Der FC Bayern startete mit einem souveränen 4:0-Sieg gegen den Zweitligisten SSV Ulm in die DFB-Pokalsaison und steht auch in der Liga mit der... Vincent Kompany: So funktioniert der FC Bayern unter dem neuen Trainer

Der FC Bayern startete mit einem souveränen 4:0-Sieg gegen den Zweitligisten SSV Ulm in die DFB-Pokalsaison und steht auch in der Liga mit der vollen Punkteausbeute nach drei Spielen an der Tabellenspitze. Vincent Kompany schaffte es in seiner kurzen Amtszeit, den großen Stars der Bayern seine Spielphilosophie deutlich zu machen. Die Spielidee des Belgiers scheint in der frühen Phase der Saison wunderbar zu funktionieren, was gerade beim 9:2-Spektakel gegen Dinamo Zagreb in der Königsklasse deutlich wurde.

Die vergangene Spielzeit war eine Saison zum Vergessen für den deutschen Rekordmeister, denn am Ende standen die Bayern das erste Mal seit elf Jahren ohne einen einzigen Titel da. Solch eine Saison darf sich aus Sicht der Bayern-Bosse nicht wiederholen, weshalb sie mit der Verpflichtung von Kompany, der auf der Cheftrainer-Position noch relativ unerfahren ist, ein hohes Risiko auf sich genommen haben. In den Medien war Kompany und die Vereinsführung zunächst großer Kritik ausgesetzt, doch mit dem gelungenen Saisonstart wies der Belgier die Kritik eindrucksvoll zurück.

Kompanys klarer Offensivplan in München

Bemerkenswert dabei ist die Art und Weise, wie er seine Mannschaft einstellt, denn im Vergleich zu dem Team, das unter Thomas Tuchel auf dem Rasen stand, agieren die Münchner unter Kompany wesentlich aggressiver und offensiver. Tuchel legt in seiner Spielweise großen Wert auf defensive Stabilität und positionsbezogenes Spiel, bei dem jeder Akteur seine festgelegte Position hat und diese auch mit hoher Positionstreue ausfüllen sollte. Die Defensive der Münchner war unter seiner Leitung allerdings alles andere als sattelfest und auch die Spieler waren teils mit ihrer zugeteilten Rolle unzufrieden. Unter Kompany gestaltet sich das Spiel der Münchner bisher mit einer klaren offensiven Spielidee, die eine hohe Intensität von allen Spielern auf dem Platz fordert.

Der 38-jährige Belgier will, dass seine Mannschaft, sobald sie in Ballbesitz kommen, sofort Gefahr für das gegnerische Tor ausstrahlt. Tuchel wurde häufig für seinen langsamen Spielstil kritisiert, bei dem häufig der Weg nach hinten gesucht wurde und der Offensivgedanke unterdrückt wurde. Dieses Spiel hat der deutsche Rekordmeister in den bisherigen Begegnungen abgelegt und agiert weitaus offensiver. Anstelle des Passes in die Abwehrreihe oder gar zum Schlussmann, suchen die Spieler die Lösung im vertikalen Spiel nach vorne, was eine hohe Laufbereitschaft fordert. Immer wieder sticht ein Mittelfeldakteur in die Spitze hinein, um eine weitere Anspielstation herzustellen.

Häufig ließ Kompany seine Bayern im gewohnten 4-2-3-1-System auflaufen, wodurch die Münchner durch das kompakte, massige Mittelfeld das Spiel diktieren können. Im zweiten Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg stellte der ehemalige Starspieler von Manchester City auf eine Dreierkette um und ließ sein Team bei Ballbesitz in der Grundordnung 3-2-4-1 starten, in der Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic das defensive Zentrum bildeten. Bei gegnerischem Ballbesitz ließ sich Kimmich häufig auf die rechte Verteidigerposition fallen, um mit Dayot Upamecano, Min-jae Kim und Raphaël Guerreiro eine Viererkette zu formieren. Diese Taktik ging für die Münchner beim 2:0-Sieg komplett auf.

Strukturierte Rollenzuweisung für jeden Spieler

Der FC Bayern bekommt durch die Führung des Belgiers Konstanz in den Kader, denn in der Innenverteidigung entschied sich Kompany bisher immer für Upamecano und Kim, während Eric Dier nur die Reservistenrolle bleibt. Ähnlich gestaltet es sich im Mittelfeld, in dem ÖFB-Legionär Konrad Laimer und Leon Goretzka zumeist Zuschauerrollen bleiben. In der Offensive gibt es kein Vorbeikommen an Harry Kane, während Top-Talent Jamal Musiala auf der Spielmacherposition gesetzt ist und wichtige Freiheiten bekommt.

Lediglich die Schienenspieler wurden in den bisherigen Partien stets leicht abgeändert: So startete im ersten Bundesligaspiel Alphonso Davies auf der linken Flügelverteidigerposition, dann wieder der routiniertere Guerreiro. Auf der rechten offensiven Seite teilten sich bislang Neuzugang Michael Olise und Serge Gnabry die Einsatzzeit. Thomas Müller fungiert weiterhin als Joker und nutzt seine Chancen konsequent.

Kompany: Kommunikativ, ehrlich, ehrgeizig

Für Vincent Kompany liegt der Weg, sich Respekt und Vertrauen zu verdienen, in der Ehrlichkeit und der offenen Kommunikation. Der Belgier verfolgt einen klaren Kommunikationsplan, den er auf dem Platz, in Videoschulungen oder durch Gesten deutlich macht. Für ihn geht es darum die Meinung offen zu äußern und die Spieler miteinzubeziehen, auch wenn er weiß, dass er nicht bei allen Spielern des großen Kaders beliebt sein kann. Auch deshalb ist gute Kommunikation enorm wichtig.

Der Belgier konnte selbst in seiner aktiven Spielzeit unter großen Trainern und mit starken Spielerpersönlichkeiten arbeiten, was ihm auch in seiner Entwicklung als Trainer weitergeholfen hat. Für ihn steht immer die Mannschaft im Vordergrund. „Mit dem Alter kommt auch die Reife. Man durchläuft einen Wandel: Zunächst will man selbst der Stärkste, Schnellste und Wichtigste im Team sein. Mit der Zeit möchte man jedoch andere besser machen, beruhigend oder motivierend wirken“, so der Coach. Verfolgt Kompany weiter seine Spielphilosophie, dann steht ihm neben einer großen Spielerkarriere auch eine großartige Trainerkarriere bevor.

Andreas Nachbar

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