Andrei Ivan jubelt per Salto. So manchem läuft da ein Schauer über den Rücken. Oft kommt es nicht vor, aber es kommt vor, dass... G’schichterln ums runde Leder (7) – Tor! Autsch! – Wenn Spieler sich beim Jubeln verletzen…

Andrei Ivan jubelt per Salto. So manchem läuft da ein Schauer über den Rücken. Oft kommt es nicht vor, aber es kommt vor, dass Spieler sich ausgerechnet beim erlösenden Torjubel verletzen. Das ist dann besonders bitter. Chelseas Babayaro brach sich beispielsweise bei einem Salto das Bein. Traurig-komisch: Es handelte sich um ein unbedeutendes Freundschaftsmatch bei dem der Nigerianer auch sein Debüt für die Blues gab. Selbst „Schneckerl“ Prohaska ist ein celebration victim: Der Mittelfeldregisseur rutschte während seiner Italienzeit einst auf Knien ins Glück und spürte augenblicklich ein schmerzhaftes Ziehen in der Leiste. „Ausgerechnet beim Jubeln!“, erinnert sich die Austrialegende an diesen Vorfall. Folgende Spieler können von ähnlichen Vorkommnissen berichten.

Der Pechvogel

Shaun Goater ist ein Wiederholungstäter. Der Spieler aus Bermuda jubelte zweimal so ausgelassen, dass er sich Verletzungen zuzog. Goaters Mutter Lynette war in ihrer Jugend selbst Spielerin und führte ihren Sohn ans Kicken heran. Als 17-Jähriger zog der Offensivspieler in die USA, wo er ein Fußballstipendium für eine High School erhalten hatte. Während der Herbstferien überzeugten ihn ein Man. United-Scout sein Glück in England zu versuchen. Der Offensivspieler unterschrieb bei den Red Devils, schaffte es jedoch nicht in die Kampfmannschaft. Über Rothertham United, Notts County und Bristol City kam Goater zu Uniteds Stadtrivalen City, wo er zur Legende mutierte.

2003 spielten die Sky Blues gegen Stoke City im Relegationsspiel. Goater traf und jubelte ausgelassen. Das Unglück passierte: Der Topscorer fiel auf seinen Arm und musste ausgewechselt werden. Diagnose: Armbruch. Zuvor freute sich Goater beim Spiel gegen Birmingham über ein Tor von seinem Kollegen Nicolas Anelka. Die Freude währte nicht lange: Goater trat gegen eine Werbebande und spürte sofort stechende Schmerzen im Knie. Er musste mit einer Verletzung raus. Am Ende der Saison verließ der Stürmer City, wo er rüber 100 Tore erzielt hatte und vier Saisonen in Folge der beste Torschütze gewesen war. Er spielte noch bei Reading, Coventry City und Southend United, ehe er zurück auf die Bermudas zog und seine Karriere 2010 beendete.

Mitten ins Gesicht

Thierry Henry ist eine Arsenal-Legende. Aus dem Pariser Banlieue spielte sich der Stürmer über Monaco und Juventus in die Premier League. Acht Jahre lang begeisterte der Nationalspieler bei den Gunners ehe er zum FC Barcelona wechselte. Der Franzose ist heute noch Arsenals all-time leading scorer, holte zweimal den FA Cup und stand 2006 im Championsleague-Finale.

Eines seiner vielen Tore wird ihm besonders in Erinnerung geblieben sein. Arsenal vs Chelsea, 6. Mai 2000: Henry erzielte in der 21. Minute das 1:0 und schoss kurz nach Beginn der zweiten Hälfte das 2:0. Der Stürmer lief zur Eckfahne um mit den Fans zu feiern. Er schlug emotional gegen die biegsame Stange und diese „schlug“ zurück. Wie man in den Wald hineinruft,… Mit einiger Wucht traf die Eckfahne den Torschützen im Gesicht. Henry musste behandelt werden, die gegnerischen Fans johlten. Seither mied der Stürmer den Cornerraum, wenn er sich über einen seiner noch folgenden 226 Treffer freute.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Paulo Diogo hatte den (angeblich) schönsten Tag seines Lebens schon hinter sich, als er mit den Servette-Genf-Fans euphorisch über einen Treffer gegen Schaffhausen jubelte. Diogo hatte die Vorlage für das Tor geliefert und lief Richtung Tribüne. Er jubelte dicht am Zaun, wobei sich der Trauring des frisch gebackenen Ehemannes im Gitter verfing. Das bemerkte der Mittelfeldspieler aber nicht und sprang wieder zurück ins Feld. Es kam, was kommen musste: Er blieb am Zaun hängen und riss sich den oberen Teil des Fingers ab. Der Schweizer krümmte sich vor Schmerzen. Schiedsrichter Florian Etter zeigte jedoch kein Pardon und verwarnte den Spieler wegen übertriebenen Jubels mit der gelben Karte. Seine Assistenten suchten derweil nach dem oberen Fingerglied. In einem Zürcher Spital wurde versucht den abgerissenen Teil wieder anzunähen. Doch die Operation misslang. Diogo spielte mit 9 1/2 Fingern weiter Fußball. Er wechselte von Genf nach Grenoble, ehe er Sion, Schaffhausen und Lausanne beehrte. 2009 beendete er seine Laufbahn. Die schreckliche Verletzung hatte jedoch auch etwas Gutes: Für die FIFA war der Unfall Anstoß Schmuck auf dem Platz endgültig zu verbieten. Was früher nur empfohlen war, wurde zur Pflicht.

Vorsicht! Einsturzgefahr!

Martin Palermo schaffte es ins Guinness Buch der Rekorde, als er bei der Copa América drei Elfmeter gegen Kolumbien nicht verwandeln konnte. So mancher erinnert sich noch, wie der stramme Angreifer mit schmerzverzerrtem Gesicht, seine Hosenbeine Richtung Oberkörper zog und dabei seinen ganzen Frust über die eigene Unzulänglichkeit hinausschrie. Ein Nichtskönner war der Angreifer aus La Plata jedoch bei weitem nicht. Der argentinische Stürmer kam über die Boca Juniors in die spanische Liga, wo er für Villarreal, Betis und Alavés auf Torejagd ging. „El Loco“ traf aus allen Lagen, einmal machte er sogar ein Kopfballtor aus 38,5 Metern. Mit 222 Pflichtspieltoren für die Boca Juniors steht Palermo auf Platz eins der ewigen Vereinstorjägerliste.

Einst traf der Südamerikaner im spanischen Pokal gegen CD Levante und drehte jubelnd zu den Villarreal-Fans ab. „Titán“, wie er auch genannt wurde, umarmte direkt vor den Anhängern seine Mitspieler. Die Fans waren außer sich, schrien, drängten an den Rand der Tribüne und versuchten ihre Idole zu berühren. Plötzlich gab die Bande, die den Zuschauerraum vom Feld trennte, nach und die Fans stürzten auf Palermo. Palermo brach sich unter dem Gewicht der eigenen Fans Schien- und Wadenbein. „Es ist unglaublich. Beim Feiern bricht die Mauer zusammen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“, meinte Mitspieler Lopez später. Palermo kostete die Verletzung seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea. Fast zehn Jahre später gab es jedoch ein kleines Trostpflaster für den Angreifer: In der Quali zur WM 2010 erzielte er in der 93. Minute das erlösende 2:1 gegen Peru. Niemand geringerer als der damalige Nationalteamtrainer Maradona sagte: „Und wieder ein Wunder des heiligen Palermo.“

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert