Zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2016 analysieren die Experten und Autoren von abseits.at die sechs EM-Gruppen. In diesem Artikel seht ihr nochmal alle Analysen... Die abseits.at Komplettanalyse zur Gruppenphase der EURO 2016

_EURO 2016 2Zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2016 analysieren die Experten und Autoren von abseits.at die sechs EM-Gruppen. In diesem Artikel seht ihr nochmal alle Analysen unserer Experten über die sechs Gruppen der EURO 2016.

In Gruppe A spielen Frankreich, Rumänien, die Schweiz und Albanien.

Daniel Mandl

Nicht umsonst gelten die Franzosen als einer der Favoriten auf den Europameistertitel. Der Gastgeber hat eine schlagkräftige Truppe und erwischte zudem eine angenehme Gruppe, in der der erste Platz mehr oder weniger Formsache sein sollte. Den zweiten Platz sollte sich die Schweiz holen, die ich als komplettere Mannschaft als die Rumänen bezeichnen würde und für die auch die Erfahrung bei Endrunden spricht. Rumänien hat diese Erfahrung eher in der Defensive, ist offensiv aber noch nicht gefestigt genug, um bei der EURO 2016 den großen Wurf zu schaffen. Albanien sehe ich in Gruppe A eher als EURO-Tourist, der die Luft auf großer Bühne mitschnuppern darf, letztlich aber an der mangelnden Qualität scheitern wird. Auch zu befürchten ist, dass die Albanien-Partien aufgrund der tiefen Grundposition der Mannschaft eher zu Strudelteig-Angelegenheiten werden…

  • Frankreich – 2. Schweiz – 3. Rumänien – 4.Albanien

Die Franzosen verfügen über einige Spieler, die das gesamte Turnier prägen können. Freuen darf man sich natürlich auf den Auftritt von Atlético-Shooting-Star Antoine Griezmann, der in der vergangenen Saison 54 Spiele absolvierte und dabei 32-mal traf. Außerdem sollte man die Augen auf die jungen Offensivspieler Anthony Martial und Kingsley Coman richten, die bei ihren Klubs zuletzt auch einen deutlichen Sprung nach vorne machten. Die wohl interessanteste Facette bei den Franzosen – und meiner Ansicht nach auch der Hauptgrund, warum die Equipe das Turnier tatsächlich gewinnen kann – ist das zentrale Mittelfeld mit Paul Pogba und N’Golo Kanté. Mal ganz abgesehen davon, dass die Franzosen für diese Positionen auch noch auf Spieler wie Diarra, Cabaye oder Matuidi zurückgreifen können. Pogba steht vor einem richtungsweisenden Turnier und die Öffentlichkeit erwartet von ihm, dass er Verantwortung übernimmt. Kanté war aufgrund seiner enormen Spielintelligenz und Kampfkraft einer der stillen Schlüsselspieler von Leicester City auf dem Weg zum Sensationsmeistertitel.

Im Team der Schweizer muss Granit Xhaka nach seinem Rekordtransfer zu Arsenal beweisen, dass er seine hohe Ablösesumme wirklich wert ist. Etwas beruhigter kann Toptalent Breel Embolo auf die EM blicken, zumal man vom 19-Jährigen noch nicht allzu viel erwartet und dieser somit befreit aufspielen kann. Bei den eher biederen Rumänen freue ich mich auf den einen oder anderen Einsatz des 36-jährigen Saudi-Arabien-Legionärs Lucian Sanmartean, weil er ein ungewöhnlicher Fußballer mit herausragender Technik und zudem ein echter Schlingel ist. Es kommt nicht von ungefähr, dass man ihn auch den „Magier“ nennt. Bei Albanien muss man auf den rechten Verteidiger Elseid Hysaj achten, der unumstrittener Stammspieler beim SSC Napoli und somit auch eine der Stützen im No-Name-Team des Italieners Giovanni De Biasi ist.

Stefan Karger

In Gruppe A geht mit Gastgeber Frankreich einer der absoluten Favoriten ins Rennen, denn in kaum einem anderen Team tummeln sich so viele Talente, die während der Europameisterschaft explodieren können. Auch wenn die Mannschaft von Didier Deschamps in eine Gruppe gelost wurde, die auf den ersten Blick recht angenehm aussieht, wird der Weg in die K.O.-Phase kein Selbstläufer werden, da mit der Schweiz ein qualitativ recht guter Gegner wartet und Rumänien und Albanien in der Qualifikation zeigten, dass man gegen sie nicht einfach zum Torerfolg kommt. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass sich die Gastgeber in ihrer Gruppe klar durchsetzen.

  1. Frankreich – 2. Schweiz – 3. Rumänien – 4. Albanien

Nachdem Deschamps mit einem 4-4-2- und 4-2-3-1-System experimentierte ist er zu einer 4-3-3-Formation zurückgekehrt und wird diese auch bei der Europameisterschaft im eigenen Land anwenden. Das zentrale Mittelfeld ist dabei das Prunkstück der Mannschaft, denn mit Leicester-Legionär N’Golo Kanté, der vielleicht den größten Anteil aller Spieler am Premier-League-Wunder hatte, Paul Pogba, Blaise Matuidi und Dimitri Payet hat der Coach enorm viel Qualität in der Zentrale zur Verfügung. Auch der Angriff kann sich sehen lassen, denn Griezmann, Martial und Giroud stehen für eine gesunde Mischung, die unterschiedliche Stärken ins Team einbringt. Am ehesten kann die Abwehr als Sorgenkind betrachtet werden, speziell nach dem Ausfall von Real-Spieler Varane. Auch die Außenverteidiger Evra und Sagna sind nicht mehr die Jüngsten und erzeugen über ihre Seiten nicht immer den notwendigen Druck. Der 22-jährige Lucas Digne wäre auf der linken Seite eventuell eine Alternative.

Auch die Schweizer setzen ihre Hoffnungen in erster Linie auf ihr Mittelffeld, wo sich neben dem Star der Mannschaft, Xherdan Shaqiri auch Granit Xhaka tummelt, der nach seinem jüngsten Transfer zu Arsenal die Vereinskasse von Borussia Mönchengladbach gehörig auffüllte. Während die Außenverteidiger Lichtsteiner und Rodriguez ebenfalls zu den Lichtblicken gehören, fehlt es den Innenverteidigern etwas an Geschwindigkeit, was insbesondere gegen Frankreich ein Problem werden könnte.

Rumänien lebt in erster Linie von der starken Organisation der Mannschaft. Anghel Iordanescu setzt auf ein 4-2-3-1-System und musste in der gesamten Qualifikation nur zwei Gegentreffer hinnehmen.  Das Umschaltspiel nach Ballgewinnen funktioniert und die Konter werden konsequent zu Ende gespielt. Muss das Team jedoch selbst das Spiel machen, dann wirkt es oft planlos. Auch Albanien achtet in erster Linie darauf, dass die Defensive gut steht – wie könnte es auch anders sein, bei einem italienischen Trainer. Gianni De Biasi setzt auf ein 4-3-3-System, das bei gegnerischem Ballbesitz eine kompakte 4-5-1-Formation bildet. Der Star des Teams ist Rechtsverteidiger Elseid Hysaj, der diese Saison starke Leistungen beim SSC Neapel ablieferte. Die Solospitze Sokol Çikalleshi arbeitet wie kaum ein anderer Stürmer für die eigene Mannschaft, ist jedoch kein wirklicher Goalgetter.

Alexander Semeliker

Die Franzosen zählen für mich zum engsten Favoritenkreis bei diesem Turnier. Die Gruppenphasen sollten sie daher ohne große Schwierigkeiten auf Platz eins absolvieren. Am anderen Ende sehe ich Albanien, dessen limitierte Mittel man bereits im Länderspiel gegen Österreich erkennen konnte. Im Kampf um Platz zwei ist die Schweiz zwar Favorit, aufgrund der Auslosung räume ich Rumänien aber ebenfalls realistische Chancen ein. Erreicht das Team von Anghel Iordanescu im zweiten Spiel gegen die Schweiz ein gutes Ergebnis, hätten die Eidgenossen im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich wohl viel Druck. Zudem haben die Rumänen in der Qualifikation die wenigsten Gegentore aller Mannschaften erhalten.

  1. Frankreich – 2. Schweiz – 3. Rumänien – 4. Albanien

Die größten Stars findet man naturgemäß im Kader der Gastgeber. Antoine Griezmann könnte mit seiner hohen Spielintelligenz, Torgefährlichkeit und Arbeitsrate zum Superstar des Turniers werden und den nächsten Karriereschritt setzen. Neben ihm, seinen Flügelpartner Anthony Martial und Juve-Mittelfeldmann Paul Pogba haben die Franzosen aber auch einige, der breiten Masse eher unbekannte Spieler, die im taktischen Sinn aber sehr wichtig sind – gerade im Mittelfeld. Selbst N’Golo Kante, der maßgeblichen Anteil am Meistertitel von Leicester City hat, dürfte nicht gesetzt sein, weil es mit Blaise Matuidi einen ungeheuer wichtigen Balancespieler gibt.

Von den einst hochangepriesenen Basel-Youngsters hat bei der Schweiz lediglich Granit Xhaka den erwarteten Weg gemacht. Sein Wechsel zu Arsenal schiebt ihn nun noch weiter in die Verantwortung – eine Rolle, der er gewachsen sein dürfte. Während der rumänische Kader aus eher älteren und individuell kaum herausragenden Kickern besteht, könnte der eine oder andere Albaner die EM als große Bühne nutzen. Ein Kandidat dafür ist Elseid Hysaj, kombinationsstarker Rechtsverteidiger von Napoli. Auch die beiden Zentrumspieler, Taulant Xhaka (FC Basel) und Amir Abrashi (SC Freiburg) könnten sich ins Rampenlicht spielen.

Fabian Schaipp

In Gruppe A gibt es mit Frankreich einen klaren Favoriten, der auch gute Chancen hat, im Turnier weit zu kommen. Die Franzosen verfügen über einen Kader ohne größere Schwachstellen und mit vielen jungen, hungrigen Spielern aus den Top-Klubs Europas. Einziges Manko ist der Ausfall von Innenverteidiger Varane, der schon bei der WM 2014 starke Leistungen zeigte. Neben Frankreich ist für die Schweiz sicherlich der minimale Anspruch, ins Achtelfinale einzuziehen. Allerdings warten mit Albanien und Rumänien äußerst defensivstarke Mannschaften als Gegner. Insbesondere Rumänien ist durchaus eine Überraschung zuzutrauen: man ließ nur 2 Gegentore in der Quali zu, schaffte vor kurzem ein 0:0 gegen Spanien. Auch Albanien wird den Fokus auf eine stabile Defensive legen, daher sind wohl eher torarme Spiele zu erwarten.

  1. Frankreich – 2. Rumänien – 3. Schweiz – 4. Albanien

Bei Frankreich ist eine interessante Frage, wie Trainer Deschamps seine Top-Stars Pogba und Griezmann einbinden kann und welche Rolle sie bekommen. Griezmann spielt im Verein meist als zweiter, etwas zurückfallender Stürmer, der immer wieder auf die Flügel ausweicht. Pogba hatte seine besten Spiele als halblinker Achter, könnte aber auch zentral spielen. Achten sollte man auch auf Blaise Matuidi, der als äußerst vertikaler und auch torgefährlicher Mittelfeldspieler seit Jahren beim PSG und auch bei Frankreich Top-Leistungen abliefert. Matuidi fühlt sich aber auch auf links wohl, könnte so beispielsweise ein Einrücken von Pogba ausbalancieren. Die Schweiz verfügt ebenfalls über hohe individuelle Klasse im Angriff: neben Shaqiri ist vor allem Breel Embolo eine genauere Betrachtung wert, da der 19-Jährige Stürmer vom FC Basel von mehreren Teams in Europa umworben wird. Die Rumänen setzen auf eine Mischung aus Legionären und Spielern aus der einheimischen Liga, insbesondere von Steaua Bukarest, angeführt von Kapitän und Abwehrchef Vlad Chiriches vom SSC Neapel. Ein interessantes Bruderduell gibt es beim Spiel Albanien-Schweiz: denn Taulant Xhaka hat sich für die albanische Nationalelf entschieden und spielt dort im defensiven Mittelfeld eine zentrale Rolle.

