Toni Polster gehört zu jenen Persönlichkeiten Österreichs, die sowohl während als auch nach seiner Karriere in der heimischen Fußballszene stets für ausreichend Gesprächsstoff sorgten.... CBD im Fußballsport – heikel oder hilfreich?

Toni Polster gehört zu jenen Persönlichkeiten Österreichs, die sowohl während als auch nach seiner Karriere in der heimischen Fußballszene stets für ausreichend Gesprächsstoff sorgten. Seit dem Jahr 2010 ist er auch als Trainer tätig und konnte sich damit einen Lebenstraum erfüllen. Doch nicht nur in Zusammenhang mit dem runden Leder genießt er Legendenstatus. Als der von ihm trainierte Klub Viktoria Wien im Jahr 2017 eine besondere Ankündigung vornahm, konnte er wohl auch eine andere, ganz spezielle Szene für sich gewinnen. Mit “Flowery Field GmbH” wurde ein CBD-Produzent als neuer Hauptsponsor präsentiert – eine Premiere in der heimischen Fußballlandschaft. Trotz einiger Unkenrufe zeigte sich der Trainer des Unterhaus-Klubs begeistert. “„Das Prinzip der Offenheit betrifft auch unsere Sponsoren. Wir haben mit dem Verkauf von Hanfstecklingen an Erwachsene kein Problem. Flowery Field ist ein Vorzeigeunternehmen und steht als Produzent für Medizinalhanf am Start. Wir freuen uns über diese Verbindung“.

“Keine Macht den Drogen” -solche und ähnliche Shirts prägten jahrelang die Trikotaufschrift vieler Spieler im deutschsprachigen Raum. Seitdem die Forschung in Sachen Cannabis bzw. CBD jedoch neue Entwicklungen einschlug, wird diese Thematik in Zukunft von einigen Profis wohl anders aufgegriffen. Tage wie aus dem Jahr 2003, in welchen der damals noch für die deutsche U-20-Auswahl spielende Alexander Walke wegen Cannabiskonsums dem “Doping” überführt wurde, sind längst passe. Wissenschaftlich bereits nachgewiesene Wirkungen machen die Substanz für Fußballer und andere Athleten interessant. “In Form eines Öl kann die Nutzung von CBD beispielsweise den Schlaf fördern und auch die Phasen der Regeneration wesentlich zielführender gestalten. In Österreich, Deutschland und vielen anderen Ländern kann es daher legal als Nahrungsergänzungsmittel erworben werden”, schildert Leonie Nussbaum vom “SUPPLEMENTBIBEL”-Magazin, welches sich intensiv mit den Themen CBD und Nahrungsergänzungsmittel beschäftigt.

Dass CBD allerdings auch im Falle gröberer Beschwerden helfen kann, macht die Substanz für den Fußballsport umso interessanter. Die Linderung von Schmerzen, die verzögerte Ausbreitung von Entzündungen – diese und weitere Faktoren führten dazu, dass auch die weltweite Doping Aufsicht (WADA) CBD bzw. Cannabis 2017 von der Liste verbotener Substanzen strich und den Weg für neue Heilmethoden eröffnete. Solange die oft beigemischte, psychoaktive Substanz “THC” nicht nachgewiesen werden könne, ist CBD als Supplement zugelassen.

Trotz dieser Entwicklung gibt es nach wie vor wenige Profis, die offen ihren Cannabiskonsum thematisieren. Zugeständnisse in diesem Zusammenhang finden sich vermehrt eher von jenen Spielern, die ihre aktive Karriere bereits abgeschlossen hatten. Der deutsch-brasilianische Ex-Profi Marcelo Pletsch, der für Kaiserslautern und Gladbach tätig war, gehörte dazu – und wurde seinerseits sogar wegen illegalen Handels ins Gefängnis. Ebi Smolarek, unter anderem für Borussia Dortmund und Feyenoord Rotterdam tätig, wurde 2002 aufgrund von Cannabis vom Verein gesperrt. Rechtlich gesehen gibt es für solche Fälle nun mittlerweile keine Grundlage mehr. Während Profis des American Football, Basketball und auch anderen Sportarten bereits offen zum Konsum stehen, wird diese Entwicklung wohl auch bald flächendeckend im Fußball stattfinden – Beispiele a la Toni Polster mit seiner Wiener Viktoria könnten dabei als Inspiration dienen.

Erwin Novotny