Monatelang hat er sich gezogen, der Wechsel von Dan Ashworth zu Manchester United. Nun ist der Deal unter Dach und Fach und eine Einigung... Manchester United und der wichtigste Transfer des letzten Jahrzehnts

Monatelang hat er sich gezogen, der Wechsel von Dan Ashworth zu Manchester United. Nun ist der Deal unter Dach und Fach und eine Einigung zwischen Manchester United und Newcastle United erfolgt. In Manchester spricht man bereits jetzt vom wichtigsten Transfer des letzten Jahrzehnts.

Führte Brighton und Newcastle zu Erfolgen

Junge Spieler, aufstrebende Talente, Blick außerhalb der Topligen, nicht überbezahlen. Die Transferpolitik von Dan Ashworth steht vor allem für eines: eine klare Philosophie. Sie ist außerdem komplett konträr zu dem, was Manchester United die letzten Jahre am Transfermarkt (nicht) gemacht hat.

Ashworth setzt auf junge Spieler mit Potenzial, die man für vergleichsweise geringes Geld bekommen kann. So gilt Ashworth etwa als Entdecker von Alexis MacAllister, Moises Caicedo, Karou Mitoma, Marc Cucurella, Nick Pope, Sven Botman, Anthony Gordon, Alexander Isak, Tino Livramento und Harvey Barnes. Spieler die vorher nur wenige auf der Rechnung beziehungsweise schon abgeschrieben hatten.

Wenn nötig, scheut der Engländer aber auch nicht davor zurück das ganz große Portemonnaie auszupacken: Für Alexander Isak, der einst bei Borussia Dortmund keinen bleibenden Eindruck hinterließ, blätterten die Magpies 2022 satte 70 Millionen Euro Ablöse auf den Tisch. An Kritik mangelte es damals nicht. Im Sommer 2024 sah das schon wieder ganz anders als, als der FC Chelsea dem Vernehmen nach bereit war 130 Millionen Euro für den Schweden auf den Tisch zu legen.

Ohne Zweifel: Ashworth hat ein Gespür für gute Spieler und ein gutes Händchen in Sachen Verhandlungen.

Seit Februar 2024 im Gardening Leave

Nachdem Ashworth im Februar 2024 den Wunsch geäußert haben soll zu Manchester United zu wechseln, wurde er in Newcastle umgehend vom Dienst freigestellt.

Was folgte war ein monatelanges Hickhack um einen möglichen Transfer. Als Ablösesumme für den 53-jährigen Engländer standen zwischenzeitlich sogar 20 Millionen Euro im Raum, Manchester United soll aber lediglich bereit gewesen sein knapp 3 Millionen Euro zu bezahlen.

Mit Ashworth in eine neue Zeitrechnung

Anfang Juli dann die Einigung. Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart. Was sich aber zeigt: Manchester United geht nicht zuletzt mit dem Abwerben von Dan Ashworth in eine neue Zeitrechnung.

Seit der Anteilsübernahme von Ratcliffe, die ihm das letzte Wort in Sachen sportlichen Entscheidungen gibt, hat der Rekordmeister seinen Fokus nicht auf neue Spieler, sondern auf ein neues Front Office gerichtet.

Mit Omar Berrada wurde vom Stadtrivalen Manchester City ein neuer CEO verpflichtet, Jason Wilcox als neuer Technischer Direktor aus Southampton geholt, Christopher Vivell fungiert als neuer Head of Scouting und kam via Chelsea und Leipzig nach Manchester und nun folgt Dan Ashworth.

Was genannte Personen vereint: Sie sind allesamt absolute Fachmänner und in England anerkannte Experten. Die Red Devils erleben sozusagen einen Paradigmenwechsel: Versuchte man in Manchester in den letzten Jahren aus den eigenen Reihen Führungspositionen zu besetzen, so holt man nun gezielt erfolgreiche Macher von anderen Klubs.

Fakt ist: Mit diesem Transfer zeigt Jim Ratcliffe wohin die Entwicklungen der Red Devils gehen soll. Der Rekordmeister startet ohne jeden Zweifel in eine neue Ära und gleich zu Beginn hat Ratcliffe die Versäumnisse des letzten Jahrzehnts korrigiert und die sportliche Führung umgekrempelt.

