Die 28. Premier League Saison wird heute mit der Begegnung zwischen dem Vizemeister FC Liverpool und Norwich City angestoßen. Die erste von 380 Partien,... EPL 2019/20: Winterpause, VAR, Österreicher, Favoriten und Newcomer

Die 28. Premier League Saison wird heute mit der Begegnung zwischen dem Vizemeister FC Liverpool und Norwich City angestoßen. Die erste von 380 Partien, ehe spätestens am 17. Mai der Meister gekürt werden wird. Favorit ist wieder ein alter Bekannter, außerdem sind drei Traditionsteams wieder zurück im Oberhaus. Erstmals gibt es eine Winterpause und den Video Assistent Referee. Kickende Österreicher werden davon wohl leider nicht bis nur peripher betroffen sein. Dafür könnte Ralph Hasenhüttl demnächst die 57. Gelbe Karte seiner Karriere sehen. Das nötige und auch etwas unnötige Wissen zur neuen Saison – so kompakt wie möglich und so ausführlich wie nötig – gibt es hier rechtzeitig zum Saisonstart.

VAR – Calling „Stockley Park“

Nach den teils mäßigen Tests mit dem Video-Referee im FA-Cup, wird dieser heuer erstmals auch in der Liga eingreifen. Man werde sich dezent im Hintergrund halten, so die Vorgabe – nur bei Toren, Elfmeterentscheidungen, rotwürdigen Vergehen oder bei Verwechselungen von Spielern. Also bei klaren Fehlentscheidungen und spielentscheidenden Vorfällen, so die optimistische Definition die aber wie so oft in der Praxis eine elastische Grauzone ist. Der Videoschiri sitzt übrigens in West London, genauer gesagt im Stockley Park. Eine kuriose Situation die im Vorfeld diskutiert und abgeklärt wurde: Gibt es nach dem vermeintlichen Torjubel gelb und das Tor wird anschließend annulliert, bleibt die Verwarnung bestehen.

Winterpause – Made in England

Erstmals gibt es im Februar eine 14-tägige Winterpause. Selbstverständlich hat man sich bei der Premier League eine kreative Lösung überlegt, damit das Business durchgehend weiter rollen kann. Zehn Teams haben das eine um den 8., der Rest das andere Wochenende um den 15. Februar frei. Der FC Liverpool spielt am 18. und 21. Dezember die Klub WM-in Katar, womit sich für die „Reds“ die ohnehin stressige Zeit vor und um Weihnachten noch verschärfen wird.

Der Doppelmeister als Favorit

Manchester City möchte den Titel-Hattrick fixieren und ist auch der haushohe Favorit. Will man die „Citizens“ vom Thron stoßen, wird wohl eine perfekte Saison notwendig sein. Und selbst die könnte nicht reichen! 100 und 98 Punkte ergatterte die Guardiola-Elf in den letzten beiden Spielzeiten. Mit dem klassischen Sechser Rodri – einem 80 Millionen schweren Neuzugang von Atlético Madrid – hat man sich gut verstärkt, dazu wurden die Leistungsträger der eingespielten Meistermannschaft gehalten. Eigentlich stehen alle Vorzeichen auf eine weitere Saison jenseits der neunzig Punkte Marke.

Die Herausforderer

Für alle, die Richtung Titel spitzen, gilt: Viele Ausrutscher dürfen es nicht sein, für Liverpool war selbst eine Saisonniederlage schlussendlich eine zu viel. Können sich die „Reds“ noch einmal zu einer solch fulminanten Saison motivieren, dann wird der Champions League Sieger wieder der erste Herausforderer des Community Shield Gewinners sein. Tottenham erreichte zuletzt viermal die Top-4 und konnte den Kader abermals beisammenhalten, gilt damit als gefährlicher Außenseiter. Chelsea und Manchester United sollten heuer wieder ein ernsteres Wort in der Verfolgerrolle spielen können, während die Entwicklung bei Arsenal, in der zweiten Saison unter Unay Emery, spannend werden wird.

Best of the Rest – da duellieren sich wohl wieder die üblichen Verdächtigen: Everton, Leicester oder vielleicht wieder Wolverhampton gelten als Favoriten für diesen „Titel“. Möglicherweise gelingt es auch einer Überraschungsmannschaft Platz sieben zu erreichen, der immerhin eine Europa League Ticket bringen könnte, falls einen der beiden Cups wieder an ein Champions League Starter gehen würde.

Wieder oben – die drei Newcomer

Mit Zweitliga-Meister Norwich City, Sheffield United und Play-Off-Sieger Aston Villa kehrt Tradition in die Premier League zurück. Bei den englischen Buchmachern zählt das Trio zu den Abstiegskandidaten, den „Villans“ traut man noch am ehesten den Klassenerhalt zu. Schwer könnte es laut den Wettanbietern auch für Burnley, Brighton und Bournemouth werden. Die Absteiger der Vorsaison Cardiff, Fulham und Huddersfield sind bereits am vergangenen Wochenende in die Championship gestartet.

Was ist sonst noch neu?

Die Liga freut sich über einen neuen, drei Jahre laufenden TV-Deal. Im deutschsprachigen Raum werden die Premier League Spiele heuer auf Sky übertragen. Dort sieht man dann den neuen Matchball „Merlin“ von Nike. Selbstverständlich gelten auch die neuen Regeln, mit möglichen Verwarnungen für die Trainer und den Betreuerstab in der Coaching-Zone.

Geografie – die Hotspots der neuen Saison

Premier League Fußball findet wie bisher grob gesagt hauptsächlich in zwei Regionen statt. Da wäre die Hauptstadt London mit deren sechs Vertretern: inklusive „Vorort“ Watford sind dies Arsenal, Chelsea, Crystal Palace, Tottenham und West Ham. Der Gegenpart zur Hauptstadt sind die Midlands: Die neun Klubs der westlicheren Städte Manchester (2), Liverpool (2), Birmingham, Wolverhampton, Sheffield, Burnley, Leicester liegen binnen weniger als 200 Kilometer. Klein aber oho präsentiert sich die Südküste mit Southampton, Bournemouth, Brighton. Der raue, windige Norden wird exklusiv durch Newcastle, der Osten von Norwich repräsentiert. Ohne Cardiff und Swansea ist erstmals seit 2011 ist kein Waliser Klub im Oberhaus vertreten. Hier gibt es dies alles noch optisch dargestellt.

Hasenhüttl und seine Konkurrenten in der Coachingzone

Acht englische und ein nordirischer Trainer – fast die Hälfte der Übungsleiter stammt zum Saisonstart von der Insel. Bei den Top-Sechs regiert aber weiterhin das Vertrauen in Gastarbeiter, nur Klublegende Frank Lampard soll mit britischem Pass die „Blues“ voranbringen. Neben dem Stamford-Bridge-Urgestein wurden noch zwei weitere englische Trainer neu eingesetzt. Bei Newcastle wich Rafa Benítez Steve Bruce und bei Brighton & Hove Albion macht Chris Houghton für Graham Potter Platz. Mit Ralph Hasenhüttl geht der FC Southampton in die neue Spielzeit, damit konnte der 51-Jährige Steirer in den letzten Wochen seine erste Saison-Vorbereitung mit den „Saints“ absolvieren.

Teures und ausländisches Personal

Bislang (Stand 7.8.) wurden 1,28 Milliarden Euro in 208 neue Beinpaare investiert, während zirka die Hälfte (614 Millionen) durch die 188 Abgänge refinanziert wurden. Eher unnützes Wissen, das man trotzdem wohl nicht vergisst: Mit Onel Hernandez könnte für Norwich erstmals ein Kubaner in einem Premier League Match auflaufen und damit die 114. Nation in der Geschichte der Liga repräsentieren.

Aktuell stehen zirka 370 Legionäre in den Kadern, was zirka zwei Drittel der Spieler ausmacht. Mit dem heutigen Tag, 17 Uhr GMT endet auch die Transferzeit, in England dürfen nach Saisonstart keine neuen Spieler mehr verpflichtet werden.

Die rotweißrote Beteiligung am Rasen

Mit drei Kickern ist Österreich in der Premier League heuer vertreten, jedoch spielt aktuell leider keiner eine große Rolle. Sebastian Prödl (32) steht nach seiner Knieverletzung bei Watford am Abstellgleis. Christian Fuchs wurde zur Hochblüte seiner Karriere Sensationsmeister und somit zur Legende. Als routinierter Backup genießt der 33-Jährige eine Art verdiente Altersteilzeit bei den „Foxes“. Der Jüngste im Bunde, der 25-Jährige Daniel Bachmann ist nach der Leihe aus Kilmarnock in Watford zurück. Dort sieht er sich im Tor aber prominent-routinierter Konkurrenz gegenüber und geht als dritter Tormann in die neue Saison.

England in Europa – Europacup und Brexit

In Europa wird die Insel von sieben Mannschaften vertreten. In der Champions League werden Meister Manchester City, Titelverteidiger Liverpool und Europa-League Gewinner Chelsea aus Topf eins gezogen. CL-Finalist Tottenham komplettiert aus Topf zwei das Quartett. In der Europa League greifen Arsenal und Manchester United aus Topf eins an. Der Sensationsaufsteiger der Vorsaison Wolverhampton bekam als Liga-Siebter die Chance über das Play-Off erstmals seit 1980 wieder international zu spielen. Dafür muss noch Pyunik Jerewan (Armenien) und dann entweder der FC Turin oder Salihorsk (Weißrussland) aus dem Weg geräumt werden. Der Dauerbrenner auf den Politikseiten, den Brexit brauchen wir hier nicht thematisieren. Er wird – in welcher Form auch immer – zumindest diese Saison keine Auswirkungen für die Premier League haben.

Die Spiele der ersten Premier League Runde

Fr, 21.00        Liverpool : Norwich

Sa, 13:30        West Ham United : Manchester City

Sa, 16:00        Bournemouth : Sheffield United

Sa, 16:00        Burnley : Southampton

Sa, 16:00        Crystal Palace : Everton

Sa, 16:00        Watford : Brighton and Hove Albion

Sa, 18:30        Tottenham Hotspur : Aston Villa

So, 15:00        Leicester City : Wolverhampton Wanderers

So, 15:00        Newcastle United : Arsenal

So, 17:30        Manchester United : Chelsea

Werner Sonnleitner