Marius Kaltwasser

Jedes Mal wenn Frankreich der Gastgeber einer Endrunde ist (EM 1984, WM 1998), gewinnt die „Equipe Tricolore“ das Turnier. In dieser eher schwach besetzten Gruppe sehe ich die Franzosen an der Tabellenspitze. Sie sind in fast allen Mannschaftsteilen stark besetzt und verfügen auch über die nötige Breite im Kader. Rumänien und Albanien sind zwei Teams die vor allem über ihre Kompaktheit und disziplinierte Defensive punkten können. Rumänien kassierte in der Qualifikationsrunde nur zwei Gegentore und ist im Zentrum mit enorm zweikampfstarken, defensivorientierten Spielern bestückt. Es wird interessant sein, welches Mittel die Schweizer wählen werden, um gegen oben genannte Defensivreihen anzukommen. Trainer Petkovic setzte in den Vorbereitungsspielen auf ein 4-2-3-1 System, mit Xhaka als Spielgestalter und Shaqiri als fluiden Offensivspieler.

  1. Frankreich – 2. Schweiz – 3. Albanien – 4. Rumänien

Der Schweizer Breel Embolo ist einer der begehrtesten Youngster Europas. Mit 19 Jahren hat er bereits über 100 Pflichtspiele absolviert und unter anderem auch schon in der Champions League genetzt. Der schnelle Stürmer holt sich die Bälle gerne im Zwischenlinienraum ab, um dann mit Tempo Durchbrüche zu erzeugen. Bitter ist der Ausfall von Raphael Varane, der aus der Viererkette der Franzosen eigentlich nicht mehr wegzudenken ist. Der albanische Mittelfeldspieler Taulant Xhaka trifft gleich im ersten Match auf seinen Bruder Granit. Beide wuchsen zusammen in der Schweiz auf, Granit läuft allerdings für die Eidgenossen auf.  Rechtsverteidiger Elseid Hysaj ist absoluter Stammspieler beim italienischen Vizemeister SSC Neapel und damit einer der Führungsspieler im albanischen Team.

David Goigitzer

Die sehr defensiven Albaner haben in ihrem 4-1-4-1 eine sehr mannorientierte Ausrichtung. In der Offensive versuchen sie über schnelle Konter, wo die Achter und Flügelspieler stets konsequent nachrücken, zum Torerfolg zu kommen. Ein unangenehmer Gegner, vor allem für ballbesitzfokussierte Mannschaften.

Die Rumänen bekamen die wenigsten Gegentore in der Qualifikation und agieren zwar prinzipiell recht simpel in ihrem 4-2-3-1, mit weiträumigem, ballorientiertem Verschieben versuchen sie klare Überzahl in Ballnähe herzustellen. Im Aufbau ist man sehr direkt und versucht so schnell wie möglich vor des Gegners Tor zu kommen, was jedoch auch immer wieder zu unnötigen Ballverlusten führt. Eine solide Mannschaft, vor allem das Spiel gegen Frankreich wird interessant werden.

Frankreich gehört dieses Jahr zu den Mitfavoriten und beim Blick auf den Kader ist es ersichtlich warum. Trotz des Daheimlassens von großen Namen wie Benzema oder Ben Arfa stellt man eine schlagkräftige Truppe, die im Konterspiel aufgrund des passstarken Mittelfelds und den blitzschnellen und bewegungsstarken Außenspielern zu den Besten der EM gehören. Jedoch wird es wahrscheinlich sein, dass man versuchen muss, das Spiel zu dominieren. Dies gehört nicht unbedingt zu den Stärken von Deschamps Mannschaft, Verbindungsprobleme sind oft zu beobachten.

Die Schweizer können im 4-2-3-1 sowie 4-3-3 auftreten, Letzteres ist zur Zeit wohl eher erste Wahl. Mit einer ordentlichen Anzahl an individuell starken Spielern kann man durchaus das Achtelfinale erreichen, wie es danach weitergeht steht in den Sternen. Man ist schwach im offensiven Verbindungsspiel und im Aufbau hängt zu viel von Xhaka ab, man ist somit vor allem offensiv sehr leicht ausrechenbar.

  1. Frankreich – 2. Rumänien – 3. Schweiz – 4. Albanien

In Gruppe B spielen England, Russland, Wales und die Slowakei.

Daniel Mandl

Ausgerechnet in einer Saison, in der die englischen Großklubs eher mäßig abschnitten und kleinere Klubs mit mehr englischen Spielern für die großen Sensationen sorgten, wird England immer wieder als Geheimfavorit gehandelt. Und so sehe ich das eigentlich auch. Wenn sich die gar nicht so turnier-affinen Engländer in einen Lauf spielen können, ist dieses Jahr vieles drin. Es braucht aber tatsächlich einen Lauf, der über die voraussichtlichen defensiven Schwächen hinwegtäuschen kann. Die Gruppe werden die „Three Lions“ aber jedenfalls für sich entscheiden. Auf dem zweiten Platz sehe ich derzeit die Slowakei, die mittlerweile eine gefestigte und beinharte Truppe ist, auch wenn ihnen im weiteren Turnierverlauf ein wenig die Klasse fehlen wird. Die überalterte Sbornaja wird auch unter Leonid Slutski nicht ideal funktionieren und benötigt weiterhin einen Tapetenwechsel. Die Russen sind meiner Ansicht nach heuer nur minimal über Wales zu stellen, für die ein wenig der Unbekümmertheitsbonus sprechen könnte. Qualitativ und routinemäßig haben die Russen bei mir dennoch die Nase vorn.

  1. England – 2. Slowakei – 3. Russland – 4. Wales

Auf Seiten der Three Lions darf man hauptsächlich auf das Abschneiden der Tottenham-Connection und den ungewöhnlichen Torjäger Jamie Vardy gespannt sein. Der Leicester-Goalgetter war in der vergangenen Saison stets Torschütze mit Ansage und bei der EURO darf er seine Fabelsaison krönen. Allerdings könnte er dabei Konkurrenz vom erst 18-jährigen Marcus Rashford bekommen, der zuletzt bei Manchester United für Aufsehen sorgte. Zur Tottenham-Connection gehören Kane, Dier, Alli, Walker und Rose. Speziell von Harry Kane wird erwartet, dass er in eine tragende Rolle schlüpfen kann, aber auch auf Dele Alli ruhen wohl nicht nur meine großen Erwartungen.

Die Slowakei hat mit Rapid-Keeper Jan Novota einen Österreich-Legionär in ihren Reihen. Der „Caveman“ wird aber voraussichtlich nicht zum Einsatz kommen. Interessanter wird’s auf der Doppelacht, auf der sich Patrik Hrosovsky, Jan Gregus und Milan-Legionär Juraj Kucka um zwei Plätze streiten. Meines Erachtens sind Erstere die Zukunft und nicht der Serie-A-Legionär. Bei den Russen wartet man gespannt auf den Impact, den der Schalker Roman Neustädter hinterlassen wird. Erst seit knapp einer Woche ist der Sohn einer Russin und eines Ukrainers offiziell russischer Staatsbürger und soll die Innenverteidigung dynamischer machen und den Spielaufbau verbessern. Alle Augen sind auch auf Aleksandr Kokorin gerichtet, von dem man endlich mehr Verantwortung und einen Sprung nach vorne erwartet. Beim langen Artem Dzyuba sehe ich die Chance auf diesen Sprung weiterhin nicht. Und die Waliser? Ganz klar – alles wartet gespannt auf das erste Großereignis von Real-Madrid-Star Gareth Bale, der bei den Live-Übertragungen wieder die Polzer’sche Platte hängen lassen wird – nach dem Motto „Bale, Bale, Bale, Bale, Bale, Bale, Bale…“ J Aber Achtung, denn Wales hat nicht nur einen Fußballer: Mit Arsenals Aaron Ramsey gibt’s noch einen zweiten Star im Team.

Stefan Karger

Selten gab es bei den letzten Großereignissen eine englische Mannschaft, die so vielversprechend war, wie das aktuelle Nationalteam. Insbesondere in der Offensive haben die Three Lions mit Jamie Vardy und vor allem den beiden Tottenham-Spielern Harry Kane und Dele Alli plötzlich neue Optionen, die den arrivierten Spielern rund um Wayne Rooney gehörig Konkurrenz machen. Russland ist nicht mehr dieselbe Mannschaft gegen die das österreichische Nationalteam antrat, denn Leonid Slutski verstand es Capellos Scherbenhaufen aufzuräumen. Die Slowakei und Wales sind gefährliche Außenseiter, die nicht unterschätzt werden dürfen. Insgesamt eine interessante und ausgeglichene Gruppe.

  1. England – 2. Russland – 3. Slowakei – 4. Wales

Gerade in der Offensive hat England die Qual der Wahl, nachdem Vardy und Kane die Premier League diese Saison im Sturm einnahmen. Sollte England vorzeitig scheitern und einer der beiden Stürmer auf der Bank bleiben, dann wird sich Roy Hodgson wohl einiges von den Medien und Fans anhören dürfen. Gespannt darf man neben den beiden Torjägern auch die Einsätze von Dele Alli erwarten, der nicht nur bei seinem Verein, sondern vor allem auch im Nationalteam mit starken Leistungen glänzte und zudem in der Offensive recht universell einsetzbar ist.

Russland-Coach Leonid Slutski brachte den Erfolg zurück, nachdem der bestbezahlte Teamchef der Welt, Fabio Capello, die gesamte Nation von der Coaching Zone aus zur Weißglut brachte. Nicht nur das 4-2-3-1-System ist anders, auch die Einstellung der Spieler. Der Coach brachte die Freude und Euphorie zurück ins Team und Russland tritt wieder als starkes Kollektiv auf, das sich mit den Engländern um den ersten Gruppenplatz einen harten Kampf liefern wird – auch wenn der verletzte Alan Dzagoev seiner Mannschaft abgehen wird. Roman Neustädter bekam übrigens rechtzeitig die russische Staatsbürgerschaft und wird ebenfalls in Frankreich mit von der Partie sein.

Bei der Slowakei dreht sich alles um Marek Hamšík, der im jüngsten Freundschaftsspiel gegen Deutschland mit einem Traumtor seine Klasse eindrucksvoll unter Beweis stellte. Im 4-2-3-1-System von Trainer Jan Kozak genießt er alle Freiheiten. Seine stärksten Partien zeigt er, wenn er die Bälle von weiter hinten aufsammelt und mit Tempo Richtung gegnerisches Tor dribbelt. Ein Gegenspieler reicht kaum aus um ihn zu bremsen, weshalb er so Platz für seine Mitspieler schafft. Vom Typ her würde als Solostürmer Adam Nemec besser zum Napoli-Spielmacher passen, jedoch hat momentan Michal Ďuriš die besseren Karten auf einen Platz im Sturmzentrum.

Was für die Slowakei Hamšík ist, ist für Wales Gareth Bale. Der Real-Legionär hatte in der Qualifikation bei fast allen Treffern seine Beine im Spiel, schoss sieben der elf Tore und bereitete zwei weitere vor. Trainer Chris Coleman bevorzugt ein interessantes 3-4-2-1-System. Sorgen macht ihm wohl am ehesten, dass alles auf Bale ausgerichtet ist, denn neben dem Weltstar gibt es in der Offensive nicht allzu viele Spieler, die wissen wo das gegnerische Tor steht.

Alexander Semeliker

Das umstrukturierte England marschierte bekanntermaßen mit einer eindrucksvollen Bilanz durch die Qualifikation und ist Favorit in dieser Gruppe. Ob sie auch in den ersten drei Spielen des Turniers eine weiße Weste behalten, ist fraglich. Russland hat nach der Entlassung von Fabio Capello unter Lenoid Slutski wieder in die Spur gefunden und dürfte ein unangenehmer Gegner sein. Auch die restlichen beiden Teams haben meiner Meinung nach Chancen auf das Achtelfinale. Wales schaffte es um ihre beiden Stars ein schlagkräftiges Kollektiv zu formen und die Slowakei fühlt sich gerade in der Rolle als Außenseiter pudelwohl.

  1. England – 2. Russland – 3. Slowakei – 4. Wales

Bei den Engländern dominieren vor allem aufstreben Jungspunde die Schlagzeilen. Marcus Rashford von Manchester United schaffte mit einem eindrucksvollen Debüt den Sprung in den EM-Kader. Ihm dürfte aber eine weniger tragende Rolle als Ross Barkley, John Stones oder Dele Alli zukommen. Gerade der Shootingstar von den Spurs weiß taktisch zu gefallen. Im Sturm sollte man auf seinen Teamkollegen Harry Kane achten und auch Wayne Rooney, dem wohl eine unkonventionelle Rolle zukommen wird, sollte man im Auge behalten.

Bei den Walisern wird sich wie gewohnt viel um Gareth Bale und Aaron Ramsey drehen. Neben den beiden Superstars gibt es allerdings auch weitere gestandene Insel-Kicker – etwa Kapitän Ashley Williams und Joe Allen. Bei Russland sollte man auf alle Fälle auf Aleksandr Golovin achten. Der 20-Jährige ist ein ähnlicher Spielertyp wie Alan Dzagoev und könnte in die Fußstapfen des einstigen Hoffnungsträgers treten. Auch wie Neo-Russe Roman Neustädter eingegliedert wird, wird interessant. Das Team der Slowakei besteht im Wesentlichen aus vielen Zuarbeitern, selbst Marek Hamsik ist im internationalen Vergleich kein herausragender Spielmacher. Aufgrund seiner Torgefährlichkeit und Führungsqualitäten ist der Napoli-Star aber nach wie vor der wichtigste Spieler im Team.

Fabian Schaipp

Dieses Jahr soll es endlich klappen – das englische Nationalteam hat in den vergangenen Turnieren keine gute Rolle abgegeben, hat aber nach einem großen personellen Umbruch eine vielversprechende Mannschaft am Start. In den Testspielen wurden sogar Siege gegen Deutschland und Frankreich gefeiert. Einzige Schwachstelle bei den Three Lions ist die Defensive: Hier kommt es immer wieder zu fehlender Kompaktheit und zu großem Individualfokus. Die restlichen drei Teams sind schwer einzuschätzen: Wales spielt seit langer Zeit wieder ein großes Turnier, Russland tritt mit Spielern aus zwei großen Blöcken von Zenit und ZSKA an und ist daher mit Sicherheit ein unangenehmer Gegner. Die Slowaken haben zwar außer Marek Hamsik vom SSC Neapel keine herausragenden Einzelspieler, zeigten aber im Test gegen Deutschland eine starke Leistung, sowohl im Umschalt- als auch phasenweise im Ballbesitzspiel.

  1. England – 2. Russland – 3. Wales – 4. Slowakei

Bei den Engländern ruhen die Hoffnungen natürlich auf dem Sturmduo VardyKane. Beide spielten eine erfolg- und torreiche Saison bei Tottenham bzw. Leicester und scheinen zudem gut zu harmonieren. Sinnbildlich für den Umbruch stehen außerdem die beiden Mittelfeldspieler von Tottenham Delle Alli und Eric Dier, die – zusammen mit Henderson – für Stabilität im Zentrum sorgen sollen. Die Waliser vertrauen natürlich auf ihre beiden Top-Stars Aaron Ramsey und Gareth Bale. Doch zwei andere Spieler, die weniger im Fokus stehen, sind ebenfalls Stützen des Teams: einerseits Ashley Williams, erfahrener Abwehrchef von Swansea City und vielleicht einer der besten Innenverteidiger der Premier League, und andererseits Joe Allen vom FC Liverpool, der nicht nur im Aussehen, sondern auch im Spielstil immer mehr an Andrea Pirlo erinnert.
Einer der bekannteren Spieler im Team der Russen ist Oleg Shatov von Zenit St. Petersburg. Der 25-Jährige ist im Mittelfeld sowohl zentral als auch rechts oder links einsetzbar. Mit 17 Torbeteiligungen in der Liga und fünf in der Champions-League hat er eine starke Saison hinter sich und könnte bei der EM Scouts von europäischen Top-Klubs auf sich aufmerksam machen.

Marius Kaltwasser

Anders als in den letzten Jahren fahren die Engländer mit einer gehörigen Portion Demut zum EM-Turnier nach Frankreich. Dabei hat das junge Team durchaus Potenzial um zu einem der Überraschungskandidaten der Endrunde zu werden. Teamchef Roy Hodgson kann personell aus dem Vollen schöpfen. Auf Grund ihrer Stärken im Konterspiel und den stark verbesserten Pressingmechanismen, sehe ich die „Three Lions“ als Gruppenfavoriten an. Den zweiten Platz sollten sich die Russen holen, die sich nach dem Trainerwechsel deutlich stabilisierten und über enorme offensive Durchschlagskraft verfügen. Bei den Walisern sticht Real Madrids Flügelstürmer Gareth Bale heraus. Es wird interessant sein zu sehen, wie flexibel sich das Team von Chris Coleman zeigt, sollte Bale aus dem Spiel genommen werden. Auch die Slowaken punkten mit ihrer stabilen Defensive, allerdings sucht man vergeblich nach einem Stürmer, welcher zumindest ansatzweise internationale Klasse nachgewiesen hat. Sie werde wohl ebenso wie die Waliser von der Tagesform ihres Führungsspielers Marek Hamsik abhängig sein.

  1. England – 2. Russland – 3. Wales – 4. Slowakei

Der englische Kader ist gespickt mit jungen Talenten wie Daniel Sturridge, Marcus Rashford und Raheem Sterling. Letzterer konnte sich bereits in seiner ersten Saison bei Manchester City in der Stammformation festspielen und somit erste Erfahrungen in der Champions League sammeln. Erstmalig wird auch Jamie Vardy an einer Endrunde teilnehmen. Man darf gespannt sein wie sich der frischgebackene englische Meister in der Nationalmannschaft zurechtfinden wird. Marek Hamsik ist als zentrale Figur in der Offensive nicht aus dem Team der Slowaken zu denken. Nicht nur auf Grund seines spektakulären Treffers im Vorbereitungsspiel gegen Deutschland gehört er zu einem der Topspieler des Turniers. Gareth Bale ist in einer der wenigen Spieler, die in der Lage sind ein Spiel alleine zu entscheiden. Er bringt eine unfassbare Geschwindigkeit und enorme Dynamik auf den Platz Des weiteren schafft er Räume für die Nachstoßenden Aaron Ramsey und Joe Allen.

David Goigitzer

England wird beinahe vor jedem Turnier zu den Mitfavoriten gezählt, schafft es jedoch sehr selten diese Rolle zu bestätigen. Dies liegt meist an der falschen Einschätzung der Mannschaft, die oft gar nicht so stark war, wie sie gehandelt wurde. Dieses Jahr hat man einen sehr talentierten Kader, der taktisch sehr variabel (4-2-3-1, 4-3-3, 4-1-2-1-2) ist, im Spielaufbau atark und im Konter ebenfalls sehr stark ist. Wahrscheinlich sehen wir heuer das stärkste englische Team seit Jahren.

Die Russen haben bis auf vereinzelte Talente einen sehr alten Kader, und die biedere Spielausrichtung verdeutlicht dies. Im simplen, flügelfokussierten 4-2-3-1 ist man nur europäisches Mittelmaß. Als deutlicher Schwachpunkt ist die langsame Abwehr zu erkennen.

Die Waliser treten in einem interessanten 3-4-2-1 auf, das vor allem durch starke Halbraum- und Flügelbesetzung glänzt. In der Defensive formiert man sich oft in einem 5-2-2-1. Die Waliser sind taktisch stark und spielen kontrolliert, weshalb man sich kein Offensiv- Feuerwerk und Bale- Fokus, aber gute Leistungen und vielleicht eine Überraschung erwarten darf.

Die Slowaken, die im 4-1-4-1 oder 4-2-3-1 antreten können, sind potentiell recht konterstark, konzentrieren sich sehr auf defensive Stabilität und spielen ohne viel Risiko, im Pressing hat man aber leider immer wieder Probleme im Zugriff.

  1. England – 2. Wales – 3. Slowakei – 4. Russland

In Gruppe C spielen Deutschland, die Ukraine, Polen und Nordirland.

Daniel Mandl

Wenn der Weltmeister die folgende EM spielt, dann muss der Gruppensieg Formsache sein. Deutschland kann Turniere, wird mit dem ersten Anpfiff die Spannung hochhalten und diese Gruppe gewinnen. Eine gute Mannschaft haben aber auch die Polen, was sie bereits in der Quali gegen Deutschland bewiesen – die Elf von Adam Nawalka kann man getrost auf eine ähnliche Stufe, wie die ÖFB-Auswahl stellen. Natürlich getragen von Superstar Robert Lewandowski. Bei der Ukraine, die ich hier auf Platz 3 sehe, kommt derzeit eine hochinteressante Generation ins beste Fußballeralter, wenngleich ich die Gelb-Blauen 2018 stärker und weiter sehe, als heuer. Nordirland ist der Passagier, der reinschnuppern darf und sicher ein paar blaue Flecken, aber auch Punkte verteilen wird.

  1. Deutschland – 2. Polen – 3. Ukraine – 4. Nordirland

Auf praktisch jedem Mitglied der deutschen Weltmeistertruppe lastet natürlich hoher Druck. Man hofft auf das Sahnehäubchen EM-Titel, verlangt von dieser allgemein hochdekorierten Mannschaft aber natürlich auch viel. Nun kennt man die Eckpfeiler der DFB-Elf ja schon lange und zur Genüge. Deshalb freut man sich immer wieder über neue Gesichter, vor allem dann, wenn sie so gar nicht typische Deutschland-Kicker sind, wie etwa der wieselflinke und trickreiche Léroy Sane. Zwar ist der 20-Jährige ein totaler Teamneuling, aber mit seiner unbekümmerten Art und einer starken Rückrunde auf Schalke hat er noch gute Chancen in die Mannschaft zu rutschen. Selbiges gilt auch für weitere, hochinteressante junge Akteure wie Julian Weigl oder Joshua Kimmich. Joachim Löw scheint trotz des noch nicht lange zurückliegenden WM-Titels einen Generationenwechsel einzuläuten.

Bei den Polen freuen wir uns naturgemäß alle auf Lewandowski, der wohl auch ein Kandidat für den Schützentitel ist. Aber auch auf Empoli-Legionär Piotr Zielinski lohnt es sich ein Auge zu werfen. Die Ukrainer hoffen natürlich auf ihre Offensivstars Evgen Konoplyanka und Andriy Yarmolenko, aber meine Lieblinge spielen in der Innenverteidigung der Fomenko-Elf: Der schussgewaltige und enorm stark antizipierende Yaroslav Rakitskiy von Shakhtar Donetsk ist ein ebenso beeindruckender Abwehrspieler wie der kampfstarke Evgen Khacheridi von Dynamo Kiev. Bei Nordirland wird man naturgemäß darauf schauen müssen, ob die große Torhütertradition des Landes auch von Roy Carroll weitergeführt wird. Der einstige Manchester-United-Torhüter ist mittlerweile 38 Jahre alt und wird ab der nächsten Saison wieder in Nordirland für den Linfield FC spielen.

