Seit 2002 spielte der 24-jährige Mattia De Sciglio beim AC Milan. Durch die Neuverpflichtungen der Außenverteidiger Andrea Conti und Ricardo Rodriguez hätte er dort... Transfers erklärt: Darum wechselt Mattia De Sciglio zu Juventus

_Juventus Turin - Wappen mit Farben

Seit 2002 spielte der 24-jährige Mattia De Sciglio beim AC Milan. Durch die Neuverpflichtungen der Außenverteidiger Andrea Conti und Ricardo Rodriguez hätte er dort in der kommenden Saison nur geringe Chancen auf einen Stammplatz gehabt. Stattdessen wechselte De Sciglio nun für 12 Millionen Euro zum Serienmeister Juventus, der Rechtsverteidiger Dani Alves ersetzen muss.

De Sciglio kam einst als 10-Jähriger zu Milan und durchlief dort alle Nachwuchsteams. 2011 gab er sein Debüt bei den Profis und daraufhin waren die Erwartungen in das Außenverteidigertalent sehr hoch. Mittlerweile stehen 110 Einsätze in der Serie A und 31 Länderspiele auf seiner Visitenkarte, erfüllt hat er die Erwartungen an ihn dennoch nicht. Bei Milan trauert ihm auch kaum jemand aufgrund seiner Leistungen nach, viele Fans finden lediglich den Abgang eines Jugendspielers des Vereins schade.

De Sciglio hatte in der vergangenen Saison einen Stammplatz als linker Verteidiger im 4-3-3 und kam auf 25 Einsätze, wobei er verletzungsbedingt mehrere Partien verpasste. Kein Tor und nur zwei Assists konnte De Sciglio verbuchen, wobei dies auch seiner Rolle im Ballbesitz geschuldet war. Er spielte nämlich als linker Verteidiger üblicherweise weitaus tiefer als sein Gegenüber auf der rechten Seite, was etwa damit zusammenhing, dass Mittelfeldspieler Giacomo Bonaventura sehr gerne auf den linken Flügel auswich und De Sciglio ihm ansonsten den Raum zustellen würde. Daher wurde sehr häufig sogar im Spielaufbau eine Dreierkette aus den Innenverteidigern und De Sciglio gebildet, Ignazio Abate auf rechts dagegen rückte weiter auf.

Entwicklungsstillstand bei Milan

In Ballbesitz zeichnet sich De Sciglio durch ein gutes Passspiel und eine saubere Technik aus. In der vergangenen Saison rückte er kaum weiter auf und baute hinten mit den Innenverteidigern auf. Sein Passspiel ist recht simpel und unspektakulär, jedoch kommen seine Pässe mit hoher Wahrscheinlichkeit an und auch unter Druck findet er zumeist passende Optionen. Seine Technik macht ihn nicht wirklich zu einem guten Dribbler, jedoch ist er dadurch schnell in der Ballverarbeitung und kann den Ball zügig weiterspielen. Auffällig ist auch seine Beidbeinigkeit, durch welche er sowohl links als auch rechts spielen kann und welche ihm generell in Ballbesitz behilflich ist. Im Nationalteam, etwa bei der EM 2016, kam De Sciglio auch als Flügelverteidiger zum Einsatz, jedoch ist er hierfür in seinen offensiven Qualitäten etwas limitiert.

Als Außenverteidiger liegen seine Stärken eher in der Defensive als in der Offensive. Vor allem im Eins-gegen-Eins zeichnet sich De Sciglio aus. In anderen Situation fehlt es ihm aber teils an der nötigen Robustheit und Härte, etwa in Situationen in denen Gegenspieler mit dem  Rücken zu ihm stehen, verteidigt er öfter zu zaghaft.

De Sciglio ist gut geschult und verfügt über ein gutes Stellungsspiel, wobei die Viererkette bei Milan in den vergangenen Jahren oft sehr wenig bis gar nicht funktionierte (speziell unter Sinisa Mihajlovic). Stimmt die Abstimmung mit den Mitspielern nicht, so kann es für den Einzelnen natürlich sehr schwierig sein, volles Potential abzurufen, wodurch De Sciglio in seiner Entwicklung zuletzt stagnierte.

In den vergangenen Jahren konnten bei Milan nur wenige Einzelspieler glänzen, weil es einfach an einem gut funktionierenden System mangelte. Juventus hofft nun, dass sich De Sciglio mit seinen bald 25 Jahren noch ordentlich steigern kann und sein Potential besser ausnutzt.

Die dazu passende Umgebung würde es bei Juventus definitiv geben. Bereits seit Jahren wurde De Sciglio immer wieder mit Juventus in Verbindung gebracht, wobei dies womöglich an Trainer Max Allegri liegt, der ihn bei Milan debütieren ließ und unter dem er, vor allem für sein damaliges Alter, ansprechende Leistungen brachte. Nach dem Abgang von Dani Alves kam ein Transfer nun wirklich zu Stande.

Mögliche Rolle bei Juventus

Dani Alves ist ein ganz anderer Spielertyp und daher ist es fraglich inwiefern De Sciglio den starken Brasilianer ersetzen kann. De Sciglio ist offensiv schwächer und hat weitaus weniger Zug nach vorne. Schaut man sich sein Profil an Stärken und Schwächen an, so stellt man fest: für einen Außenverteidiger offensiv etwas schwach, für einen Innenverteidiger defensiv etwas zu schwach – er könnte also ein Halbverteidiger sein. Vor allem die Rolle bei Milan war für De Sciglio daher sehr gut passend, im Aufbau spielte er quasi als Halbverteidiger in einer Dreierkette, bei gegnerischem Ballbesitz als Außenverteidiger in einer Viererkette. So wurden seine Stärken sehr gut zur Geltung gebracht.

Dies war zwar nicht die Rolle von Dani Alves, allerdings jene, die Andrea Barzagli immer wieder übernahm. Der 36-jährige Barzagli kam vor allem in der Champions League gerne mal als rechter Verteidiger zum Einsatz, spielte aber weitaus tiefer als Alex Sandro auf der linken Seite und/oder bildete mit den Innenverteidigern eine Dreierkette. Barzagli machte dies sehr gut, muss seinem Alter aber doch langsam Tribut zollen. Juventus könnte diese Variante nun mehr forcieren und im 4-2-3-1 mit Alex Sandro und De Sciglio als asymmetrischen Außenverteidigern spielen.

Auch eine klassische Außenverteidigerrolle wäre natürlich denkbar. Im 4-2-3-1 hat De Sciglio auf der rechten Seite ohnehin Unterstützung von einem offensiven Flügelspieler und eventuell werden seine Leistungen bei Juventus auch im offensiven Bereich wieder besser.

Fazit

Letztlich hat Juventus mit De Sciglio einen noch eher jungen aber doch schon sehr erfahrenen Verteidiger bekommen, der sowohl links und rechts hinten und als Halbverteidiger spielen kann. Seine Leistungen waren zuletzt für einen Verein wie Juventus doch sehr durchschnittlich und recht weit vom Niveau eines Dani Alves entfernt. Jedoch ist er ein talentierter Spieler und hat noch Potential, um sich zu verbessern. Die Ablösesumme von zwölf Millionen Euro ist für Juventus dadurch auch ein vernünftiger Preis.

Alex Belinger, abseits.at

Alex Belinger

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