Nicht nur die Websites der Klubs, sondern auch die der einzelnen Nationalverbände rufen großes Interesse im Internet hervor. Durch die unterschiedliche Verbreitung des Internets... Traffic-Analyse aller 211 FIFA-Mitgliedsverbände (01/2017)

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Nicht nur die Websites der Klubs, sondern auch die der einzelnen Nationalverbände rufen großes Interesse im Internet hervor. Durch die unterschiedliche Verbreitung des Internets zeigen sich aber von Kontinent zu Kontinent große Unterschiede. Zunächst wird ein Kontinentalvergleich durchgeführt, bevor ein Blick auf die einzelnen Kontinente erfolgt. Abschließend gibt es eine Gegenüberstellung der Websites der Kontinentalverbände und eine Auflistung der Top-20-Nationen.

Um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurde bewusst der erste Monat des Jahres gewählt, da bis auf den Africa Cup of Nations kein Turnier mit Nationalteams oder Qualifikationsspiele stattfanden. Wie sich später zeigen wird, hatte dieser jedoch kaum Auswirkungen. Selbst bei Qualifikationsspielen schießen die Abrufzahlen einiger Verbände mehr in die Höhe als anderer, sodass eine Phase ohne Spiele eine gute Basis darstellt.

Es wurden nur offizielle Mitgliedsländer der FIFA berücksichtigt. Dadurch fielen die Länder Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, Saint-Martin und Sint Maarten (alle CONCACAF), Nördliche Marianen (AFC), Réunion und Sansibar (alle CAF), Kiribati, Niue und Tuvalu (alle OFC) aus der Analyse heraus, da sie nur assoziierte oder Vollmitglieder im jeweiligen Kontinentalverband sind. Insgesamt wurden somit 211 Mitgliedsverbände betrachtet. Dabei war die Zusammensetzung folgendermaßen:

UEFA (Europa) = 55
CAF (Afrika) = 54
AFC (Asien) = 46
CONCACAF (Nord- und Zentralamerika, Karibik) = 35
OFC (Ozeanien) = 11
CONMEBOL (Südamerika) = 10

Die Abbildung der Kontinente spiegelt nicht zwingend die Zuordnung einzelner Länder zum jeweiligen Kontinentalverband wieder, aber zur anschaulichen Darstellung mit Karten eignet sich die normale geographische Abbildung am besten.

Zunächst zur Begriffsbestimmung. Mit einem Unique Visitor wird die tatsächliche Anzahl der Besucher einer Website ermittelt. Anders als bei den Page Impressions oder den Page Visits, von denen ein Besucher mehrere erzeugen kann, wird bei den Unique Visits jeder Besucher nur ein einziges Mal gezählt. Ein Besucher kann also mehrere Unterseiten auf einer Website besuchen und wird trotzdem nur als einer festgehalten. Außerdem handelt es sich hierbei um Zugriffe via Desktop und Mobile zusammengerechnet.

Bei einigen Verbänden haben die verschiedenen Sprachversionen Subdomains oder eigene Domains für eine bestimmte Sprache. In diesen Fällen wurden die Summen gebildet.



Das Herz des Fußballs schlägt in Europa und da dort das Internet fast überall sehr verbreitet ist, gibt es kaum rote Flecken. In Asien und noch mehr in Afrika dagegen lassen sich viele Länder mit einer niedrigen Anzahl an Unique Visitors erkennen. Manche Verbände haben noch nicht einmal eine Website. Es ist also logisch, dass die FIFA mit der in Europa umstrittenen WM-Reform auf diese beiden Wachstumsmärkte abzielt, weil ebenda noch viel Potenzial brachliegt, auch angesichts der Anzahl der dort lebenden Menschen. Trotzdem sollte bedacht werden, dass ein nicht minder wichtiger Faktor für die niedrigen Werte die mangelhafte Verfügbarkeit des Internets in einigen Regionen ist. 2016 hatten erst 28,7 Prozent der afrikanischen und 45,6 Prozent der asiatischen Bevölkerung Zugang zum Internet. In Ozeanien ist ein Wachstum aufgrund der Bevölkerungszahl kaum möglich bzw. sind dort andere Sportarten zu beliebt. In Süd-, Mittel- und Nordamerika hatte die FIFA vor allem Mittelamerika mit vielen kleinen Nationen im Fokus. Auch dort könnten einzelne Verbände durch mehr WM-Startplätze in Zukunft mehr Visits erzielen.



Mazedonien und Montenegro weisen sehr niedrige Werte auf. Generell liegt Osteuropa hinter dem Westen, wo nicht nur eine bessere Internetverfügbarkeit gegeben ist, sondern die Länder auch einfach mehr Einwohner haben, sodass die potenzielle Zielgruppe sich als größer darstellt. Letztgenannter Aspekt gilt für die skandinavischen Länder im Vergleich zu einigen osteuropäischen allerdings nicht. Daraus lässt sich also schließen, dass das Internet dort wirklich verbreiteter ist. Fußball dürfte hier nicht unbedingt beliebter sein als z.B. in Rumänien, zumal die Alternative Wintersport existiert und viel Premier League geschaut wird. Außerdem ruht dort der Spielbetrieb, denn es wird nach dem Kalenderjahr gespielt.

