Durch ein Kopfballtor in der Nachspielzeit holte der österreichische Mittelstürmer Marc Janko den niederländischen Cup-Pokal zu seinem Verein FC Twente Enschede. Der Gegner Ajax... Janko macht es mit Köpfchen

Durch ein Kopfballtor in der Nachspielzeit holte der österreichische Mittelstürmer Marc Janko den niederländischen Cup-Pokal zu seinem Verein FC Twente Enschede. Der Gegner Ajax Amsterdam hat jedoch schon nächstes Wochenende die Chance zur Revanche, wenn sich die zwei besten Mannschaften Hollands die Meisterschaft ausspielen werden.

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Beide Trainer redeten vor dem Cupspiel die Partie klein und betonten, dass das wichtigere Spiel erst am kommenden Sonntag stattfinden werde. Ajax Amsterdam lag sechs Runden vor Schluss nur auf dem dritten Platz und hatte sechs Punkte Rückstand auf PSV Eindhoven und fünf Punkte Rückstand auf Twente Enschede. Die Meisterschaft war schon so gut wie abgehakt, doch ein starkes Finish brachte den niederländischen Rekordmeister vor der letzten Runde in eine aussichtsreiche Lage. Ajax-Trainer Frank de Boer empfängt Tabellenführer Twente Enschede zu Hause und ein Sieg reicht aus, um den 30. Meistertitel zu fixieren. Wer jedoch denkt, dass auf Grund dieser Konstellation die Mannschaften das Cupspiel gemächlich angehen ließen, der irrte sich gewaltig, denn es entwickelte sich von Beginn an ein temporeiches und intensives Spiel, mit einem Happy End aus österreichischer Sicht.

FC Twente Enschede mit tollem Pressing

Twente Enschede setzte von der ersten Minute die Ajax-Spieler unter Druck und attackierte sehr früh, um die starken, kreativen Mittelfeldspieler des Gegners, wie etwa den Dänen Christian Eriksen, nicht in das Spiel kommen zu lassen. Besonders auffällig konnte man dies beim offensiven Mittelfeldspieler Denny Landzaat beobachten, der bei gegnerischem Ballbesitz beinahe auf der gleichen Höhe wie Mittelstürmer Luuk de Jong agierte. So wurden die Ajax-Viererkette und der defensive Mittelfeldspieler Vurnon Anita von Beginn an unter Druck gesetzt und massiv beim Spielaufbau gestört. Die Folge war, dass Ajax Amsterdam immer wieder hohe Bälle nach vorne spielen musste, was Twente Enschede entgegenkam, da die Mannschaft von Trainer Michel Preud´homme sowohl in der Defensive, als auch in der Offensive die Lufthoheit innehatte. Erst nach knapp zwanzig Minuten kam Ajax Amsterdam besser in das Spiel und erzielte sogleich den Treffer zur 1:0 Führung. Der erst 19-jährige dänische Außenverteidiger Nicolai Boilesen, der in seinem erst sechsten Pflichtspiel für Ajax Amsterdam eine großartige Talentprobe ablieferte, setzte sich auf der linken Seite durch und fand Siem de Jong in der Mitte. Die Nummer 10 von Ajax spielte weiter auf Denny de Zeuww, der aus sechzehn Metern abzog und Tormann Sander Boschker keine Chance ließ. In weiterer Folge hatte Ajax Amsterdam mehr Ballbesitz, was aber daran lag, dass durch das starke Pressing der Ball oftmals in der Viererkette gehalten wurde, da vorne keine Anspielstationen frei waren. Im Gegensatz zu Ajax Amsterdam operierte Twente Enschede freiwillig mit hohen Bällen auf die Spitze Luuk de Jong, da sich dieser in der Luft erfolgreich gegen seine Gegenspieler durchsetzte und den Ball immer wieder gefährlich auf seine Mitspieler abtropfen ließ. Es war jedoch der linke Flügelspieler Ebecilio, der mittels eines abgefälschten Weitschusses in der 40. Minute das 2:0 für Ajax Amsterdam erzielte. Knapp vor der Pause verkürzte Wout Brama nach einer schönen Kombination mit Luuk de Jong auf 1:2.

Janko entscheidet Cup in der Nachspielzeit

In der zweiten Halbzeit beorderte Preud´homme den zentralen Mittelfeldspieler Theo Janssen weiter nach vorne, um den Druck auf Vurnon Anita noch einmal zu verstärken. In der 56. Minute erzielte Theo Janssen den Ausgleich, nachdem sich Luuk de Jong wunderbar auf der linken Seite gegen Außenverteidiger Van der Wiel durchsetzte und den Ball quer zu Janssen zurücklegte, der aus sechzehn Metern trocken abschloss. Ajax Amsterdam brachte keinen ordentlichen Spielaufbau mehr zusammen und beschränkte sich auf das Kontern. Twente Enschede operierte weiterhin mit hohen Bällen in den gegnerischen Strafraum, was zu gefährlichen Szenen führte, die bis zur Nachspielzeit allerdings fruchtlos blieben. Nach den 90 Minuten merkte man es den Twente-Spielern deutlich an, dass die Kraftreserven auf Grund des intensiven Pressings in der regulären Spielzeit zu Ende gingen. Ajax hatte wieder mehr Ballbesitz, war jedoch weiterhin in der Defensive anfällig, besonders wenn der Ball wieder einmal hoch in den Strafraum kam. Genau so eine Situation nützte schließlich Marc Janko wenige Minuten vor Schluss aus und erzielte per Kopf nach einem Freistoss den Treffer zum 3:2. Der FC Twente Enschede holte sich zum dritten Mal den holländischen Cup und hat nun sogar die historische Chance das Double zu gewinnen. Marc Janko, dem man die Freude an dem Treffer nach seinen zahlreichen Verletzungen besonders ansehen konnte, könnte also schon bald in die Fußstapfen von Ernst Happel treten, der als Trainer 1969 mit Feyenoord den Cup und die Meisterschaft gewann. Der FC Twente Enschede wird nun mit breiter Brust nach Amsterdam reisen, um den einen Punkt Vorsprung zu verteidigen. Man darf aber davon ausgehen, dass auch Ajax Amsterdam nicht lange dem Cup nachtrauern wird und die Spieler extrem motiviert sein werden, insbesondere da es vor ein paar Runden danach aussah, als ob der Meistertitel bereits verloren sei. In den Fanforen von Ajax Amsterdam sind sich die Anhänger jedenfalls einig: Der Cup ging an den FC Twente, die Meisterschaft wird sich aber Ajax Amsterdam holen. Damit könnte der Rekordmeister gut leben, denn so wie bei uns zählt in den Niederlanden der Gewinn der Meisterschaft um einiges mehr, als der Cupsieg.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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