Stefan Karger

Auch wenn sich Deutschland momentan nicht in der stärksten Form zu befinden scheint – spätestens wenn das erste Spiel angepfiffen wird, ist alles was in der Vorbereitung schief lief vergessen. Am ehesten wird Polen Jogi Löw den Gruppensieg streitig machen können. Die Ukraine und Nordirland werden in dieser Gruppe nicht viel mitzureden haben.

  1. Deutschland – 2. Polen – 3. Ukraine – 4. Nordirland

Jogi Löw kann auf einen breiten Kader zurückgreifen und hat mit Neuer, Müller, Boateng, Kroos und Özil einige absolute Weltklassespieler zur Verfügung, die auch wissen, wie man große Turniere gewinnt. Seit dem Rücktritt von Lahm ist auf den Außenverteidiger-Positionen nicht mehr die gleiche Qualität vorhanden und wahrscheinlich wird Höwedes im Gegensatz zur WM 2014 auch nicht mehr die erste Wahl auf der linken Abwehrseite sein.  Emre Can, der bei Liverpool im Mittelfeld spielt, und Jonas Hector werden wohl als Außenverteidiger in der Startaufstellung stehen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Teams setzen die Polen auf eine Doppelspitze, denn neben Weltstar Lewandowski hat sich Ajax-Angreifer Arkadiusz Milik im Sturm etabliert, der sich glänzend mit dem Bayern-Legionär versteht. Die Mannschaft machte im vergangenen Jahr Fortschritte bei eigenem Ballbesitz und versteht es mittlerweile gut sich Chancen herauszuspielen. Eine wichtige Rolle spielt zudem Grzegorz Krychowiak, der im defensiven Mittelfeld eine Menge Kampfkraft in die Waagschale wirft und aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken ist.

Ukraine-Teamchef Fomenko setzt neben einer gut organisierten Defensive vor allem auf seine Flügelspieler Yarmolenko und Konoplyanka. Die beiden können in Top-Form jeder Mannschaft gefährlich werden und bereiten nicht nur Chancen vor, sondern strahlen auch selbst Torgefahr aus. Dies ist auch notwendig, da ein richtiger Goalgetter im Sturm fehlt. Rakitskiy versetzte die Rapid-Fans bei den Duellen gegen Shakhtar mit seinen typischen Distanzschüssen in Angst und Schrecken. Wir sind gespannt, ob der Innenverteidiger auch in Frankreich den einen oder anderen Kracher loslassen wird.

Michael O’Neill probierte in den letzten Monaten mehr Spielsysteme aus, als jeder andere Trainer bei der Europameisterschaft. Eines bleibt jedoch immer gleich. Nordirland setzt voll auf die physischen Qualitäten und das Ziel ist es durch einen aufopferungsvollen Spielstil gepaart mit einer enormen läuferischen Leistung den Mangel an individueller Klasse wettzumachen.

Alexander Semeliker

Deutschland ist nach dem Weltmeistertitel weiterhin auf der Suche nach der Form. Das Überstehen der Gruppenphase ist für das DFB-Team Pflicht und sollte auch gelingen. Ob es erneut zum ganz großen Wurf reichen wird, ist trotz des „Turniermannschaft“-Rufs zweifelhaft. Jogi Löw dürfte nach wie vor auf der Suche nach der spielerischen Identität und dem richtigen Personal sein. Die Polen scheinen aktuell um einiges stärker zu sein als bei der letzten EM und sollten es ebenfalls in Achtelfinale schaffen. Für die Ukraine und Nordirland dürfte trotz des neuen Modus‘ nach der Gruppenphase Schluss sein.

  1. Deutschland – 2. Polen – 3. Ukraine – 4. Nordirland

Deutschland hat naturgemäß einige Spieler, die einem Turnier ihren Stempel aufdrücken können. Insbesondere Toni Kroos wird angesichts der spielerischen Probleme eine wichtige, strukturgebende Rolle zukommen. Außerdem darf man gespannt sein, wie sich Jonas Hector schlagen wird. Der Kölner hat sich links hinten festgespielt und muss seine internationale Klasse nachweisen. Überzeugt er, heißt sein Trainer nächste Saison vermutlich nicht mehr Peter Stöger.

Die Polen haben eine sehr starke Sturmbesetzung, die möglicherweise sogar über jene Deutschlands zu stellen ist. Neben Robert Lewandowski, der in der Bundesliga in den letzten fünf Jahren nach Belieben scorte, gibt es nämlich zwei weitere „komplette“ Stürmer im Kader: Arkadiusz Milik und Mariusz Stepinski. Im Mittelfeld ragt Grzegorz Krychowiak als taktisch intelligenter Balancespieler heraus. Ähnlich gut veranlagt ist der 21-jährige Karol Linetty von Lech Posen. Zudem gibt es mit Piotr Zielinski einen vertikalen Box-to-Box-Akteur, der sich bei Empoli in die Auslage einiger Topklubs spielte. Im ukrainischen Kader gilt die meiste Aufmerksamkeit Andriy Yarmolenko, aber auch auf den spielstarken, offensiven Innenverteidiger Yaroslav Rakitsky sollte man achten.

Fabian Schaipp

Hier gibt es mit dem Weltmeister Deutschland natürlich einen klaren Favoriten auf den Gruppensieg. Die Mannschaft von Jogi Löw hat sich seit 2014 allerdings im Personal leicht verändert, vor allem wird interessant zu sehen sein, wie wichtig das Fehlen von Philipp Lahm (Rücktritt 2014) sein wird. Zudem fehlen Gündogan und Reus verletzungsbedingt, Mats Hummels befindet sich im Aufbautraining und wird wohl die ersten Spiele verpassen. Polen hat hinter Deutschland die besten Aussichten auf ein Weiterkommen. Die Mannschaft um Robert Lewandowski hatte es bei der EM-Quali schon mit dem Weltmeister zu tun und schaffte im Hinspiel einen überzeugenden 2:0-Sieg. Der größte Konkurrent für den Einzug ins Achtelfinale ist die Ukraine, die offensiv individuell stark besetzt ist und ähnlich wie Russland auf Blockbildung – im Fall der Ukraine von Dynamo Kiew und Shakhtar Donetsk – zählt. Für die Nordiren ist die Teilnahme an der EM schon ein großer Erfolg, ob es für mehr reichen wird, darf man aber bezweifeln.

  1. Deutschland – 2. Polen – 3. Ukraine – 4. Nordirland

Bei den Deutschen ist die entscheidende Frage, ob sich Löw für eine Dreier- oder eine Viererkette entscheiden wird. Denn das chronische Fehlen starker Außenverteidiger hat sich durch den Rücktritt von Lahm noch verstärkt. So kann Löw die Außenverteidiger eigentlich nur mit „ungelernten“ Spielern besetzen. Interessant wäre daher eine Dreierkette mit Boateng und Hummels (sofern fit) und einem dritten Innenverteidiger (Mustafi oder Höwedes) oder Emre Can oder Kimmich auf der halbrechten Position. Can bekleidete diese Position letzte Saison bei Liverpool und zeigte gute Leistungen. Auch Kimmich spielte bei den Bayern auf der Innenverteidigerposition, allerdings wäre seine Aufstellung schon eine Überraschung. Polen bangt noch um einen ihrer zentralen Spieler, Grzegorz Krychowiak vom FC Sevilla, der an einem Muskelfaserriss laboriert. Der Sechser schaffte bei den Andalusiern den Karrieresprung, nachdem er ohne großen Erfolg in Frankreich gespielt hatte. Ein solch überraschender Leistungsschub ist auch Arkadiusz Milik gelungen: Nachdem er sich bei Leverkusen nicht durchsetzen konnte, wechselte Milik zu Ajax Amsterdam und schoss dort 21 Tore in der Eredivisie. Bei der EM bildet Milik mit Lewandowski ein Sturmduo, das für viele Tore sorgen könnte.

Marius Kaltwasser

Deutschland ist als amtierender Weltmeister nicht nur Gruppenfavorit, sondern gehört auch zu den absoluten Topfavoriten auf den EM-Titel. Trainer Joachim Löw entwickelte die Nationalmannschaft kontinuierlich weiter und orientierte sich nachdem WM-Aus in Südafrika 2010  immer mehr am Positionsspiel der spanischen Nationalmannschaft. Die Deutschen sind taktisch äußerst flexibel und können neben  dem 4-5-1 auch – wie bereits im Test gegen die Slowaken erprobt – mit einer Dreierkette agieren. Mit Mario Gomez ist nun auch wieder ein klassischer Stoßstürmer im Kader, welcher bei eigenem Ballbesitz als Anspielstation im letzten Drittel dienen könnte. Um Platz 2 dürften sich die Ukraine und Polen streiten. Die Ukraine verfügt über eine eingespielte Mannschaft, viele Spieler waren bereits bei der Heim-EM 2012 im Kader. Sie sind physisch stark und stehen gerade im Zentrum sehr kompakt. Allerdings fehlt ihnen ein treffsicherer Mittelstürmer. Polen hat zwar mit Lewandowski den amtierenden Bundesligatorschützenkönig im Kader, kassierte aber in der Qualifikation zu viele Gegentore, um von einer stabilen Defensivleistung zu reden. Im direkten Duell wird sich entscheiden,,wer hinter Deutschland und vor Nordirland Rang 2 und 3 belegen wird.

  1. Deutschland – 2. Polen – 3. Ukraine – 4. Nordirland

Bei den Ukrainern ist vor allem auf die beiden Außenspieler Evgen Konoplyanka und Andriy Yarmolenko zu achten. Sie verfügen über eine gute Schusstechnik, bieten sich immer wieder in Zwischenlinienräumen an und sind äußerst laufstark. In der polnischen Nationalmannschaft ragt sicherlich Mittelstürmer Robert Lewandowksi heraus. In der Viererkette ist auf den 28-jährigen Innenverteidiger und Kapitän des FC Turin Kamil Glik zu achten. Grzegorz Krychowiak zieht im polnischen defensiven Mittelfeld die Fäden und reist ebenso wie Konoplyanaka als frischgebackener Europa League Sieger nach Frankreich. In der deutschen Nationalmannschaft könnte Joshua Kimmich einen Stammplatz erkämpfen. Der 21-jährige Youngster in Diensten des FC Bayern ist ein variabel einzusetzender Defensivspieler für den es in einem 3-5-2 durchaus Verwendung gibt. Bei den Nordiren konnte sich  Kyle Lafferty mit sieben Toren in der Qualifikation als treffsicherster Spieler auszeichnen. Der Stürmer, welcher für Norwich City aufläuft ist mit seiner Kopfballstärke, Robustheit und Willenskraft ein klassischer britischer Mittelstürmer.

David Goigitzer

Die Deutschen sind aufgrund ihres qualitativ sehr starken und taktisch sehr variablen Kaders der Topfavorit. Löw kann zwischen 3-1-4-2, 4-2-3-1, 4-3-3 und 4-2-4 mit zwei falschen Neunern beliebig wählen. Somit besteht die Möglichkeit auf spezifische Gegneranpassungen, was bei engen Spielen im Verlauf des Turniers zum großen Vorteil werden könnte.

Die Ukrainer haben mit Konoplyanka und Yarmolenko zwei Superdribbler auf den Flügeln, welche in der Offensive auch stark fokussiert werden. In der Defensive agiert man immer wieder mit Mannorientierungen, die Leistung der Ukrainer ist sehr wechselhaft, eine Prognose kaum fair.