Schwierige Aufgabe

In Manchester folgt Dan Ashworth auf John Murtough, der einst von David Moyes vom FC Everton zu Manchester United gelotst wurde und seit 2020 für die Transfergeschicke des englischen Rekordmeisters verantwortlich war.

Mit mäßigem Erfolg: Allein in den Saisonen 2022/23 und 2023/24 investierten die Red Devils mehr als 400 Millionen Euro. Das Ziel im Kampf um die Meisterschaft ein Wörtchen mitzureden, wurde jedoch klar verfehlt. In der abgelaufenen Saison reichte es gar nur für Platz 8.

Die Transferpolitik des Rekordmeisters war in den letzten Jahren desaströs. Teure Einkäufe, Spieler, die oftmals nicht überzeugen konnten und negative Transferbilanzen in Serie.

Ashworth muss nun einen kompletten Umbruch vollziehen. Kein leichtes Unterfangen, auch weil der Klub aus dem Old Trafford in Sachen Financial Fair Play Ungemach drohen könnte, spart man nicht dringend ein.

Bereits bei Zirkzee und Yoro die Finger im Spiel

Manchester United war im Sommertransferfenster frühzeitig aktiv und holte Joshua Zirkzee für 42 Millionen Euro aus Bologna und Leny Yoro für 62 Millionen Euro aus Lille.

Der erst 18-jährige Leny Yoro soll der Abwehr nun neue Stabilität verleihen. Jene Abwehr, die in den letzten Jahren als Achillesferse des Klubs galt. Der Franzose gilt als einer der talentiertesten U20-Innenverteidiger der Welt und dem Vernehmen nach gelang es den Red Devils Yoro, der anscheinend schon mit Real Madrid einig war, in letzter Sekunde von einem Transfer ins Old Trafford zu überzeugen. Unglücklich: Yoro wird dem Vernehmen nach bis mindestens Oktober mit einer Verletzung, die er sich in der Vorbereitung zugezogen hat, ausfallen.

Der 23-jährige Zirkzee war integraler Bestandteil eines starken FC Bologna und soll Rasmus Hojlund im Sturmzentrum entlasten beziehungsweise als hängende Sturmspitze für zusätzliche Akzente in der Offensive sorgen. Nach einer starken Saison in Norditalien wurden bereits Vergleiche mit Zlatan Ibrahimovic und Ronaldinho angestellt, denn Zirkzee, der vor Jahren treffsicherer Backup von Lewandowski bei den Bayern war, hat seine Stärken eher als Vorbereiter und lässt sich gerne etwa zurückfallen. Der Transfer kam wohl genau zur richtigen Zeit, denn aktuellen Medienberichten zu Folge, wird Hojlund den Red Devils verletzungsbedingt sechs Wochen fehlen.

Beide Transfers sind jedenfalls nach dem Geschmack von Neo-Sportdirektor Dan Ashworth und er soll an beiden Transfers maßgeblich beteiligt gewesen sein.

Transfer des Sommers?

Aus der Sicht der Red Devils: Ja. Denn seit dem Abgang von Sir Alex Ferguson agierte man im Old Trafford ohne Transferplan und fiel in der Regel durch Transfers auf, die viele nur den Kopf schütteln ließen.

Sancho, Antony, Casemiro, Mount und Di Maria sind da nur wenige Beispiele, die zeigen: Namen waren wichtiger als das Erkennen von Potenzial in jungen Spielern oder der Frage, ob ein Spieler überhaupt auf Grund seines Spielstils oder Charakters zur Mannschaft passt. Man denke nur an die mehr als unglücklich Rückkehr von Cristiano Ronaldo ins Old Trafford.

Mit Ashworth kommt nun ein Fachmann, der bei Brighton bewiesen hat, dass er aus wenig viel machen kann und bei Newcastle United gezeigt hat, dass auch seine teuren Transfers sitzen.

Überspitzt formuliert: Mit dem Transfer von Ashworth vermelden die Red Devils den besten Neuzugang seit Jahren und dieser Transfer wird dem Klub mehr weiterhelfen als jeder Spielertransfer.

Patrick Stummer, abseits.at

Patrick Stummer

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