Traditionsgemäß startet der SK Rapid mit der ersten Cup-Runde in die neue Saison. Anders als sonst ist, dass Rapid den Regionalligisten Wiener Viktoria heute... 11 Fragen und Antworten zur neuen Saison des SK Rapid

Traditionsgemäß startet der SK Rapid mit der ersten Cup-Runde in die neue Saison. Anders als sonst ist, dass Rapid den Regionalligisten Wiener Viktoria heute im heimischen Weststadion empfängt. Die Wiener stehen vor einer intensiven Saison und wir sehen uns vor dem ersten Spiel die wichtigsten Voraussetzungen an und spielen ein Frage-Antwort-Spiel mit uns selbst.

Wie sehen Rapids Ziele für die neue Saison aus und wie realistisch sind sie?

Zweimal hintereinander Zweiter, letztes Jahr in der Europa-League-Gruppenphase: Rapid hat zuletzt gut funktioniert und sich mit kleinen Schritten an Salzburg angenähert, wenngleich der Abstand weiterhin ein großer ist. Aber die Erfolge und die Entwicklungen der letzten Jahre werden auch die Messlatte für die neue Saison sein. Die Qualifikation für eine Gruppenphase ist essentiell, aber angesichts der zahlreichen Chancen und der Erfahrung Rapids mit Europacupspielen auch wahrscheinlich. Platz zwei in der Liga wird intern wohl das „Mindestziel“ sein, allerdings auch der wahrscheinlichste Ausgang. Salzburg wird weiterhin eine Nummer zu groß sein, aber eine weitere Annäherung ist möglich.

Was muss sich bei Rapid ändern, um sich weiter an Salzburg annähern zu können?

Was es braucht, ist noch größere Konstanz und Stabilität. Ausrutscher wie das 0:3 gegen die WSG Tirol im eigenen Stadion, oder ein 0:0 trotz einstündiger Überzahl in Altach müssen der Vergangenheit angehören. Rapid muss sich vom Rest der Konkurrenz emanzipieren, darf sich auch gegen die größeren Klubs wie Sturm, LASK oder in Derbys nicht mit Remis zufriedengeben. Um Salzburg näher zu kommen, müssen die Hütteldorfer primär alle anderen Gegner deutlicher hinter sich lassen. Selbst wenn es auch in der neuen Saison nicht zu einem ernsthaften Titelkampf in der Liga reichen würde, ist die nötige, größere Abstandsschaffung zu den „anderen“ die oberste Maxime.

Welche Personaländerung wiegt am schwersten?

Derzeit wohl noch keine. Rapid reagierte clever auf die Abgänge, ersetzte Barac durch Wimmer, Ritzmaier durch Ljubicic, installierte mit Grüll eine klare Verstärkung für die linke Außenbahn und erweiterte die Kaderdichte mit Jonas Auer auf links. Yusuf Demirs Abgang schmerzt, macht aber zugleich stolz. Klarerweise werden seine Jokerqualitäten abgehen, aber der 18-Jährige war noch nicht so stark im Team gefestigt, dass man von einem nicht zu ersetzenden Abgang sprechen müsste. Spannend wird es schließlich erst im August, wenn sich auch die Zukunft von Spielern wie Kara, Ullmann, Fountas oder Greiml entscheiden wird. Momentan ist Rapid eine eingeschworene Truppe, die keine negativen Auswirkungen auf ihre Automatismen befürchten muss.

Wie gut wird Rapid auf Abgänge reagieren können?

Es wird noch unweigerlich Abgänge im August geben, das steht außer Frage. Wie gut Rapid auf diese reagieren kann, wird unter anderem von der Europacup-Qualifikation abhängen. Eine fixe Teilnahme an einer Gruppenphase sorgt für Planungssicherheit, deshalb ist schon das erste internationale Duell in der neuen Saison von entscheidender Bedeutung. Ein Aufstieg würde Rapid in eine wesentlich bessere Planungssituation bringen und Druck von der sportlichen Führung nehmen. Aber auch das Abwerben von Schlüsselspielern könnte dadurch teurer werden. Eine offene Frage ist, für welche Position Rapid den verbliebenen Legionärsplatz nutzen wird. Wenn Ercan Kara wechselt, muss er wohl mit einem Legionär nachbesetzt werden. Ähnliches könnte für Ullmann gelten. Proaktive Transfers sind demnach vor diesen Entscheidungen nur schwer drin.

Wo braucht es noch Verstärkungen?

Insgesamt ist Rapid gut aufgestellt und hat auch ausreichend Flexibilität, um sämtliche Positionen in mehreren Systemen doppelt besetzen zu können. Handlungsbedarf könnte es dennoch im Mittelfeldzentrum geben. Hier fehlte es schon in der vergangenen Saison an Präsenz und Physis, vor allem wenn es gegen Salzburg ging. Einen Legionär für die Sechs zu verpflichten, ist aber momentan undenkbar, weil noch nicht klar ist, welche Spieler den Verein noch verlassen werden. Gesetz des Falles, dass ein gutes Angebot für Srdjan Grahovac eintrudeln würde, könnte man allerdings noch einmal nachrüsten. Auf sämtlichen anderen Positionen könnte Rapid im Bedarfsfall Position für Position ersetzen, ist aber wohl auch auf zumindest einen „Einheimischen-Kauf“ angewiesen.

Wird es systematische Änderungen geben?