Die Polen besitzen mit Lewandowski und Milik zwei starke Stürmer, die bei dynamischen Schnellangriffen eingesetzt werden und für Tore sorgen sollen. Im 4-4-1-1 ist das Pressing sehr mannorientiert ausgerichtet, nach Ballgewinn sind schnelle Konter gefordert. Das Tempo jener Angriffe ist bemerkenswert und wird vor allem gegen Deutschland und die Ukraine interessant zu beobachten sein.

Die Nordiren spielen im 3-1-4-2 und haben ein sehr stabiles Pressing, das es dem Gegner schwer macht die nordirischen Reihen zu durchspielen. Aus dieser stabilen Grundordnung heraus agiert man im Ballbesitz sehr konsequent mit weiten Bällen, bevorzugt auf die Flügel. Risikominimierung ist das höchste Gut für die Mannschaft von Michael O’Neill.

  1. Deutschland – 2. Ukraine – 3. Polen – 4.Nordirland

In Gruppe D spielen Spanien, Tschechien, die Türkei und Kroatien.

Daniel Mandl

Nach dem WM-Desaster von 2014 hat Vicente del Bosque einiges umgekrempelt und qualitativ sind die Spanier wohl neben Deutschland und Frankreich das beste Team der Endrunde. Ich gehe demnach auch von einem Gruppensieg der Furia Roja aus. Vorfreude herrscht auch auf die Tschechen, die sich unter Pavel Vrba großartig entwickelt haben und wohl lediglich an einer Stürmerflaute kiefeln. Die Kroaten verfügen über eine höhere individuelle Qualität als die Tschechen, sind aber als Mannschaft noch lange nicht so weit. Zwar ist die Mittelfeldzentrale um Modric und Rakitic mit das Beste, was Europa zu bieten hat, allerdings altert die Defensive und auch an vorderster Front fehlt immer wieder der Killerinstinkt. Für die Türkei, die gerade nach einem „Reset“ versucht, wieder eine spielerische Identität zu finden, kommt diese Endrunde zu früh. Meines Erachtens haben die Türken in dieser Gruppe kaum Chancen, aber in zwei Jahren in Russland wird die Sache anders aussehen.

  1. Spanien – 2. Tschechien – 3. Kroatien – 4. Türkei

Bei Spanien freue ich mich auf die Neuordnung in der Offensive mit Spielern wie Nolito oder Morata. Dass Spieler mit dem Atlético-Gen, wie Koke oder CL-Final-Pechvogel Juanfran, auch ein wenig das Kämpferische in der sonst meist filigranen spanischen Auswahl verkörpern, wird dieser Truppe die richtige Würze verleihen. Zudem denke ich, dass Sergio Ramos nun am Höhepunkt seiner ohnehin großen Karriere angekommen und mehr Leader denn je ist. Dass mit Iniesta, Busquets oder Silva auch ein wenig vom „alten Gold“ dabei ist, kann nicht schaden. Die Mischung des dreifachen Europameisters und doppelten (!) Titelverteidigers gefällt mir derzeit ausgesprochen gut.

Bei Tschechien freue ich mich speziell auf die beiden Flügelstürmer: Rechts Borek Dockal, links Ladislav Krejci – beide von Sparta Prag. Denkbar ist auch, dass Tomás Rosicky – ausgerechnet zwischen den beiden Erstgenannten – zu seinem verdienten Abschied im Nationalteam kommt. Allerdings nicht als Good-Will-Einwechsler, sondern durchaus als Stammspieler. Die Routine, die der 35-Jährige mitbringt, taugt Teamchef Pavel Vrba und ein Platz in der ersten Elf ist nicht unwahrscheinlich. Die Stars der Kroaten – Modric, Rakitic, Kovacic, Perisic oder Mandzukic – sind hinreichend bekannt, aber mindestens ebenso interessant sind die vielen Jungen, die bei der EURO einen großen Schritt machen können. Jede Wette, dass einer aus dem jungen Dinamo-Zagreb-Trio Ante Coric (19), Marko Rog (20) und Marko Pjaca (21) noch die eine oder andere Zunge zum Schnalzen bringen wird. Müsste ich wetten, würde ich nicht auf den hochgelobten Coric, sondern den polyvalenteren Rog tippen. Bei den Türken fehlen momentan ein wenig die „Typen“, weshalb man speziell Galatasarays Selcuk Inan und Barca-Star Arda Turan beobachten sollte. Auffällig ist zudem, dass der pragmatischere Besiktas-Reservist Cenk Tosun mittlerweile bessere Karten im Sturmzentrum haben dürfte, als der wuchtige, frischgebackene China-Legionär Burak Yilmaz.

Stefan Karger

Was für eine Gruppe! Spanien ist natürlich Favorit, aber mit Kroatien, Tschechien und mit Abstrichen die Türkei trifft Vicente del Bosque ausnahmslos auf richtig unangenehme Gegner. Wenn es Kroatien schafft die individuelle Klasse im Mittelfeld richtig auszuspielen, dann ist alles möglich. Tschechien wiederum ist ein sehr unangenehm zu bespielender Gegner, der perfekt organisiert ist und gut auf verschiedene Spielsituationen reagieren kann. Auch die Türkei ist immer für eine Überraschung gut und würde in so manch anderer Gruppe sicherlich um den Aufstieg mitspielen.

  1. Spanien – 2. Tschechien – 3. Kroatien – 4. Türkei

Busquets, Iniesta, Thiago Alcantara, David Silva, Koke – was soll man zu diesem Mittelfeld noch sagen? Im Sturm zeigte sich Nolito in den letzten Tagen in hervorragender Form und seine Doppelpacks gegen Bosnien und Südkorea sollten ihm wohl einen Startplatz neben Morata einbringen, der gegen das südkoreanische Nationalteam ebenfalls zweimal traf. Aritz Aduriz ist natürlich ebenfalls eine interessante Option im Angriff. David de Gea dürfte im Tor den Vorzug gegenüber Iker Casillas erhalten.

Zwischen Tschechien und Kroatien erwarte ich einen heißen Tanz um den zweiten Platz. Würde Kroatien die Stärken des Traummittelfelds bestehend aus Modric, Rakitic und Kovacic effizienter unter einen Hut bringen und dazu einen Stürmer haben, der zu dieser hochkarätigen Mittelfeldreihe passt, dann würden sie wohl um den Gruppensieg mitspielen. In der Vergangenheit war dies jedoch nicht immer der Fall und Mandžukić wirkte oft wie ein Fremdkörper. Im Gegensatz dazu verfügen die Tschechen bis auf Goalie Petr Cech über keine absoluten Weltstars, auch wenn der mittlerweile bereits 35-jährige Tomáš Rosický noch immer aus dem Kollektiv herausragt. Trainer Pavel Vrba holt mit seinem 4-2-3-1-System jedoch das absolute Maximum aus der Mannschaft heraus. Vrbas Mannschaft kann sowohl hohes Pressing praktizieren, als auch gegen starke Gegner tief hinten drin stehen, um nach einem Ballgewinn gefährliche Konteraktionen starten.

Auch die Türkei verfügt über ein hochinteressantes Mittelfeld und darüber hinaus mit Calhanoglu über einen Spezialisten, der mit seinen Standards Partien entscheiden kann. Lediglich die Abwehr, speziell die Innenverteidigung, machte nicht immer einen sattelfesten Eindruck. Fatih Terim ist ein alter Trainerfuchs, der sich auch angesichts der starken Konkurrenz in der Gruppe D sicherlich etwas einfallen lassen wird.

Alexander Semeliker

Die große Dominanz der Spanier auf Nationalebene ging mit der WM 2014 zu Ende, nach einem kleinen Umbruch gehören die Iberer aber in Frankreich zu den Titelfavoriten. Der Kader wurde dahingehend umstrukturiert, dass nun eine weitaus breitere Spielweise möglich ist. Die restlichen drei Teams sind auf Augenhöhe. Kroatien muss sich gerade im technischen Bereich nicht verstecken. Die Defensive ist allerdings nach wie vor ein großer Schwachpunkt. Während die Türkei personell durchaus gut dasteht, aber taktische Mängel hat, ist dies bei Tschechien andersherum. Sie könnten einmal mehr über sich hinauswachsen. In keiner anderen Gruppe dürften Platz zwei und drei qualitativ so hart umkämpft sein.

  1. Spanien – 2. Kroatien – 3. Tschechien– 4. Türkei

Nachdem bei Spanien die Barca-Mittelfeldachse abgeschwächt wurde, wird es interessant werden, wer neben Sergio Busquets und Andres Iniesta das Spiel diktieren wird. Die Kandidatenliste liest sich außerordentlich gut: Cesc Fabregas, Thiago Alcantara und Koke. Gerade letzterer beweist bei Atletico seit Jahren, dass er sowohl physisch und technisch als auch taktisch ein sehr kompletter Spieler ist. Im Sturm haben die Spanier mit Alvaro Morata und Spätstarter Aritz Aduriz zwei gefährliche Waffen. Auch auf Celta-Flügelstürmer Nolito darf man gespannt sein.

Nachdem die Kroaten in der Defensive Probleme haben wird es umso wichtiger werden, dass sie Spielkontrolle an sich reißen. Mit Ivan Rakitic, Mateo Kovacic und natürlich dem strategisch überragenden Luka Modric haben sie sehr gute Voraussetzungen dafür. Hinzu kommen die beiden sehr talentierten Marko Rog und Ante Coric, die wertvolle Erfahrung sammeln werden. Dass es Alen Halilovic, der in Spanien vor allem zu Saisonbeginn stark spielte, nicht den endgültigen Kader schaffte, spricht eine deutliche Sprache. Im Angriff konnte Andrej Kramaric bei Hoffenheim im Frühjahr aufzeigen und Mario Mandzukic ergänzen oder sogar verdrängen. Bei den Tschechen imponiert Borek Dockal am Flügel. Die Türken bauen ihre Spielweise um Kapitän Arda Turan auf. Mit Ozan Tufan haben sie des Weiteren einen jungen, talentierten Mittelfeldstrategen.

Fabian Schaipp

In der vielleicht am stärksten besetzte Gruppe spielen Spanien, Tschechien, die Türkei und Kroatien um den Einzug ins Achtelfinale. Die Spanier sind einer der großen Favoriten auf den Turniersieg und sollten daher auch diese Gruppe meistern können. Nach dem frühen Ausscheiden 2014 hat sich bei den Iberern personell einiges geändert, anstatt Xavi, Xabi Alonso oder David Villa finden sich viele junge Spieler im Kader, die aber schon über viel internationale Erfahrung verfügen (z.B. Koke, Thiago, Morata). Viel zuzutrauen ist auch Kroatien, die eine der besten Mittelfeldreihen im Turnier stellen (dazu noch mehr). Die Türkei und Tschechien trafen schon in der Quali aufeinander, damals gab es für beide Teams je einen Sieg in den direkten Duellen. Da sich beide gegen die Niederlande durchsetzen konnten, sind sie sicherlich nicht zu unterschätzen.

  1. Spanien – 2. Kroatien – 3. Türkei – 4. Tschechien

Bei den Spaniern sind die meisten Spieler sowieso aus der spanischen Liga und den internationalen Klubwettbewerben gut bekannt. Hoffnungen auf einen Platz in der Startelf darf sich Nolito von Celta Vigo machen, der in den Testspielen überzeugte.
Bei Kroatien darf man sich auf ein hochklassiges Mittelfeld freuen: neben Modric und Rakitic, ist Milan Badelj vom AC Florenz zwar weniger bekannt, allerdings sind seine strategischen Fähigkeiten und seine Pressingresistenz im Aufbauspiel nicht zu verachten. Badelj könnte somit die Verbindung zwischen Modric und Rakitic in den Halbräumen bilden. Eine weitere Stärke sind seine gut getimten und präzisen Pässe hinter die Abwehr. Zudem stehen mit Kovacic und Ante Coric sowie Marko Rog (beide Dinamo Zagreb) talentierte Alternativen bereit.

