Es ist unumstritten, dass der vierfache Weltmeister seinen alten Glanz noch nicht wiedererlangt hat. Doch noch bis vor Kurzem schien es so, dass sich... Nordmazedonien gewinnt gegen Deutschland – und zwar verdient

Es ist unumstritten, dass der vierfache Weltmeister seinen alten Glanz noch nicht wiedererlangt hat. Doch noch bis vor Kurzem schien es so, dass sich die deutsche Nationalelf langsam wieder erholt. Das (Trauer-)Spiel gegen Nordmazedonien kündigt nun von dem Gegenteil: Strategische Fouls, die zu nichts führen und Stürmer, die über den Ball fallen. Da wären die Spieler bei PlayAmo besser aufgehoben.

Zusammenfassung des Spiels

Bundestrainer Joachim Löw weiß anscheinend schon, wer seine Startelf werden soll. Er hat lediglich Torwart und Linksverteidiger ausgewechselt. Es stellt sich die Frage, ob die Mannschaft das auch mitbekommen hat. Anfangs dominierte die deutsche Seite das Spiel noch. Der Treffer von Pandev in der zweiten Nachspielminute der ersten Halbzeit wendete das Blatt. Auch, wenn Gündogan in der 63ten Minute mit einem versenkten Foulelfmeter den Ausgleich für Deutschland schaffte, wackelte sich das Team regelrecht durch das Spiel. Sie entgingen einem Elfmeter nach einem absichtlichen Handspiel von Emre Can. Eine riesige Chance wurde dadurch vertan, dass Timo Werner regelrecht seine Füße verwechselte. Dieser Fehler ist für den Stürmer mit hervorragenden Torjägerqualitäten eigentlich ungewöhnlich. In der letzten Saison bei Leipzig hatte er 34 Treffer von 45 Pflichtspielen. Der Stolperer sei laut Bundestrainer der “Wendepunkt für die Mannschaft” gewesen. Elmas sorgte letztendlich in der 85ten Minute für Nordmazedoniens Siegtreffer.

Kurz: Nordmazedonien hat verdient gewonnen.

Abschiedstour von Joachim Löw

Dies war das letzte Qualifikationsspiel von Joachim Löw. Der 61-jährige wird in vier Monaten seinen Posten verlassen. Unter Löw erreichte Deutschland das Finale der Euro 2008 sowie die Halbfinals der WM 2010 und der EM 2012, bevor es 2014 schließlich die vierte Weltmeisterschaft für Deutschland gewann. Doch Löws Ruf als fortschrittlicher, moderner Trainer hat seitdem Schaden genommen, vor allem nach dem demütigenden Ausscheiden Deutschlands in der Gruppenphase der Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Viele sehen den Fehler bei Löws langem Kampf mit der Mittelstürmerposition. Viele Kandidaten hatten es unter ihm als Bundestrainer schwer, wahrgenommen und dann auch gewürdigt zu werden. Das führte zwangsläufig zu suboptimaler Chancenverwertung. Dadurch traf die Offensive, wie Bayern-Angreifer Gnabry umso mehr Verantwortung.

Ausblick auf die nächsten Spiele

Die Euros stehen kurz bevor. Die Leistungen der Nationalelf auf dem Spielfeld sind jedoch immer noch viel zu unberechenbar. Die Mannschaft hat sich von Russland und Spanien nicht so sehr erholt wie gehofft. Vielleicht löst sich das Problem aber von selbst. Bei den Gegnern in den Euros warten mehr Räume als in der WM-Qualifikation. Werner, Sané und Gnabry werden Platz finden für ihr Tempo, ihre intelligenten Laufwege. Bis dahin muss das Team weiter an Feinheiten arbeiten, um tief stehende Gegner zu bespielen.

Erwin Novotny