Sobald die Bundesligisten die europäische Bühne betreten, wird häufig schnell klar, dass das, was am Wochenende glänzt, selten echtes Gold ist. Obwohl es niemand... Abgehängt: Wie kann die Bundesliga wieder an die internationale Spitze anknüpfen?

Sobald die Bundesligisten die europäische Bühne betreten, wird häufig schnell klar, dass das, was am Wochenende glänzt, selten echtes Gold ist. Obwohl es niemand hören will, wäre der deutsche Fußball ohne den FC Bayern München längst auch offiziell zweitklassig. Nur der deutsche Rekordmeister und Bayer Leverkusen haben es in diesem Jahr ins Viertelfinale des internationalen Fußballs geschafft. Der deutsche Fußball befindet sich in der Krise.

In den internationalen Wettbewerben treffen die leistungsstärksten Mannschaften des Kontinents aufeinander. Kein Wunder, dass die Leistungsdichte besonders hoch ist. Das macht die europäischen Wettbewerbe auch für Sportwetten ausgesprochen attraktiv. In den hochklassigen Partien locken Buchmacher mit Wetten live, lukrativen Quoten und hohen Gewinnen. Erfolge wollen in Zukunft auch die deutschen Bundesligisten in Europa wieder feiern. Doch das aktuelle Abschneiden der deutschen Klubs auf europäischer Ebene zeigt deutlich, wie schwach die Bundesliga geworden ist.

Nicht nur, dass ein Großteil der deutschen Mannschaften im internationalen Wettbewerb bereits frühzeitig die Segel streichen musste, sondern auch die Art und Weise, wie chancenlos RB Leipzig beim 0:7 gegen Manchester City oder auch Eintracht Frankfurt beim 0:3 in Neapel waren, macht stutzig. Dementsprechend stellt sich die Frage: Wie gelangen die deutschen Mannschaften wieder an die Spitze des europäischen Fußballs?

Die Macht des Geldes: die Elite im europäischen Fußball

Insbesondere im wichtigsten Wettbewerb, der UEFA-Champions League, wird der Abstand zum europäischen Spitzenfußball deutlich. In diesem Jahr gibt es hier keine positiven Überraschungen. Mit dem deutschen Rekordmeister FC Bayern München hat es nur einer der fünf deutschen Starter hat es ins Viertelfinale geschafft. Im Achtelfinale wurde das Starensemble von Paris Saint-Germain ausgeschaltet. Einmal mehr hat sich die Mannschaft von Trainer Christophe Galtier nicht als die oftmals angepriesene Weltmannschaft erwiesen.

Trotz des enttäuschenden Ausscheidens des finanzstarken Klubs aus der französischen Hauptstadt spielen die Finanzen in der Krise der deutschen Fußball-Bundesliga eine große Rolle. Die deutsche Bundesliga, die spanischen La Liga, die italienische Serie A und die englische Premier League nehmen allein durch Fernsehgelder mehrere Milliarden Euro ein. In den letzten 30 Jahren sind auch die Ablösesummen stark gestiegen, insbesondere bei internationalen Top-Vereinen, die mehrere hundert Millionen Euro für Transfers ausgeben können. In Deutschland kann nur der FC Bayern bei solchen Summen mithalten.

Finanzkraft als ausschlaggebender Unterschied

Obwohl die deutschen Vereine auf nationaler Ebene überzeugen, konnten die Bundesligisten auf der internationalen Bühne in den letzten Jahren selten Fuß fassen. Einer der Hauptgründe hierfür ist zweifellos die finanzielle Überlegenheit der anderen Top-Ligen. Die Tatsache wird durch die Fernsehgelder verdeutlicht, von denen die Bundesliga etwa 1,5 Milliarden Euro erhält und damit den drittgrößten Anteil in Europa hat. Die englische Premier League übertrifft diese Summe jedoch mit rund 3,5 Milliarden Euro deutlich und erhält über eine Milliarde Euro mehr als die auf zweitplatzierte spanische La Liga.

