Mit dem 1:1 beim LASK lässt Rapid den heißesten Konkurrenten um den zweiten Platz weiterhin hinter sich und bleibt damit durchgängig seit der 13.... 1:1 beim LASK: Rapids Zentrumsproblem mittlerweile ein Negativtrend

Mit dem 1:1 beim LASK lässt Rapid den heißesten Konkurrenten um den zweiten Platz weiterhin hinter sich und bleibt damit durchgängig seit der 13. Runde Zweiter. Auch wenn das Remis in Pasching leistungsgerecht war, wäre für Rapid mehr drin gewesen – wäre da nicht das Zentrumsproblem, das sich momentan als negativer Trend herausstellt.

Didi Kühbauer entschied sich in Oberösterreich für ein 4-2-3-1-System, in dem Christoph Knasmüllner erstmals seit dem 2:4 in Salzburg am 21. Februar in die Startelf rutschte. Der 28-Jährige hatte gegen den LASK zuletzt immer außerordentlich gut gespielt und mit dem gestrigen Spiel nun viermal hintereinander gegen die Linzer getroffen. Darüber hinaus gab es keine Überraschungen – auch Mateo Barac rückte erwartungsgemäß neben dem ebenfalls zurückgekehrten Maximilian Hofmann in die Innenverteidigung zurück und sollte für die planmäßigen, häufigen Mittelfeldüberbrückungen sorgen.

Offensiv asymmetrischer LASK

Der LASK wiederum lief in einem 3-4-3-System auf, das vor allem offensiv asymmetrisch geprägt war, zumal Michorl als etatmäßiger Linksaußen aufgeboten wurde. Sein Pendant auf der rechten Seite, Thomas Goiginger, erzielte den Führungstreffer für die Thalhammer-Elf von einer Position, auf der man laut Aufstellung eher Michorl vermuten durfte. Mit diesen Einrückbewegungen und Diagonalläufen wollte der LASK die sonst sichere Viererkette Rapids stressen und in unangenehme Situationen bringen, was allerdings nicht häufig gelang.

Barac nur in wenige Duelle verwickelt

Die Abwehrspieler Rapids wiesen am Ende des Spiels allesamt eine positive Zweikampfbilanz auf. Zwei Aspekte in den Statistiken sind aber besonders auffällig: Einerseits wurde Maximilian Hofmann in 24 Duelle verwickelt, während sein Nebenmann Barac nur auf neun kam. Das hatte aus Sicht des LASK natürlich System, zumal man die Zweikampfstärke des Kroaten umgehen und stattdessen den physisch schwächeren Hofmann bespielen wollte. Zudem waren die Passwerte der Rapid-Verteidiger außergewöhnlich schlecht, was an der Herangehensweise im Spielaufbau lag.

„Hoch und weit“

Alleine Hofmann und Barac spielten zusammen 38 lange Bälle. Dies geschah einerseits, um das hohe Pressing des LASK durch Destruktivität im Keim zu ersticken, andererseits, weil das Überbrücken des Mittelfelds und die Suche nach Ercan Kara ein bewährtes Rapid-Konzept gegen die Linzer ist. Nicht um Kara in Abschlusssituationen bringen, sondern um für Ballsicherungen in höheren Zonen zu sorgen bzw. nach dem Gewinn des zweiten Balls schnell in die Tiefe zu kommen.

Hart arbeitender Kara ohne ausreichend Sicherheit am Ball

Die Duellstatistiken zeigen dies deutlich: Kara wurde in 34 Zweikämpfe und 15 Kopfballduelle verwickelt. Dies sind nicht seine höchsten Saisonwerte, aber im Vergleich mit sehr vielen anderen Stürmern der Liga dennoch äußerst hohe Zahlen. Knapp die Hälfte dieser Duelle konnte Rapids Brecherstürmer für sich entscheiden, allerdings kam er selbst nur auf eine einzige Ballsicherung, was wiederum ein schwacher Wert bei so vielen Duellen ist. Pässe spielte Kara nur 20 – es haperte an vorderster Front gegen die sehr körperlichen LASK-Verteidiger also an der Ballweiterverarbeitung, obwohl Kara körperlich alles entgegensetzte und gute Zweikampfwärte sammelte.

Knasmüllner-Position einige Meter zu „hoch“

Das wäre aber kein großes Problem gewesen, wenn stattdessen das zentrale Mittelfeld eingesprungen wäre und den Kampf um die zweiten Bälle konsequenter angenommen hätte. Der spätere Torschütze Knasmüllner agierte nicht ausreichend aus der Tiefe heraus, sondern eher als klassischer Zehner und in den Halbräumen. Hätte er sich in seiner Grundposition durchschnittlich ein paar Meter tiefer fallen lassen, hätte Rapid möglicherweise mehr Überladungsmomente im Zentrum gehabt.