Dass sich die Türkei noch vor Frankreich und dem Vereinigten Königreich platziert, ist sicherlich überraschend. Grundsätzlich muss zu allen drei Ländern gesagt werden, dass sich der nationale Cup im Untersuchungszeitraum in diesen Ländern in eine Phase befindet, in denen die Erstligisten einsteigen (Frankreich, England) und insgesamt zwei Runden absolviert werden sowie in der Türkei bedingt durch den Modus in der Gruppenphase einige Spiele stattfinden. Da die Verbände die Ausrichter sind, rufen ihre Websites während dieser Zeit reges Interesse hervor. Gleiches gilt für Spanien und Italien, werden doch Achtel- bis Halbfinale (Spanien) sowie Achtel- und Viertelfinale (Italien) in dieser Zeit ausgetragen. Nichtsdestotrotz profitieren die Websites dieser Verbände nicht in dem Ausmaß wie die weiter oben genannten. Selbst Portugal weist einen höheren Wert als beide auf, obwohl dort nur das Viertelfinale des Cups stattfindet. Wahrscheinlich löst der Europameistertitel immer noch viele Aufrufe aus. Deutschland als letztes großes Land schafft ungeachtet der Winterpause deutlich mehr als die drei letztgenannten.


 


Aus technischen Gründen ließ sich leider nicht die CONCACAF-Region Nord- und Zentralamerika, Karibik separat darstellen, sodass Zentralamerika sowie die Karibik mit Südamerika als Lateinamerika zusammen betrachtet werden und Nordamerika einzeln. Der brasilianische Verband ruft als größter natürlich am meisten Interesse hervor, aber Chile deutlich vor Mexiko und Argentinien ist sicherlich nicht von jedem erwartet worden. Peru liegt zwar aktuell in der FIFA-Weltrangliste auf einem überragendem 18. Platz, erzielt aber den niedrigsten Wert aller Länder des CONMEBOL-Verbandes. Die beiden dort am schlechtesten platzierten Länder Bolivien und Venezuela sind knapp davor. Des Weiteren hat Bolivien die geringste Internetnutzung Südamerikas. Hier stimmt also das generelle Auftreten mit dem fußballspezifischen überein.

In der Karibik fallen viele rote Flecken auf. Der kubanische Verband hat aus den bekannten Gründen noch nicht einmal eine Internetpräsenz. In Haiti herrscht große Armut und die Infrastruktur ist sehr schlecht. Auch das Internet steht nur für 12,8 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung und das Land belegt damit den letzten Platz. Dort haben die Menschen andere Sorgen als Fußball, was sich angesichts der wenigen Visits zeigt. Generell sind die Werte dort sehr niedrig. Es gibt kein Land, das es in den fünfstelligen Bereich schafft. In Zentralamerika gelingt dies nur Panama (26.000) und Guatemala (22.000). Selbst der regelmäßige WM-Teilnehmer Costa Rica erreicht nur 8.000 Unique Visitors, obwohl mit 87 Prozent die Internetverfügbarkeit dort am höchsten ist.
Zusammenfassend lässt sich für die Region Karibik und Zentralamerika mit Blick auf die Internetverbreitung sagen, dass diese nicht nur technisch bedingt zurückliegt, sodass die FIFA hier sicher einen ihrer Wachstumsmärkte der Zukunft sieht. Andere Sportarten wie Baseball dominieren hier noch vielerorts.



In Kanada ruft Fußball immer noch mäßige Begeisterung hervor. Nationalsport ist Eishockey, gefolgt von Lacrosse. Das Nationalteam der Männer schaffte die Qualifikation für die WM-Endrunde auch nur ein einziges Mal (1986). Die Frauen-Nationalmannschaft ist dagegen erfolgreicher, liegt sie doch aktuell in der Weltrangliste auf dem vierten Platz. Angesichts der Einwohnerzahl (ca. 35 Mio.) und der Internetverfügbarkeit (93,3 Prozent) strebt die FIFA hier bestimmt ebenfalls ein Wachstum an. Es gibt bereits Gerüchte über eine gemeinsame Ausrichtung der WM 2026 zusammen mit Mexiko und den USA. Der Verband der letztgenannten Nation schafft es zwar, in absoluten Zahlen eine hohe Anzahl an Unique Visitors (751.000) zu erreichen, verglichen mit NFL (113 Mio.), NBA (69 Mio.), NHL (40 Mio.) und MLB (21 Mio.) erscheint der Wert jedoch in einem anderen Licht. Selbst die gemeinsame Liga beider Länder, die MLS, bringt es nur auf zwei Millionen Unique Visitors. Ein Vergleich mit den Nationalverbänden lohnt sich für die Sportarten nicht, da sich anders als beim Fußball in diesen alles über die jeweilige Liga definiert und sich der Sieger Weltmeister nennt, während dies beim Fußball dem WM-Sieger vorbehalten ist.



