Der FC Wacker Innsbruck lebt auf hohem Niveau das Leben eines österreichischen Traditionsklubs – zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Die Tiroler... 12 Punkte zum Ersten, 14 zum Letzten – Wacker Innsbruck im Niemandsland der Tabelle

Der FC Wacker Innsbruck lebt auf hohem Niveau das Leben eines österreichischen Traditionsklubs – zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Die Tiroler hätten ja fast alles, was es braucht: Ein Monopol auf die Talente der Region, begeisterungsfähige Fans, ein schönes Stadion, einen großen Namen – leider fehlt für große Sprünge das Geld. Wird zehn Jahre zurückgeschaut, ist das kein allzu großes Manko…

Kaderplanung im heiligen Land

Nach dem guten sechsten Platz in der Vorsaison war eigentlich nicht viel zu tun. Einzig auf der Torwartposition herrschte Handlungsbedarf. Nachdem nicht nur Einsergoalie Pascal Grünwald (Austria) den Verein verließ, sondern auch die Backups Fabian Schumacher und Oldie Harald Planer, der seine Karriere beendete, musst gehandelt werden. Mit Szabolcs Safar wurde eine sichere Übergangs-Nummer-Eins geholt, dazu Markus Egger von „Schwesterverein “ WSG Wattens. Die Nummer zwei aus Tirol sicherte sich die Dienste der jungen Markus Obernosterer und Benjamin Pranter. Ex-Red Bull-Junior Harald Pichler wechselte für dringend benötigtes Geld nach Wien, zu Rapid. Ablösefrei ging Ernst Öbster, dessen Karriere in Grödig vielleicht wieder bergauf gehen wird.

Neben der Tormannproblematik wurde im Rahmen des klammen Budgets nachgebessert. Mathias Perthold kam aus Wattens, der hoch veranlagte Daniel Schütz aus Altach und der junge Fabian Hafner wurde endgültig von WAC/St. Andrä verpflichtet, nachdem er in der letzten Saison bereits ausgeliehen war. Ein Highlight ist der Name Gilewicz. Nein, „Radogoal“ hat nicht die Fußballschuhe wieder ausgepackt. Sohn Konrad wurde von Wacker II in den Profikader aufgenommen. Der Pole debütierte im Herbst im U20-Team seines Heimatlandes.

Walter Kogler hatte einen ausgeglichenen Kader zur Verfügung. Die Legionäre Bea, Merino (Spanien), Abraham und Svejnoha (Tschechien) sollten gemeinsam mit Leitwolf Schreter die junge Bande anführen und sie weiter bringen. Ob sich das auf Transfers wie Grünwald oder Pichler beziehen sollte oder doch auf höhere Sphären in der Tabelle, zeigte sich recht schnell.

Sechs Runden bis zum Crash?

Die Saison begann vielversprechend. Der wichtige Dreier in Kapfenberg zum Auftakt wurde dank einer starken ersten Hälfte eingefahren. Gegen Red Bull vergab Perstaller in der Nachspielzeit durch einen vergebenen Elfmeter einen möglichen Punktgewinn. Darauf folgten ein gutes Unentschieden gegen die Austria, ein weiteres torloses in Wiener Neustadt, ein unglückliches gegen die Admira und ein ärgerliches gegen Mattersburg. Die Mannschaft startete so lala. Gegen die direkten Konkurrenten aus dem Burgenland und Niederösterreich hätte mehr als jeweils ein Punkt heraus schauen können. Gegen die SV Ried kam in sieben dann der vermeintliche Crash. Chancenlos wurden die Tiroler im eigenen Stadion mit 0:5 heftig abgewatscht. Walter Kogler musste hart arbeiten, um nicht in eine Negativspirale zu kommen.