Nein. Rapids Grundordnung ist weiterhin das 4-2-3-1 und es wird da und dort auf das alternative 3-5-2/3-6-1 zurückgegriffen werden. In der Dreierkette ist Rapid in der neuen Saison wohl sogar noch flexibler: Jonas Auer kann links ebenso als Flügelverteidiger aufgeboten werden wie Ullmann. Rechts ändert sich grundsätzlich nichts, wenngleich Stojkovic für besonders defensive Ausrichtungen ebenfalls als Flügelverteidiger aufgeboten werden könnte. Durch die Rückkehr von Christopher Dibon hat Rapid mehr Optionen für die inneren Positionen, Kevin Wimmer ist der pragmatischere Spieler als Mateo Barac, wird Rapid defensiv weiter stabilisieren.

Welche spielerischen Veränderungen darf man erwarten?

Die erwähnte Änderung in der Innenverteidigung – Wimmer statt Barac – deutet auf „ruhigeren“ Spielaufbau und weniger überbrückende Bälle und Diagonalpässe hin. Robert Ljubicic ist im Zentrum der etwas offensivere Spieler als sein Bruder Dejan, was Auswirkungen aufs Offensivpressing haben könnte. Gleichzeitig steht er seinem älteren Bruder physisch noch etwas nach, wodurch Rapid stärker auf Ballkontrolle setzen wird, anstatt im zweiten Drittel viele zweite Bälle zu erzwingen. In den Testspielen war zudem auffällig, dass Rapid noch etwas intensiver anläuft und das Offensivpressing konsequenter gestalten möchte. Hier wird es darauf ankommen, dass der mit dem Ball brandgefährliche Grüll auch gegen den Ball noch stärker wird bzw. schneller hinter den Ball kommt. Gerade gegen die angesprochenen „kleineren Gegner“ wird es nötig sein, die Pressingintensität in höheren Zonen weiter zu erhöhen und auch über längere Zeiträume durchzuhalten.

Wie geht es den Verletzten?

Rapid hat derzeit mit Philipp Schobesberger und Dalibor Velimirovic zwei Dauerverletzte, die sich wohl auch aufgrund der großen Konkurrenzsituation auf längere Sicht an die erste Elf heranpirschen müssen. Schobesberger hat es durch die Grüll-Verpflichtung ohnehin schwer, wieder in die Nähe der ersten Elf zu kommen und auch Velimirovic wurde im Zuge seiner Verletzungspause vom physischeren Schuster überholt. Die Hütteldorfer sind demnach nicht unmittelbar auf die Rückkehr eines dieser Spieler angewiesen und können der Sache gelassen entgegensehen.

Was ändert die (vorerst) wieder normalisierte Fan-Situation in den Stadien?

Hier handelt es sich aus vielerlei Gründen um ein großes Fragezeichen. Einerseits wird die Anwesenheit des Blocks bzw. allgemein ein volles Stadion Rapid kurzfristig einen ordentlichen Push geben. In den mühsameren Partien, etwa wenn man sich gegen kleine Klubs schwertut, Lösungen zu finden, könnte aber auch der Druck auf die Mannschaft wachsen. In der vorletzten Saison, als Rapid im Meisterplayoff sehr reaktiv agierte, hätte das Publikum in der einen oder anderen Partie mit Sicherheit Unmut geäußert. Kurzfristig ist es aber eindeutig ein Vorteil, dass Rapid wieder vor Fans spielen darf. Wenn sich die Mannschaft in einen Erfolgsflow spielt, könnte das Publikum auch mittel- bis langfristig wieder zu einem riesigen Asset für Rapid werden. Klar ist primär, dass die „neue“ Situation Rapid finanziell massiv entlasten wird. Offen ist hingegen, ob es aufgrund der steigenden Fallzahlen nicht wieder Einschränkungen geben wird. Dagegen ist man 2021/22 jedenfalls nie gefeit und bis zu einem gewissen Grad ist Rapid – so wie alle anderen Klubs – nur Passagier in der Pandemie.

Wer spielt seine letzte Saison für Rapid?

Bei Rapid laufen im Sommer 2022 gleich 13 Verträge aus. Kara, Fountas, Ullmann und Greiml sind bereits jetzt heiße Wechselkandidaten und man hätte nur noch zwei Transferperioden Zeit, um diese Spieler zu vergolden. Auch die Verträge der verletzten Velimirovic und Schobesberger laufen aus. Heiße Verlängerungskandidaten werden Strebinger, Stojkovic, Arase, Hofmann und Schick sein. Bei Dibon muss man – leider wie immer – die körperliche Stabilität abwarten. Eine weitere Verlängerung von Srdjan Grahovac ist hingegen unwahrscheinlich.

Welche jungen Spieler werden sich aufdrängen?

Aus der zweiten Mannschaft stiegen mit Angreifer Oliver Strunz und Innenverteidiger Marko Dijakovic zwei vielversprechende Talente auf, die allerdings auch noch in der zweiten Mannschaft spielen werden. Erste Bundesligaeinsätze sind aber definitiv im Rahmen des Möglichen. Lukas Sulzbacher ist bereits etwas etablierter und ein nicht unwichtiges Backup für die rechte Abwehrseite. In der zweiten Mannschaft ist mit dem 17-jährigen Jan Kirchmayer nur ein „Externer“ neu – dazu wurden sechs Spieler aus der U18 hochgezogen. Savic und Hajdari sind wieder feste Bestandteile der zweiten Elf. „Boys to watch“ sind diese Saison wohl auch Querfeld, Kanuric, Softic und Binder. Nicholas Wunsch muss sich als Leader der zweiten Mannschaft zu etablieren und hat definitiv noch Chancen in die „Erste“ aufzusteigen. Die letzte Chance auf einen Aufstieg und damit dauerhaften Profifußball haben wohl Eggenfellner, Moormann, Kocyigit und Zimmermann. Aber natürlich kann es gerade auf diesem Level immer schnell gehen…

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen