Die Nationalmannschaft von Panama nimmt 2018 in Russland erstmalig an einer Weltmeisterschaft teil. Wie die meisten anderen Exoten beim diesjährigen Turnier und in der... WM-Analyse Panama: Mission Impossible für den WM-Neuling

Die Nationalmannschaft von Panama nimmt 2018 in Russland erstmalig an einer Weltmeisterschaft teil. Wie die meisten anderen Exoten beim diesjährigen Turnier und in der Vergangenheit stellen sie eine große Wundertüte dar. Wie hoch ist das Niveau wirklich? Wie kommen die zum größten Teil international unerfahrenen Spieler mit einer WM-Atmosphäre klar? Und auf welchem taktischen Level arbeitet der Trainer?

Bei Panama kann man davon ausgehen, dass sie gegen den Ball fleißig und taktisch solide auftreten werden, während offensiv natürlich die individuelle Unterlegenheit nicht zu kompensieren sein wird. Trainer Hernan Dario Gomez setzte zuletzt auf ein flaches 4-4-2-System, allerdings ist auch eine defensivere 5-4-1-Grundordnung durchaus möglich.

Panama bestritt im Frühjahr 2018 fünf Testspiele, drei davon gingen gegen Dänemark, die Schweiz und Norwegen verloren. Gegen Trinidad und Tobago konnte ein 1:0-Sieg eingefahren werden, während man sich von Nordirland mit einem 0:0-Unentschieden getrennt hat.

Routinierter Torhüter sollte Sicherheit geben

Im Tor steht mit Jaime Penedo ein 36-jähriger Routinier von Dinamo Bukarest, der als ruhiger und zuverlässiger Schlussmann gilt. Penedo hat bereits 131 Länderspiele auf dem Buckel und hat in seiner Karriere bereits in Italien (Cagliari Calcio), Spanien (Osasuna B) und den vereinigten Staaten (LA Galaxy) gespielt. Er wird in den drei Gruppenspieler mit Sicherheit einiges zu tun bekommen, ihm ist es aber absolut zuzutrauen, dass er diese Aufgaben problemlos und unspektakulär lösen wird können.

Mischung in der Innenverteidigung scheint zu stimmen

Die Zusammensetzung und Hierarchie in der Innenverteidigung klingt durchaus interessant und wirkt stimmig. Denn spielen dürften mit Roman Torres von den Seattle Sounders und Fidel Escobar von den Red Bulls New York zwei Spieler, die sich nicht nur vom Alter her gut ergänzen, sondern auch taktische und spielerische Synergien entwickeln könnten. Interessant wird besonders die Performance des 23-jährigen Escobar werden. Er verhält sich geschickt in direkten Duellen und hat auch etliche Möglichkeiten und Ideen mit dem Ball am Fuß. Unterstützung bekommt er vom fast 10 Jahre älteren Roman Torres, der mit seinem rustikalen Spielstil den Gegenpart zu Escobar darstellt. In welcher Form die beiden Innenverteidigung ihre Leistungen auf den Platz bringen können, hält schlussendlich natürlich immer auch von der mannschaftlichen Unterstützung und Geschlossenheit ab.

Weitere Zukunftshoffnung aus dem Red-Bull-Stall für die Außenverteidigung

Mit Michael Murillo befindet sich ein weiterer Spieler von den Red Bull New York im Kader von Honduras, der jung und entwicklungsfähig ist, aber schon jetzt konstante Leistungen auf einem soliden Niveau erbringt. Vor allem seinen offensiven Qualitäten und Ideen sind gut ausgeprägt, ob er diese in den drei Gruppenspielen ausleben wird können, steht naturgemäß auf einem ganz anderen Blatt Papier. Auf der linken Abwehrseite wird wohl Luis Ovalle von CD Olimpia (Panama) beginnen. Der 29-jährige kann auf 25 Länderspiele verweisen, darunter auch jeweils drei Matches in der Copa Zentralamerika oder dem Gold Cup.

Sechserduo mit Stabilitätsfokus

Dass sich Honduras in erster Linie auf das Toreverhindern fokussieren wird, haben wir bereits in der Einleitung klargestellt. Demzufolge passend verhalten sich auch die beiden Sechser Gabriel Gomez und Anibal Godoy. Beide haben im defensivtaktischen Rahmen gute Momente und können das Zentrum teilweise gut zustellen, allerdings fehlt es häufig an der Konstanz und an der Abstimmung zwischen den beiden Sechsern bzw. mit den anderen Mannschaftsteilen. Gruppentaktische Absicherungen (z.B. rücken beide Sechser gleichzeitig heraus oder verschieben zu weit zur Ballseite durch, gleichzeitig ist aber der Druck auf den ballführenden Gegner nicht groß und das Zentrum vor den eigenen Innenverteidigern für den Gegner bespielbar) kommen zu kurz, die vertikalen Abstände sind oft zu groß. Valentin Pimentel von Plaza Amador wäre eine mögliche Alternative auf einer der beiden Sechserpositionen.