Marius Kaltwasser

In der stark besetzten Gruppe D ist Spanien trotz des schwachen Abschneidens bei der WM 2014 klarer Favorit auf den Gruppensieg. Sie verfügen immer noch über geballte Qualität und konnten mit Juanfran und Dani Carvajal zwei neue offensivstarke Außenverteidiger integrieren. Ich bin gespannt, ob Trainer Vicente del Bosque mit einem klassischen Mittelstürmer oder einer falschen Neun auflaufen lässt.  Im Kern bleibt das Team jedoch relativ unverändert, viele junge Spieler wie Thiago Alcantara oder Isco warten allerdings noch auf den ganz großen Durchbruch. Als bester Gruppendritter konnten sich die Türken noch im letzten Moment für die Endrunde qualifizieren. Die Mannschaft der türkischen Trainerlegende Fatih Terim tut sich schwer das Spiel zu bestimmen und setzt daher auf schnelles Umschalten sowie geradliniges Vertikalspiel. Anders die Kroaten, welche auf Ballbesitz fokussiert sind und ihre Gegner gerne ins Laufen bringen. Auf Grund ihrer taktischen Flexibilität sehe ich die Mannschaft von Trainer Ante Cacic auf dem zweiten Tabellenrang. Tschechien wird meiner Meinung nach keine große Rolle bei der EM spielen. Das Team um Torwartikone Petr Cech hat Probleme in der vertikalen Kompaktheit und läuft bei eigenem Ballverlust immer wieder in gefährliche Kontersituationen hinein. Es fehlt an Qualität und  taktischer Flexibilität um ernsthaft über ein Weiterkommen nachzudenken

1.Spanien – 2. Kroatien – 3. Türkei – 4. Tschechien

Hakan Calhanoglu hätte sicherlich das Potenzial zu einem der  Shootingstars der EM zu werden. Leider wartet man bei ihm seit einiger Zeit auf den ganz großen Durchbruch. Der herausragende Freistoßschütze bringt zwar auf verschiedenen Positionen Qualität mit, bei Bayer Leverkusen wirkte es allerdings so als gäbe es keine Idealposition für ihn. In der Nationalmannschaft wird er vorrangig auf dem rechten Flügel eingesetzt. Arda Turan verzichtete extra auf ein halbes Jahr Spielpraxis um beim FC Barcelona zu spielen. Dort absolvierte er eher selten Spiele über die volle Distanz. Es bleibt abzuwarten, ob man dem offensiven Mittelfeldspieler den fehlenden Spielrhythmus ansehen wird. Der Kroate Luka Modric gilt als ausgesprochen intelligenter Fußballer. Er verfügt über ein herausragendes Ballgefühl und trifft auf dem Platz fast immer die richtigen Entscheidungen. Sergio Busquets ist womöglich einer der am meisten unterschätzten Spieler der letzten Jahre. Allerdings verfügte er über eine hohe Pressingresistenz und würgt gegnerische Angriffe durch sein balanciertes Stellungsspiel oftmals schon sehr schnell ab. Kurios ist sicherlich die Nominierung von Aritz Aduriz. Der 35-Jährige hat bisher erst vier Länderspiele bestritten, die letzten Jahre aber konstant in der Primera Division getroffen.

David Goigitzer

Die Spanier sind, neben Deutschland, die wohl am besten besetzte Mannschaft des Turniers. Vorwiegend im 4-3-3/4-1-4-1 agierend ist man sehr ballbesitzdominant und hat mit vielen Optionen im Kader eine recht hohe taktische, jedoch nicht strategische Flexibilität. Durch Alvaro Morata scheint man den perfekten Stürmer fürs System gefunden zu haben, der die Durchschlagskraft bringt, die 2014 bei der WM so schmerzlich gefehlt hat.

Die Kroaten haben mit das beste zentrale Mittelfeld der Welt. Mit Badelj, Kovacic, Modric und Rakitic. Schafft es der Trainer, der bei Teams vom Balkan zu oft der schwächste Faktor ist, die Fähigkeiten dieser technisch starken Truppe richtig einzubinden, kann man den Kroaten durchaus auch in der K.O. Phase noch etwas zutrauen.

Die Tschechen sind eine der am offensivsten ausgerichteten Mannschaften, man agiert mit sehr viel Risiko und teils sehr spektakulär. Es finden sich immer wieder Staffelungen mit teils vier Stürmern wieder. Jedoch schafft man die Balance mit der Verteidigung zu selten, das Gegenpressing ist ebenfalls schwach bis nicht vorhanden, was die Tschechen zwar zum Publikumsliebling, jedoch nicht zum Weiterkommen verhelfen könnte.

Die Türken sind in jedem Bereich etwas überdurchschnittlich, haben einen prinzipiell guten Kader und sind in ihrem 4-2-3-1/4-3-3 Hybrid gut eingespielt. Man ist grundsolide, in dieser Gruppe kann jedoch alles passieren.

  1. Spanien – 2. Kroatien – 3. Tschechien – 4. Türkei

In Gruppe E spielen Belgien, Italien, Irland und Schweden.

Daniel Mandl

Die Belgier sollten heuer noch weiter sein, als sie es 2014 waren. Damals machte man sie etwas vorschnell zum Mitfavoriten um den WM-Titel. Hundertprozentig sattelfest wirkten sie im Endeffekt aber nicht und ich denke, dass das auch dieses Jahr nicht der Fall sein wird. Die Italiener starten heuer aus einer angenehmeren Rolle, weil nach längerer Zeit mal wieder nicht sonderlich viel von der Conte-Elf erwartet wird. Deshalb sehe ich die Squadra Azzurra in der Gruppenphase ein Stück vor den Belgiern und ein etwas größeres Stück vor den Schweden, die einfach viel zu sehr von Zlatan Ibrahimovic abhängig sind. Die Iren erwarte ich zwar kampfstark wie immer, allerdings denke ich auch, dass die Elf von Martin O’Neill beim diesjährigen Turnier eine der größten Enttäuschungen sein wird. Die Gruppengegner sind ausgeglichen stark und die Eckpfeiler der irischen Mannschaft sind mittlerweile überholt.

  1. Italien – 2. Belgien – 3. Schweden – 4. Irland

Man sah schon größere Namen in der italienischen Nationalelf. Markant ist sicher die defensive Dreierkette mit Bonucci, Chiellini und Barzagli, die ihren Gegnern immer noch allerhand Power entgegensetzen wird. Ansonsten darf man sicher auf Southampton-Stürmer Graziano Pellé gespannt sein. Der Spätzünder ist der neue Trumpf im Angriffszentrum der Azzurri und ist für mich einer der heimlichen Mitstreiter um die Torjägerkrone.

Das größte Staraufgebot der Gruppe spielt zweifelsfrei für Belgien. Zu den Topstars Hazard, De Bruyne und Lukaku gesellen sich nun einige neue Gesichter hinzu, die in den letzten zwei Jahren riesige Schritte nach vorne machten: Allen voran sind hier Nainggolan, Carrasco und Origi zu nennen. Zudem verfügt die Wilmots-Elf mit Thibaut Courtois über einen der weltbesten Keeper. Bei den Schweden hofft man indes auf Genieblitze des 34-jährigen Zlatan Ibrahimovic. Der Rest der Truppe ist auch heuer eher bieder. Die Iren bangen derzeit um Altmeister Robbie Keane und werden auch sonst eher von den Älteren im Team getragen: Long, Walters, McGeady, Whelan, O’Shea – für viele von ihnen könnte es das letzte große Turnier werden. Die Iren stehen vor einem Generationenwechsel. Nur, dass die nachkommende, nächste Generation noch bei weitem nicht gefestigt ist.

Stefan Karger

Italien und Belgien werden sich hier die ersten beiden Plätze ausmachen, wobei die Schweden Außenseiterchancen auf den Aufstieg haben, wenn Zlatan Ibrahimovic bei seinem vielleicht letztem Großereignis im schwedischen Dress den Unterschied ausmachen kann. Irland traue ich in dieser Gruppe nicht allzu viel zu.

  1. Belgien – 2. Italien – 3. Schweden – 4. Irland

Das Prunkstück der Italiener ist nicht sonderlich überraschend die Defensive, denn neben Altmeister Buffon bürgen Spieler wie Chiellini, Bonucci, Barzagli für hohe Qualität. Nach den Verletzungen von Marchisio, Verratti und Montolivo, sowie der Nichtberücksichtigung von Pirlo darf man gespannt sein, wie sich das italienische Mittelfeld bei diesem Turnier schlagen wird. Mario Balotelli ist ebenfalls nicht dabei, der Held der EM 2012 wurde von Antonio Conte nicht berücksichtigt. Es liegt nun unter anderem an Graziano Pellè und Éder den schillernden Stürmer adäquat zu ersetzen.

Rein von der individuellen Qualität müssen sich die Belgier vor niemandem verstecken und aufgrund der Ausfälle im italienischen Mittelfeld denke ich, dass sie gute Chancen haben die Gruppe E für sich zu entscheiden. Kevin De Bruyne löste Eden Hazard im Nationalteam als spielbestimmende Figur ab, der Chelsea-Legionär muss dadurch weniger Last auf seinen Schultern tragen und könnte mit einem starken Turnier die miserable Saison bei Chelsea halbwegs vergessen machen. Im Sturm verfügt Coach Marc Wilmots sowieso über zahlreiche Optionen, wobei Lukaku gegenüber Benteke und Origi momentan wahrscheinlich die besten Karten hat. Von Radja Nainggolan erwarte ich mir ein ganz starkes Turnier, der Mittelfeldspieler wird sicherlich zeigen wollen, dass es ein Fehler war, ihn nicht zur WM 2014 mitzunehmen. Die große Frage wird sein, wie der Ausfall der zentralen Abwehrspieler Kompany und Lombaerts kompensiert wird.

Die schwedische Nationalmannschaft ist uns von einigen Qualifikationsspielen gut bekannt. Celta-Vigo-Stürmer John Guidetti hätte ich sehr gerne in der Startaufstellung neben Zlatan gesehen, doch Marcus Berg hat die besseren Karten auf einen Platz neben dem Weltstar. Guidettis Zeit wird aber noch kommen und dann haben die Schweden wieder einen enorm charismatischen und interessanten Stürmer am Platz, auch wenn die Fußstapfen von Zlatan wohl zu groß sein werden. Unser Augenmerk sollten wir auch auf Benfica-Innenverteidiger Lindelöf richten, der die mangelnde Geschwindigkeit des Routiniers Granqvist ausgleichen soll.

Ähnlich wie die Nordiren setzen auch die Iren stark auf die physischen Komponenten, verfügen dabei aber über mehr Qualität und Premier-League-Erfahrung. Ich freue mich besonders auf Arnautovic-Teamkollegen Jon Walters, der mit seinem Spielstil und großem Kämpferherz perfekt die irischen Tugenden verkörpert. Shane Long dürfte sich in Martin O’Neills 4-2-3-1-Formation gegenüber Daryl Murphy, der auch am linken Flügel spielen kann, im Sturmzentrum durchsetzen. Kapitän Robbie Keane, der in unglaublichen 143 Länderspielen starke 67 Tore beisteuerte wird wohl nicht in der Startaufstellung zu finden sein.

Alexander Semeliker

Wie schon 2012 erwischte Irland die vermeintliche Todesgruppe und hat nur geringe Chancen auf Punkte. Die Belgier holen tendenziell aus ihrem Kader wohl sogar noch zu wenig heraus, haben aber durchaus das Zeug zum Geheimfavoriten. In der Gruppenphase dürften sie sich aufgrund ihrer individuellen Klasse durchsetzen, im späteren Verlauf könnte ihnen die vermeintliche Außenseiterrolle zugutekommen. Der größte Stolperstein sind mögliche 50:50-Partien gleich nach der Gruppenphase. Die Italiener reisen einmal mehr mit einem Kader an, der im Vergleich zur Vergangenheit eher glanzlos ist; sie zu unterschätzen wäre dennoch fahrlässig. Die kurzfristig umstrukturierten Schweden müssen auf die „Hintertür“ hoffen.

  1. Belgien – 2. Italien – 3. Schweden – 4. Irland

Der „Player to Watch“ in dieser Gruppe ist selbstverständlich Zlatan Ibrahimovic, der bei seinem vermutlich letzten großem Turnier nachweisen muss, dass er auch im Teamtrikot international aufzeigen kann. Die größte Unterstützung darf er sich von Leipzig-Legionär Emil Forsberg erwarten. Bei Belgien könnte man theoretisch den gesamten Kader anführen, ein Spieler, der jedoch auch im Fokus der internationalen Topklubs stehen dürfte, ist Marseille-Stürmer Michy Batshuayi. Bei der Squadra Azzurra gibt es in Leonardo Bonucci einen herausragenden Innenverteidiger, der recht spät noch einmal einen deutlichen Entwicklungsschritt machte. Weitere Italiener, denen man gerne zuschaut: Lorenzo Insigne, Alessandro Florenzi und Evergreen Gianluigi Buffon.

Fabian Schaipp

Ebenfalls eine äußerst kompetitive Gruppe. Italien muss den Ausfall des Mittelfeldstrategen Marchisio verkraften, hat aber dennoch gute Aussichten auf ein Weiterkommen. Ähnlich wie bei der Juve darf man ein 3-5-2 mit Flügelverteidigern (Candreva und Darmian) erwarten, insbesondere die Dreierkette mit Bonucci, Chiellini und Barzagli ist ein Bollwerk, auf das sich Italien verlassen kann. Die Belgier reisen als Mitfavorit an, Trainer Wilmots muss aber ein passendes System finden, denn er verfügt über keinen Außenverteidiger auf hohem Niveau. Daher ist auch hier eine Dreierkette denkbar, oder aber Witsel übernimmt die Rolle des Rechtsverteidigers. Mit Schweden und Irland wird die Gruppe durch zwei Teams komplettiert, die das EM-Ticket erst in den Playoffs lösten. Von beiden ist ein Fokus auf eine stabile Defensive zu erwarten, während man sich in der Offensive auf schnelles Umschalten beziehungsweise Ibrahimovic verlässt.

  1. Belgien – 2. Schweden – 3. Italien – 4. Irland

Bei den Schweden wird sich zwar alles auf Ibrahimovic fokussieren, doch sein Sturmpartner John Guidetti ist ebenfalls eine interessante Persönlichkeit. Sein Talent wurde früh erkannt, richtig gerecht werden konnte er den hohen Erwartungen aber erst bei der U21-EM 2015, der ein Wechsel zu Celta Vigo folgte. Guidetti ist ein spektakulärer Spielertyp, aber sorgt auch neben dem Platz immer wieder für Aufreger. Ein Schlüsselspieler in Gruppe E ist Leonardo Bonucci. Der Turiner wird zwar häufig auf seine defensiven Leistungen reduziert, doch Bonuccis größte Stärke ist sein Passspiel. Bei Juve visiert er mit scharfen, vertikalen Pässen Lücken in der Mittelfeldlinie der Gegner an, um diese zu überspielen. Nach dem Ausfall von Verratti und Marchisio wird ihm somit eine noch wichtigere Rolle im Aufbauspiel Italiens zuteil.

Marius Kaltwasser

Die belgische Nationalmannschaft ist zum ersten Mal seit 1984 für eine EM-Endrunde qualifiziert. Trotzdem sind die roten Teufel schon fast mehr als „nur“ ein Geheimfavorit. Beinahe jeder Akteur verfügt über eine gehörige Portion internationaler Erfahrung. Es wird interessant sein, ob es den Belgiern gelingt die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden. Des weiteren müssen sie sich mit der neuen, sehr hohen Erwartungshaltung auseinandersetzten. Trotzdem sehe ich sie an Position eins – vor Italien. Die Italiener leiden unter großen Verletzungssorgen. Mit Claudio Marchisio und Marco Verratti brach das Herzstück im Mittelfeld weg. Conte reagierte und stellte in den letzten Spielen vor der EM auf ein 3-5-2-System um. Trotz aller Probleme sind die Azzuri taktisch gut organisiert und läuferisch stark, es dürfte in der mäßig besetzten Gruppe E für den zweiten Platz reichen. Schweden und Irland sind zwei Teams, die versuchen werden über ihre starke Physis zu punkten. Allerdings verfügt Irland über keinen Kreativspieler, Schweden ist zu abhängig von Superstar Zlatan Ibrahimovic. Beide werden nicht über Platz drei hinauskommen.

  1. Belgien – 2. Italien – 3. Irland – 4.Schweden

Gianluigi Buffon ist trotz seiner 38 Jahre einer der besten Keeper Europas. Erst vergangene Runde stellte er mit 974 Minuten ohne Gegentor einen neuen Rekord in der Serie A auf. Allerdings kann man ihn nicht mit Torhütern der neuen Generation vergleichen, die sich aktiv in den Spielaufbau einschalten. Nach der schwachen Saison von Eden Hazard, ruhen die belgischen Hoffnungen auf Kevin de Bruyne. Er fand sich in seinem zweiten Anlauf in der Premier League schnell zurecht und kam immerhin auf 16 Scorerpunkte. Er ist ein etwas ambivalenter Spielertyp, der sowohl als inverser Flügelstürmer, auf der Zehn oder sogar als falsche Neun auflaufen kann. Ihn alleine hervorzuheben wird der beachtlichen Quanität an talentierten belgischen Spielern nicht gerecht. Ich bin gespannt wie sich Lukaku, Carrasco oder auch Origi in der Nationalmannschaft einfügen werden. Gerade Origi hat nach seiner starken WM 2014 eine eher durchwachsene Saison hinter sich, seine Leistungskurve zeigte aber unter Trainer Jürgen Klopp wieder leicht nach oben. Über Zlatan Ibrahimovic muss man wohl kein Wort verlieren, in Irlands EM Kader sucht man vergeblich nach Spielern mit individueller Klasse.

David Goigitzer

Die Belgier sind, wie 2014 auch, ein kleiner Geheimfavorit. Dies liegt jedoch prinzipiell an der hohen individuellen Klasse, die man mitbringt. Taktisch ist man nämlich bieder, zu simpel und teilweise unsauber. Das Aufbauspiel ist für ein Top-Team eher schwach, man baut sogar noch teilweise über die Außenverteidiger auf (die 80er lassen grüßen). Vor allem in der Offensive hat man jedoch potentiell spielentscheidende Qualität, sodass die Belgier schwer berechenbar sind.

Die Ausfälle von Verratti und Marchisio wiegen schwer, die Juventus-Dreierverteidigung um Bonucci, Chiellini und Barzagli ist jedoch Gold wert. In den Formationen ist man ebenfalls sehr flexibel, vom 4-4-2, 4-3-3 und 3-4-3 konnte man schon einiges sehen unter Conte. Ebenfalls zum Problem werden könnte das Fehlen eines Zehners im Kader, das Mittelfeld ist mit Motta und De Rossi doch kaum dynamisch.

Die Iren spielen ein nostalgisches Kick & Rush, im Pressing mit vielen Mannorientierungen und in der Offensive mit schnellen, aber unsauber ausgespielten Kontern. Die harte Gangart und die Konsequenz der Spielweise könnten jedoch den andren Teams durchaus Probleme bereiten.

Die Schweden sind Zlatan. Im 4-4-1-1 ist man prinzipiell auf defensive Stabilität bedacht, die Flügelangriffe sollen Platz für den Superstar bringen und ihn dann in Szene setzen. Dies ist der sehr leicht zu durchschauende Plan. Dadurch, dass Ibrahimovic jedoch ein so breit gefächertes Fähigkeitenprofil besitzt, kann es immer wieder zu spielentscheidenden Situationen durch ihn kommen.

  1. Belgien – 2. Italien – 3. Schweden – 4. Irland

In Gruppe F spielen Österreich, Portugal, Ungarn und Island.

Daniel Mandl

Sie wirkte anfangs wie die einfachste Gruppe der Vorrunde – aber je näher sie kommt, desto schwieriger scheint sie in unseren Köpfen zu werden. Österreich hat drei machbare Gegner, aber dasselbe denken sich vor allem Portugal und Island auch. Trotzdem will ich optimistisch bleiben: Bei den Portugiesen hat der Topstar eine ellenlange Saison hinter sich und wird wohl auch 31-jährig nicht plötzlich im Nationalteam glänzen, wie er es im Klub tut. Island und Ungarn müssen einfach zu knacken sein, sofern die Mentalität in der Koller-Elf passt. Ich lege mich fest, wir gewinnen diese Gruppe als bestes Kollektiv mit dem qualitativ besten zentralen Mittelfeld.

  1. Österreich – 2. Portugal – 3. Island – 4. Ungarn

Bei den Österreichern wollen sich naturgemäß einige Spieler in die große internationale Auslage spielen – auch aus Ermangelung an Europacup-Startplätzen. Dies gilt etwa für Junuzovic, Arnautovic, aber auch Hinteregger, der wohl nicht aus vollster Überzeugung nach Salzburg zurückkehren würde. Von David Alaba erwartet Fußballösterreich, dass er in die Führungsrolle schlüpft und auch auf dem pragmatischsten Kicker dieser Elf, Julian Baumgartlinger, ruht die Hoffnung, dass er das ÖFB-Mittelfeld stabilisieren kann.

Im EM-Kader der Portugiesen sind gleich neun Spieler über 30 Jahre alt. So auch der 31-jährige Superstar Cristiano Ronaldo. In der Elf von Fernando Santos wird es von Interesse sein, dass es nun zu einer Art Wachablöse kommt. Interessante junge Kicker, wie der Neo-Bayer Renato Sanches oder Portos Danilo Pereira scharren bereits in den Startlöchern und müssen initiativ werden. Nichts desto trotz wird diese Mannschaft nicht wie ein geöltes Uhrwerk funktionieren, sondern da und dort holprig auftreten. Klasse haben sie zwar, aber die Mentalität könnte zum Stolperstein werden – auch weil es für viele darum geht, die letzte Chance im Nationalteam bei einem Großereignis gut zu nützen. Und das wird den einen oder anderen Spieler nervös und verkrampft zurücklassen.

Bei den Isländern werden die Augen der österreichischen Beobachter naturgemäß auf den neuen Rapid-Spieler Arnór Ingvi Traustason gerichtet sein. Vorsicht ist aber vor allem vor Gylfi Sigurdsson und seinen Freistößen geboten. Die Abwehr wird vom äußerst stabilen, wenn auch nicht mehr zu 100% flinken Ragnar Sigurdsson organisiert. Die Ungarn halte ich für das schwächste Team der Gruppe und auch eines der schwächsten Teams der EURO. Offensiv hat man zwar durch Spieler wie Dzsudzsak, Szalai oder auch dem etwas unterschätzten Lovrencsics den einen oder anderen Vorzug, aber als explosive, offensiv spielende Elf muss man den Ball laufen lassen und der Defensive der Ungarn um die Ohren laufen.