Big Points

Die Mannschaft reagierte richtig und erreichte in Graz ein 1:1-Unentschieden. Zwar war gegen die spielerisch immer besser werdenden Rapidler in der Woche darauf nicht mehr als eine 0:3-Heimniederlage drinnen, aber Rapid konnte auch nicht der Maßstab sein. Die Innsbrucker entledigten sich nämlich eine Runde später beim unproblematischen 3:1 gegen den KSV aller aufkeimenden Sorgen. Nach einem Auswärts-1:1 gegen die Bullen folgte ein zweischneidiger Rückschlag. Einerseits verlor man durch zwei sehr späte Tore in der Südstadt, andererseits hatte sich der Aufsteiger in unerwartete Höhen gespielt. Die wahren Gegner waren andere. Diese „Anderen“ kamen aus Wiener Neustadt und konnten recht komfortabel mit 2:0 geschlagen werden. Es zeichnete sich also ab, dass für weiter oben noch einiges fehlt, die Konkurrenz aus Wiener Neustadt, Mattersburg und Wiener Neustadt aber auf Distanz gehalten wird. Ein Big Point wurde allerdings ausgelassen. Nach klaren Siegen gegen St. Margarethen und Hellas Kagran war im Achtelfinale des ÖFB-Cups gegen Grödig Schluss – wenige Tage nach der bitteren Niederlage gegen die Admira.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer Richtung oben

Nach einem weiteren Remis gegen die Wiener Austria und Mattersburg fiel die Revanche in Ried ins Wasser. Ein spätes Tor von Meilinger verhinderte einen Punktgewinn. Doch die darauffolgenden Spiele ließen einen kleinen Keim Hoffnung aufkommen. Ein Sieg gegen Sturm, ein Unentschieden in Wien-Hütteldorf und ein weiterer Sieg gegen den KSV brachten die Schwarz-Grünen zum Ende der Spiele in Sommer und Herbst bis auf drei Punkte an Sturm Graz dran. Mit der ausgeglichenen Bilanz von fünf Siegen, neun Unentschieden und nur fünf Niederlagen sowie einer Tordifferenz von 20:24 machten die Innsbrucker doch einen Schritt nach vorne. Nach 20 Runden in der letzten Saison standen noch sieben Niederlagen zu Buche.

Koglers Rasenschach

Walter Kogler gehört sicherlich zu den talentierten Trainern im Alpenland. Der Kärntner vertraut meistens auf den Tschechen Abraham als Sechser vor der Viererkette, variert gerne zwischen 4-1-4-1 und 4-4-2 mit Raute. Merino ist die Rolle des Taktgebers in der Offensive zugedacht. Diese Ausrichtung ist natürlich dienlich gegen Teams, die nicht allzu viel nach vorne spielen. Gegen ein spielerisches und viel passendes Mittelfeld ist die Raute allerdings unzulänglich. Es ist kein Wunder, dass die Niederlagen gegen Ried, Rapid und die Admira passierten, zeichnen sich doch gerade diese durch ein gut geordnetes Mittelfeld aus.
Was in diesem System aber fehlt, ist der Knipser. In den Torschussstatistiken stehen die Innsbrucker dem Gegner nie signifikant nach, es wird zu wenig aus den Chancen gemacht. Merino ist als Spielmacher mit fünf Toren der beste Schütze des Vereins, Burgic und Perstaller netzten nur drei Mal. Während die Spielanlage also defensiv gut klappt – die in der Tabelle besser klassierten Admiraner und Grazer erhielten mehr Tore – läuft offensiv zu wenig Zählbares zusammen.

Highlight

Fünf Mal musste Wacker späte Treffer hinnehmen und vergab so leichtfertig wichtige Punkte. Gegen Sturm Graz in Runde 17 bewahrte Oldie Safar in den Schlussminuten die Innsbrucker aber vor einer Wiederholung dieses „Traumas“ und sicherte den ersten vollen Erfolg gegen eine Mannschaft aus höheren Tabellengefilden.

Fazit

Wacker Innsbruck entwickelt sich weiter. Nicht auszudenken, wo die Tiroler stünden, hätten sie einen Knipser in ihren Reihen. Die Abgänge konnten allerdings gut kompensiert werden und neben den Routiniers können sich junge Spieler gut entwickeln. Nachdem die Landeshauptstädter nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben werden und die vordersten Plätze wohl an andere Vereine gehen werden, kann und soll Walter Kogler jungen Spielern die Chance geben, sich zu beweisen. Der 21-jährige Villacher Christopher Wernitznig machte es vor. Doch nicht nur auf den Halbpositionen sollen sich die Spieler entwickeln, auch die Achse Bea-Abraham-Merino-Schreter wird nicht jünger – hier gilt es anzusetzen, Neues zu probieren, Mut zu beweisen.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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