Rapids Doppelsechs lässt völlig aus

So hing aber ausgesprochen viel an der Doppelsechs/Doppelacht, bestehend aus Dejan Ljubicic und Dejan Petrovic. Die beiden waren primär dafür verantwortlich, zweite Bälle zu erobern und möglichst direkt weiter zu verarbeiten. Aufgrund ihrer Positionen hatten die beiden Dejans das Spiel und damit auch die schnellen Rapid-Flügel vor sich und hätten dadurch die Tiefe ins Spiel bringen können, die Rapid schlussendlich fehlte. Zu wirklich vielen Möglichkeiten „tief zu spielen“, kamen die beiden aber ohnehin nicht, denn einerseits aus Leichtfüßigkeit, andererseits aus Unsicherheit lieferten sie sowohl in der Zweikampfführung, als auch in der Ballweiterverarbeitung eine unzureichende Leistung ab. Und dies war der Hauptgrund, warum Rapid nicht häufiger gefährlich wurde.

Ljubicic zu leichtfüßig und mit Katastrophenwerten

Dejan Ljubicic führte 16 Duelle und gewann davon nur zwei, also 12,5%, was eine katastrophale Statistik selbst für einen grundsätzlich spielerisch federführenden Sechser ist. In der gegnerischen Hälfte fand jeder zweite Pass des Kapitäns keinen Abnehmer und auch wenn er immer wieder Bälle sichern konnte, verschleppte er entweder das Spiel und machte es langsam, oder beging technische Fehler, etwa wenn er sich bei Dribblingansätzen den Ball zu weit vorlegte. Nicht nur gestern wirkte der 23-Jährige abwesend. In zahlreichen Aktionen präsentiert sich der im Sommer abwandernde Wiener zu leichtfüßig, völlig ohne Nachdruck, teils körperlos.

Petrovic in Ljubicic’ Windschatten

…und Dejan Petrovic lässt sich davon anstecken. Der Slowene gehörte zum Start in die Frühjahrssaison zu den besten Rapid-Spielern, verlor aber auch an Sicherheit, seit Ljubicic den nicht zu übersehenden Leistungsabfall verbuchte. Petrovic wirkt unentschlossen, spielt nicht schnörkellos, hat eine deutlich geringere Passqualität als noch vor einigen Monaten. Und ebenso wie Ljubicic gewinnt er das Gros seiner Zweikämpfe nicht. Für den LASK war es damit fast schon egal, welcher der beiden Rapid-Dejans das Pressing-Ziel sein sollte. Beide spielten unsicher, nicht körperlich genug, eroberten deutlich zu wenige Bälle. Auch Petrovic kam nur auf 29% gewonnene Duelle.

Rapids Sechser nicht proaktiv in der Suche nach Duellen

Auffällig war zudem, dass beide Spieler verhältnismäßig nur sehr wenige Zweikämpfe oder Kopfballduelle führten. Bei Ljubicic waren es 16, bei Petrovic 17. In einem Spiel, in dem weitgehend auf sauberen Aufbau verzichtet wird, um in viele Kämpfe um zweite Bälle zu kommen, müssen die Sechser bzw. Achter deutlich mehr Duelle führen oder sogar erzwingen. Stefan Schwab war hierfür stets ein typischer Spieler, der zwar nicht immer gute Werte mitnahm, dafür aber in sehr viele Duelle kam und damit auch die gegnerischen Zentrums-Pendants stresste.

Grgic als gutes Beispiel

Man muss aber nicht unbedingt auf Ex-Spieler zurückblicken, um einen guten Vergleichswert zu haben. So war die Zweikampfqualität der beiden LASK-Sechser Mads Emil Madsen, aber vor allem Lukas Grgic deutlich höher als die ihrer Gegenüber. Möchte man ein Gedankenspiel anstellen, so könnte man konstatieren, dass Rapids grundsätzlicher Plan mit Grgic anstelle von Ljubicic wohl aufgegangen wäre. Die Physis, die der 25-Jährigen den Linzern verlieh, ist genau das, was in Rapids Zentrum derzeit fehlt.

Vermeidbare Probleme

Dieses Zentrums-Problem ist nicht nur die Conclusio aus einem (auf dieser Position) schwachen Spiel, sondern mittlerweile ein Trend. Auch gegen Sturm Graz und vor allem gegen Salzburg waren dieselben Probleme zu beobachten. Für Rapid ist dies durchaus ärgerlich, zumal man trotz allem nicht ungefährlich war, gute Möglichkeiten vorfand, aber durch die Zentrumsprobleme nicht zu mehr potentiell torgefährlichen Szenen kam. Angesichts dessen, dass das Hauptproblem in dieser Zone derzeit in Physis und Einsatz liegt und dieselben Spieler dies außerdem in der Vergangenheit bereits gut umsetzten, ist dieses Ärgernis vermeidbar. Speziell Ljubicic sollte sich in seinen letzten Spielen in Grün-Weiß wieder auf das Wesentliche besinnen. Und falls nicht, stünde mit Srdjan Grahovac eigentlich eine Alternative parat, die Rapid diese nötige Physis gegen den Ball zurückgeben könnte…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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