Stefan Karger

Portugal geht als Favorit in die Gruppe, hat aber trotz Superstar Cristiano Ronaldo immer Probleme Tore zu erzielen. Ich sehe Österreich auf Platz 2, wobei Island der gefährlichere Konkurrent um den sicheren zweiten Platz ist. Die Partie gegen Ungarn wird alles andere als ein Selbstläufer werden, dennoch befindet sich Bernd Storcks Mannschaft klar in der Rolle des Außenseiters.

  1. Portugal – 2. Österreich – 3. Island – 4- Ungarn

Fernando Santos wird seine Portugiesen wohl in einer 4-4-2-Formation auf den Platz schicken und dem traditionellen 4-3-3-System den Rücken kehren. Neben Weltstar Cristiano Ronaldo wird Fenerbahce-Legionär Nani im Angriff auflaufen, der eine recht starke Saison hinter sich gebracht hat. Dahinter wartet eine gesunde Mischung aus arrivierten Spielern wie João Moutinho und jungen Talenten, wie Bayern-Neuzugang Renato Sanches. Im Abwehrzentrum bringen Pepe und Bruno Alves jede Menge Erfahrung mit, dennoch hoffe ich, dass Goalie Rui Patricio im Spiel gegen Österreich öfters hinter sich greifen muss, als Robert Almer.

Lars Lagerbäck gelang es aus dem isländischen Team eine funktionierende Einheit zu machen, die in ihrem 4-4-2-System nur wenig Schwächen anbietet. Swansea-Mittelfeldspieler Gylfi Sigurdsson ist der Star im Team und erzielte heuer in der Premier League für Swansea stolze elf Treffer. Mittelstürmer Kolbeinn Sigthórsson erzielte in seinen bisherigen 37 Länderspielen 19 Tore, musste in dieser Saison jedoch wegen einer Knieverletzung bei Nantes längere Zeit pausieren und befindet sich vielleicht nicht im optimalen Rhythmus. Interessant wird es sein, ob Rapid-Neuzugang Arnór Ingvi Traustason auf die eine oder andere Einsatzminute kommt.

Ungarn-Coach Bernd Storck setzt auf ein 4-2-3-1-System, das besonders bei Standardsituationen gefährlich wird. Insgesamt fielen acht der 14 Treffer aus der Qualifikation nach ruhenden Bällen, davon fünf Treffer aus Eckbällen. Im Gegensatz dazu schafft es die Mannschaft noch nicht wie gewünscht oft genug aus dem Spiel heraus gefährlich zu werden. Bursaspor-Legionär Balázs Dzsudzsák ist der unumstrittene Star des Teams, Werder-Mittelfeldspieler László Kleinheisler gilt als großer Hoffnungsträger.

Alexander Semeliker

Die Österreich-Gruppe vorauszusagen ist durchaus schwer. Bestätigt das Team von Marcel Koller die Konstanz aus der Qualifikation ist selbst der Gruppensieg möglich. Realistisch ist allerdings Platz zwei hinter Portugal, das individuell über die Quali-Gegner zu stellen ist. Island qualifizierte sich zwar noch schneller als das ÖFB-Team, die Ergebnisse fielen danach aber stark ab. Die Rolle als Außenseiter gefällt ihnen, was gemeinsam mit dem selbstbewussten Auftreten der österreichischen Mannschaft für ebendiese sehr gefährlich werden kann. Ungarn gehört zu den schwächsten Teams im Feld, umso wichtiger sind die Spiele gegen sie. Wer gegen die Storck-Elf nicht gewinnt wird um das Achtelfinale zittern müssen.

  1. Portugal – 2. Österreich – 3. Island – 4. Ungarn

Bei den Portugiesen dreht sich alles um Superstar Cristiano Ronaldo. Ansonsten sind die Namen, die Trainer Fernando Santos einberufen hat, nicht klingend – zumindest noch nicht. Der Transfer von Youngster Renato Sanches von Benfica zu Bayern München lenkt die Aufmerksamkeit naturgemäß auf ihn, obwohl er im Team bisher kaum spielte. Joao Moutinho wird im defensiven Mittelfeld als Ballverteiler einmal mehr eine Schlüsselrolle im Verbindungsspiel zukommen. Andre Gomes könnte ihn als pendelnder Akteur – entweder zentral oder am Flügel – unterstützen.

In den Spielen von Island sollte man die Aktionen von Gylfi Sigurdsson genau verfolgen. Der 26-Jährige ist der Schlüsselspieler und einer der wenigen, der für Überraschungsmomente sorgen kann. Auch das ungleiche Duo auf den Flügeln, Birkir Bjarnason und Johann Berg Gudmundsson sollte man am Schirm haben. Neo-Rapidler Arnor Ingvi Traustason erwies sich zudem als verlässlicher Joker. Bei den Ungarn hat wohl einzig und allein Kapitän Balazs Dzsudzsak das Zeug dazu auf internationaler Ebene aufzuzeigen und hat dies teilweise auch schon gemacht. Der Rest mag zwar regional erfolgreich sein, zum gehobenen internationalen Durchschnitt fehlt den meisten aber mehr als eine Klasse.

Fabian Schaipp

Österreich schätze ich am stärksten ein, das Team von Marcel Koller bildet eine eingespielte Elf mit vielen Spielern aus der Bundesliga, das in der Quali überzeugte. Portugal war bei der WM 2014 eine der großen Enttäuschungen, als man schon in der Gruppenphase ausschied. Personell und im System scheint Trainer Fernando Santos sich noch nicht festgelegt zu haben. Insgesamt bleibt Portugal schwer einzuschätzen, der Kader verfügt jedenfalls über genügend Qualität, um bis zum Schluss mitzuspielen.
Individuell weitaus schwächer besetzt sind Island und Ungarn. Die Isländer waren eine der großen Überraschungen in der Qualifikation, zeigten sich zuletzt aber formschwach (4 Niederlagen in den letzten 5 Spielen) und defensiv anfällig (11 Gegentore). Ungarn ist der Außenseiter der Gruppe, die große Stärke liegt bei Standards: so fielen 8 ihrer 14 Tore in der Qualifikation nach Ecken und Freistößen.

  1. Österreich – 2. Portugal – 3. Island – 4. Ungarn

Bei den Portugiesen gibt es eine Mischung aus erfahrenen Spielern wie Moutinho, Pepe, Carvalho und natürlich CR7 und Talenten wie Renato Sanches oder Joao Mario zu sehen. Insbesondere das zentrale Mittelfeld ist überragend besetzt, denn neben Moutinho und Sanches sind auch William Carvalho von Sporting und Andre Gomes von Valencia nominiert. Man darf also gespannt sein, welcher dieser Akteure am Ende dem Turnier seinen Stempel aufdrückt. Bei den Österreichern hängt vieles von der Balance im zentralen Mittelfeld ab. David Alaba wird wohl viele Freiheiten bekommen, umso wichtiger wird dann die Rolle seines Partners auf der Doppelsechs, diese zu balancieren und stabilisieren. Diese Aufgabe kommt vermutlich auf Julian Baumgartlinger zu, aber auch Stefan Ilsanker darf sich aufgrund seiner Spielintelligenz Hoffnungen auf Einsätze machen. Auch bei Island ist das zentrale Mittelfeld mit Sigurdsson und Gunnarsson entscheidend, hinter dem Sturmduo Sigthorsson und Finnbogason, der eine starke Rückrunde beim FC Augsburg spielte.

Marius Kaltwasser

Die Portugiesen bestechen durch eine enorme taktische Flexibilität, vertikale Kompaktheit und verfügen über viel Qualität im Kader. Nicht ohne Grund geht das Team von Fernando Santos gewohnt selbstbewusst in das bevorstehende Turnier. Der Mangel an treffsicheren Stürmern könnte Portugal allerdings zum Verhängnis werden – trotzdem sind sie für mich in Gruppe F Favorit auf den Gruppensieg. Die österreichische Nationalmannschaft hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Sie besitzen in allen Mannschaftsteilen Spieler mit internationaler Erfahrung, funktionieren aber ebenso gut im Kollektiv. Viele Spieler (Fuchs, Arnautovic, Baumgartlinger) können auf eine enorm starke Saison in ihren Vereinsmannschaften zurückblicken und reisen mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen zur Nationalmannschaft. Dies ist auch ein Grund warum ich Österreich vor Nachbar Ungarn sehe. Die Hälfte der zu erwartenden ersten Elf sitzt in ihren Vereinen größtenteils auf der Ersatzbank. Stürmer Adam Szalai arbeitet zwar viel nach hinten und schafft Räume für nachstoßende Spieler, allerdings schoss er sein letztes Bundesligator im November 2014. Island ist nicht zu unterschätzen und praktiziert einen sehr effektiven Fußball. Ich sehe sie noch vor Ungarn auf Rang 3.

  1. Portugal – 2. Österreich – 3. Island – 4. Ungarn

Julian Baumgartlinger spielte eine überaus erfolgreiche Saison mit Mainz 05 und wird in der kommenden Runde für Bayer Leverkusen auflaufen. Er ist ein physisch starker Spieler, der immer wieder nach vorne aufrückt und durch ein intelligentes Stellungsspiel besticht. Auch im Spielaufbau bringt er seine Qualitäten mit ein und zeichnet sich durch Ballsicherheit und Übersicht aus. Aleksander Dragovic wird häufig mit europäischen Topklubs in Verbindung gebracht. Der 25-Jährige Abwehrspieler ist ein solider Innenverteidiger, der maßgeblich an der guten Defensivorganisation der Österreicher beteiligt ist. Er vereint die wichtigsten Grundfähigkeiten, agiert überaus solide und legt eine geringe Fehlerquote an den Tag. Island ist mit ungefähr 330.000 Einwohnern das kleinste Land, das je an einer EM-Runde teilgenommen hat. Mit Gylfi Sigurdsson haben sie aber einen Spieler im Kader, der seine Brötchen in der englischen Premier League verdient. Dies gilt ebenso für Aron Gunnarsson und Johann Berg Gudmundsson. Der ehemalige Weltklassestürmer Eidur Gudjohnsson wird mit 37 Jahren noch einmal die Fußballschuhe schnüren und vorrangig als Joker eingesetzt werden.

David Goigitzer

Österreich ist eine der pressingstärksten Mannschaften dieser Europameisterschaft. Nicht nur strukturell, sondern auch in der Intensität. Das Aufbauspiel ist ebenfalls ordentlich, das größte Problem unserer Nationalmannschaft ist die fehlende taktische und strategische Variabilität. Viel wird von den taktischen Ausrichtungen der Gegner und Anpassungen auf jene ankommen, wenn man im Turnier etwas erreichen möchte.

Die Portugiesen sind eine prinzipiell konterstarke Mannschaft, ignorieren dies jedoch konsequent. Man bevorzugt ruhiges Aufbauspiel, das Positionsspiel ist meist unsauber und wenig durchschlagskräftig. Zwar hat man Cristiano Ronaldo, der ist jedoch nicht mehr halb so effektiv und gefährlich, wie er es noch vor ein bis zwei Jahren war.

Die Isländer sind sehr auf defensive Stabilität bedacht, im 4-4-2 agiert man in der Defensive tief und kompakt, im Angriffsspiel mit weiten Bällen in die Halbräume auf die beiden Stürmer Finnbogason und Sigthorsson.

Die Ungarn gehören individuell zu den eher schwächeren Mannschaften des Turniers. Deswegen denkt sich der Trainer, dass defensive Stabilität und Simplizität das oberste Gebot sind, weshalb von unseren Nachbarn leider weder gute Ergebnisse, noch interessante Leistungen zu sehen sein werden.

  1. Österreich – 2. Island – 3. Portugal – 4. Ungarn

abseits.at Redaktion

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