelegt haben wurden vom Hof gejagt, weil sie eine schlechte Saison gespielt haben. Leute wie Alex Ferguson kriegen nen Sir, und wenn Sie merken dass sie mit ihrem Team in den nächsten 2-3 Jahren keinen Blumentopf gewinnen, werden sie mit allen Ehren verabschiedet. Undankbare Welt.
Yaku
20.März.2014 #2 Authoralso wenn du auf den abschied von lvg bei bayern anspielst: da wurde mehrmals klargemacht, dass es keine sportlichen bzw fachlichen gründe waren, sondern persönliche differenzen zwischen lvg, einzelnen spielern und dem bayern präsidium!
tramina
20.März.2014 #3 Author„Leute wie Alex Ferguson“ … wollen sie ernsthaft Alex Ferguson unterstellen er hätte seinen Manager Job bei ManU aufgegeben weil er 2-3 schwierige Jahre vor sich sah?!?! Alex Ferguson, echt jetzt !?!?! oder hab ich sie falsch verstanden?
ajax14
20.März.2014 #4 AuthorSehr gute Analyse, ließt sich schön und ist im Gegensatz zu manch anderen Analysen auf anderen Seiten lesbar. Spielverlagerung z.B. erfindet ja eigene Begriffe, erklärt sie dann nicht und ist sprachlich auch extrem schwach. Das ärgert mich, weil die Analysen meistens wirklich toll sind!
Aber diese Analyse ist gut und nachvollziehbar. Ich stimme mit ihr auch überein. Ich hab es schon wunderlich gefunden, dass man mit einem verhältnismäßig spielerisch und technisch so schwachen zentralen Mittelfeld so erfolgreich sein konnte. Nun gut, liegt wohl daran, dass Manchester das Spiel im normalen Aufbau schnell auf die Außenbahnen verlagert, um dann hinein zu flanken. Aber diese eine Variante ist einfach zu wenig. Und fein, dass das du dich traust, dieses Manko auf die Amtszeit vom Ferguson schiebst, der das wirklich ignoriert hat. So kommt man gegen pressende Mannschaften nur schwer an. Und ohne Evra wirds noch schwieriger mit dieser Spielweise.
Nur eines seh ich anders: Fellaini ist meines Wissens nach eher ein pressingresistenter Spielgestalter aus der Tiefe, der hätte diese Problem zumindest teilweise lösen können. Obwohl die spielschwache IV ja auch ausgetauscht gehört, hat man ja gegen Liverpool gesehn.
Kopite
20.März.2014 #5 AuthorDanke für das Lob
Auch wenn der Focus auf den Flügel liegt ist es notwendig einen stabilen ZM zu haben. Im Rückspiel gegen Olympiakos machte Giggs das Hervorragend. Jedoch ist es bezeichnend dass sich United auf einen 40jährigen verlassen muss.
Meines Wissen war Fellaini zweiter Stürmer der die langen Bälle heruntergeholt hat und dannach verteilte
nifan
21.März.2014 #6 AuthorIch denke man macht es sich zu einfach, wenn man aktuelle Probleme im Mittelfeld einfach auf das Alter der Spieler (Carrick, Giggs, Fletcher) schiebt. Es gibt keine jungen und alten Spieler sondern nur gute und schlechte (Zitat Rehhagel). Die genannten haben immer noch ihre Stärken aber auch Schwächen, auf diese und das Zusammenwirken dazwischen könnte man genauer eingehen. Außerdem spielen ab und zu auch gelernte Innenverteidiger wie Phil Jones, Johnny Evans oder Chris Smalling als defensiver Part auf der Doppelsechs, vielleicht ist das ja eine dauerhafte Option?