Wenig Charisma und Durchschlagskraft auf den Flügeln

Die Flügelpositionen bei solch Außenseitern wie Panama sind häufig sehr diffizil und schwierig zu beurteilen, besonders in einem flachen 4-4-2. Panama wird sein Heil natürlich in Kontern suchen, dafür müssen die Laufwege und Abstimmungen mit den beiden Stürmern sehr ausgereift sein, um wirklich durchschlagskräftig vor das Tor kommen zu können und einen großen Raum überbrücken zu können. Gleichzeitig muss in solchen Umschaltmomenten der richtige Pass zum richtigen Zeitpunkt kommen, was aufgrund des großen gegnerischen Drucks (Stichwort Gegenpressing) und der technischen Unzulänglichkeiten der eigenen Spieler nicht so einfach umsetzbar ist. Daher werden bzw. müssen für Panama Standardsituationen ein Mittel sein, um zu Torabschlüssen zu kommen. Trainer Hernan Dario Gomez hat auf den beiden Flügelpositionen zuletzt auf Alberto Quintero und Yoel Edgar Barcenas gesetzt. Beide Spielertypen agieren technisch auf einem guten Niveau und finden dank ihrer Übersicht auch in hohen Drucksituationen (von denen es am Flügel einige gibt) oft überraschend gute Lösungen. Gomez könnte auch noch auf Jose Luis Rodriguez setzten, immerhin steht der 19-jährige beim belgischen Topverein KAA Gent unter Vertrag.

Cooper soll für Torgefahr sorgen

Ähnlich wie in der Innenverteidigung kann Panama auch in der Sturmlinie ein interessantes Duo aufbieten. Gabriel Torres und Armando Cooper sind nämlich zwei unterschiedliche Spielertypen mit unterschiedlichen Qualitäten in unterschiedlichen Spielfeldräumen. Gabriel Torres, 29 Jahre alt, ist der direktere Spieler mit einem größeren Zug zum Tor. Seine Schnelligkeit erlaubt es ihm, hinter die gegnerische Abwehrlinie zu sprinten und kann so die weit geschlagenen Bälle der Hintermänner aggressiv attackieren. Der 30-jährige Cooper ist mehr der spielmachende Typ und lässt sich situativ auch ins Mittelfeldband zurückfallen, um dort die beiden Sechser zu unterstützen. Auch im Pressing bewegt er sich auf einem guten Niveau und bringt gegnerische Spieler immer wieder in seinen Deckungsschatten.

Erfahrener Kolumbianer auf der Trainerbank

Mit Hernan Dario Gomez sitzt ein erfahrener Mann auf der Trainerbank, der in seiner Karriere schon mehrere süd- und mittelamerikanische Nationalmannschaften trainiert hat, darunter die Nationalmannschaften von Kolumbien, Ecuador oder Guatemala. Wirklich handfeste Erfolge kann der 62-Jährige nicht vorweisen, dafür waren aber seine Mannschaften vor allem auf internationaler Ebene schlichtweg zu unterlegen. Den größten Erfolg hat er aber sowieso mit seiner derzeitigen Mannschaft gefeiert. Die Nationalmannschaft von Panama übernahm er im Jahr 2014 und führte sie zur erstmaligen WM-Teilnahme. Dabei haben sie am letzten Spieltag der Qualifikation die USA überholt und das direkte Ticket für die Endrunden-Teilnahme gelöst. Das ist ein Statement und zeigt, dass es die naiven Fußballzwerge heutzutage nicht mehr gibt.

Die abseits.at-Einschätzung

Panama wird nicht über die drei Gruppenspiele hinauskommen, dafür ist der individuelle Unterschied zu Mannschaften wie Belgien oder England einfach viel zu groß. Es wird aber interessant zu beobachten sein, wie sie sich gegen diese Gegner schlagen und welchen Matchplan sie dabei verfolgen. Für echte Scouting-Nerds wäre dazu der ein oder andere Name mit Sicherheit etwas interessanter.

Sebastian Ungerank

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