Es war anzunehmen, dass aufgrund des Afrika Cups die Werte zumindest in den Teilnehmerländern beträchtlich zunehmen. Wie man sieht, sind jedoch gesamthaft keine großen Ausreißer erkennbar. Zwei der 54 Länder haben dreistellige Werte, zehn erreichen den fünfstelligen Bereich. Ganze 17 Verbände betreiben gar keine Website, darunter auch flächenmäßig sehr große. Durch diese Zahlen wird die Rückständigkeit des afrikanischen Kontinents deutlich.

Marokko gelingt es mit der zweithöchsten Internetzugänglichkeit, die Wertung anzuführen. Hier korreliert demnach genannter Faktor mit der Anzahl der Unique Visitors. Die nordafrikanischen Länder Ägypten, Algerien, Tunesien und eben Marokko sind es ebenfalls, die die stärksten Klubmannschaften des Kontinents stellen, wovon sichtbar auch der nationale Fußballverband profitiert. Kenia, welches mit 68,4 Prozent den höchsten Wert aufweist, kann das nicht in Interesse an der Website des nationalen Fußballverbandes umsetzen. Beim größten afrikanischen Land bezüglich der Einwohnerzahl (ca. 187 Mio.), Nigeria, ist verglichen damit die Verbands-Website sehr schlecht besucht (1400). In 20 Ländern hat noch nicht einmal ein zweistelliger Prozentsatz der Bevölkerung Zugang zum Internet, nur in neun sind es über 50 Prozent.



Am auffälligsten ist der große Abstand Japans zum Rest, schaffen es doch nur Russland und Iran in den dreistelligen Bereich. Hinsichtlich der Einwohnerzahlen Chinas (1,4 Mrd.), Indiens (1,3 Mrd.), (260 Mio.) und Pakistans (193 Mio.) ist die Anzahl der Unique Visitors in diesen Ländern sehr gering. Dazu muss bedacht werden, dass in China Tischtennis sehr populär ist, wohingegen in Indien und Pakistan Cricket dominiert. In Indonesien steht Badminton im Fokus. Hier wird es also wohl das Ziel der FIFA sein, größere Aufmerksamkeit für den Fußball zu generieren. Zumindest in China und Indien sind dazu bereits die technischen Voraussetzungen gegeben. Auch Bangladesch und die Philippinen stellen mit über 100 Millionen Einwohnern und derzeit einer geringen Anzahl an Unique Visitors eine attraktive Wachstumsregion dar. Aufgrund der Masse der Bevölkerung hätte die FIFA all diese Länder sicher gerne regelmäßig bei einer WM, fehlten sie doch bislang mit Ausnahme Chinas im Jahr 2002.



Außer Australien und Neuseeland sind keine Nationen nennenswert, weil es entweder gar keine oder nur eine Baukasten-Website gibt. Den Rest kann man eher mit Freizeitteams vergleichen, sind diese doch immer chancenlos in der WM-Qualifikation. Einerseits ist die natürlich auf die begrenzen Ressourcen in diesen kleinen Inselstaaten zurückzuführen, andererseits ist im ozeanischen Raum Rugby Union die Nationalsportart. So sind wohl auch deshalb die Werte von Australien und Neuseeland nicht so hoch.



Wie in so vielen Wertungen findet sich die UEFA mit großem Abstand an der Spitze. Dabei ist zu bedenken, dass Champions und Europa League in dem untersuchten Zeitraum pausierten und die Website der UEFA trotzdem so oft aufgerufen wurde. In Südamerika und Ozeanien fand im untersuchten Zeitraum nur die erste Qualifikationsrunde der Copa Libertadores bzw. OFC Champions League statt, in Asien die ersten beiden der AFC Champions League und in der CONCACAF Champions League gar keine. Demnach alles keine Turnierphasen, die zu einer erhöhten Aufmerksamkeit führen und somit können die Zahlen gut verglichen werden. Interessant ist der Blick auf die Website des afrikanischen Verbandes. Während es bei den für die Endrunde des Afrika Cups qualifizierten Nationalteams keine großen Auswirkungen gab, schaffte es die CAF-Seite so auf den zweiten Platz. Ansonsten ist sie auf dem Niveau zwischen AFC und CONCACAF. Ferner ist der große Einfluss Japans auf die AFC-Website zu sehen, ist doch der japanische Verband für über eine Million der insgesamt 1,7 Mio. Unique Visitors im AFC-Bereich verantwortlich. Dies sieht man dann auch bei der Anzahl der Besucher der AFC-Website, die nur vor Ozeanien liegt, sodass dies zur Interpretation führt, wonach das Interesse am Fußball im Internet in Asien hauptsächlich auf Japan beschränkt ist.



15 der am meisten besuchten Websites kommen aus dem europäischen Bereich, zwei aus Südamerika, zwei aus Mittel- und Nordamerika sowie eine aus Asien, womit abermals die Dominanz Europas untermauert wird. Der Afrika Cup konnte also keine afrikanische Nation in die Top 20 hieven. Überdies sind mit Israel, Ungarn, Finnland und Norwegen überraschend Länder vertreten, die nicht an den letzten vier WM-Endrunden teilnahmen.

Christoph Trompeter, abseits.at

Christoph Trompeter

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