Hinter vielen internationalen Top-Klubs stehen häufig auch Investoren, die eine entscheidende Rolle spielen. Besonders in England stehen verschiedene Milliardäre als Finanzkraft hinter den großen Klubs. Auch bei PSG spielt Geld dank der Unterstützung aus Katar mittlerweile kaum noch eine Rolle. So lehnte der Klub ein Angebot von bis zu 200 Millionen Euro von Real Madrid für Topstürmer Kylian Mbappé einfach ab. In England werden keine vielversprechenden Nachwuchsspieler mehr für moderatere Beträge erworben, sondern Verstärkungen kosten gerne mehr als 100 Millionen Euro. Nur Bayern München könnte sich in der Bundesliga in diesen Dimensionen bewegen, hat jedoch oft betont, nicht bereit zu sein, so viel Geld für einen Spieler auszugeben.

Ein strukturelles Problem: die Bundesliga ist nicht allein!

Die anderen deutschen Bundesligisten sind nicht in der Lage, Transfers in dieser Größenordnung zu tätigen. Vielmehr geht es für diese Vereine darum, durch eine gute Talentförderung und hervorragendes Scouting eine international wettbewerbsfähige Mannschaft aufzubauen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich dies in absehbarer Zukunft ändern wird. Daher werden Vereine, die in der Bundesliga oder im DFB-Pokal erfolgreich sind, eher als Ausbildungsstätten für die großen Namen im Weltfußball betrachtet werden müssen.

Nur Bayern München gehört in dieser Hinsicht zu den großen Clubs. Es ist bedauerlich, aber im Grunde genommen kann den anderen deutschen Vertretern gar kein großer Vorwurf gemacht werden. Niemand erwartet von Mannschaften wie dem SC Freiburg oder Union Berlin, dass auf internationaler Ebene große Erfolge erzielt werden: Für die Freiburger von Trainer Christian Streich war das Team von Juventus Turin einfach zu erfahren und abgebrüht. Und auch den Eisernen aus Berlin wurden am Ende deutlich die eigenen Grenzen aufgezeigt.

Natürlich könnte man das Fehlen von fußballerischen Tugenden wie Athletik, Physis und Siegermentalität als Gründe aufführen. Allerdings gelten vor allem strukturelle Probleme als Ursache für die aktuelle Krise des deutschen Fußballs. So ist die bereits aufgezeigte Verteilung der Gelder im europäischen Fußball seit Jahren ungleich. Die finanziell überlegene Premier League kann niemand mehr wirklich einholen – und das betrifft nicht nur die deutschen Teams.

Auch die spanische La Liga kann sich fast nur noch auf Real Madrid verlassen. Frankreich hängt ohne PSG völlig ab. Europameister Italien ist zum ersten Mal seit mehr als 15 Jahren wieder mit drei Klubs im Viertelfinale der UEFA-Champions League vertreten. Hier muss sich erst zeigen, wie nachhaltig der italienische Erfolg ist. Damit die Bundesliga wieder mithalten kann, müssen im europäischen Fußball grundlegende Veränderungen stattfinden.

Fazit: Weg aus der Krise

Um den finanziellen Abstand zu den anderen Ligen zu überbrücken, setzen Bundesligisten vermehrt auf den verstärkten Einsatz von jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Vielerorts ist die Suche nach Lösungen in der Jugendförderung ausgebrochen. Obwohl die Basis der deutschen Klubs vielversprechend ist, haben andere Nationen in der Talentförderung und Infrastruktur nachgezogen und der Markt ist mittlerweile hart umkämpft. Daher ist ein noch besseres und intensiveres Scouting wichtig, um Talente frühzeitig an den Verein zu binden, um mit einem hochtalentierten und wettbewerbsfähigen Team an die Spitze des internationalen Fußballs zurückzukehren.

Andernfalls wird es ohne den FCB in der UEFA-Champions League kaum noch nennenswerte deutsche Erfolge geben. Es wird auf lange Sicht auch notwendig sein, andere Finanzquellen zu erschließen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga im internationalen Vergleich zu gewährleisten. Eine Erhöhung der Einnahmen durch Fernsehgelder oder die Aufweichung der 50+1-Regel stehen seit längerer Zeit im Raum. Es wird spannend zu sehen sein, was sich die Bundesliga einfallen lässt, um den Abstand zur internationalen Spitze in Zukunft aufholen zu können.

Erwin Novotny